Rigi Bahnen: Zukunftsprojekte werden vorangetrieben – Dividende bleibt konstant

Geschäftszahlen 2019 fallen leicht schlechter aus als im Rekord-Vorjahr

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Die Rigi Bahnen AG transportierte 2019 insgesamt rund 900’000 Gäste auf die Rigi, der zweithöchste Wert der Unternehmensgeschichte. Bild: (c) Rigi Bahnen AG

Die Königin der Berge war auch 2019 ein Magnet für Besucher aus dem In- und Ausland. Mit 1.9 Mio. Frequenzen aller Bahnen unterbot die Rigi Bahnen AG den Rekordwert aus dem Vorjahr um lediglich 3,6%. Insgesamt beförderten die Bahnen rund 900’000 Gäste auf die Rigi. Vor allem das traumhafte Wetter im ersten Halbjahr lockte zahlreiche Gäste auf den Zentralschweizer Ausflugsberg. Dank eines höheren durchschnittlichen Ertrags pro Gast sank der Nettoertrag im Vorjahresvergleich unterproportional um 1,1% auf 29.0 Mio. CHF.

Erfreuliches Jahresergebnis

Leicht gestiegen ist dafür der Betriebsaufwand auf 21.9 Mio. CHF, vor allem wegen eines Anstiegs des Personalaufwandes um knapp 0.5 Mio. So kommt denn auch der operative Erfolg (EBITDA) mit 7.1 Mio. CHF (-7,8%) deutlich unter dem Vorjahreswert zu liegen. Die EBITDA-Marge beträgt 24,5% (Vorjahr 26,3%). Unter dem Strich resultiert ein Jahresgewinn der Rigi Bahnen AG von ausserordentlich hohen 3.4 Mio. CHF (+25,2%). Gemäss einer Medienmitteilung zum Geschäftsbericht sei dies hauptsächlich auf eine neue Rechnungslegungsvorschrift vom BAV zurückzuführen, welche keine ausserordentlichen Wertberichtigungen mehr zulässt. Das erfreuliche Ergebnis erlaubt die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 12 Rappen je Aktie.

Hohes Investitionsvolumen 2019

2019 wurden mehr als 20 Mio. CHF in Anlagen, Infrastruktur, Rollmaterial und Sachanlagen im Bau investiert. Der Löwenanteil entfällt dabei auf Anzahlungen für die sechs neuen Gelenktriebwagen von Stadler Rail. Im vergangenen Jahr wurde der Werkliefervertrag unterzeichnet, und eine erste Lieferung ist für Herbst 2021 geplant, pünktlich zum 150 Jahr-Jubiläum der Rigi Bahnen. Des Weiteren startete Ende 2019 der Bau des Dienstleistungszentrum „3in1“ in Vitznau. „3in1“ bedeutet die Zusammenführung des Ticketschalters und Shops der Rigi Bahnen, des Informationsbüros von Luzern Tourismus und der Verkaufsstelle der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Durch die Zusammenführung soll der Aufenthalt der Gäste am meistbesuchten Standort Vitznau qualitativ aufgebessert werden. Das Gebäude, welches eine Gesamtinvestitionssumme von 6.8 Mio. CHF verschlingt, soll im Juli 2020 bezugsbereit sein.

Höherer durchschnittlicher Ertrag wird angestrebt

Qualität steht auch im Zentrum der neuen Strategieperiode 2020 bis 2024. Der leichte Rückgang der Gästezahlen 2019 zeigt dem Unternehmen auf, dass ein unbegrenztes Wachstum nicht möglich ist. Vielmehr geht es darum, den Aufenthalt auf der Rigi qualitativ zu verbessern und durch attraktivere Angebote eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Wie der interimitische CEO Marcel Waldis letzten Herbst bekannt gab, verzeichne die Rigi Bahnen AG mit rund 30 CHF pro Gast vergleichsweise tiefe Erträge. Durch die Beschaffung des neuen Rollmaterials und des geplanten Ausbaus der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad könnten zwar die Transportkapazitäten erhöht werden, dies stehe jedoch klar nicht im Vordergrund. Durch die getätigten und geplanten Investitionen soll das neue Credo «Qualität schafft Mehrwert» konsequent umgesetzt werden.

