Bank Linth: Verstärkter Kundenfokus soll neue Wachstumsimpulse bringen

Geschäftsentwicklung verlief 2020 schleppend

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Unter den Schweizer Retailbanken ist der Wettbewerb nach wie vor gross. Besonders im Hypothekargeschäft wird mit harten Bandagen auch von Nicht-Banken um Margen gekämpft. Dies bekam auch die Bank Linth im vergangenen Geschäftsjahr zu spüren. Das Hypothekarvolumen konnte nur marginal ausgebaut werden, sodass der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft um 3,1% rückläufig war. Auch im indifferenten Geschäft musste das Finanzinstitut Federn lassen. Der Geschäftserfolg brach um 16,1% auf 29.2 Mio. CHF ein. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 25.0 Mio. CHF (-4,0%). Die Dividende bleibt unverändert bei 10 CHF je Aktie. Mit einer noch stärkeren Kundenfokussierung will das Institut nun gegensteuern und zurück auf den Wachstumskurs der vergangenen Jahre kommen.

2020 ging das Geschäftsergebnis der Bank Linth nach einer starken Wachstumsphase etwas zurück. Chart: banklinth.ch
Schwaches Wachstum im Hypothekargeschäft

Im wichtigen Zinsengeschäft, dem Hauptertragspfeiler, konnte die Bank Linth zwar den Brutto-Zinserfolg steigern. Höhere Wertberichtigungen für Kreditrisiken führten jedoch zu einem Rückgang des Netto-Erfolgs aus dem Zinsengeschäft. Obwohl die Bank Linth in 2020 Covid-19-Kredite von 52 Mio. CHF vergeben konnte, nahmen die Kundenausleihungen nur um 1,5% auf 6.3 Mrd. CHF zu. Die Hypothekarforderungen erhöhten sich um 0,7% auf 6.0 Mrd. CHF. Auch die Kundengelder waren um 2,3% auf 4,7 Mrd. CHF rückläufig.

CEO David Sarasin räumte an der Jahresmedienkonferenz ein, dass das Wachstum im Hypothekargeschäft nicht wunschgemäss verlaufen sei. Teilweise hätten aufwendige interne Prozesse dazu geführt, dass Kundenanfragen nicht rasch bearbeitet werden konnten. Positiv hob Sarasin hervor, dass das Hypothekargeschäft an den neuen Standorten Winterthur und Frauenfeld weiterhin gewachsen ist.

Performancebedingte Erträge leiden

Im Anlagegeschäft hat sich die Bank Linth vor zwei Jahren entschieden, performancebedingte Erträge in der Vermögensverwaltung einzuführen. Dies hatte im volatilen Anlagejahr 2020 geringere Einnahmen zur Folge. Insgesamt ging der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft auf 19.2 Mio. CHF (-7.5%) zurück. Auch im Handelsgeschäft verdiente die Bank mit 5.8 Mio. CHF um 15.9% weniger als im Vorjahr. Hier verweist das Unternehmen auf die eingeschränkte Reisetätigkeit und die damit verbundenen tieferen Erträge aus dem Fremdwährungsgeschäft. Der Geschäftsertrag ging daher im 2020 um 5,2% auf 92.7 Mio. CHF zurück.

Anzahl Vermögensverwaltungsmandate wächst

Luc Schuurmans, bisher Privat-Banking-Chef und neu für das gesamte Kundengeschäft der Bank zuständig, hob an der Medienkonferenz hervor, dass in den letzten Jahren die Anzahl Vermögensverwaltungsmandate kontinuierlich gesteigert werden konnte. Dies sei für die künftige Entwicklung der Bank Linth in dieser Sparte entscheidend, so Schuurmans. Ende 2020 lagen die verwalteten Vermögen bei 7.2 Mrd. CHF (-3.7%). Dem Abfluss von Geldern eines institutionellen Grosskunden standen Zuflüsse bei Privat- und Firmenkundenvermögen gegenüber.

Bei stabilen Kosten – der Geschäftsaufwand lag im Jahr 2020 mit 58.5 Mio. CHF (-0.3%) auf Vorjahresniveau – fiel der Geschäftserfolg um 16.1%. Der Jahresgewinn in Höhe von 25.0 Mio. CHF lag um 4.0% unter dem Rekordergebnis von 2019.

Kunden rücken noch stärker in den Fokus

Die Bank Linth hat in den letzten Jahren gezielt in eine moderne, flexibel einsetzbare Infrastruktur investiert. Künftig will CEO David Sarasin mehrheitlich auf das ‚on demand‘-Prinzip setzen. Die Kunden können sich an jedem der 19 Standorte von einem Fachspezialisten nach Wahl beraten lassen. «Öffnungszeiten im klassischen Sinn gehören der Vergangenheit an», so Sarasin. Gleichzeitig mit dem stärkeren Fokus auf die Kundenberatung erhöht die Bank auch den Automatisierungsgrad im klassischen Bankgeschäft: Bargeldtransaktion und Bankschliessfächer sind vollständig automatisiert. 

Fazit

In den letzten fünf Jahren hat die Bank Linth eine Vielzahl an Initiativen gestartet, um das Unternehmen zur „Bank der Zukunft“ zu entwickeln. Als eine der ersten Schweizer Retailbanken begann das Unternehmen mit dem Umbau des Filialnetzes, der nun erfolgreich abgeschlossen ist. Auch wurden die Mitarbeiter frühzeitig in Sachen Kundenservice geschult. Die Expansion in neue Marktgebiete erfolgte durch die Eröffnung von Geschäftsstellen in Winterthur und Frauenfeld. Im Private Banking setzte die Bank schon früh auf hybride Anlageberatung und führte beispielweise die kundenfreundlichen performanceanhängigen Gebühren ein.

Der Jahresabschluss 2020 fällt angesichts dieser vielen vorausschauenden Initiativen eher enttäuschend aus. Weder im Zinsengeschäft noch im indifferenten Geschäft ist es der Bank gelungen zu wachsen. Dies allein auf die Pandemie zurückführen, wäre zu kurz gegriffen. Denn andere Banken konnten trotz – oder gerade wegen der Pandemie – sehr gute Ergebnisse präsentieren.

Allerdings zeigt die neue Strategie mit klarem Fokus auf den Kunden, dass die Bank Linth wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren will. Und dies nicht nur im Stammgebiet, sondern auch durch die Eröffnung neuer Beratungsstandorte. Dies könnte auch eine Chance für die Muttergesellschaft, die LLB Gruppe, sein, im Schweizer Retailbanking noch stärker Fuss zu fassen. Insofern waren die 2020er Zahlen nur ein kurzfristiger Marschhalt.

Der Aktienkurs der Bank-Linth-Aktie bewegt sich seit Jahren um die 500 CHF. In den letzten Wochen stieg der Kurs wieder leicht an. Chart: moneynet.ch

Die Aktien der Bank Linth sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 525 CHF für eine Aktie bezahlt. Mit einer Dividendenrendite von 1.9% ist die Ausschüttung im Vergleich zu anderen Regionalbanken nicht gerade üppig. Der Titel bleibt weiterhin vor allem für Anleger interessant, die als Kunden einen Bezug zur Bank haben.

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