Die auf OTC-X im ausserbörslichen Segment gehandelte Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG konnte in dem am 31. Oktober 2019 beendeten Geschäftsjahr 2018/2019 nahtlos an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen. Die Gesellschaft ist Betreiberin verschiedener touristischer Anlagen – insbesondere Transportanlagen (Luftseilbahn, Skilifte, Sesselbahnen) – in der Ganzjahres-Ferienregion Hoch-Ybrig im Kanton Schwyz.
Das von uns im Vorjahr an dieser Stelle beschriebene „Licht am Ende des Tunnels“ ist 2018/2019 sogar nochmals heller geworden.
Allerdings ist zu befürchten, dass dieses „Licht“ mit der Corona-Krise nach einem zwangsweise früheren Saisonschluss und unsicheren Aussichten in diesem Jahr nicht mehr so hell leuchtet. Die sehr gute bilanzielle Situation der Gesellschaft wird aber verhindern, dass es um das Unternehmen dunkel wird. Das Licht strahlt temporär nur nicht mehr so hell.
Trotz rückläufigem Sommergeschäft Rekordumsatz
Deutliche Zuwächse im Winter sowie überdurchschnittliche übrige betriebliche Erträge mündeten 2018/2019 im höchsten Gesamtumsatz der bis 1968 zurückreichenden Unternehmensgeschichte. Insgesamt kletterte der Verkehrsertrag als wichtigste Säule (85%) des Betriebsertrags um rund 0.3 Mio. CHF oder 4,1% auf 7.5 Mio. CHF. Der übrige Betriebsertrag, der u.a. Dienstleistungs-, Beherbergungs- und Mieterträge enthält, reduzierte sich zwar um rund 10% auf 1.3 Mio. CHF, blieb aber weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Der Gesamtumsatz lag mit einem Zuwachs um 2,6 auf 8.8 Mio. CHF nochmals über dem bereits erfreulichen Vorjahr (2017/2018: 8.6 Mio. CHF).
Hoch Ybrig ist historisch stark von einem guten Wintergeschäft abhängig. Ein guter Sommer kann einen schlechten Winter nicht annähernd kompensieren. 78% des Betriebsertrags – nach 75% im Vorjahr – wurden 2018/2019 mit dem Transportgeschäft im Winter erwirtschaftet, das um rund 0.4 Mio. CHF oder 6,5% auf etwa 6.9 Mio. CHF zulegen konnte.
Nachdem im Sommergeschäft des Vorjahres noch ein historisches Rekordergebnis erzielt werden konnte, ist es der Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG 2019/2020 nicht gelungen, dieses Ergebnis nochmals zu steigern. Die meteorologische Situation des Vorjahres mit langen Schönwetterperioden war im direkten Vergleich deutlich vorteilhafter. Nichtsdestotrotz: Hoch-Ybrig verzeichnete 2019 das bisher drittbeste Sommerergebnis seit Gründung. Im Vergleich zum Rekordvorjahr 2017/2018 resultierte – von einer tiefen Basis ausgehend – ein Rückgang um 16,4% auf 0.6 Mio. CHF.
Stabile Betriebskosten
Aus Aktionärssicht erfreulich ist, dass die Betriebskosten im Vergleich zum Vorjahr ungeachtet der höheren Umsätze weitestgehend stabil geblieben oder sogar leicht rückläufig gewesen sind. Der direkte Personalaufwand blieb mit 3.1 Mio. CHF auf dem Niveau von 2017/2018. Der Aufwand für den Sachanlagenunterhalt als grösstem Posten im sonstigen Betriebsaufwand ermässigte sich sogar leicht um 5% auf 1.3 Mio. CHF (Vj. 1.4 Mio. CHF). Innerhalb dieser Position fällt gleichwohl auf, dass sich der Liegenschaftenaufwand von zuvor 0.3 Mio. CHF auf fast 0.8 Mio. CHF mehr als verdoppelte, während sich auf der anderen Seite der Unterhalt bei den Transportanlagen von 0.94 Mio. CHF auf 0.46 Mio. CHF praktisch halbiert hat. Der Anstieg bei den Unterhaltskosten im Bereich Liegenschaften resultierte vor allem aus Neuasphaltierungen bei den Parkplätzen sowie einer Teilsanierung des Parkhauses und wird von der Gesellschaft auch als „überdurchschnittlich“ bezeichnet.
Umsichtiges Kostenmanagement
Schon seit einigen Jahren zeigt die gut geführte Gesellschaft ein sehr umsichtiges und professionelles Kostenmanagement, wie es im Bergbahnensektor der Schweiz nicht selbstverständlich ist. Dies macht sich vor allem beim Betriebsaufwand bemerkbar.
