Metall Zug: Generationenwechsel an der Spitze der Industrieholding

Umsatz und Betriebsergebnis legen 2021 kräftig zu

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Der Tech Cluster Zug wird nach der Fertigstellung nicht nur das Stadtbild von Zug prägen, sondern mit seinen Wohn- und Gewerbeimmobilien auch einen wichtigen Ertragspfeiler der Metall Zug Gruppe bilden. Abb.: techclusterzug.ch

2019 startete die Metall-Zug-Gruppe ihre Transformation zu einer Schweizerischen Industrieholding. Die Konturen werden nun immer deutlicher sichtbar. Nun folgt an der operativen Spitze der Beteiligungsgesellschaft ein Generationenwechsel: Per September übernehmen Matthias Rey als neuer CEO und Urs Scherrer als neuer CFO die Leitung der Metall Zug AG. Sie treten die Nachfolge von Daniel Keist an, der als CFO das Unternehmen in der Vergangenheit erfolgreich geführt hat. Das Resultat für 2021 kann sich sehen lassen: Der Nettoerlös legte um 17,8% auf 661.9 Mio. CHF zu, das Konzernergebnis erreichte mit 53.3 Mio. CHF ebenfalls einen sehr guten Wert. Für die Aktionäre lockt eine höhere Dividende von 30 bzw. 3 CHF je Aktie. Vom Krieg in der Ukraine erwartet das Unternehmen derzeit keinen nennenswerten direkten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung.

Junges Team übernimmt Verantwortung

Statt mit dem guten Jahresergebnis oder einem Statement zu den Folgen des Ukraine-Kriegs zu starten, zog es Verwaltungsratspräsident Martin Wipfli an der Bilanzmedienkonferenz vor, den Generationenwechsel im Management-Team und im Verwaltungsrat in den Fokus zu rücken. «Wir sind stolz darauf, dass wir ein so junges Team haben», erklärte er. Zum Jahresabschluss sagte Wipfli nur bescheiden: «Wir haben geliefert, was wir versprochen haben.» Daniel Keist, der bisher alleiniges Mitglied der Geschäftsleitung der Metall Zug AG war und in diesem Jahr das Pensionierungsalter erreichen wird, führte ein letztes Mal durch die Präsentation der Geschäftszahlen.

Den Ertragseinbruch durch die Corona-Pandemie hat Metall Zug bereits wieder wett gemacht Seit 2020 entfällt der Umsatz der V-Zug. Abb. metallzug.ch
Deutliche Fortschritte in fast allen Geschäftsbereichen

In drei von vier Geschäftsbereichen konnte die Metall-Zug-Gruppe deutliche Fortschritte gegenüber dem Vorjahr erzielen. Dabei war nur ein Teil der positiven Entwicklung auf Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie zurückzuführen. Es gelang über fast alle Bereiche ein substanzielles, strukturelles Wachstum. Lediglich im Bereich Infection Control lief es nicht ganz so erfreulich. Die 2021er Zahlen lagen nach Angaben der Gesellschaft unter den Erwartungen. Der Nettoerlös fiel mit 180.2 Mio. CHF nur leicht höher als im Vorjahr aus, das EBIT war mit 2.6 Mio. CHF sogar etwas rückläufig. Metall Zug spricht dennoch von einer deutlichen Resilienz, die der Bereich gezeigt habe.

Deutlich besser lief es in den Geschäftsbereichen Medical Devices mit der Haag-Streit-Gruppe und Wire Processing, welcher die Schleuniger Gruppe umfasst. Bei Medical Devices sprang der Umsatz mit 215.2 Mio. CHF wieder über die 200-Mio.-CHF-Marke (Vorjahr: 169.6 Mio. CHF). Auch das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT konnte mit 24.6 Mio. CHF die Zahlen der Zeit vor der Pandemie übertreffen. Als Grund für die gute Entwicklung nannte Daniel Keist neben dem Umsatzplus auch verbesserte Margen, Kosteneinsparungen und Sondereffekte von netto 3.4 Mio. CHF. Auch der Umsatz mit Trainings- und Simulationsgeräten habe sich nach der Übernahme von VRmagic über die Erwartungen hinaus positiv entwickelt.

Schleuniger wieder auf der Überholspur

Obwohl sich die Automobilindustrie im 2021 nicht vollständig erholte, konnte die Schleuniger Gruppe im vergangenen Jahr von den Trends wie e-Mobilität und autonomes Fahren profitieren. Hier liefert das Unternehmen Hochvoltkabel und Datenkabel. Insgesamt wurden in diesem Bereich 206.2 Mio. CHF umgesetzt, 37,5% mehr als im Vorjahr. Der Auftragseingang habe sich sogar überproportional zum Umsatz entwickelt. Unter dem Strich verblieb ein EBIT von 14.6 Mio. CHF (Vorjahr: – 6.0 Mio. CHF). Auch hier verwies Keist wieder auf Kosteneinsparungen, die neben dem Umsatzanstieg zu einer positiven Entwicklung beim Betriebsergebnis geführt haben. Die Schleuniger Gruppe wird künftig jedoch kein eigenständiges Unternehmen innerhalb von Metall Zug mehr sein. Wie die Gruppe am 9. Februar bekannt gab, soll Schleuniger in die Komax Holding integriert werden. Im Gegenzug erhält Metall Zug eine 25%ige Beteiligung an Komax. Allerdings muss die Komax-Generalversammlung einer für die Transaktion notwendigen Kapitalerhöhung erst noch zustimmen.

