Mitten in der Pandemie eröffnete die Jungfraubahn im Berner Oberland ihr Millionenprojekt Eiger Express, um Gäste noch schneller auf das Jungfraujoch sowie ins Wander- und Skigebiet Kleine Scheidegg zu bringen. Jetzt hat die Schilthornbahn im benachbarten Tal nachgezogen: Am Freitag wurde mit der Verbindung von Stechelberg nach Mürren die «steilste Seilbahn der Welt» eröffnet. Auch die zweite Sektion auf der Strecke zum Schilthorn ist bereits teilweise in Betrieb. Im Frühjahr 2026 soll schliesslich auch der dritte Abschnitt von Birg auf das Schilthorn vollständig in Betrieb gehen und das als «Schilthornbahn 20XX» bezeichnete Generationenprojekt abgeschlossen sein.
In vier Minuten von Stechelberg nach Mürren
Ab sofort können Fahrgäste vom Lauterbrunnental in nur vier Minuten in das autofreie Bergdorf Mürren fahren. Bisher war dies nur mit Umsteigen in Gimmelwald möglich. Die Fahrbahnlänge beträgt knapp 1’194 Meter. Während der Fahrt wird eine Höhe von 775 Metern überwunden. Zusätzlich zu den Personen können Gepäck und Waren in einem unterhalb der Kabine befestigten Container transportiert werden. Ein vollautomatischer Verladeroboter übernimmt dabei die Güterlogistik. In den zwei Seilbahnkabinen ist Platz für 85 Personen. Insgesamt können so 800 Personen pro Stunde transportiert werden – bisher waren es nur rund 320 Personen pro Stunde.
Gleichzeitig mit der Direktverbindung von Stechelberg nach Mürren wurde die erste Spur der neuen Bahn auf der zweiten Sektion Richtung Schilthorn-Gipfel, zwischen Mürren und Birg, in Betrieb genommen. Sie ist schweizweit die erste Bahn des Typs Funifor. Zu den Vorteilen des Funifor-Systems zählen die hohe Windstabilität sowie die Möglichkeit, zwei Bahnen unabhängig voneinander fahren zu lassen. Während der Wintermonate werden auf dieser Strecke sowohl die alte als auch die neue Bahn nebeneinander in Betrieb sein, um die Förderleistung im Skibetrieb zu gewährleisten. Die Eröffnung der zweiten Funifor-Spur ist nach Angaben der Schilthornbahn im November 2025 geplant.
Fertigstellung des Gesamtprojekts im Jahr 2026
Mit der Eröffnung der «steilsten Seilbahn der Welt», welche die Schilthornbahn mit über 600 Gästen feierte, ist das Projekt 20XX allerdings noch nicht ganz fertig. Es fehlt noch die dritte Sektion von Birg bis auf das Schilthorn. Seit Mitte Oktober ist der Betrieb auf der obersten Sektion zwischen Birg und Schilthorn eingestellt. Es ist geplant, dass am 15. März 2025 die erste Spur der neuen Seilbahn auf den Gipfel in Betrieb genommen wird. Die zweite Spur folgt im Frühjahr 2026, womit das Projekt abgeschlossen sein soll.
Die Kosten des gesamten Projekts wurden bisher auf rund 100 Mio. CHF beziffert. Allerdings wies der Verwaltungsrat anlässlich der Generalversammlung im Juni 2024 darauf hin, dass es zu Kostenüberschreitungen im Rahmen von rund 10% kommen könnte.
Fazit
Die Aktien der Schilthornbahn AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. In diesem Jahr hat der Aktienkurs rund 7% verloren. Zuletzt wurden die Aktien zum Preis von 1’255 CHF gehandelt. Insbesondere die Unsicherheit bezüglich der Baukosten, des Einnahmeausfalls wegen des baubedingten Betriebsunterbruchs sowie das Aussetzen der Dividende aufgrund der Covid-Härtefallgelder lasten noch auf dem Aktienkurs.
Hingegen reflektiert der Kurs das Potenzial, welches sich durch die enorme Kapazitätssteigerung ergeben sollte, noch nicht. Dies könnte sich allerdings ändern, sobald das Bauprojekt erfolgreich und ohne weitere Kostenüberschreitungen abgeschlossen ist und sich zeigt, dass die Kapazitätserweiterung zu dem gewünschten Erlössprung führt. Bis dahin brauchen die Aktionäre weiterhin noch etwas Geduld.