Sunstar: Hotelgruppe rutscht in die Verlustzone

Zahl der Übernachtungsgäste geht um über 20% zurück

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Keine Zukunft mehr für das Sunstar Hotel in Saas-Fee. Ende Oktober ist Lichterlöschen. Bild: sunstar.ch

Der erste Ausbruch des Corona-Virus in China Ende 2019; das Wegbleiben der chinesischen Touristen in Folge der Pandemie – China macht gerade den Touristik-Unternehmen in letzter Zeit nicht viel Freude. Auch nicht Silvio Schoch, dem CEO der Sunstar Gruppe, der Hotels in zehn Destinationen in der Schweiz und im Piemont betreibt.

Vor allem für die Hotels in Grindelwald, Wengen und Zermatt, die vom internationalen Gast leben, sei das Ausbleiben der aussereuropäischen Klientel besonders schmerzhaft, schreiben VRP Kuno Sommer und Silvio Schoch im Vorwort zum Geschäftsbericht (Geschäftsjahr zum 30.4.2021). So hätten sich die Übernachtungszahlen der ausländischen Gäste gegenüber dem Vorjahr stark reduziert, ihr Anteil liegt nur noch bei 15% (Vorjahr 52%).

Krise als Chance
Der „Aufmacher“ im Geschäftsbericht 2020/21 der Sunstar Gruppe. Bild: sunstar.ch

Um sich und dem Unternehmen Mut zu machen, greift Schoch deshalb auf das Chinesische zurück: Das Wort „Krise“ setze sich aus zwei Schriftzeichen zusammen, wobei das erste 危 Bedrohung bedeute, das zweite 机 Chance, führt er im Geschäftsbericht aus. Nach seinen Worten ist es gelungen, die Krise als Chance zu nutzen, man bleibe dank Flexibilität, Digitalisierung und Innovationskraft eine finanziell gesunde Gruppe mit einem starken Aktionariat, einer treuen Kundschaft und engagierten Mitarbeitenden.

Auf der einen Seite sind das Mutmacher-Worte, auf der anderen Seite klingt es aber auch nach Durchhalteparolen. Denn das Geschäftsjahr 2020/21 war geprägt von einem massiven Umsatzrückgang und einem deutlichen Abrutschen in die Verlustzone. Auch die rekordhohen Übernachtungszahlen bei den inländischen Gästen in Sunstar Hotels in Arosa, Brissago, Lenzerheide und Saas-Fee hätten den markanten Rückgang der internationalen Nachfrage nicht ausgleichen können, schreibt das Unternehmen.

Rückgang der Übernachtungsgäste um 21%

Die Zahl der Übernachtungsgäste ging gegenüber dem Vorjahr um 57’900 (-21%) auf 212’400 zurück. In Vorpandemie-Zeiten wie im Geschäftsjahr 2018/19 buchten noch fast 300’000 Gäste bei Sunstar. Es ist nicht verwunderlich, dass die Hotelmanager aus Liestal deshalb andere Kennzahlen in den Vordergrund rücken möchten, die nach ihren Worten mehr zur Wertschöpfung beitragen. So diene z.B. die ADR (Average daily rate oder durchschnittliche Zimmerrate) den Sunstar-Führungskräften als wichtiges Management-Instrument. Und die ist von 162 CHF auf 183 CHF gestiegen.

Ein kleiner Hoffnungsmacher in einem sonst enttäuschenden Zahlenwerk. Die für die Branche relevanteste Zielgrösse, der Bruttobetriebsgewinn (GOP), verringerte sich um 35% auf 5.8 Mio. CHF (Vorjahr 9 Mio. CHF). Dies insbesondere, weil der massive Umsatzrückgang auf der Kostenseite nicht habe abgefedert werden können. Alle direkten Aufwendungen wie Waren, Personal und Betrieb blieben über dem Vorjahr.

