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Casinos Schweiz: Weniger Erträge bei den terrestrischen Casinos, Zugewinne bei Online

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In den landbasierten Spielbanken lief das Glücksspiel im vergangenen Jahr weniger gut, während das Online-Gaming weiter zulegen konnte. Bild: stock.adobe.com

Die Zahlen, die der Schweizer Casinoverband zum Geschäftsjahr 2024 vorlegt, überraschen nicht. Seit Online-Casinos in der Schweiz Geldspiele anbieten dürfen, sind die Bruttospielerträge (BSE) kontinuierlich angewachsen. Als BSE wird die Differenz zwischen den einbezahlten Spieleinsätzen und den ausbezahlten Gewinnen bezeichnet. Oder einfacher gesagt: Der Verlust der Spielerinnen und Spieler, so beschreibt es der Casinoverband. Betrugen die BSE im Onlinebereich 2020 noch 187 Mio. CHF, so kletterten sie im vergangenen Jahr auf 310 Mio. CHF. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 8,5% und seit 2020 insgesamt ein Anstieg von 66%.

Genau umgekehrt sieht es bei den terrestrischen Anbietern aus. Hier verzeichnen laut Casinoverband praktisch alle Häuser einen Rückgang des Bruttospielertrags. Insgesamt nimmt der BSE 2024 um 5,8% auf 588 Mio. CHF ab. Die höchsten Rückgänge haben dabei die eher kleinen Häuser wie Fribourg oder Courrendlin aufzuweisen, aber auch die A-Casinos Montreux (-14,3%) oder Bern (-10,3%) verzeichnen zweistellige prozentuale Rückgänge ihrer Einnahmen.

Quelle: switzerlandcasinos.ch

Im Folgenden geht schweizeraktien.net auf diejenigen Casinos ein, deren Aktien auf OTC-X bzw. an der BX Swiss gehandelt werden.

Luzern

Es war das erste Casino, das 2019 mit mycasino.ch online gegangen ist. Und seither haben die Luzerner stets die Spitzenposition mit dem höchsten Online-BSE bekleidet. Im letzten Jahr stiegen die Einsätze auf 98.4 Mio. CHF, ein solides Plus von 3,7%. Daraus ergibt sich ein Marktanteil von knapp 30%.

Allerdings haben andere Onlineanbieter wie die unmittelbar folgenden Mitbewerber in Baden mit Jackpots.ch (12,9%) oder Pfäffikon mit swisscasinos.ch (12,9%) höhere BSE-Zugewinne zu vermelden. Bei kleineren Anbietern wie pasino.ch aus Meyrin (+21%) oder dem 7melons.ch des Casinos Bern (+24%) fällt die Zunahme noch stärker aus, allerdings ausgehend von wesentlich geringeren BSE.

Terrestrisch muss Luzern einen BSE-Rückgang von 4,5% auf 26.2 Mio. CHF hinnehmen. Damit befindet sich man im Mittelfeld des Rückgangs.

Im letzten Jahr bewegte sich der Kurs des Kurhaus-Casino Luzern seitwärts. Quelle: otc-x.ch

Baden

Im Aargau hat das Stadtcasino Baden wie die meisten anderen einen Rückgang der physischen Casinobesucher zu verzeichnen. Entsprechend sinkt der BSE um 2,4% auf 55.5 Mio. CHF, was aber ein vergleichsweise geringer Rückgang ist.

Besser sieht es im digitalen Bereich aus, wo, wie bereits gesagt, der BSE um 12,9% auf 43.1 Mio. CHF gesteigert werden konnte. Mit neuer Führung und dem Wegfall von ausserordentlichen Belastungen in 2023 können die Badener damit eine durchaus zufriedenstellende Performance vorweisen. Das von Baden und dem dazugehörenden Casino Locarno betriebene Onlinecasino jackpots.ch kann damit seine Stellung als drittgrösster Anbieterin der Schweiz behaupten.

Dies zeigt sich auch im Jahresabschluss 2024 der Stadtcasino Baden-Gruppe: So konnte der Bruttoumsatz um 1,3% auf 129.5 Mio. CHF und der Konzerngewinn auf 3.6 Mio. CHF (Vorjahr: 0.3 Mio. CHF) gesteigert werden. Als Dividende sind 10 CHF je Aktie vorgesehen.

Kursverlauf der Aktie des Stadtcasinos Baden in den vergangenen 12 Monaten. Quelle: otc-x.ch

Montreux

Das Casino Montreux bewegt sich im Trend, wenn auch die Ausschläge nach oben bzw. unten deutlicher ausfallen als in anderen Casinos. Einem Rückgang des BSE von 14,3% im landbasierten Casino steht bei GAMRFIRST.ch ein Anstieg von 61,6% gegenüber. Unter dem Strich bedeutet das, dass am Genfersee die Einnahmen gesunken sind, gehen doch die terrestrischen Einnahmen deutlich auf 47 Mio. CHF zurück, während der Online-Ertrag auf vergleichsweise niedrige 7.3 Mio. CHF steigt. Damit gehört GAMRFIRST.ch noch zu den kleinsten Onlinecasinos der Schweiz.

