Autobahn-Raststätten: Das Geld liegt neben der Strasse

An den Hauptverkehrsachsen läuft das Geschäft mit Verpflegung, Shopping und Treibstoff. Attraktiv erscheint nur die Gotthard Raststätte.

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Im vergangenen Jahr verzeichnete die Raststätte am Gotthard steigende Besucherzahlen – das dürfte sich 2025 fortsetzen. Bild: zVg

Im laufenden Jahr begeht die Gotthard Raststätte A2 Uri AG ihren 50. Geburtstag. Im Geschäftsbericht 2024 wird die Entstehungsgeschichte des Unternehmens dargelegt. Mit dem Bau der Nationalstrasse N2 in den 1960er Jahren sei es offensichtlich gewesen, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Uri grundlegend verändern würden. Das vom Durchgangsverkehr abhängige einheimische Gewerbe erkannte die Notwendigkeit, sich rechtzeitig an die neuen Gegebenheiten anzupassen und die möglichen Chancen zu nutzen – das Geschäftspotenzial sollte nicht wie andernorts internationalen Konzernen oder Mineralölgesellschaften überlassen werden. Die Urner entschieden sich für eine unabhängige Lösung. Mit den Gründungen der Urner Autogewerbe-Tankstellen AG durch die Urner Garagisten im Jahr 1968 sowie der Raststättengesellschaft Uri AG im Jahr 1975 wurde die Basis für eine «heimische» Gesellschaft gelegt.

Das vergangene Geschäftsjahr hat gezeigt, dass dieses Konzept funktioniert – die Raststättengesellschaft prosperiert. Der Gesamtumsatz legte um 7,9% auf 28,8 Mio. CHF zu. Der Anstieg der Besucherzahlen fiel mit 8,5% (auf 1,8 Mio. Gäste) noch stärker aus. Wie die regelmässigen Staumeldungen an den Festtagen zeigen, sparen die Schweizerinnen und Schweizer – wenn überhaupt – nicht bei den Autoreisen. Während in der Raststätte die Einnahmen sowohl im Restaurant als auch im Shop gesteigert wurden, nahm der Verkauf von Treibstoff an der Tankstelle (gemessen in Litern) ab. Das kann aber auch auf effizientere Motoren und das Aufkommen von E-Autos zurückgeführt werden.

Neben der Autobahnraststätte betreibt das Unternehmen die Kantine Breiti in Göschenen. Dieser Restaurantbetrieb steht nicht nur den Bauarbeitern des zweiten Gotthardtunnels offen, sondern auch anderen Gästen. Die Kantine Breite nahm 2024 den Betrieb auf und steuerte einen Umsatz von 1,426 Mio. CHF zum Gesamtergebnis bei. Auch im ebenfalls der Gruppe angeschlossenen Seerestaurant Breite (1,478 Mio. CHF) und im Catering (0,989 Mio. CHF) konnten die Erträge gesteigert werden. Der Betriebsgwinn der Raststätten-Gruppe erhöhte sich um 21,5% auf 3,64 Mio. CHF.

Mehr Pilger und Ausweichverkehr vom Brenner

Der Personalbestand erhöhte sich im Geschäftsjahr von 101 auf 115 Vollzeitstellen, der Personalaufwand legte 2024 mit 17% noch etwas stärker zu. Auch das Investitionsvolumen fiel mit 967’000 CHF um 150% deutlich höher aus. Trotzdem gelang es, den Betriebsaufwand von 2.59 Mio. auf 2.44 Mio. CHF zu senken, das übersetzte sich in ein Plus im Betriebsgewinn und einer Zunahme des Jahresergebnisses um 28% auf 1.7 Mio. CHF. Auf Basis Aktie beläuft sich der Reinertrag auf 13.80 CHF. Die Dividende wurde angesichts dieses Resultats von 6.50 auf 8.50 CHF je Aktie erhöht.

Für das Jahr 2025 erwartet die Gotthardraststätte eine Geschäftsentwicklung, die an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen soll. Dazu werden zwei Hauptargumente angeführt: Wegen des heiligen Jahres werden 32 Millionen Pilger in Rom erwartet, davon rund 900’000 aus Deutschland, von denen ein Grossteil über den Gotthard reisen dürfte. Dies auch, weil der zweite grosse Nord-Süd-Alpenübergang, die Brennerautobahn, saniert wird und deshalb eine Kapazitätsreduzierung zu erwarten ist. Diese Beeinträchtigung am Brenner dürfte bis Ende 2030 andauern.

LURAG auf hohem Niveau stabil

Im Gegensatz zum florierenden Geschäft der Gotthardraststätte konnte die LURAG, Luzerner Raststätten AG, welche die Raststätte in Neuenkirch betreibt, die Betriebseinnahmen und den Betriebsgewinn im vergangenen Geschäftsjahr lediglich knapp stabil halten. Gemäss Geschäftsbericht geschah dies auf «hohem Niveau». Das Holiday Inn Express-Hotel steigerte den Umsatz aus dem Vorjahr. Die Tankstellenshops hielten das rekordhohe Umsatzniveau vom Vorjahr stabil, während der Absatz fossiler Treibstoffe – wie auch an der Gotthardstrecke – leicht rückläufig war. Die Nachfrage nach elektrischer Antriebsenergie nahm dagegen zu.