Da auch Abschreibungen in etwas höherem Umfang als im Vorjahr getätigt wurden, verzeichnet Sunstar ein negatives EBIT von -1,33 Mio. CHF. Unter dem Strich steht ein Jahresverlust von 2.78 Mio. CHF, im Vorjahr erzielte das Unternehmen noch einen kleinen Gewinn von rund 1 Mio. CHF.

Keine Rückkehr in die Gewinnzone

Sunstar geht von anspruchsvollen Jahren aus, die auf die Hotelgruppe, aber auch auf die ganze Branche, zukommen. Gäste aus den wichtigen Fernmärkten wie Asien, dem Nahen Osten und der USA würden nicht so schnell und vor allem nicht so zahlreich in die Schweiz zurückkehren. Man sei zwar etwas besser in das Geschäftsjahr 2021/22 (seit 1. Mai 2021) gestartet, als dies im Vorjahr der Fall gewesen sei, und der im letzten Geschäftsjahr erzielte Halbjahresverlust von 1.8 Mio. CHF werde sicher unterschritten. Ein ausgeglichenes Resultat werde aber nicht erreicht werden. Für die für Sunstar wichtige Wintersaison seien valide Aussagen noch nicht möglich, gerade wegen des immer kurzfristigeren Buchungsverhaltens. Man gehe aber nicht davon aus, wieder in die Gewinnzone zurückkehren zu können.

Trotz der schwierigen Lage hat das Unternehmen auch im vergangenen Geschäftsjahr in seine Hotels investiert. Zwar wurde das Volumen von 9.2 Mio. CHF etwas reduziert, immerhin aber flossen noch 6.5 Mio. CHF in Renovationen und Sanierungen.

Jetzt stehen allerdings auch im Sunstar-Hotel in Saas-Fee hohe Investitionen in Brandschutz sowie ein grosser Sanierungsbedarf an. Ausgaben, die Sunstar nicht mehr stemmen will. Deshalb sehe man leider keine Zukunft mehr und habe entschieden, den Hotelbetrieb Ende Oktober 2021 einzustellen und nach anderen Lösungen zu suchen.

Fazit

Sunstar hat mit Peter Grogg, dem Gründer und Hauptaktionär von Bachem, bzw. dessen Vertreter im VR, Kuno Sommer, einen finanzkräftigen Mehrheitsaktionär, dem drei Viertel des Unternehmens gehören. CEO Schoch wies in einem Gespräch mit schweizeraktien.net im Mai auf dessen Bedeutung hin. Es bleibt weiterhin bei einem relativ komfortablen Eigenmittelanteil von 53.8%, der gegenüber 2020 nur leicht zurückgegangen ist.

Entwicklung des Kurses der auf OTC-X gehandelten Sunstar-Aktie. Quelle: otc-x.ch

Die Besitzverhältnisse mit einem Hauptaktionär spiegeln sich auch im Aktienkurs wider, der seit Ausbruch der Pandemie um die 800 CHF pendelt und keine grossen Ausbrüche nach oben oder unten zu verzeichnen hat.

Solange Grogg an Bord bleibt, wird Sunstar die Probleme, die die Pandemie gerade für die Hotellerie und Gastronomie mit sich bringt, meistern können. Und nichts deutet auf einen Rückzug Groggs hin. Im Gegenteil: Bachem, das Peptide und Oligonukleotide herstellt, floriert wie nie, der Aktienkurs des an der SIX gehandelten Unternehmens hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Das hilft auch Sunstar.

Und es gibt ja auch noch die leise Hoffnung, die Pandemie möge sich zu Ende neigen, nicht sofort, nicht in diesem Winter, aber irgendwann nach 2021. Und dass dann endlich wieder die internationale Kundschaft zurückkommt, ohne die die Hotellerie in der Schweiz langfristig nicht auskommt.

Das Unternehmen wird weiterhin keine Dividende ausschütten, was angesichts des Zahlenwerks nicht erstaunt. Die Natural-Dividende in Form von Hotelbons in Höhe von 50 CHF soll aber beibehalten werden.

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