Aktienempfehlungen der Portfoliomanager: Trendwende in 2024 erwartet

Small- und Midcaps mit Aufholpotenzial

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Der Startschuss fürs neue Aktienjahr ist gefallen. Bild: PD

2023 war das Jahr der Seitwärtsbewegung an der Schweizer Börse. Sowohl die Blue Chips als auch die Small- & Midcaps kamen nicht wirklich vom Fleck. schweizeraktien.net hat 9 Portfoliomanager von Schweizer Small- & Midcap-Fonds zu ihren Tops und Flops für 2024 befragt.

Small- und Midcaps haben Aufholpotenzial

Die meisten Fonds-Verantwortlichen gehen von einer Trendwende der Märkte im zweiten Halbjahr 2024 aus. Einerseits, weil ein weiterer Rückgang der Inflation und damit auch ein Rückgang der Zinsen erwartet wird, andererseits, weil der Small- und Midcap-Bereich in der Performance seit Jahren gegenüber den Blue Chips zurückliegt und entsprechend Aufholpotenzial hat. Die Börsen seien in den letzten Wochen stark von Zinssenkungsfantasien beflügelt worden, was auf eine sich abkühlende weltweite Makrosituation hinweisen würde, schränkt Marc Possa, Manager des SaraSelect Fonds ein. 2024 werde insofern den Beweis bringen, wie gut das «soft landing» gelinge, so Possa.

Andere Portfoliomanager sind zuversichtlicher, was die Entwicklung der Märkte anbelangt. Es sei mit einer starken Performance der Aktien in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen, so Thomas Buri, Portfoliomanager des Cornèr-Funds. Auch Roni Wildmann, der bei Serafin Asset Management die AMG-Fonds Substanzwerte Schweiz und AMG Perlen Schweiz verantwortet, sieht die Aussichten für das Aktienjahr als gut an, vorausgesetzt, es treten keine unerwarteten geopolitischen Ereignisse auf. Martin Lehmann von 3V Asset Management sieht nach der erwarteten Zinswende vor allem bei Wachstumstiteln Kurspotenzial. Lehmann favorisiert Werte wie Aryzta, Swissquote und Schindler.

AMS Osram sorgt für gemischte Einschätzungen

Unklar sind sich die Portfoliomanager bei der Entwicklung der AMS Osram-Aktie. So sieht Roni Wildmann das Unternehmen nach Abschluss der Finanzierungsrunde und rückläufigen Investitonen an einem Wendepunkt, die Überwindung der zyklischen Tiefphase deute allerdings auf eine bevorstehende Erholung hin. Auch Thomas Buri ist gespannt, ob sich die Marktteilnehmer nach Abschluss des umfassenden Finanzierungsplans nun auf die operativen Fortschritte unter dem neuen Management konzentrierten. Demgegenüber ist Raffael Frauenfelder, der zusammen mit Andreas Buner den Albin Kistler Aktien Small & Mid Cap Schweiz führt, bei AMS Osram zurückhaltend. Dies gelte allgemein für Titel, welche vor strukturellen Herausforderungen stünden, Defizite in Bezug auf die Corporate Governance aufwiesen sowie charakteristisch einer binären Wette entsprächen.

Die Aktie von AMS Osram hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Der Kurs ist von 10 CHF auf bis unter 2 CHF gesunken, ehe er sich gegen Ende 2023 wieder etwas von seinen Tiefstständen erholte. Quelle: six-group.com

Einig sind sich die Portfoliomanager in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber einem Engagement in den Photovoltaik-Hersteller Meyer Burger. Generell meint dazu Adrian Lechthaler von der Vermögensverwaltung Peter J. Lehner & Partner: «Wir verzichten auf Geschäftsmodelle, die von Subventionen oder dem Prinzip Hoffnung abhängig sind.»

Swatch Group nicht auf dem Kaufzettel

Ablehnend zeigen sich sowohl Thomas Kühne, Portfoliomanager des LLB Aktien Regio Zürichsee ESG Fonds, sowie Roni Wildmann zu einem Engagement bei der Swatch Group. Aufgrund von Corporate-Governance-Überlegungen und der andauernden Smartwatch-Gefahr sehe er die Aktien der Swatch Group als nicht allzu attraktiv an, er bevorzuge Richemont mit starken Marken wie Cartier und dem Schmuck-Fokus, so Kühne. Auch Wildmann bleibt trotz tiefer Kurse skeptisch.