Die Aktie des Casinos Montreux hat seit ihrem Hoch bei 1’900 CHF vor einem Jahr deutlich an Wert verloren. Quelle: otc-x.ch

Bern und Neuchâtel

Auch in Bern und Neuchâtel gehen die terrestrischen BSE stark zurück (Bern -10,3% auf 38 Mio. CHF, Neuchâtel -9,4% auf 18.3 Mio. CHF). Mit 7melons.ch legt Bern immerhin einen BSE-Sprung um 24,4% auf 8.1 Mio. CHF hin. Aber auch in Bern bedeutet das insgesamt eine Abnahme des BSE.

Kursverlauf der auf BXSwiss gehandelten Aktie des Kursaal Bern über die letzten zwölf Monate. Quelle: bxswiss.com

Interlaken

Als eines der wenigen Casinos in der Schweiz hat Interlaken mit einem Rückgang des Online-BSE zu kämpfen. Bei Starvegas.ch sanken die Einnahmen 2024 um 2,8% auf 15.5 Mio. CHF. Der Rückgang beim landbasierten BSE ist mit 1,9% auf 8.5 Mio. CHF etwas niedriger als der Durchschnitt der schweizweiten Rückgänge.

Im Gegensatz zu anderen Casino-Aktien konnte das Papier der Kursaal Interlaken Holding in den vergangenen zwölf Monaten kräftig an Wert zulegen. Quelle: otc-x.ch

Nach wie vor schöpfen illegale Anbieter 40% der Umsätze ab

Weiterhin ein Problem stellen die illegalen Angebote dar, die gemäss einer Studie von KPMG in der Schweiz einen Marktanteil von geschätzt 40% aufweisen. «Die illegalen Anbieter müssen deshalb von den Behörden mit aller Konsequenz bekämpft werden. Das ist die wirkungsvollste Massnahme gegen Spielsucht», sagt Gerhard Pfister, Präsident des Schweizer Casino Verbands.

Die Gesellschaft akzeptiere Casinos nur unter der Voraussetzung, dass ein strikter Schutz vor Spielsucht bestehe und hohe Abgaben an die Allgemeinheit geleistet würden, so Pfister. Die Casinos hätten dabei den Tatbeweis erbracht: Es existierten über 100’000 Spielsperren und über 8 Mrd. CHF seien bereits an die AHV geflossen.

Ausblick und Fazit

In 2023 wurden mit etwas über 900 Mio. CHF so viel wie noch nie an BSE eingenommen. In 2024 lag die Summe knapp unter der 900-Mio.-CHF-Marke. Mit dem Zugewinn an BSE im Online-Bereich können die Verluste in den landbasierten Angeboten knapp ausgeglichen werden.

Es ist daher kein Wunder, dass neben den zehn bestehenden Onlinecasinos weitere Anbieter auf den Markt drängen. Nur eine Konzession für ein analoges Spiel anbietet, darf auch digital tätig werden. Das heisst, dass die landbasierten Casinos wegen der schwindenden Kundschaft weiterhin verstärkt auf das für sie günstiger anzubietende Online-Spiel setzen.

Zwar bedeuten Online-Aktivitäten deutlich höhere Marketingausgaben, insbesondere bei den kleineren und später gestarteten Anbietern. Aber andererseits lässt sich das digitale Angebot mit wesentlich weniger Arbeitskräften abwickeln. Die landbasierten Casinos weisen laut Verband ca. 2’000 Vollzeitstellen aus, die Online-Casinos 270. Damit liegt der BSE pro landbasierter Stelle bei 295’000 CHF, online bei 1.15 Mio. CHF. Aus dem Geschäftsbericht des Schweizer Casino Verbands wird allerdings nicht klar, wie der Stellen-Overhead berücksichtigt wurde. Man kann davon ausgehen, dass der Spread doch deutlich geringer ist.

Verwaltungsräte: Auch heute noch herrscht eine «organisierte Verantwortungslosigkeit»

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Das kürzlich in der NZZ erschienene Interview mit der Harvard Professorin und früheren CS-Verwaltungsrätin Iris Bohnet hat mich ratlos zurückgelassen. Kein Wort zu ihrer Verantwortung in der CS-Krise, kein Eingeständnis von Fehlern und auch keine Entschuldigung bei Kunden, Mitarbeitenden und Aktionären der untergegangenen Schweizer Grossbank!

In diesem Zusammenhang fiel mir ein Portrait ein, das ich 2011 (!) für eine Spezialbeilage «Verwaltungsräte» in der NZZ über den Wirtschaftsanwalt und damaligen Multi-Verwaltungsrat Christoph M. Müller geschrieben habe. Er spricht darin von einer «organisierten Verantwortungslosigkeit» und nennt wichtige Eigenschaften für einen Verwaltungsrat. Auch wenn die «Krise» 2011 eine andere war, so haben die meisten Aussagen auch 14 Jahre später an Aktualität nicht verloren. Daher publizieren wir den Beitrag nochmals in Originallänge auf schweizeraktien.net.

