Energie Zürichsee Linth: Auf Transformationskurs

Gesteigerter Energieabsatz führt trotz hoher Investitionen zu gutem Jahresergebnis

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Die neue Biogasanlage der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Obersee in Schmerikon stellt neu Biogas aus Klärschlamm her. Bild: ezl.ch

Nicht nur die Energiepreissteigerungen, sondern auch Kundenwachstum sowie Erfolge in neuen Geschäftsfeldern sorgten bei der Energie Zürichsee Linth (EZL) für einen guten Jahresabschluss 2021. Die Aktionäre sollen am Geschäftserfolg partizipieren: Der Dividendenvorschlag sieht eine Erhöhung um 5 CHF auf 60 CHF je Aktie vor. Das Geschäftsjahr 2021 war vor allem von Investitionen und Innovationen geprägt.

Nach wie vor ist Gas der Hauptumsatzträger, doch 2021 flossen 70% der Investitionen in neue Geschäftsfelder. Schwerpunkte bilden Biogas und Fernwärme. In Jona soll bald lokales Grüngut in einer Kooperation mit Axpo Power unter dem Namen „green2energy“ in Biogas umgewandelt werden. In der Biogasanlage in Schmerikon wird aus dem Klärschlamm von sechs Gemeinden Biogas gewonnen. Das senkt den jährlichen CO2-Ausstoss um 2’500 Tonnen und entspricht der Verbrennung von ca. 300’000 Liter Benzin! Durch erhöhten Biogaseinsatz konnte EZL bereits zu Beginn 2021 den Biogasanteil im gesamten Versorgungsgebiet von 10% auf 20% verdoppeln.

Das zukunftsweisende Projekt „Seerose“

Das Projekt Seerose ist richtungsweisend. Im Projektplan steht im Herbst 2022 der Investitionsentscheid an. Darauf folgt die Bewilligungsphase. Bis September 2024 sollen 20-30 Mio. CHF in das Fernwärmenetz investiert werden. Erste Wärmelieferungen sind für April 2025 geplant. Die Wärmeenergie für im Endausbau voraussichtlich knapp 200 Hausanschlüsse wird aus dem Wasser des Obersees gewonnen. Das Verfahren ist ökologisch fortschrittlich, und das Projekt Seerose ist auf eine verträgliche Grössenordnung beschränkt. 6 km Leitungen müssen verlegt werden. Dafür ist die genutzte Energie lokalen Ursprungs und CO2-neutral. Es werden rund 5’000 Tonnen CO2 jährlich eingespart.

Dem Seewasser wird Wärme entzogen und danach physikalisch unverändert wieder in den See gepumpt. Die Wärme wird den Liegenschaften im definierten Perimeter mittels eines Fernwärmenetzes zugeführt. Bild: ezl.ch/projekte/seerose
Vorteile der Fernwärme

Solchen Fernwärme-Projekten wird eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 zukommen. Nach Berechnungen der ETH-Forschungsstelle Eawag könnte der gesamte Energiebedarf der Region so gedeckt werden. Zur Erreichung der CO2-Ziele will auch der Kanton Subventionen in Millionenhöhe gewähren, so berichtet die lokale Presse. Der Ausbau der Fernwärmenetze hat Priorität, denn so kann auch bisher verpuffende Abwärme eingespeist werden, wie beispielsweise von örtlichen Sportanlagen im Gebiet Lido oder Industriebetrieben.

Zahlenwerk 2021

Im Geschäftsjahr 2021 stieg der Energieabsatz wegen der bis Mai kalten Witterung um 11,8% auf den neuen Rekordwert von 609 GWh. 85 Liegenschaften konnten als Neukunden gewonnen werden. An den acht Gas-Tankstellen wurde mit einem Absatz von 3,4 GWh ein Wachstum von 25% erzielt. Beim Energieverbund Jona konnte der Absatz verdreifacht werden. Der Gruppenumsatz nahm um 6% auf 59.4 Mio. CHF zu. Davon entfielen fast 48 Mio. CHF auf EZL und nahezu 12 Mio. CHF auf die Tochtergesellschaften im Sanitär- und Heizungsbereich. Der Installations- und Wartungsbereich war durch eine Akquisition verstärkt worden.   

Während die Beschaffungs- und Personalkosten deutlich anstiegen und auch die Abschreibungen auf Sachanlagen höher ausfielen, sorgten ein um 0.4 Mio. CHF verbessertes Finanzergebnis sowie vor allem ein um 1.2 Mio. CHF verringerter Steueraufwand für einen leicht gestiegenen Jahresgewinn von 4.4 Mio. CHF nach Minderheiten. Das Ergebnis auf Stufe EBIT ging jedoch um 1.5 Mio. CHF deutlich auf 4.5 Mio. CHF zurück. Die EBIT-Marge fiel somit um 3.1 Prozentpunkte auf 7,56%. Auch die Cashflow-Marge verengte sich. Die Eigenkapitalrendite ging jedoch nur leicht auf 9,1% zurück.

Das Ergebnis auf Stufe EBIT ging 2021 um 1.5 Mio. CHF auf 4.5 Mio. CHF zurück. Grafik: EZL, Geschäftsbericht 2021
Fazit

Die Bewertung der Aktie entspricht, bei Kursen von 2’000 CHF, die zuletzt auf OTC-X gezahlt wurden,  einem KGV von nahe 18. Nach der Dividendenerhöhung errechnet sich eine passable Dividendenrendite von 3%. Der Jahresabschluss 2021 fiel überzeugend aus. Trotz der höheren Investitionen und der gestiegenen Kosten gelang es, den Gruppengewinn zu steigern. Die Bilanz wurde gleichzeitig gestärkt, die EK-Quote stieg auf 68,8%. Die Aktionäre sollten dennoch die weitere Entwicklung der EBITDA- und EBIT-Margen im Auge behalten, denn diese signalisieren eine geringere Profitabilität.

Andererseits ist der entschlossene Transformationsprozess hin zu einem karbonfreien regionalen Energieversorger positiv zu bewerten. Der Ausbau der Biogasproduktion reduziert den Beschaffungsaufwand und wird sich in der Konsequenz in einer Ausweitung der Margen niederschlagen. Das erste Fernwärmeprojekt „Seerose“ eröffnet zudem neue Expansionsperspektiven, denn laut den Machbarkeitsstudien bietet das Versorgungsgebiet Potenzial für weitere Projekte.         

Die Titel von EZL werden auf OTC-X gehandelt. Chart: money-net.ch

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