Der Gewinn der Stadtcasino Baden Gruppe hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen – bewegte sich aber weiter auf bescheidenem Niveau. Das Resultat wurde von mehreren ausserordentlichen Aufwendungen belastet, wie etwa dem Konzessionsgesuch für die nächste Lizenzperiode von 2025 bis 2044. Der Verwaltungsratspräsident Jürg Altorfer verbreitet im Jahresbericht Zuversicht: «Zwar liegen die Gewinnzahlen 2022 und 2023 auf ähnlichem Niveau, die Qualität des jüngsten Resultates ist aber eine ganz andere.» 2022 sei von einmaligen, positiven Effekten geprägt wie dem Verkauf einer Liegenschaft. 2023 erzielte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr ein rund 5,4 Mio. CHF höheres Betriebsergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA).
Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete die Stadtcasino Baden Gruppe einen Bruttoumsatz von 127.9 Mio. CHF, das entspricht einem Plus von 7,8% gegenüber dem Geschäftsjahr 2022. Der Reingewinn erhöhte sich von 211’000 auf 253’000 CHF. Diese Steigerung relativiert sich, wenn man bedenkt, dass der Überschuss im Jahr 2021 noch 3.5 Mio. CHF betrug. Das terrestrische Casino erreichte 2023 einen Bruttospielertrag (BSE) von knapp 57 Mio. CHF (Vorjahr: 59 Mio.).
Geldspielautomaten schlucken am meisten
Dieser Rückgang wird unter anderem mit einer Umsatzeinbusse durch die zehntägige Badenfahrt im August – mit der Auf- und Abbauarbeit von nochmals je 10 Tagen – sowie mit der Auszahlung des höchsten je erzielten Roulette-Gewinnes am 27. September von 1.2 Mio. CHF begründet. Das Casino Locarno, das 2022 zur Gruppe hinzukam, beendete das Jahr mit einem BSE von 18 Mio. CHF. Das wird als Erfolg verbucht, da die Vorgabe erreicht wurde, obwohl das Tessin im Frühsommer 2023 bis zu 20% weniger Touristen verzeichnet habe.
Den grössten Anteil am Bruttoumsatz von rund 128 Mio. CHF haben die Geldspielautomaten mit 67.0 Mio. CHF, gefolgt vom Online-Spiel mit 38.0 Mio., der Gastronomie mit 8.0 Mio. und dem Tischspiel mit 7.3 Mio. CHF. Die Einnahmen aus dem Parkhaus haben sich auf 523’000 CHF belaufen. Die Coronapandemie hat das Konsumverhalten in der Schweiz verändert – das bekamen auch die Casinos zu spüren. In den Casinos in Baden und Locarno pendelten sich die Besucherzahlen seit der Pandemie auf einem um 10 bis 20% tieferen Niveau ein.
Online läuft es
Das versucht die Branche mit Online-Casinos zu kompensieren. Im Jahr 2023 steigerte das Online-Casino jackpots.ch der Badener Gruppe den BSE um 8,9%. Nach Angaben des Unternehmens erhöhte sich die Spielerzahl in diesem noch neuen Geschäftsfeld über das ganze Jahr hinweg kontinuierlich. Jackpots.ch konnte die Position als Nummer 3 der Schweizer Online-Casinos festigen. «Dieses Wachstum könnte sogar noch grösser sein, würden die illegalen Betreiber in der Schweiz noch besser bekämpft werden können», sagt CEO Christian Aumüller.
Unter Druck steht die Spielsoftware-Entwicklungsfirma Gamanza. Der defizitäre Bereich steht vor der herausfordernden Aufgabe, im In- und Ausland neue Kunden vom eigenen Produkt zu überzeugen. «Es fehlen da ganz klar geplante Umsätze. Wir haben aber mit der Entwicklung von Gamanza Engage ein tolles Produkt am Markt und sehen da grosse Wachstumschancen, insbesondere auch im internationalen Markt», sagt CFO Christian Stegemann. Bei Produkt und Märkten seien Weiterentwicklungen in der Pipline. «Wir prüfen stets alle strategischen Möglichkeiten – auch im Bereich von potenziellen Partnerschaften», erläutert Aumüller.