Das Thema Qualität gegen Quantität wird auch Bestandteil der Generalversammlung vom 14. Mai, welche ohne physische Präsenz der Aktionäre stattfinden wird, sein. Eine Aktionärsgruppe hat drei Anträge eingereicht, um die maximale Anzahl Gäste auf der Rigi zu beschränken, die Abwendung vom globalen Billig-Tourismus zu erreichen und den Ausbau der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad zu verhindern. Die Rigi Bahnen AG hat in einer Stellungnahme bekannt gegeben, diese Anträge nicht zu unterstützen und den Fokus auf die bestehende Strategie und Ausrichtung zu richten.

Frédéric Füssenich übernimmt Ruder in stürmischen Zeiten
Frédéric Füssenich wird neuer CEO der Rigi Bahnen AG. Bild: zvg

Am 1. Mai übernimmt Frédéric Füssenich als CEO die operative Leitung der Rigi Bahnen AG. Angesichts der schwierigen Lage mit der Corona-Krise erwartet den neuen CEO sicherlich keine leichte Aufgabe. Zwar sind alle Bahnen ausser der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad zwecks Erschliessung noch in Betrieb, jedoch zu stark reduzierten Frequenzen. Somit fallen trotzdem hohe Umsatzausfälle an. Auch wenn im Verlauf des Sommers und mit den Lockerungen des Lockdown mit einer Rückkehr der Schweizer Gäste gerechnet werden kann, zeichnet sich zusehends ab, dass die ausländischen Gäste dieses Jahr beinahe vollständig ausfallen werden.

Mit einem Anteil von 40% am Gästemix, wovon rund die Hälfte auf den asiatischen Raum entfällt, macht dies einen beträchtlichen Teil des Umsatzes aus. Trotz der schwierigen Ausgangslage gibt sich Frédéric Füssenich optimistisch und zitiert im Geschäftsbericht den Philosophen Ernst Bloch mit den Worten: «Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern.»

Fazit

Trotz der gängigen Kritik, dass zu viele Touristen die Rigi besuchen, ist der Anteil ausländischer Gäste mit 40% im Branchenvergleich nicht überhöht. Es darf somit gehofft werden, dass ein guter Teil der Besucher noch dieses Jahr zurückkommen wird. Im Konkurrenzkampf um die Schweizer Gäste diesen Sommer dürfte die GA-Akzeptanz den Rigi Bahnen einen Vorteil gegenüber anderen Bergbahnen verschaffen und Gäste anlocken. Gerade die Gastronomiebetriebe und Shops auf und an der Rigi werden davon profitieren können. Wie in der gesamten Tourismusbranche bleibt jedoch die Unsicherheit bezüglich der künftigen Entwicklung des internationalen Tourismus als grosses Fragezeichen bestehen. Ein längeres Ausbleiben vor allem der asiatischen Gäste wird auch an den Rigi Bahnen nicht spurlos vorübergehen.

Zumindest scheint die Rigi Bahnen AG für die Krise gut aufgestellt zu sein. Die flüssigen Mittel per Ende 2019 in Höhe von 4.7 Mio. CHF sollten die Liquidität des Unternehmens fürs Erste sicherstellen. Mit einer Eigenkapitalquote von gut 55% besteht ausserdem Spielraum, um weitere Kredite aufzunehmen, um die Bewältigung der hohen Investitionen zu gewährleisten. Auch die Zahlung einer unveränderten Dividende von 12 Rappen zeigt das Vertrauen des Unternehmens in die eigene Substanz.

Seit Beginn der Corona-Krise weist der Aktienkurs der Rigi Bahnen AG starke Schwankungen auf. Nach einem Tief Mitte März scheint er sich in der Nähe des Levels vor der Krise einzupendeln. Chart: moneynet.ch

Der Aktienkurs auf OTC-X von zuletzt 9.20 CHF liegt um rund 15% unter dem Wert zu Jahresbeginn. Im Vergleich zum Tiefstwert von 7.50 CHF zu Beginn des Lockdown Mitte März hat er jedoch bereits wieder kräftig zugelegt. Auf Basis eines Kurses um 10 CHF resultiert ein KGV von knapp 11. Das Verhältnis vom Unternehmenswert zum EBITDA (EV/EBITDA) liegt bei durchschnittlichen 8.6. Damit scheint der aktuelle Kurs nicht überteuert zu sein und dürfte eher früher als später sein altes Level wieder erreichen.

Die Dividende fällt mit einer Rendite von 1,3% wie im Vorjahr ziemlich tief aus. Angesichts der unsicheren Lage und hohen Investitionen kann in naher Zukunft auch nicht mit einer Erhöhung gerechnet werden. Die Sicherstellung der Generationenprojekte Rollmaterial und Luftseilbahn wird dem Unternehmen und den Aktionären längerfristig mehr Nutzen einbringen.

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