Kursaal Bern: Markante Ertragssteigerungen gegenüber einer sehr schlechten Vorjahresperiode

Kein Erfolg bei Online-Casino-Engagement

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Das Kongressgeschäft der Kursaal Bern AG hat im ersten Halbjahr 2022 wieder deutlich angezogen. Bild: zVg.

Man habe das erste Semester 2022 markant besser abgeschlossen als den vergleichbaren Vorjahreszeitraum, lässt die Kursaal Bern AG verlauten. Insgesamt betrachtet sei die Entwicklung im Kursaal Bern sehr erfreulich. Nach einem schwachen Start in das Jahr habe sich die Lage kontinuierlich verbessert, schreiben Daniel Buser, Verwaltungsratspräsident, und Kevin Kunz, CEO, im Vorwort zum Halbjahresbericht.

Die Auswirkungen der Annullationswelle aufgrund von Corona Ende 2021 habe alle Geschäftsbereiche im ersten Quartal 2022 getroffen. Ab Ende April profitierte die Kursaal Bern Gruppe dann aber deutlich von einem sich stark belebenden Konsum.

Annähernd Vor-Corona-Erträge

Der Umsatz stieg im Vergleich zum coronabedingt sehr schlechten Vorjahr von 11.4 Mio. CHF auf 34.2 Mio. CHF. Positiv fällt auch wieder das EBITDA mit 3.3. Mio. CHF aus; in der vergleichbaren Vorjahresperiode war noch ein EBITDA von -6.5 Mio. CHF angefallen. Unter dem Strich erwirtschaftete die Kursaal Bern AG einen Verlust von 1.84 Mio. CHF, nur unwesentlich weniger als 2021, als allerdings Härtefallhilfen in Höhe von 9.4 Mio. CHF den Gruppenverlust kosmetisch deutlich abmilderten.

Dank des zweiten Quartals konnten die Geschäftsbereiche Kongresszentrum, Casinos und Gastronomie wieder annähernd Vor-Corona-Erträge erwirtschaften. Auch beim Swissôtel Kursaal Bern machte sich ab April eine leichte Erholung bemerkbar, die sich im Mai und Juni noch akzentuierte und in diesen Monaten praktisch auf dem Niveau von 2019 zu liegen kam, wie die Kursaal Bern AG mitteilt.

Keine Segmentsberichterstattung

Allerdings verzichtet das Unternehmen weiterhin auf eine detaillierte Segmentsberichterstattung. Eine solche führe im Vergleich zu relevanten Mitbewerbern in den Bereichen Kongresszentrum, Hotel & Restaurants sowie Casinos zu einer nachteiligen Transparenz in Bezug auf die Kosten- und Margenstruktur, gibt der Anhang des Halbjahresberichts im Kleingedruckten preis.

Darauf zu verzichten, kommt dem Unternehmen auch aus anderen Gründen gelegen. Denn nach wie vor gibt es auch deutliche Schatten in der Ertragsrechnung, was insbesondere am Engagement der beiden Casinos in Bern und Neuchâtel bezüglich Online-Casinos liegt. Die Online-Casinos 7melons.ch (Bern) und hurrahcasino.ch (Neuchâtel) hätten die Erwartungen bisher noch nicht erfüllen können, so der Halbjahresbericht. Das Marktwachstum habe sich deutlich abgeschwächt, mittlerweile seien elf Online-Plattformen in der Schweiz aufgeschaltet. Marktanteile könnten nur mit enorm hohen Marketingaufwendungen gewonnen werden.

Im Angebot nicht konkurrenzfähig

Alarmieren muss die Tatsache, dass auch zwei Jahre nach Einführung die beiden Online-Plattformen, was Anzahl Spiele betrifft, noch nicht konkurrenzfähig sind und weitere Investitionen notwendig werden. Hier scheint die Kursaal Bern AG mit der sprichwörtlichen Berner Langsamkeit vorzugehen und muss aufpassen, dass der Zug nicht definitiv abfährt. Denn die Konkurrenz insbesondere aus Baden, Luzern und Pfäffikon (SZ) ist den Bernern und Neuenburgern deutlich enteilt, bei den Marktführern ist man sich der Tatsache bewusst, dass nur ein breites Spieleangebot die User bei der Stange halten kann. Und dass man auch und gerade in Krisenzeiten wie Covid, als die terrestrischen Casinos teilweise geschlossen waren, erst recht in Marketing fürs Online-Gaming investieren sollte.

Der Werbeaufwand der Kursaal Bern AG nahm im ersten Halbjahr 2022 gerade mal auf 4.3 Mio. CHF (Vorjahr  2.4) zu. Allerdings ist wegen dem oben erwähnten Verzicht auf die Segmentsberichterstattung nicht ersichtlich, welche Mittel davon ins Marketing für die Online-Casinos flossen. So viel lässt sich aber sagen: viel zu wenig, um in der Online-Welt, die nicht auf den Raum Bern und Neuchâtel begrenzt ist, sondern nach schweizweiten Engagements ruft, bestehen zu können. Es dürfte deshalb spannend zu sehen sein, wann und wie sich eine Konsolidierung im Online-Casino-Markt in der Schweiz im Allgemeinen und hinuntergebrochen auf die einzelnen Akteure abzeichnet. Eine Strategie, wie die Kursaal Bern AG der Entwicklung begegnen will, ist nicht zu erkennen.

Ausblick und Fazit

Das erfreuliche Halbjahresresultat stimme sehr zuversichtlich, dass das Geschäftsjahr 2022 wesentlich besser als 2021 ausfallen wird. Drohende Preissteigerung, Engpässe in den Lieferketten und steigende Energiekosten als Auswirkungen des Ukraine-Krieges könnten aber nicht verlässlich eingeschätzt werden, so der Halbjahresbericht. Die Kursaal Bern AG geht jedoch davon aus, dass sie mit ihren optimierten Prozessen dem steigenden Kostendruck standhalten kann. Investitionen in die Nachhaltigkeit hin zu einem energiesparenden und abfallvermeidenden Unternehmen zahlten sich auch wirtschaftlich aus.

Die Aktien der Kursaal Bern AG sind am SME Main Market der BX Swiss kotiert. Seit dem Listing im Sommer 2021 hat der Aktienkurs um etwas mehr als 15% verloren und wurde zuletzt für 342 CHF gehandelt.

Kursverlauf der auf BX Swiss gehandelten Aktie der Kursaal Bern AG im letzten Jahr. Quelle: bxswiss.com

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