Übrigens: Christoph M. Müller und seine Frau Sibylla haben nach 25 Jahren kürzlich ihr Sponsoring für das renommierte Lucerne Festival zurückgezogen. Sie hatten verlangt, dass die zwei ehemaligen CS-Verwaltungsräte Walter Kielholz und Urs Rohner den Stiftungsrat verlassen. Rohner trat zurück, an Kielholz wurde festgehalten. Die Müllers zogen die Konsequenzen und verlängerten ihr Sponsoring – immerhin ein mittlerer sechsstelliger Betrag – nicht mehr.

«Multi-Verwaltungsrat mit klarer Meinung»

Wenn Christoph M. Müller über die Perspektiven für die Wirtschaft spricht, dann wird er nachdenklich und zurückhaltend. Denn angesichts der sich auftürmenden Staatsschulden in den Euroländern verliert der Wirtschaftsanwalt und mehrfache Verwaltungsrat seinen grossen und mitreissenden Optimismus. «Im Gespräch mit Firmenchefs und Wirtschaftswissenschaftlern in der Eurozone habe ich gespürt, dass auch ihnen die Ideen für Lösungen der aktuellen Krise ausgehen», sagt er besorgt. Müller ist seit 2004 Mitglied des zentralen Beirats der deutschen Commerzbank AG, an der seit der Finanzkrise der deutsche Staat mit 25% beteiligt ist.

In der Schweiz präsidiert Müller den Verwaltungsrat der Immobiliengesellschaften Espace Real Estate Holding und der Warteck lnvest, zu deren Grossaktionären er auch gehört. Doch einen wichtigen Teil seiner Zeit nimmt das Mandat als Mitglied des Gesellschafterausschusses und des Aufsichtsrats bei der deutschen Vaillant Group ein, einem Familienunternehmen mit über 12‘000 Mitarbeitenden, das in den Bereichen Heizungs-, Lüftungs-, und Klimatechnik aktiv ist.

Vielfältige Mandate liefern Überblick

Durch die Vielfalt seiner Mandate sehe er in unterschiedliche Branchen hinein, die wiederum wichtige Schlüsse für seine Verwaltungsratsmandate zuliessen, so Müller.

Einblick hat der Schweizer über sein enges Netzwerk in der Wirtschaft auch in die Verwaltungsratsarbeit anderer Unternehmen. Und so, wie er die Orientierungslosigkeit in der aktuellen Krise spürt, sieht er auch die immer schwieriger werdende Lage in den Verwaltungsräten. Er spricht von einer «organisierten Verantwortungslosigkeit», die in den letzten Jahren immer mehr um sich gegriffen habe, und meint damit nicht nur die Verwaltungsräte, sondern auch andere Führungskräfte in Wirtschaft und Politik. «Der Wille zur Machterhaltung und materiellen Besitzstandswahrung in Politik und Wirtschaft führte zu anpasserischem Verhalten», resümiert Müller und fügt hinzu, dass auf warnende Stimmen zu wenig gehört wurde. «Kollateralschäden für den Staat und seine Bürger wurden fahrlässig in Kauf genommen», ergänzt er.

Unabhängigkeit wichtigster Punkt

In vielen Unternehmen zeige sich diese «organisierte Verantwortungslosigkeit» darin, dass die Einzelverantwortung schrittweise beseitigt wurde. «lmmer mehr Task Forces, Projektgruppen und Steuerungsausschüsse in den Firmen führen dazu, dass letztlich niemand mehr die Verantwortung trägt und sich bei Fehlentscheidungen hinter der Gruppe verstecken kann», ärgert sich der Jurist. Hinzu komme, dass Aufsichts- und Kontrollorgane nicht immer gut vorbereitet seien, zu wenig Zeit hätten und zu wenig hinterfragen würden.

Doch was sollte ein Verwaltungsrat mitbringen, wenn er ein solches Amt annehmen möchte? Müller nennt als ersten Punkt die Unabhängigkeit. «Damit meine ich wirtschaftliche, intellektuelle und emotionale Unabhängigkeit», präzisiert der Multi­Verwaltungsrat. Zu oft spielten wirtschaftliche Interessen eine Rolle, wenn ein Mandat angenommen werde. «Wer auf das Verwaltungsratshonorar angewiesen ist, kann nicht mehr frei entscheiden», so Müller. Gleiches gelte auch für Verwaltungsratsmandate, die nur aus Prestigegründen angenommen würden. Egozentriker und Selbstdarsteller hätten in einem Verwaltungsrat nichts verloren. Vielmehr sollten Mitglieder eines Verwaltungsrates den Mut haben, Dinge immer und immer wieder zu hinterfragen. Auch emotionale Intelligenz werde dabei zunehmend wichtiger. «Es kommen schwierige Zeiten auf uns zu. Da muss sich ein Verwaltungsrat vor eine Mannschaft stellen können und diese auch motivieren, problematische Zeiten gemeinsam zu meistern», meint Müller.

Kritische Fragen gewünscht

In den Schweizer Verwaltungsräten kritisiert Müller die immer noch vorhandenen Kreuzverbindungen innerhalb der Wirtschaft. Diese verhinderten, dass kritische Fragen gestellt würden. Im Ausland sei es dagegen üblich, dass branchenfremde Personen in ein Aufsichtsgremium bestellt würden, um so eine völlig andere Sicht der Dinge zu erhalten. «Dies stärkt die Diskussion und beeinflusst die Meinungsbildung positiv.»