Der Gesamtumsatz auf der Raststätte, inklusive Partnerbetriebe Coop Pronto und Marché, war im Geschäftsjahr 2024 leicht rückläufig (von 32.804 Mio. auf 32.088 Mio. CHF). Die Einnahmen der Raststättengesellschaft gingen leicht auf 19.9 Mio. CHF zurück (-3,5%). Der Betriebsgewinn reduzierte sich deutlich um über 10% auf 1.14 Mio. CHF, was auf eine Zunahme bei Unterhalt und Reparaturen sowie höhere Kosten in der Informatik zurückzuführen ist. Vom Reingewinn von 897’000 CHF (Vorjahr 1 Mio. CHF) werden 560’000 CHF als Dividende ausgeschüttet. Damit wird eine unveränderte Dividende von 40 CHF ausgeschüttet (auf Namenaktien mit einem Nominalwert von 500 CHF).

Die Raststätte macht vorwärts bei der «Elektrisierung» des Betriebs. Auf den Dachflächen werden bis im Herbst 2025 gesamthaft 1349 Photovoltaik-Module in Betrieb genommen, die rund 515’500 kWh Strom pro Jahr produzieren sollen. Die Anzahl der an den Ladesäulen geladenen Fahrzeuge legte um über 20% zu. Während die durchschnittliche Ladung stabil bei rund 30 kWh pro Fahrzeug liegt, stieg der Gesamtverkauf auf 682’016 kWh – das entspricht einer Fahrleistung von knapp 3.4 Millionen Kilometern mit einem gängigen Elektroauto. «Der weitere Ausbau von Ladeinfrastruktur ist in Planung. Wie bei allen Investitionen müssen wir dabei auch den per 2033 auslaufenden Baurechtsvertrag berücksichtigen», schreibt die Gesellschaft.

Weiterer Umbau in der Ostschweiz

Auch bei der Raststätte Thurau kam das Resultat im vergangenen Jahr unter Druck. Die Einnahmen fielen über 4% tiefer aus (vgl. Tabelle). Die Gruppe betreibt eine Anzahl von Raststätten in der Ostschweiz und im grenznahen Ausland. Zum Unternehmen gehören die Raststätte Thurau (zwischen Wil und Oberbüren), Mehrheiten an den Raststätten Rheintal und Walensee sowie Hörbranz im Vorarlberg und eine Minderheit an der Viamala-Raststätte Thusis. Das Betriebsergebnis der Gruppe verschlechterte sich um 11,4% auf 3 Mio. CHF, während der Unternehmensgewinn um 4,8% auf 1.059 Mio. CHF fiel.

Die Raststättengruppe wird im laufenden Jahr an der Raststätte Rheintal ein deutliches Umsatzminus verzeichnen. Anfangs März erhielt die Raststätte an der A13 in Fahrtrichtung Süden zwischen Buchs und Sevelen die Baubewilligung. Mitte März waren Restaurant, Shops und Tankstelle letztmals geöffnet. Die neue Raststätte Rheintal West soll Anfang 2026 eröffnet werden, teilt das Unternehmen mit. Während der Bauarbeiten können sich Reisende in Richtung Süden in der Raststätte Rheintal Ost verpflegen, die mit der Westseite über eine Brücke verbunden ist. Das Provisorium der Tankstelle auf der Westseite bleibt noch bis November offen, dann erhält sie ein neues Dach, und auch die Parkplätze werden überdacht. Auf den Dächern wird eine Solaranlage montiert, die pro Jahr 300’000 kWh Strom produzieren soll. Die Investitionssumme für die neue Raststätte wird auf 9 bis 10 Mio. CHF veranschlagt. In den vergangenen Jahren hat die Gruppe zahlreiche ihrer Standorte modernisiert. An die Aktionäre wird momentan keine Dividende ausgeschüttet.

Fazit

Zwar läuft der Verkehr auf den Autobahnen, für die Raststättenbetreiber besteht indes nur beschränkt Wachstumsfantasie – das zeigt sich auch an der Kursentwicklung der Raststättentitel, die in den vergangenen Jahren grösstenteils seitwärts verlief. Zudem besteht bei den Unternehmen Investitionsbedarf, um die Tankstellen für die E-Mobilität aufzurüsten. Die besten Aussichten hat im Segment die Autobahnraststätte Gotthard, die in den kommenden Jahren noch ein wachsendes Passagieraufkommen verzeichnen dürfte. Die Titel der Gotthardraststätten und der LURAG können wegen der Stabilität und der hohen Rendite als Anleihenersatz betrachtet werden.

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