Auch alle anderen Kostenblöcke bewegen sich im Bereich des Vorjahres. Der übrige Betriebsaufwand liegt mit -3.2 Mio. CHF in Summe sogar leicht unterhalb der Vergleichsperiode (-3.3 Mio. CHF).
Das EBITDA verbesserte sich aufgrund der Umsatzsteigerungen bei einem gleichzeitig konstanten bzw. sogar leicht rückläufigen Betriebsaufwand um etwa 0.4 Mio. (+21%) auf 2.4 Mio. CHF.
Die Abschreibungen lagen 2018/2019 bei 2.0 Mio. CHF und damit deutlich über dem Vorjahr (+27,6%).
Betriebsergebnis nur wegen höherer Abschreibungen lediglich auf Vorjahresniveau
Die ohne weitere Begründung deutlich erhöhten Abschreibungen von 2.0 Mio. CHF führten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/2019 zu einem EBIT (Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern) auf Vorjahresniveau in Höhe von 0.4 Mio. CHF. Bei Abschreibungen auf dem Niveau von 2017/2018 (1.6 Mio. CHF) hätte das EBIT – rein theoretisch – rund 0.8 Mio. CHF betragen, faktisch eine Verdopplung gegenüber dem ausgewiesenen Wert von 397‘283 CHF.
Das Finanzergebnis verschlechterte sich hingegen von rund 0.16 Mio. CHF im Vorjahr auf zuletzt noch 0.06 Mio. CHF, ein Rückgang um 0.1 Mio. CHF aufgrund eines deutlich höheren Finanzaufwands. Dagegen konnte 2018/2019 ein positiver ausserordentlicher Ertrag in Höhe von 0.09 Mio. CHF realisiert werden, der den Rückgang beim Finanzergebnis praktisch egalisierte. Der ausserordentliche Einmalertrag setzte sich massgeblich aus einer Rückerstattung von Mineralölsteuern bei Pistenfahrzeugen (+0.08 Mio. CHF) zusammen.
Das ausgewiesene, aufgrund der Abschreibungen letztlich wenig aussagekräftige Nachsteuerergebnis von 467‘953 CHF bewegte sich 2018/2019 im Bereich des Vorjahreswertes (528‘591 CHF).
Bezogen auf eine einzelne Aktie entspricht dies – bei 500‘000 ausstehenden Aktien – einem Reingewinn von etwa 0.94 CHF/Aktie (KGV 19x auf Basis zuletzt bezahlter Preise von 18.15 CHF [OTC-X-Kurs vom 30.03.2020]).
Das ausgewiesene Eigenkapital beträgt zum Stichtag 31. Oktober 2019 knapp 17.9 Mio. CHF, einem anteiligen Eigenkapital von 35.72 CHF je Aktie entsprechend.
Weiterhin starke Bilanz und hohe Liquidität in herausfordernden Zeiten
Mit einer im Vergleich zum Vorjahr nochmals auf einem bereits hohen Niveau gestärkten bilanziellen Eigenkapitalquote von 92% (Vj. 90%) bei einer anhaltend sehr komfortablen Liquiditätslage – alleine die Flüssigen Mittel lagen zum 31. Oktober 2019 bei gut 6.0 Mio. CHF (Vj. 4.9 Mio. CHF) – präsentiert sich die Bilanz der Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG unverändert äusserst solide und gut gerüstet für alle etwaigen (Corona-) Stürme des laufenden Geschäftsjahres.
Dividendenverzicht zugunsten von Investitionen in die Infrastruktur
Der gute Geschäftsgang und die hohe Liquidität hätten „eigentlich“ bereits 2018/2019 die Rückkehr zu Dividendenzahlungen analog früherer Jahre erlaubt, wie es auch der Verwaltungsrat in seinem Vorwort zum aktuellen Geschäftsbericht – noch vor einer Verschärfung der „Corona-Lage“ verfasst – sinngemäss umschreibt.
Bis ins Jahr 2014/2015 hinein hatte die Gesellschaft eine attraktive und langjährig konstante Dividende von 1 CHF je Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet, entsprechend einer damaligen Rendite von fast 4%.
Allerdings war der Verwaltungsrat der Ansicht, dass angesichts anstehender „hoher Investitionen“ in eine moderne, zuverlässige Infrastruktur und eines „erheblichen Unterhaltsbedarfs“ bei den Anlagen auch für das abgelaufene, erfolgreiche Geschäftsjahr 2018/2019 auf eine Dividende verzichtet werden soll.