Aktie der Swatch Group. Der Kurs ist seit Frühjahr 2023 deutlich zurückgekommen, dennoch herrscht Skepsis vor einem Einstieg vor. Quelle: six-group.com

Attraktive Bewertung als Einstiegschance

Sowohl Stefan Fuhrer von der Berner Kantonalbank (BEKB) und dort verantwortlich für den BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Caps, als auch Patrick Huber von Santro Invest sehen SIG und SGS als Kaufoptionen, denn sie hätten starke Alleinstellungsmerkmale und seien nicht mehr teuer. Die Aktie von SGS sei als eher defensive Aktie bewertungsmässig attraktiv und dürfte vom Aufschwung im 2. Halbjahr profitieren, schreibt Stefan Fuhrer von der BEKB. SIG besitze ein attraktives Geschäftsmodell in Wachstumsmärkten.

Auch die Aktie von Bachem, dem Weltmarktführer für Peptide, wird von Fuhrer empfohlen. Diese Aktie hat auch Marc Possa auf dem Radar, wenn er schreibt, dass auf Firmen wie Bachem, Skan oder Ypsomed weiterhin viel Aufmerksamkeit aufgrund des unheimlich starken Trends weg von oralverabreichbaren Medikamenten hin zu injektierbaren zukommen werde.

Die Bachem-Aktie hat im Verlauf des Jahres fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Das könnte ein günstiger Einstiegszeitpunkt sein, meinen Marc Possa und Stefan Fuhrer. Quelle: six-goup.ch
PortfoliomanagerDrei Titel für 2024Vorsicht gebotenPortfoliomanager
Raffael Frauenfelder & Andreas Buner, Albin KistlerAlso, Georg Fischer, JungfraubahnIdorsia, Meyer Burger, Arbonia, AMS Osram«Aufholpotenzial klein- und mittelkapitalisierter Unternehmen gegenüber Blue Chips.»
Roni Wildmann, Serafin Asset ManagementAMS Osram, Barry Callebault, AscomArbonia, Zehnder, Mobilezone, Meyer Burger, Swatch Group«Die weltweite Rezession wird abgewendet. Inflation und Zinssätze werden weiter sinken.»
Stefan Fuhrer & Manuel Gygax, BEKBBachem, SGS, SIGBiotechaktien, Temenos, Julius Bär (deutliche Untergewichtung im Vergleich zum SPI Extra)«Ab dem 2. Halbjahr 2024 allmähliche Erholung, attraktive Bewertung des Schweizer Aktienmarktes bietet Aufholpotenzial.»
Thomas Buri, Cornèr FundAMS Osram, Autoneum, u-bloxBiotechaktien, DocMorris, Avolta, Julius Bär, keine Aktien in Unternehmen, in die Viktor Vekselberg investiert ist«In der ersten Jahreshälfte ist mit hoher Volatilität zu rechnen. Starke Performance der Aktien in der zweiten Jahreshälfte.»
Adrian Lechthaler, Lehner & Partner VermögensverwaltungBossard, Interroll, KomaxVerlustreiche Biotechs und exotische Listings«Bei einer konjunkturellen Aufhellung ist eine Trendwende bei Schweizer Small- und Midcaps zu erwarten.»
Thomas Kühne, LLBHuber + Suhner, Burckhardt Compression, GalenicaInficon anstatt VAT, anstatt Sandoz Roche, Novartis, Sonova, Tecan oder Alcon, Swatch Group«Die Märkte nehmen insgesamt bereits sehr viel Positives vorweg. Aber im Bereich der kleineren und mittleren Unternehmen trifft dies nicht immer zu.»
Patrick Huber, Santro InvestDKSH, SGS, SIGMeyer Burger«Die Weltwirtschaft wird 2024 die Wachstumsdelle durchschreiten. Die tiefere Inflation zwingt die Zentralbanken zu einem Kurswechsel, somit steht ein spannendes Anlagejahr vor der Türe.»
Marc R. Possa, SaraSelectBachem, Skan, YpsomedBei allen Firmen, wo die Manager zuwenig «skin in the game» haben, keine Alleinstellungsmerkmale bestehen und die kein strukturelles Wachstum aufweisen„Die Börsen sind in den letzten Wochen stark von den Zinssenkungsphantasien beflügelt worden, welche aber auch auf die sich abkühlende Makrosituation der Welt hinweisen.“
Martin Lehmann, 3V Asset ManagementAryzta, Schindler, SwissquoteFirmen mit einer hohen Verschuldung / schlechter Bilanzqualität«Die Zinswende ist da und die anstehenden Zinssenkungen sollten dem Aktienmarkt eine gute Stütze sein. Vor allem Wachstumstitel sollten davon profitieren.»

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