Überraschender CEO-Wechsel
Der Verwaltungsrat beantragt für die Generalversammlung vom 12. Juni die Ausschüttung einer Dividende von 10 CHF pro Aktie; dieser Betrag ist auch im Vorjahr an die Aktionäre ausbezahlt worden. Insgesamt soll 1 Mio. CHF ausgeschüttet werden. Hauptaktionärin mit einem Anteil von 50,01% ist die Stadt Baden. Die Spielbankenabgabe der Stadtcasino Baden Gruppe beträgt 51 Mio. CHF. Diejenige von Locarno wird zwischen Standortkanton und Bund geteilt, Diejenige von Baden fliesst vollumfänglich an den Bund, sprich in die AHV-Kasse.
Mitte März dieses Jahres überraschte die Gruppe mit einem Personalentscheid. CEO Michael Böni der seit Oktober 2020 im Amt war, musste per sofort gehen. Der ausgebildete Wirtschaftsinformatiker ist durch Christian Aumüller, der seit 2023 das Casino-Geschäft in der Gruppe verantwortet, ersetzt worden. Das habe aber nichts mit einer Busse über 1.8 Mio. CHF, die das Bundesverwaltungsgericht im März bestätigte, zu tun, wie der «Blick» vermutete, und auch nicht mit dem Rückschlag eines Projekts in Deutschland, führt Unternehmenssprecher Brügger aus. «Es gab unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung zwischen dem Verwaltungsrat und der Geschäftsführung.» Das Unternehmen sehe weiter viel Potenzial im terrestrischen Geschäft, was durch die zahlreichen Umbauprojekte auch unterstrichen wird.
Zahlreiche Umbauprojekte
In Baden, aber auch in Locarno wird in den nächsten Jahren viel in Umbau- und Erweiterungsprojekte investiert, um den «Besuchern ein einzigartiges Freizeiterlebnis zu bieten». Bereits diesen Sommer fällt der Startschuss mit der Erneuerung des Casino-Parkhauses in Baden. Neue Bewirtschaftungssysteme sollen die Annehmlichkeit für die Benutzer des Parkhauses erhöhen. Im Anschluss an die Sanierung des Parkhauses werden die Gebäude des Grand Casino Baden umgebaut; die Arbeiten, die rund 18 Monate dauern, sollen die ursprüngliche Architektur des Kursaalgebäudes wieder vermehrt sichtbar machen.
Im Dezember 2023 wurde das Umbaubudget durch den Verwaltungsrat gesprochen und das Baugesuch bei der Stadtverwaltung deponiert. Vorausgesetzt, die Einsprachen verursachen keine grössere Verzögerung, kann mit den Arbeiten im Winter 2024/25 begonnen werden. Gleichzeitig wird der technische Unterbau des Grand Casino Baden ersetzt, da verschiedene Systeme nach 20 Jahren das Ende der Lebensdauer erreicht haben. Das Casino wird aber durchgehend geöffnet sein, nur einzelne Bereiche werden vorübergehend nicht zur Verfügung stehen. Dafür schliesst jedoch der Club Coco im Grand Casino, weil er während der Bauphase als Ausweichfläche für den Spielbetrieb genutzt wird.
Bauprojekte sollten Ergebnis wenig belasten
Auch das Casino Locarno wird um- und teilweise sogar neu gebaut. Die Ausgangslage in Locarno ist jedoch komplex. Die Liegenschaft gehört auch hier nicht dem Stadtcasino Baden. Die Stadt Locarno als grösste Aktionärin der Kursaal Locarno SA, der Besitzerin des Gebäudes, möchte den Casinoumbau innerhalb des Gestaltungsplanes des Gebiets umsetzen. Angesichts der Komplexität des Vorhabens dürfte der Umbau in der Südschweiz nicht vor 2027 beginnen.