Gastrogeschäft bei Gehrig auch 2021 schwierig

Zu spüren bekam Metall Zug die Corona-Pandemie im abgelaufenen Geschäftsjahr nochmals bei der Tochter Gehrig Group, die Geräte für die Gastronomie liefert. Der Umsatz war mit 29.8 Mio. CHF leicht rückläufig. Dennoch gelang es, ein positives EBIT zu erwirtschaften. Belimed Life Sciences verzeichnete zwar einen hohen Auftragseingang, konnte aber wegen der gestörten Lieferketten und fehlender Elektronikkomponenten nicht im gewünschten Umfang liefern. Dies führte auch hier zu einem rückläufigen Umsatz auf 38.6 Mio. CHF. Dennoch gelang es, ein positives Betriebsergebnis zu erzielen. Dass das Berichtssegment «Andere» ein negatives EBIT auswies, ist vor allem auf die Kosten für zentrale Leistungen zurückzuführen, welche die Metall Zug AG für die Gruppe erbringt.

Daniel Keist berichtete auch für den Geschäftsbereich Technologiecluster und Infra – hier sind die Immobilien zusammengefasst – von Fortschritten in der Entwicklungstätigkeit. Zudem engagiert sich die Metall-Zug-Gruppe sehr stark im Bereich der Nachhaltigkeit. Dieser prägt auch die Aktivitäten im Infrastrukturbereich: Hier soll ein Multi Energy Hub zu Beginn der Heizperiode 2022/23 das Areal mit CO2-neutraler Energie versorgen.

Zuversicht für 2022 trotz Ukraine-Krieg

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr zeigten sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung an der Medienkonferenz angesichts des hohen Auftragsbestandes per Ende 2021 zuversichtlich. Auf der Beschaffungsseite bestünden zahlreiche Herausforderungen, machte Keist deutlich. Er verwies auch auf die steigende Inflation, die politischen Verwerfungen und mögliche Preiserhöhungen. In Bezug auf den Ukraine-Krieg erklärte der CFO, dass der Umsatzanteil der Länder Russland, Belarus und Ukraine unter 1% des Gesamtumsatzes liege. Ebenso gebe es nur sehr geringe Ausstände bei Kunden aus dieser Region. Daher erwartet Metall Zug für 2022 eine stabile EBIT-Entwicklung unter Ausschluss des Dekonsolidierungseffekts der Schleuniger Gruppe.

Fazit

Mit der geplanten Integration der Schleuniger AG in die Komax Gruppe macht Metall Zug den nächsten offensichtlichen Schritt in Richtung einer schweizerischen Industrieholding. Dies, nachdem bereits Zug Erstrates abgespalten und der Haushaltgerätebereich V-Zug an die Börse gebracht wurden. Es dürften in den kommenden Jahren daher weitere Devestitionen, aber auch Zukäufe folgen. Unter Zugzwang stehen Management und Verwaltungsrat allerdings nicht. Auch ist kein «Ausverkauf» bei Metall Zug zu erwarten, denn sonst würde der Verwaltungsrat die operative Führung nun nicht in jüngere Hände übergeben. Vielmehr zielt die Strategie eher auf ein langfristiges, solides Wachstum als Industrieholding ab.

Der Kurs der Metall Zug-Aktie (Namenaktie A) hat sich seit dem Corona-Crash im Màrz 2020 weitestgehend erholt. Chart: otc-x.ch

Die Geschäftszahlen 2021 zeigen, dass die Beteiligungen der Metall-Zug-Gruppe auch Krisenzeiten gut überstehen können und effizient geführt sind. Das Aktienkapital der Metall Zug AG ist in 1’948’640 Namenaktien der Serie A zu nominal 2.50 CHF und 255’136 Namenaktien der Serie B zu 25 CHF eingeteilt. Über die Namenaktien A (Stimmrechtsaktien) halten die Familie Buhofer sowie weitere Aktionäre aus dem Umfeld der Familie 89,3% der Stimmen. Die Stimmrechtsaktien werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden für die Stimmrechtsaktien 209 CHF, für die an der SIX kotierten Namenaktien B 2020 CHF gezahlt. Bei einem Gewinn pro Aktie für 2021 von 10.87 CHF bzw. 108.70 CHF beträgt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis knapp 19. Die Dividendenrendite liegt bei 1,5%. Damit sind die Aktien angesichts der vielen Unsicherheiten am Markt aktuell nicht mehr günstig bewertet. Allerdings liegt in der weiteren Entwicklung der Beteiligungen sowie der Entwicklung der Immobilienprojekte rund um den Technologiecluster Zug für die kommenden Jahre noch einiges an Aufwertungspotenzial. Ebenso ist es nicht auszuschliessen, dass die Aktionäre in Zukunft von höheren Ausschüttungen u.U. auch in Form von Sonderdividenden profitieren können. Der Titel bleibt daher insbesondere für langfristig denkende Investoren, die von einer positiven Entwicklung des gesamten Beteiligungsportfolios inkl. der Immobilien überzeugt sind, ein interessantes Investment. Mit einer Eigenkapitalquote von 72% ist die Gruppe zudem sehr solide finanziert, kann somit auch den einen oder anderen wirtschaftlichen Sturm überstehen und zudem noch Opportunitäten am Markt zur Arrondierung des Portfolios nutzen.

Transparenzhinweis: Der Autor des Beitrages ist Aktionär der Metall Zug AG.

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