An der aktuellen Krise sieht der Optimist Christoph M. Müller auch etwas Positives. Er finde, dass sich in den letzten Jahrzehnten eine Versorgermentalität entwickelt habe, die wenig Motivation zur Leistung biete. Vielleicht ändere die Krise etwas daran, in dem sie uns nicht nur hellhöriger werden lasse, sondern Werte wie Leistungswillen, Integrität, Respekt und Ehrlichkeit wieder in den Vordergrund rücken.

(Quelle: Swiss Equity magazin Special «Verwaltungsräte», NZZ Verlagsbeilage, erschienen am 8. Dezember 2011)

Die wichtigsten Eigenschaften für einen Verwaltungsrat

Unabhängigkeit

Wirtschaftlich, intellektuell und emotional – nur wer frei von Abhängigkeiten ist, kann auch frei entscheiden.

Verantwortungsbewusstsein

Schluss mit «organisierter Verantwortungslosigkeit» – echte Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.

Mut zur kritischen Hinterfragung

Keine Angst vor unbequemen Fragen – wer nur mitläuft, verliert den Überblick.

Emotionale Intelligenz

Gerade in Krisenzeiten braucht es Menschen, die Teams mit Empathie und Stärke führen können.

Branchenübergreifendes Denken

Diversität im Gremium – externe Perspektiven fördern bessere Entscheidungen.

Integrität & Werteorientierung

Leistungswille, Ehrlichkeit, Respekt und Haltung – das sind die wahren Erfolgsfaktoren.

Jungfraubahn: Zahlreiche strategische Projekte warten auf eine erfolgreiche Umsetzung

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"You will never have a second chance to get a first impression", sagt der CEO der Jungfraubahn, Urs Kessler. Daher soll die Bergstation auf dem Jungfraujoch in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Bild: jungfrau.ch
«You never get a second chance to make a first impression», sagt der CEO der Jungfraubahn, Urs Kessler. Daher soll das Berghaus auf dem Jungfraujoch in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Bild: jungfrau.ch

«Servir et disparaître.» Das ist das Motto, mit dem der noch amtierende CEO der Jungfraubahnen Holding, Urs Kessler, im Juni das Berner Oberländer Tourismusunternehmen nach 17 Jahren an der Spitze verlassen wird. Zum Abschluss präsentierte er mit einem Gewinn von 76.5 Mio. CHF nicht nur das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte und hinterlässt seinem Nachfolger Oliver Hammel damit eine hohe Messlatte. Kessler hat auch zahlreiche strategische Projekte aufgegleist, die sein Nachfolger nun erfolgreich zu Ende führen muss. Ob dies gelingt, davon hängt auch teilweise der künftige Erfolg des Unternehmens ab. Kessler jedenfalls, will man seinen Worten Glauben schenken, wird «dienen und dann abtreten». Er steht für die Jungfraubahn ab Juni nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen wird er sich wohl um die Zukunft des Kursaal Interlaken kümmern, dessen designierter Präsident er ist.

Die Erfolgsfaktoren der Jungfraubahn

Seine letzte Medienkonferenz nutzte der scheidende CEO noch einmal, um die Faktoren aufzuzeigen, die zum Erfolg der Gruppe während der letzten 15 Jahre beigetragen haben: die frühzeitige Internationalisierung und der Aufbau eines Vertreternetzes, die «glasklare» Positionierung des Jungfraujoch als «Top of Europe», die Integration der «Erlebnisberge» Harder, First, Winteregg-Mürren und Schynige Platte in das Angebot der Gruppe und natürlich den Bau der V-Bahn. Deren Vollendung fiel mitten in die Corona-Pandemie. Diese Punkte trugen auch im Geschäftsjahr 2024 zum Erfolg der Jungfraubahnen bei. «Alle Experten haben gesagt, dass das Gruppenreisegeschäft nach der Pandemie nicht mehr im gleichen Ausmass zurückkommen wird», erinnerte sich Kessler an der Bilanzmedienorientierung.

Rekordumsatz zum Abschied

Doch das Jahr 2024 belehrte die Experten eines Besserns. Die Anzahl der Gruppenreisenden lag nur noch 6% unter dem Rekordjahr 2019, die Frequenzen auf dem Aushängeschild «Jungfraujoch» mit 1’058’600 sogar wieder auf Vorkrisenniveau. Der Umsatz mit der Bahn zum Joch erreichte den Wert von 136.7 Mio. CHF (+0,2%). Auch das Segment Erlebnisberge steigerte den Umsatz um 25,3% auf 46,4 Mio. CHF, im Wintersportgeschäft erhöhte sich der Umsatz leicht um 0,5% auf 30.1 Mio. CHF. Insgesamt stieg der Nettoumsatz um 6,0% auf 294.7 Mio. CHF.

