Schweizer Aktien Favoriten 2025: Stürmischer Oktober

Volatile Märkte, sichere Häfen und Marktkonzentration bestimmen Börsengeschehen

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Die Fransenfledermaus behält auch in einem widrigen Umfeld den Überblick. Bild: stock.adobe.com

Die Börsen sind zwar schon einen Monat ohne Wirtschaftsdaten durch den “Shut-down” in den USA, steigen aber dennoch weiter. Die US-Indizes kletterten im Oktober zwischen 1,7% und 4,1%. Der japanische Nikkei-Index schoss um 14,5% nach oben, in Europa lag der spanische IBEX 35 mit 2,9% vorne, doch der DAX verlor 1,7%, und der SMI 2,2%.

Ohne aktuelle Wirtschaftszahlen wird der Höhenflug der US-Börsen zunehmend zum Blindflug. Auch die Notenbank Fed ist betroffen. Nach der jüngsten Leitzinssenkung wird der weitere Zinspfad unübersichtlich. Die Kursrallye an der Wall Street zeigt erste Anzeichen von Erschöpfung. Zum Monatsende hin ging die Marktbreite deutlich zurück. Nur 20% der Aktien stiegen, der Rest fiel. Dennoch erreichten die Indizes neue Rekordstände, was auf die hochgewichteten Schwergewichte wie Nvidia zurückzuführen ist. Die Marktkapitalisierung der KI-Aktie überschritt die 5 Billionen-USD-Marke. Das ist mehr als das jährliche BIP von Indien oder Japan. Microsoft und Apple nahmen die 4 Billionen-USD-Marke. Diese drei Super-Mega-Caps bringen somit das Zwanzigfache von Roche, Novartis und Nestlé gemeinsam auf die Börsenwaage. Oder etwa das Doppelte der gemeinsamen Börsenkapitalisierungen von Frankreich, Deutschland und Schweiz.

Debasement Trade und sichere Häfen

Über die ersten drei Oktoberwochen waren die Finanzmärkte vom “Debasement Trade” geprägt. Die Edelmetallpreise erklommen in einem fast vertikalen Anstieg neue Rekordhöhen. Neben anderen Faktoren wie geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten gaben wachsende Bedenken hinsichtlich der hohen und steigenden Staatsverschuldung in den USA, aber auch in China und europäischen Ländern wie Frankreich den Anlass dafür, Kapital in sichere Häfen zu lenken. Davon profitierte auch der Schweizer Franken.

Die Herausforderungen steigen

Die Schweiz bleibt ein Hort der Stabilität und eine Insel der Glückseligen, wie ein Blick über die Grenzen in die Nachbarländer und darüber hinaus kontrastreich zeigt. Die Unternehmen sind allerdings gefordert. Die Devisenmarktentwicklungen, die US-Zölle und die Neuordnung der Lieferketten sind nur einige zu bewältigende Aufgaben. Meldungen über Kurzarbeit, Entlassungen und Werksschliessungen häufen sich, ebenso Gewinnwarnungen.

Galderma beschleunigt Wachstum

Das alles trifft nicht auf Galderma zu. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 28,9%. Die Guidance wurde angehoben. Für 2025 erwartet das Beauty-Unternehmen nun ein Umsatzwachstum von über 17%. Auch die Kern-EBITDA-Marge wird nun auf über 23% angehoben. Die Aktie läuft und läuft, obwohl sie nach dem Börsendebüt im letzten Jahr zunächst kaum Aufmerksamkeit fand. Das hat sich geändert. 15 Analysten decken inzwischen die Aktie ab, fast alle haben Kaufempfehlungen. Die höchsten Kursziele reichen bis fast 170 CHF. Die Kursziele der meisten Analysten sind jedoch schon längst übertroffen worden. Bisher zeichnet sich kein Ende der Beschleunigung der Wachstumsraten ab, dennoch können Bankanalysten offensichtlich mit ihren Einschätzungen die Kurse von Wachstumsunternehmen beeinflussen, wie das Beispiel Ypsomed zeigt. Der Kurs stürzte durch Umstufungen, obwohl die Wachstumsraten höher als bei Galderma sind.

Nach Herabstufungen durch Analysten hat der Aktienkurs von Ypsomed verloren. Chart: six-group.com

Impfstoff-Effekte

Auch die SKAN-Aktie hat verloren. Projektverschiebungen hatten im ersten Semester zu einem Umsatzrückgang geführt. Die sind auf Impfstofflinien konzentriert. Für die Unsicherheiten sorgt der US-Gesundheitsminister. Da die Auftragseingänge und der Auftragsbestand trotzdem stiegen und der Ausblick eine Einhaltung der Jahresziele durch Aufholeffekte im zweiten Halbjahr vorsieht, bleiben die Wachstumsperspektiven intakt. Zudem wächst der Widerstand gegen Kennedy, selbst unter republikanischen Abgeordneten. Impfstoffe sind und bleiben essenziell, zumal nicht nur alte Krankheiten wie Diphterie und Keuchhusten auf dem Vormarsch sind, sondern auch Malaria, Cholera, Zika, Dengue ihren Weg in nördliche Länder finden.

Kein Datenfluss ohne VAT

Bei VAT mögen die Meinungen und Einschätzungen auseinandergehen, Tatsache ist jedoch, dass allein die Daten- und Rechenzentren im Wert von 3 Billionen USD, die angekündigt sind, sehr viele Halbleiter benötigen, die wiederum ohne VAT-Vakuumventile nicht produziert werden können. Es gibt auch keine nennenswerte Alternative.

Highlights von der Ausserbörse

Als weniger risikoreich haben sich im laufenden Jahr die Valoren des ausserbörslichen Aktienmarktes erwiesen. Weiss+Appetito liegt über 40% vorne, Weleda über 35%. Durchschnittlich liegt die Performance der vier OTC-X Titel bei 21,6%. Der OTC-X-Liquidity-Index zeigt eine Avance von 4,7%. Beide Top-Performer waren allerdings in den Vorjahren kontrovers. Weiss+Appetito bewegt sich lange seitwärts. Weleda musste den Turnaround schaffen und eine neue Führung die richtigen Wachstumsimpulse setzen, was ja auch gelungen ist.

Die Aktien der Weiss+Appetito Gruppe sind seit dem Sommer 2025 aus ihrem langen Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen. Chart: otc-x.ch

Performance-Vergleiche und (un-)realistische Erwartungen

In der Gesamtbetrachtung liegen auf der Favoritenliste sieben von neun Titeln im Plus, zwei im Minus. Die kotierten Aktien erzielten durchschnittlich einen Kurszuwachs von 5,8%. Insgesamt ergibt das ein Jahresplus von durchschnittlich 12,8%. Unter Einbeziehung der Verluste bei Barry Callebaut und SIG Group, für die hauptsächlich die jeweilige Geschäftsleitung und Verwaltungsräte verantwortlich sind, ermässigt sich die durchschnittliche Jahresperformance auf 5%. Unter Berücksichtigung der Dividenden erhöht sich der Total Return entsprechend und liegt damit auf marktkonformer Höhe.

Stand Ende Oktober wird die Performance spezialisierter Schweizer Mid-Cap Fonds seit Jahresbeginn mit 2% bis 12% ausgewiesen, im Durchschnitt etwa 7%. Performance heisst hier Gesamtrendite, also inkl. Dividenden. Somit ist der Wertzuwachs geringer als die Steigerung von 10,3%, die der Referenz- und Performance-Index SPIEXX aufweist. Ein Grund für die Underperformance ist zweifellos die verminderte Marktbreite, die von wenigen hochkapitalisierten Index-Mitgliedern überkompensiert wird.

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