Outdoor Switzerland: Tourismusboom und Akquisition beflügeln das Wachstum

Umsatz steigt 2023 auf über 17 Mio. CHF

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Seit 2023 gehören auch Fallschirmsprünge zum Portfolio. Bild: outdoor.ch

Der Tourismus boomt wieder. In der Jungfrau Region im Berner Oberland erzielen die meisten Bergbahnen Rekordfrequenzen; auch die Hotels verzeichnen Rekorde bei den Übernachtungszahlen. Es überrascht daher wenig, dass auch die Outdoor Switzerland AG im Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatz von 17.0 Mio. CHF (+37,3%) einen neuen Höchstwert erzielen konnte. Unter dem Strich verblieb ein konsolidierter Gewinn von 416’000 CHF, der allerdings wegen wegfallender Covid-Hilfen weit unter dem Vorjahreswert von 1.2 Mio. CHF liegt. Den Aktionärinnen und Aktionären beantragt der Verwaltungsrat an der Generalversammlung vom 12. Juni eine Dividende von 70 CHF je Aktie.

Bungee-Jumping und Jetboat läuft

Die gute Umsatzentwicklung des Anbieters von Adventure-Aktivitäten ist einerseits auf organisches Wachstum zurückzuführen. Wie dem Geschäftsbericht 2023 zu entnehmen ist, konnten vor allem die Sprungaktivitäten in der Gletscherschlucht in Grindelwald und das Jetboat auf dem Brienzersee neue Umsatzrekorde verzeichnen, während die Wintersportaktivitäten teilweise unter dem geringen Schnee litten. Andererseits führte die Akquisition des Fallschirmspringunternehmens Skydive Switzerland zu einem Umsatzanstieg um rund 3 Mio. CHF. Die «Luft» sei nun das vierte Element, das der Outdoor Switzerland bisher im Portfolio gefehlt habe, so Geschäftsführer Johann Kaufmann im Jahresbericht. Bisher finden die über 300 angebotenen Aktivitäten vor allem in und auf dem Wasser sowie auf der Erde bzw. am Berg statt. Insgesamt haben 2023 rund 168’000 Gäste die Outdoor-Angebote des Unternehmens genutzt. Damit hat sich die Gästezahl seit 2017 fast verdoppelt.

Fallschirmspringen neu im Portfolio

Durch die Akquisition von Skydive und die Zunahme des Umsatzes in den übrigen Bereichen erhöhten sich auch die Aufwände. Vor allem der Personalaufwand fiel um 40,9% oder 2.6 Mio. CHF höher aus als im Vorjahr. Ein Teil davon ist auf die Übernahme zurückzuführen; allerdings weist das Unternehmen auch darauf hin, dass der «Outdoorbereich immer personalintensiv bleiben werde». Der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 2.0 Mio. CHF (+11,2%), was einer EBITDA-Marge von 11,9% entspricht.

Synergieeffekte aus der Integration der Skydive Switzerland GmbH würden erst seit Herbst 2023 zum Tragen kommen, heisst es im Geschäftsbericht. Dass der konsolidierte Reingewinn mit 416’000 CHF weit unter den 1.2 Mio. CHF des Vorjahres zu liegen kommt, ist auf höhere Abschreibungen u.a. für den Goodwill von Skydive sowie weggefallene Covid-Entschädigungen zurückzuführen. Gemäss Dividendenpolitik schüttet das Unternehmen zwischen 25 und 45% des Free Cashflow aus. 2023 lag der Free Cashflow bei 1.15 Mio. CHF, was 271 CHF je Aktie entspricht. Somit befindet sich die Ausschüttung am unteren Ende der definierten Bandbreite.

Firmensitz wird nach Wilderswil verlegt

Für die Outdoor Switzerland Gruppe ist es angesichts der getätigten und anstehenden Investitionen allerdings auch folgerichtig, bei den Ausschüttungen noch zurückhaltend zu sein. Nach dem Kauf von Skydive stehen nun Investitionen in einen neuen Firmensitz auf dem Flugplatzareal in Wilderswil an. Der Umzug ist für 2025 geplant und wird die Gesellschaft rund 2.5 Mio. CHF kosten. Allerdings ist der aktuelle Standort in Matten schon länger zu klein, einige Anlagen entsprechen nicht mehr den aktuellen Standards. Neben dem neuen Firmensitz plant die Gesellschaft auch durch weitere Akquisitionen zu wachsen. Der Kauf von Skydive hat die Bilanz jedoch etwas gefordert. So erhöhte sich das Fremdkapital um 2.2 Mio. CHF, was auch einen Rückgang der Eigenkapitalquote von 30,9% auf 26,6% zur Folge hatte. Gleichzeitig sind auch die Finanzierungskosten angestiegen.

Gute Buchungslage für den Sommer

Für das laufende Geschäftsjahr 2024 gibt sich das Unternehmen zuversichtlich. Die Buchungslage für den Sommer sei gut, heisst es. Der Frühling sei zwar wettertechnisch herausfordernd gewesen, so Johann Kaufmann. Er verweist auch darauf, dass die Winterangebote immer stärker mit Schneemangel zu kämpfen hätten. «Die Buchungen sind da, aber mangels Schnees nicht durchführbar». Erfreulich sei, dass die Gäste in der Jungfrau Region im Gegensatz zu anderen Destinationen auch in der Zwischensaison anreisen würden. Dem Schneemangel begegnet das Unternehmen, indem auch im Winter spezielle schneeunabhängige Angebote wie z.B. Raclette Rafting und Schoggifonduefloat angeboten werden.

Fazit

Die Covid-Pandemie hat den Start des 2017 als Jungfrau Sports Holding gegründeten Tourismusunternehmens etwas verzögert. Zwei Jahre nach dem Ende der Pandemie zeigt sich, dass sich der Zusammenschluss der früheren Outdoor Interlaken AG und Grindelwald Sports AG bewährt hat. Zwischenzeitlich sind durch diverse Übernahmen wie Alpin Raft und jüngst Skydive weitere Anbieter hinzugekommen. Und dabei soll es nicht bleiben: Verwaltungsratspräsident Christoph Egger deutete im Vorwort des Geschäftsberichts eine geografische Ausdehnung der Outdoor-Aktivitäten in andere Regionen in der Schweiz an. Doch vorerst gilt es, die getätigten Investitionen zu integrieren, Synergien zu nutzen und auch das organische Wachstum zu absorbieren. Der geplante Umzug in einen neuen Firmensitz ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Gleichzeitig muss auch eine solide Finanzierung sichergestellt werden.

Der Kurs der Outdoor-Switzerland-Aktie reflektiert die positive Geschäftsentrwicklung. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Outdoor Switzerland werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Seit der Publikation des Jahresergebnisses hat der Aktienkurs der bisher selten gehandelten Aktie auf 2’350 CHF zugelegt. Auf diesem Niveau beträgt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis rund 24, die Dividendenrendite liegt bei 2,9%. Angesichts der guten Wachstumsaussichten ist der Titel fair bewertet. Setzt sich das Wachstum in diesem Jahr fort und gelingen auf der Aufwandseite Fortschritte – die konsolidierte EBITDA-Marge erscheint mit 11,9% eher niedrig –, so wären durchaus auch höhere Kurse denkbar.

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