Kessler könnte also zufrieden sein und mit einem Rekordumsatz abtreten. Doch zwei Dinge störten ihn, sodass er nur von einem «zufriedenstellenden Ergebnis» spricht: der tiefere Durchschnittsertrag beim Segment Jungfraujoch, der wegen der Nutzung touristischer Pässe wie der Swiss Half Fare Card um 5.90 CHF auf 132.20 zurückgegangen ist. Und vor allem die deutlich höheren Kosten.

56 Vollzeitstellen neu geschaffen

Der Betriebsaufwand legte um 15,6% auf 160.4 Mio. CHF zu. Neben dem höheren Warenaufwand waren es vor allem gestiegene Personalkosten, was auf 56 neu geschaffene Vollzeitstellen zurückzuführen ist. Um zwei Drittel höher ausgefallen sind auch die Energiekosten. Ebenso legte der sonstige Betriebsaufwand u.a. wegen Nachholdbedarf im Unterhalt und steigenden IT-Kosten zu, sodass bereits das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA um 3,6% auf 134.4 Mio. CHF zurückging. Trotz leicht tieferer Abschreibungen und eines besseren Finanzergebnisses lag der Jahresgewinn nur bei 76.5 Mio. CHF (-4,0%).

Gästezahlen auf dem Jungfraujoch 2025 höher erwartet

Auch wenn Urs Kessler das laufende Geschäftsjahr 2025 nicht mehr als CEO beenden wird, so zeigte er sich angesichts der Entwicklung in den ersten Monaten sehr zuversichtlich. Bis Ende März verzeichnete die Jungfraubahn im Wintersport rund 3,7% mehr Gäste. «Das ambitiöse Ziel von mittelfristig 1.4 Mio. Gästeeintritten und 50 Mio. CHF Umsatz ist machbar», so Kessler. Dabei helfen soll auch der neu lancierte AlpsPass, der das bisherige Top4 Skiabo in der kommenden Wintersaison ersetzen soll. Auch beim Jungfraujoch lagen die Gästezahlen bis Ende März um 4,4% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Nachfrage aus dem Raum Asia-Pacific bleibe weiterhin hoch, die Gruppenreservationen würden bisher sogar über dem Rekordjahr 2019 liegen.

Firstbahn und vier weitere Projekte

Somit scheint der CEO zumindest für den Rest des Jahres operativ die Weichen schon richtig gestellt zu haben. Hinzu kommen die fünf strategischen Projekte: die neue digitale Vertriebsplattform «Top of Travel», die Erneuerung der Firstbahn, die Sanierung des Berghauses auf dem Jungfraujoch, das Erlebnisangebot «Top of Eiger» an der Eigernordwand, das Hotel Interlaken Ost mit rund 200 Zimmern und direktem Zugang zum Bahnhof sowie die BOB, die als erste «S-Bahn der Alpen» im 15-Minuten-Takt von Interlaken Ost nach Grindelwald und Lauterbrunnen fahren soll. «Das Potenzial der V-Bahn ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft», so Kessler. 2024 wurde nur an 15 Tagen die Obergrenze von 5’000 Besuchern auf dem Jungfraujoch erreicht. Vom 1. Mai bis 31. August ist ab diesem Jahr die Fahrt aufs Jungfraujoch nur mit Sitzplatzreservation möglich.

In Bezug auf die weiteren Projekte macht sich Kessler keine Sorgen, dass diese nicht umgesetzt werden können, wenn er nicht mehr das Ruder in der Hand hält. Die Projekte seien gut aufgegleist, die jeweiligen Projektleiter hätten diese gut im Griff. Von daher kann der CEO der Jungfraubahnen nach der Generalversammlung am 12. Mai beruhigt abtreten. Auch die Aktionäre dürfen sich freuen: Obwohl es nur das «zweitbeste» Ergebnis der Bahn ist und weitere Investitionen in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken anstehen, wird eine höhere Dividende von 7.50 CHF beantragt.

Fazit

Urs Kessler übergibt im Sommer 2025 ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn der neue CEO Oliver Hammel ein Augenmerk auf die Kostenentwicklung haben sollte. Allerdings dürfte die Steigerung der Energiepreise künftig nicht mehr so stark ausfallen, da einerseits die Marktpreise zurückgegangen sind und die Jungfraubahn nach Aussagen des Finanzchefs gestaffelt eingekauft hat. Anderseits sollte die geplante Solaranlage Hintisberg schon in wenigen Jahren den Anteil der Eigenproduktion gerade im Winter erhöhen.

Am Schluss wird sich der neue CEO daran messen lassen müssen, ob er die angestossenen Projekte zum Erfolg führen kann. Und ob es ihm gelingt, die ambitiösen Steigerungen bei den Gästezahlen zu erreichen. Das Wintergeschäft, das bisher schon nicht gerade eine Cashcow war, könnte angesichts des Klimawandels noch herausfordernder werden. Im internationalen Reisegeschäft bleiben es vor allem die geopolitische Lage und weitere Risiken, wie eine Pandemie, welche die Reisetätigkeit wieder einschränken könnten.