Die Bauarbeiten sollten aber gemäss Finanzchef kaum Einfluss auf das Resultat haben: «Der Umbau des Parkhauses findet bereits dieses Jahr statt, und wir rechnen mit keinem Einfluss auf das Ergebnis, da die Renovation in den Sommermonaten erfolgt und auch nur etagenweise. Zu einer Komplettschliessung wird es nur während weniger Tage kommen.» Der Casinoumbau werde sicher einen Einfluss auf die Umsätze haben. «Wir haben aber gute Erfahrungszahlen und Erkenntnisse aus dem letzten grossen Umbau und werden durch flankierende Massnahmen im Kundenservice und marketingseitig den Einfluss möglichst geringhalten», so Stegemann. Die Spielbankenabgabe sei progressiv und helfe, den zeitweisen Rückgang ergebnistechnisch etwas abzufedern. Die Baukosten werden grundsätzlich alle kapitalisiert und bei Inbetriebnahme dann langfristig abgeschrieben, d.h. diese haben keinen Einfluss auf das Resultat der Erfolgsrechnung.
Neue Online-Konzession und Konkurrenz in Winterthur
Im vergangenen November hat der Bundesrat die Lizenzen für die Periode 2025 bis 2044 erteilt. Die Regierung betonte, dass es ihr um Kontinuität und Stabilität geht – das auch aus Eigeninteresse. Für das Jahr 2022 erhielt die öffentliche Hand von den Spielbanken Abgaben in Höhe von 397 Mio. CHF – davon flossen 352 Mio. in den Ausgleichsfonds der AHV.
Für die Lizenzvergabe folgte der Bundesrat durchgehend den Empfehlungen der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK). Die Casino-Landschaft bleibt weitgehend unverändert – schweizweit erhielten 22 Spielbanken die Konzession für die nächsten 20 Jahre. In Lausanne und Winterthur kommen ab 2025 zwei neue Spielbanken hinzu. Dagegen wird es in Schaffhausen künftig kein Casino mehr geben, das Gesuch des dortigen Anbieters war unvollständig. Für Online-Casinos erhöhte sich die Zahl der Konzessionen um zwei auf zwölf. Die Stadtcasino Baden Gruppe erhielt eine für das Casino in Locarno, und eine ging an das Casino St. Moritz. Die Stadtcasino Baden Gruppe hat die Möglichkeit, neben jackpots.ch, zukünftig im Tessin ein zweites Onlinecasino zu betreiben.
Fazit
Ab dem Jahr 2025 wird Baden die Konkurrenz des neuen Casinos in Winterthur zu spüren bekommen. Dies dürfte jedoch durch den Wegfall der Konkurrentin in Schaffhausen in etwa kompensiert werden. Dies zeigt, dass das terrestrische Casino-Geschäft im besten Fall ein Nullsummenspiel ist.
Die Anbieter müssen deshalb versuchen, den Ertrag je Spieler zu steigern. Die Stadtcasino Baden Gruppe hat dafür unter den Schweizern Anbietern die grösste Erfahrung und den besten Leistungsausweis. Das Grand Casino in Baden weist schweizweit den höchsten Ertrag pro Spieler auf. «Wir leben seit längerem das Konzept des ‹House of Entertainment›, welches für den Erhalt der bestehenden Spieler und die Gewinnung neuer Spieler von grosser Bedeutung ist. Wir haben einen hohen Anteil an Stammspielern, welche in der Regel auch mit höheren Einsätzen spielen als Gelegenheitsspieler», erklärt CEO Aumüller. Mit einer zusätzlichen Online-Lizenz im Tessin und dem etablierten jackpots.ch-Angebot ist das Unternehmen gut positioniert, um am wachsenden Online-Casinogeschäft zu partizipieren.
Das Unternehmen ist gut ins neue Jahr gestartet, und die Verbesserungen auf Stufe EBIT im vergangenen Jahr lassen für 2024 auf ein erfolgreiches Jahr hoffen. Mit einem breit abgestützten Portfolio, bestehend aus Grand Casino Baden, Casino Locarno, jackpots.ch und der Software-Entwicklungsfirma Gamanza ist die Gruppe solide aufgestellt. Das sehen auch die Anleger so: Die Aktien, die ausserbörslich auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, zogen nach Vorlage der Geschäftszahlen von 460 CHF auf 490 CHF an. Im Jahr 2023 waren die Titel stets unter Verkaufsdruck. Noch Anfang 2023 notierten sie über 600 CHF. Auf Basis der letztbezahlten Kurse beträgt das Kurs-/Buchwert-Verhältnis 1, die Dividendenrendite liegt bei 2,0%.