Energie Zürichsee Linth: Bereit für die Energiewende

Unveränderte Dividende von 60 CHF je Aktie

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Verwaltungsratspräsident Hansruedi Müller an der 8. GV der EZL AG. Bild: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

Das grosse Bild, das EZL-Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Müller zu Beginn der 8. Generalversammlung des Versorgers aus Rapperswil-Jona zeichnete, war wie so vieles in diesen unruhigen Zeiten einerseits Grund zur Sorge, andererseits ein Mutmacher. Grund zur Sorge, weil Kriege und die damit verbundenen Unsicherheiten in Bezug auf die Energieversorgung bei Kunden und der EZL selbst im vergangenen Jahr für Verunsicherung sorgten; Mutmacher, weil das Unternehmen strategische Pflöcke eingeschlagen hat, die eine Zukunft hin zu den für 2050 politisch geforderten Nullemissionen sehr plausibel scheinen lassen.

Generationenprojekt Fernwärme

«Die Energiestrategie 2050 gibt es nicht gratis», betonte Müller. Mit diesem Satz war der VRP bereits mitten in der Zukunft, in der neue Energieträger zum tragenden Pfeiler der EZL werden sollen. Er sprach damit an, dass man sich mit der Kehrichtverbrennungsanlage in Hinwil (KEZO) handelseinig geworden sei. «Ein Glücksfall», freute sich Müller. So wird EZL in Zukunft Fernwärme aus der KEZO beziehen und sie einerseits in Hinwil, andererseits in den noch zu erschliessenden Gemeinden Bubikon und Dürnten an die Verbraucher leiten. Ein Generationenprojekt, das nach Aussagen des VRP 150 Mio. CHF an Investitionen benötigen wird. Denn nicht nur die genannten Zürcher Oberland-Gemeinden sollen an die Fernwärme angeschlossen werden, sondern dereinst auch Rapperswil-Jona.

Es war an Ernst Uhler, die Transformation der Wärmeversorgung in der Tiefe zu erläutern. Zunächst aber berichtete er von turbulenten Phasen im Jahr 2023, durch die das Unternehmen gegangen sei. So hätten die hohen Gaspreise die Kunden sichtlich verunsichert. Erstmals seit 30 Jahren habe das Unternehmen mehr Kunden abgegeben als hinzugewonnen.

Gaspreisentwicklung während der letzten zwei Jahre. Quelle:ezl.ch

Uhler hielt sich nicht lange mit dem Blick zurück auf, vielmehr machte er deutlich, was es bedeutete, künftig als Fernwärme-Lieferant in der Region Zürichsee Linth und dem Zürcher Oberland tätig zu werden. So seien deren Kosten stabil, die Liegenschaftsbesitzer benötigten weniger Platz für die Wärmeabnahme, und gleichzeitig sei die Wartung viel weniger intensiv als bei konventionellen Heizungen. Und es gäbe auch keine Abhängigkeiten vom Ausland mehr, was man nach den Erfahrungen mit dem plötzlichen Wegfall des russischen Erdgases nur begrüssen kann.

CEO Ernst Uhler zeigte den Aktionärinnen und Aktionären die verschiedenen Wege für die Transformation der Wärmeversorgung auf und erläuterte die damit verbundenen Leuchtturmprojekte. Bild: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

Ein weiteres Projekt mit Leuchtturmcharakter ist das Projekt green2energy, das die EZL zusammen mit der Axpo Biomasse AG im Raum Obersee vorantreibt. Dabei werden die in der Region anfallenden Bioabfälle in einer neu gebauten Trockenvergärungsanlage verwertet und ökologisch entsorgt. Das daraus entstehende Biogas wird ins lokale Gasnetz eingespeist.

Grösstes Contractingprojekt in der Geschichte der EZL

Auch der Ausbau des Energieverbunds Jona komme zügig voran, freute sich Uhler. 500 Wohnungen und Gewerberäumlichkeiten seien bereits angeschlossen, 200 weitere kämen im 2024 dazu. Ergänzend werde im 2026 das grösste Contractingprojekt in der Geschichte der EZL, in Höhe von 3 Mio. CHF, das Zentrum Schachen, angeschlossen.

Rekordumsatz und unveränderte Dividende

Es erstaunt deshalb nicht, dass Uhler sehr solide Geschäftszahlen für 2023 vorstellen konnte. Mit einem Umsatz von 100 Mio CHF wurde eine Rekordmarke erzielt. Der Gewinn gab zwar leicht von 4.1 auf 3.9 Mio. CHF nach, aber, und das ist die gute Nachricht, die Dividende bleibt unverändert bei 60 CHF pro Aktie, was einer Rendite von 3,3% entspricht. Das Eigenkapital stieg leicht auf 53 Mio. CHF an, auch das sind Good News angesichts der Investitionen, die auf das Unternehmen zukommen.

Wie schon fast traditionell bei der EZL wurden alle Anträge des Verwaltungsrats gegenüber der GV von den 321 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären mit Ja-Anteilen von 97 bis 100% angenommen. Fragen zur Strategie kamen keine aus dem Aktionariat, was daran liegen mag, dass VR und GL die kommenden Schritte während der einstündigen Präsentation sehr anschaulich und gut nachvollziehbar dargestellt hatten.

Die beiden neuen Verwaltungsräte der EZL AG, Torsten Kowalski und Stephan Naef. Bild: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

Gremium des Verwaltungsrats wird vergrössert

Einige Änderungen gibt es im Verwaltungsrat. Neu gewählt wurde Torsten Kowalski als Ersatz für den zurückgetretenen Kurt Lüscher, sowie Stephan Naef, womit das Gremium von 5 auf 6 Mitglieder anwächst.

Ausblick auf die Energiewende

EZL verwöhnt seine Gäste bei der GV nicht nur mit einem dreigängigen Abendessen, mit Wein und einem Präsent. Für die Unterhaltung wird zusätzlich immer auch ein Special Guest eingeladen, der das Publikum zischen Hauptgang und Dessert unterhält. Vor der Pandemie war das z.B. Markus Sahli und sein «Alphorn mit Stilbruch», der die Aktionärinnen und Aktionäre zu begeistern wusste; im letzten Jahr berichtete der Urner Free Solo Style Kletterer Daniel Arnold von seinen Abenteuern rund um die Welt in einem atemberaubenden Bildvortrag. Aber die Zeitenwende hinterlässt auch bei der Auswahl des Gastes des Abends ihre Spuren.

Prof. em. Lino Guzella, der ehemalige Rektor der ETH Zürich, rechnete eindrücklich vor, welcher Strombedarf durch die Energiewende auf die Schweiz zukommt. Bild: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

So sprach an der diesjährigen GV Lino Guzzella, langjähriger Dozent, Rektor und späterer Präsident der ETH Zürich über die Implikationen des CO2-Netto-Null-Zieles für das Jahr 2050. Ein atemberaubender Vortrag, wenngleich nichts für schlechte Rechner. Denn Guzella warf wie ein Jongleur Zahlen in die Luft und rückte sie an die richtige Position, um zu zeigen, was die Energiewende bedeutet. Der emerierte Professor berechnet mit hoher Präzision, welch ungeheuren Bedarf wir insbesondere an Strom haben werden, wenn wir dekarbonisieren und defossilisieren. Ein ausführliches Interview mit Lino Guzella erscheint in der nächsten Ausgabe des EZL-Magazins «Energy».

Viel Denkfutter nahmen die Aktionärinnen und Aktionäre mit nach den Ausführungen von Guzella. Manch einer wird sich noch intensiver überlegen, wo er in Zukunft beim Strom sparen kann.

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