Die Aktien der Jungfraubahn Holding notiert immer noch unter den Höchstständen von 2024. Chart: six-group.com

An den finanziellen Zielsetzungen der Jungfraubahn Gruppe hat sich nicht viel geändert: Die Umsatzrendite (Return on Sales) soll mindestens 20% betragen, die EBITDA-Marge 43%. Zudem will das Unternehmen zwischen 2024 und 2028 einen Free-Cashflow von mindestens 200 Mio. CHF erarbeiten. Sämtliche Ziele wurden 2024 übertroffen; auch mit 83 Mio. CHF Free Cashflow in 2024 ist das Unternehmen auf der Zielgeraden. Die Payout Ratio wurde auf 40-60% des Reingewinns festgelegt. Mit einer Eigenkapitalquote von 76,0% ist die Jungfraubahn Gruppe auch für die anstehenden Investitionen gut gerüstet.

Die Aktien der Jungfraubahn Holding wurden zuletzt, nach einem kurzen Einbruch aufgrund des US-Zollschocks, bei 191.60 CHF gehandelt. Auf dieser Basis ergibt sich ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 14 und eine Dividendenrendite von knapp 4%. Damit sind die Aktien nicht zu teuer. Angesichts des guten Starts in das laufende Geschäftsjahr können für 2025 nochmals bessere Zahlen erwartet werden. Daher ist mittelfristig weiter mit steigenden Ausschüttungen und höheren Kursen zu rechnen.

Nebag AG: Enttäuschendes Geschäftsjahr

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Die nebag AG schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von 5.3 Mio.CHF ab. Das weiterhin schwierige wirtschaftliche Umfeld und politische Unabwägbarkeiten hätten den Unternehmen im Anlageuniversum der nebag ag auch im vergangenen Jahr zugesetzt, schreibt das Zürcher Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Die Nettoperformance betrug in der Berichtsperiode -7,3%. Der Verwaltungsrat will die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik trotzdem fortsetzen. Die Aktionäre erhalten eine Ausschüttung aus Gewinnreserven von 0.29 CHF je Aktie.

«Sehr enttäuschendes Ergebnis»

Der Verwaltungsrat spricht von einem «sehr enttäuschenden Ergebnis». Als Gründe nennt die nebag AG politische Unabwägbarkeiten, die gewisse Wirtschaftszweige substanziell belastet hätten. So habe die Automobilindustrie in Deutschland das schwierige Umfeld übermässig zu spüren bekommen, da nebst regulatorischen Einflüssen auch die Konsumenten streikten und sich bei Autokäufen sehr zurückhaltend verhielten.

Schliesslich habe sich der bereits im letzten Geschäftsbericht erwähnte Lemming-Effekt bei den Investoren im Jahre 2024 verstärkt, und es wurde noch mehr Kapital den sogenannten Magnificent 7 zugeführt. Ein Effekt, der sich gegen Jahresende sogar noch verstärkte. Gewisse Nebenwerte seien zu Ausverkaufspreisen im Angebot.

Hohe Verluste bei langfristigen Anlagen

Die langfristigen Finanzanlagen waren am Stichtag mit 49,2% bzw. mit 30.0 Mio. CHF im Portfolio der nebag ag vertreten. Damit bieten sie den Aktionären ein breites Engagement im OTC-Markt, schreibt die nebag AG. Die langfristigen Finanzanlagen hätten sich in der Berichtsperiode volatil verhalten und wiesen für das Geschäftsjahr 2024 eine negative Performance von -21,4% (-7.7 Mio. CHF) aus. Dieses enttäuschende Ergebnis sei insbesondere den Kurseinbrüchen der Athris Holding AG, Metall Zug AG und der Reishauer Beteiligungen AG geschuldet, bedauern die verantwortlichen Portfoliomanager.

Kurzfristige Anlagen mit leicht positiver Performance

Im Berichtsjahr erzielten die Obligationen in CHF eine positive Performance von 12,5% (949’000 CHF) bei durchschnittlichen Investitionen von 7.6 Mio. CHF. Die Investitionen in Obligationen in EUR wurden im Geschäftsjahr stark abgebaut und erzielten eine negative Performance von -58,5%. Die Obligationen in USD wiesen eine positive Performance von 19,4% auf. Insgesamt ergab sich bei den Investitionen in Obligationen insgesamt ein positiver Performancebeitrag von 796’000 CHF.

Die Performance der übrigen Anlagen stellte sich bei -9,5% (-669’000 CHF) ein, bei einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 7.1 Mio. CHF. Die diesbezüglichen Verluste seien über die gesamte Anlagekategorie verteilt gewesen, so die nebag AG.

Strategische Beteiligungen mit erfreulicher Entwicklung

Neben lang- und kurzfristigen Anlagen investiert die nebag auch in Beteiligungen. Nachdem die Liquidation der Thurella Immobilien AG im 1. Halbjahr 2024 erwartungsgemäss vollzogen wurde, beinhalten die Beteiligungen zum Stichtag noch die Investitionen in die Plaston Holding AG und die POLUN Holding AG in Liquidation. Der Portfolioanteil liegt bei 16,5%.

Die Entwicklung bei den strategischen Beteiligungen führte im Jahr 2024 zu einer Performance von 22,2% oder 1.9 Mio. CHF. Dieses erfreuliche Ergebnis führen die nebag-Verantwortlichen auf die Liquidationserlöse der Thurella Immobilien AG und der Kurserholung der Plaston Holding AG zurück.