Schwierige kommende Wochen und Monate
Erst heute offenbart sich die „strategische Weitsicht“ dieses Verwaltungsratsentscheids: Zum Zeitpunkt der Erstellung des Hoch-Ybrig-Geschäftsberichts – der Bericht der Revisionsstelle trägt das Datum vom 19. Februar 2020 – hatte die „Corona-Krise“ längst noch nicht die aktuelle „Eskalationsstufe“ erreicht. Auch der Versand der GV-Unterlagen hatte sich praktisch zeitlich mit den COVID-2-Weisungen des Bundesrats und der Einführung einschneidender und einschränkender Massnahmen für Tourismusbetriebe und Bürger bzw. Aktionäre überschnitten.
Aus heutiger Sicht macht der Dividendenverzicht in der vorliegenden neuen Konstellation über die schon länger geplanten Erneuerungsinvestitionen hinaus umso mehr Sinn, da einige sehr schwierige Wochen respektive Monate vor und hinter der Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG liegen.
Frühzeitiges Saisonende Mitte März hinterlässt Spuren
Das vom Bundesrat per COVID-19-Notverordnung praktisch erzwungene, frühzeitige Saisonende Mitte März 2020 wird – dafür muss man kein Prophet sein – Spuren in der Hoch-Ybrig-Erfolgsrechnung des laufenden Geschäftsjahres 2019/2010 hinterlassen.
Dies gilt gerade auch vor dem Hintergrund, dass Hoch-Ybrig aufgrund einer guten technischen Beschneiung, die auf den Winter 2019/2020 mit leistungsstärkeren Beschneiungsanlagen sogar nochmals erweitert wurde, in einem ansonsten schneearmen Winter zu den besonders „schneesicheren“ Gebieten auf der Alpennordseite zählte. Bis zur Zwangsschliessung im März – aufgrund der schwierigen Pistenverhältnisse andernorts – zog Hoch-Ybrig überdurchschnittlich viele einheimische Wintersportler, gerne solche aus dem Kanton Zürich, an.
Wie gross die finanziellen „Corona-Folgen“ in der Hoch-Ybrig-Bilanz letztlich ausfallen werden, lässt sich heute nicht seriös prognostizieren. Damit steht Hoch-Ybrig unter den Tourismusanbietern auch nicht alleine da. Die ganze Tourismusbranche ist hart von „Corona“ und den heute kaum absehbaren Folgen betroffen, der eine mehr, der andere weniger. Glück im Unglück dürfte für Hoch-Ybrig dabei gewesen sein, dass „Corona“ in seiner ganzen Härte erst zum Ende der Wintersaison aufgetreten ist. Noch schlimmer wäre ein „Lockdown“ der Anlagen bereits ab Dezember oder Januar gewesen.
Ein Vorteil für Hoch-Ybrig ist in der vorliegenden Situation – nicht zuletzt auch dank mehrerer Dividendenverzichte der Aktionäre aus den vergangenen Jahren – die nochmals gestärkte Bilanz mit der hohen Liquidität. So kann Hoch-Ybrig aus eigener Kraft aus einer Position der Stärke agieren und die eigene Zukunft in einer nicht einfachen Branche selbst gestalten, unabhängig auch von externen Finanzierungen oder den Launen kreditgebender Banken.
Fazit
Das Aktienkapital von 2.5 Mio. CHF ist in 500’000 Namenaktien à 5 CHF nominal eingeteilt. Auf Basis der zuletzt bezahlten OTC-X-Kurse von 18.15 CHF (30. März 2020) ergibt sich eine Marktkapitalisierung von rund 9.0 Mio. CHF. Die Aktie wird aktuell auf OTC-X zu 18.15 CHF gesucht und zu 22.95 CHF (15. April 2019) angeboten. Die Umsätze in dem Titel sind bereits seit einigen Jahren sehr tief. Es fanden zuletzt kaum noch Umsätze statt, und die Aktie ist strukturell sehr illiquide geworden.
Eine aufgrund der bilanziellen Situation theoretisch denkbare Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen in der Zukunft könnte die Attraktivität der substanzstarken Aktie zwar erhöhen, doch ist es für belastbare Aussagen über einen solchen Zeitpunkt heute zu früh.
Nicht zuletzt aus Liquiditätsüberlegungen eignet sich der Titel in erster Linie für Anleger mit einem Bezug zur Region. In diesem Jahr fand die Generalversammlung am 15. April 2020 statt, allerdings unter Einhaltung der Auflagen des Bundesrats ohne physische Teilnahmemöglichkeit der Aktionäre. Wie heisst es bei einem anderen OTC-X-Unternehmen im Zusammenhang mit der Generalversammlung in diesen „Corona-Tagen“ so treffend in der Einladung: „Unvorstellbares ist Realität.“
Dies gilt auch im Hoch-Ybrig.
Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG.