Jungfraubahn: Zurück in der Gewinnzone

Verkehrsertrag steigt um über 80% gegenüber der Vorjahresperiode

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Die Jungfraubahn Holding blickt auf ein erfolgreiches erstes Semester (zum 30. Juni) zurück, nachdem die Vorjahresperioden 2020 und 2021 wegen der Pandemie noch deutliche Verluste gezeitigt hatten.

Alle Segmente hätten bei günstigen Wetterbedingungen zu der Entwicklung beigetragen, schreibt die Jungfraubahn in ihrem Halbjahresbericht. Der Nachholbedarf bei den Gästen sei spürbar, was sich daran zeige, dass im Wintersport die bisher beste Saison egalisiert worden sei, so die Jungfraubahn weiter. Knapp über 1 Mio. Erstzutritte wurden registriert, die gesamte Wintersaison 2021/2022 verzeichnete mit 1.25 Mio. Skier Visits einen ähnlich hohen Zuspruch wie im Rekordwinter 2007/2008. «Die Realisierung der V-Bahn hat die Jungfrau Ski Region beim Wintersport zurück in die ‹Champions League› gebracht», vermelden die Berner Oberländer stolz.

Positive Entwicklung dank V-Bahn

Auf dem Jungfraujoch konnte die Besucherzahl um fast 50% gesteigert werden, liegt aber immer noch 57% unter jener von 2019. Die positive Entwicklung sei einerseits auf die V-Bahn, andererseits auf das meist gute Wetter und das Ende der Corona-Beschränkungen zurückzuführen. Andererseits erholten sich die internationalen Reisemärkte nur schleppend, insbesondere diejenigen Asiens, schreibt die Jungfraubahn. Es habe sich im ersten Semester 2022 insbesondere um Schweizerinnen und Schweizer gehandelt, die das Jungfraujoch besuchten.

Neben der Jungfraubahn haben sich auch die 10 Beteiligungen der Holding im ersten Halbjahr positiv entwickelt. So verzeichneten die Erlebnisberge, zu denen u.a. die Bergbahn Lauterbrunnen- Mürren und die Harderbahn bei Interlaken gehören, einen Netto-Verkehrsertrag von 8.8 Mio. CHF, was einer Zunahme von 129% entspricht. Die Gästezahlen hätten, mit Ausnahme der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren, wieder die Vor-Pandemie-Werte von 2019 erreicht, schreiben VRP Heinz Karrer und CEO Urs Kessler im Brief an die Ationäre.

Steigerung des Ertrags um über 80%

Unter dem Strich erzielt die Jungfraubahn-Gruppe einen Verkehrsertrag von 62.8 Mio. CHF, eine Steigerung der Erträge gegenüber der gleichen Vorjahresperiode um 80,8%. Der gesamte Ertrag kletterte auf 98.1 Mio. CHF, womit der um 13 Mio. CHF höhere Betriebsaufwand locker weggesteckt werden konnte. Damit kehrt die Jungfraubahn wieder in die schwarzen Zahlen zurück und kann einen Gewinn von 15.3 Mio. CHF ausweisen.

Ausblick

Die Jungfraubahnen fokussieren aktuell auf die bessere Erschliessung der autofreien Orte Mürren und Wengen. Bei der Adhäsionsbahn Grütschalp-Mürren seien die Arbeiten für die Gesamterneuerung auf Kurs. Der Umbau des Bahnhofs Mürren laufe auf Hochtouren. Im November soll die sanierte Station Mürren in Betrieb genommen werden. Zudem soll ab Oktober die Gleis-Erneuerung intensiv vorangetrieben werden. Insgesamt werden 63 Mio. CHF investiert, die durch den Kanton Bern sichergestellt sind.

Im Dezember 2023 soll darüber hinaus der Wengen-Shuttle den Betrieb aufnehmen. Damit soll das öV-Angebot zwischen Lauterbrunne und Wengen verdichtet und den Anreisenden mehr Platz für Gepäck geboten werden.

Der Trend des ersten Halbjahres habe sich in den Hochsommermonaten Juli und August fortgesetzt, schreiben die Jungfraubahn-Verantwortlichen. Der Geschäftsverlauf werde aber geprägt sein von Unsicherheiten, die vom Unternehmen nicht beeinflusst werden könnten.

Fazit

Bei aller Freude, die über die positive Entwicklung im ersten Halbjahr 2022 im Berner Oberland herrscht, stehen die Bergbahnen doch vor einer herausfordernden Zukunft. Die Entwicklung der Corona-Situation , der Krieg in der Ukraine, die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Engpässe bei den interkontinentalen Flugverbindungen bilden einen Mix, der schnell auch wieder zur Ernüchterung führen könnte. Nicht auszudenken, wenn wegen Stromknappheit die Bahnen zeitweise dichtmachen müssten.

Natürlich haben die Verantwortlichen recht, wenn sie darauf verweisen, dass all diese Herausforderungen nicht in ihrer Einflusssphäre liegen. Dort, wo das Unternehmen direkt Einfluss nehmen kann, wie z.B. durch Investitionen wie in die V-Bahn, haben die Jungfraubahnen jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht.

Kursentwicklung der auf SIX gehandelten Aktie der Jungfraubahn. Quelle: six-group.com

Der Kurs der auf SIX gehandelten Aktie der Jungfraubahn Holding spiegelt die Unsicherheiten wider, die auf dem Unternehmen lasten. Auch wenn sich der Kurs nicht mehr um die in 2020 erzielten Tiefststände bewegt, so hat er doch noch kräftig Fantasie nach oben, sollten sich die Rahmenbedingungen zum Besseren ändern.

Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Aktie der Harderbahn. Quelle: otc-x.ch

Die auf OTC-X gehandelte Harderbahn, an der die Jungfraubahnen 89% halten, notiert hingegen auf Höchstständen bei 150 CHF. Allerdings wird das Papier nur sehr wenig gehandelt, was das Plus von 66% seit Anfang 2022 etwas relativiert.

Hinweis in eigener Sache: Am 14. September 2022 findet der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net auf dem Gornergrat in Zermatt statt.

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