Der Kurs der an der SIX gehandelten Aktien der nebag AG geht seit drei Jahren kontinuierlich zurück. Quelle: six-group.com

Repower: Internationales Handelsgeschäft bleibt 2024 Zugpferd

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In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland - im Bild in Italien - auch auf Windkraft. Bild: repower.ch
In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland – im Bild in Italien – auch auf Windkraft. Bild: repower.ch

Auch wenn die Kennzahlen nicht ganz an das Ausnahmejahr 2023 heranreichen, hat der Bündner Energieversorger Repower 2024 erneut ein sehr solides Ergebnis abgeliefert. Mit einem EBIT von 175.2 Mio. CHF und einem Gruppengewinn von 138.2 Mio. CHF zählt das Geschäftsjahr zu den besten in der Unternehmensgeschichte, obwohl im Vorjahr das Ergebnis – ebenfalls aufgrund eines guten Handelsgeschäfts – mit knapp 300 Mio. CHF mehr als doppelt so hoch ausfiel. Die Eigenkapitalquote legte um zehn Prozentpunkte auf 52,8% zu. Für die Aktionäre gibt es neben der ordentlichen Dividende in Höhe von 5 CHF zusätzlich eine Sonderdividende von 1.50 CHF, was zu einer Ausschüttung von insgesamt 6.50 CHF je Aktie führt.

Erneuerbare Energien und Volatilität prägen den Energiemarkt

An den Energiemärkten ist 2024, im Vergleich zu den Vorjahren, etwas Normalität eingekehrt. Allerdings blieb die Volatilität hoch, wenn auch auf einem deutlich tieferen Niveau. Insgesamt sank der durchschnittliche Spot-Strompreis an der Europäischen Strombörse (EPEX) für Deutschland 2024 auf 80 EUR/MWh (Vorjahr: 95 EUR). Getrieben wurde die Preisentwicklung vom wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und höherer Produktion in Frankreichs Kernkraftwerken. CEO Roland Leuenberger verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine deutliche Zunahme von Stunden mit negativen Strompreisen, was auch auf die gestiegene PV-Produktion zurückzuführen sei.

Erfolg dank Wasserkraft im Segment Schweiz

Der Schweizer Markt blieb für Repower auch 2024 mit Nettoerlösen von 1’097.5 Mio. CHF oder knapp 45% der wichtigste Ertragspfeiler. Hier profitierte Repower von guten hydrologischen Bedingungen, konnte einen Grossteil der Produktion zu vorteilhaft abgesicherten Preisen absetzen und erzielte damit trotz einer gesunkenen Energiebruttomarge ein sehr gutes Ergebnis. Belastend wirkten sich allerdings Rückstellungen aus, insbesondere für das Kraftwerk Silvaplana, sowie für Stromrabatte in der Region Moesa. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit 160.3 Mio. CHF zwar deutlich unter dem Vorjahr (373.8 Mio. CHF), steuerte aber dennoch mehr als drei Viertel zum Konzern-EBIT von 175.2 Mio. CHF bei.

Im Segment Italien gehts weiter aufwärts

Deutliche Verbesserungen zeigte auch der italienische Markt. Zwar erreichten die Nettoerlöse mit 1’380.8 Mio. CHF (-14,3%) den Vorjahreswert ebenfalls nicht. Allerdings gelang es, dank einer positiven Entwicklung im Vertriebsgeschäft, das EBIT um 10,4% auf 28.4 Mio. CHF zu steigern. In Italien verkauft Repower Elektrizität und Gas an KMU-Kunden. Ausserdem ist das Unternehmen mit Repower Renewable an Solar- und Windkraftwerken in Italien beteiligt. Im vergangenen Jahr hat Repower die Beteiligungen an der italienischen Repower Renewable S.p.A. von 65% auf 100% aufgestockt sowie weitere Kraftwerksbeteiligungen in Italien erhöht.

Beitrag von Gaskombikraftwerk weiter schwach

Weniger gut lief es in Italien widerum mit der Regelenergie, die durch das Gas-Kombikraftwerk in Teverola erzeugt wird.  Man schaffe es, die Kosten und Ersatzinvestitionen für den laufenden Betrieb zu erwirtschaften, berichtet Roland Leuenberger. Mit der in Teverola produzierten Energie wird die Netzstabilität in der Region Centro Sud aufrechterhalten. Allerdings ist die Regelenergie derzeit weniger gefragt. Auch für 2025 gehe man nicht von einer Verbesserung der Situation in Teverola aus, so der Repower-CEO. Noch vor wenigen Jahren trug das Kraftwerk den Mammut-Anteil zum EBIT im Italiengeschäft bei.

Finanzergebnis deutlich verbessert

Die Gesamtleistung der Repower-Gruppe lag 2024 bei 2’485.4 Mio. CHF. Darin enthalten sind auch die Erlöse aus den übrigen Aktivitäten, darunter Systemdienstleistungen der EVUlution AG. Die «übrigen Segmente und Aktivitäten» steuerten allerdings mit minus 13.5 Mio. CHF auch 2024 einen negativen Beitrag zum EBIT bei. Gegenüber dem Vorjahr (-20.1 Mio. CHF) konnte dieser allerdings deutlich verringert werden. Insgesamt erreichte das EBIT 175.2 Mio. CHF.

Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenden Energiekrise haben sich auch die Erträge bei Repower deutlich verbessert. Abb.: repower.ch

Geringer ausgefallen als im Vorjahr ist der Finanzverlust, was unter anderem auf höhere Zinserträge sowie geringere Zinszahlungen zurückzuführen ist. Repower konnte 2024 eine börsenkotierte Anleihe im Umfang von 150 Mio. CHF zurückzahlen. Das Finanzergebnis lag bei minus 9.2 Mio. CHF, nach 20.4 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich verblieb so ein Gruppenergebnis von 138.2 Mio. CHF.

Weiterhin hohe Nettoliquidität

Das gute Ergebnis erlaubte eine deutliche Verbesserung der Bilanz. Zwar ging die Bilanzsumme um 15,4% auf 2’235 Mio. CHF zurück, dank einer Reduktion des Fremdkapitalanteils. Gleichzeitig erhöhte sich das Anlagevermögen um 58.5 Mio. CHF auf 1’053 Mio. CHF, getrieben durch Akquisitionen in der Schweiz und in Italien. Darunter die vollständige Übernahme der Kraftwerk Morteratsch AG sowie der Repower Renewable S.p.A. Insgesamt stieg das Eigenkapital auf 1’180.7 Mio. CHF oder 159.80 CHF pro Aktie. Die Eigenkapitalquote liegt bei 52,8%. Trotz der Investitionen konnte die Repower AG nach der Rückzahlung der Anleihe eine Nettoliquidität von 80 Mio. CHF ausweisen.

Zuversicht trotz Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Unsicherheiten und zunehmender Marktvolatilität blickt Repower zuversichtlich ins Jahr 2025. Die Stromproduktion ist zu 100% abgesichert, auch für die Jahre 2026 und 2027 sei die Schweizer Produktion überdurchschnittlich abgesichert, so Leuenberger. Allerdings verzeichnete das Unternehmen im 1. Quartal 2025 wegen der geringen Niederschläge eine niedrigere Produktion als zu Beginn des Vorjahres. Roland Leuenberger erwartet, dass die Volatilität an den Strommärkten weiterhin hoch bleiben wird, der Strombedarf jedoch grundsätzlich aufgrund des Ausbaus von Wärmepumpen, e-Mobilität und nachhaltiger Industrieproduktion weiter zunehmen wird.

Die Strompreise dürften auch in den kommenden Jahren volatil bleiben, auch wenn sie sich derzeit auf einem Niveau von 80 bis 100 EUR/MWh eingependelt haben. Abb.: repower.ch/EEX

In Italien dürfte Repower vor allem von der staatlichen Förderung für den Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. In Planung sei weiterhin das Pumpspeicherkraftwerk im Campolattaro, das über eine Leistung von 572 MW verfügen soll. Das Projekt will Repower allerdings nicht allein finanzieren.

Insgesamt geht die Repower AG auch für 2025 weiterhin «von einem guten Ergebnis» aus.

Fazit

Die Repower AG konnte nach 2023 ein weiteres hervorragendes Geschäftsergebnis erzielen. Wiederum zahlte sich hier das internationale Handelsgeschäft aus, das zu einem grossen Teil für den Gewinnschub verantwortlich war.

Dank der vorausschauenden Absicherungsstrategie sind zumindest für 2025 und die zwei Folgejahre gute Ergebnisse zu erwarten. Die erwartete hohe Volatilität an den Strommärkten dürfte zudem auch das Handelsergebnis auf einem hohen Niveau halten. Mittelfristig sollten sich dann die weiteren Investitionen in die Sanierung und den Ausbau des Kraftwerksparks, auch in Italien, positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken. Repower hat allerdings auch klar gemacht, dass nicht alle Beteiligungen an Kraftwerken in Italien gehalten werden müssen, sondern es auch immer wieder zu Verkäufen kommen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Kraftwerk in Teverola weitergeht. Denn grundsätzlich investiert Repower ausschliesslich in erneuerbare Energien.

Ein weiteres Zukunftsthema ist die Wasserkraftstrategie des Kanton Graubünden. Im Zusammenhang mit dem Heimfall von Wasserkraftkonzessionen ab 2030 stellt sich die Frage, wie Kanton und Gemeinden mit diesen Konzessionen umgehen werden. Die Wasserkraftstrategie des Kantons hat zum Ziel, dass die mit der Wasserkraft verbundene Wertschöpfung erhöht werden und damit nachhaltige Erträge erzielt werden sollen. Der Kanton Graubünden ist mit 27% an Repower beteiligt. Welche Folgen die Strategie für die Beteiligung hat und ob der Kanton seine Beteiligung allenfalls ausbauen wird, ist derzeit noch offen.

Der Aktienkurs von Repower hat innerhalb der letzten zwölf Monate um mehr als 10% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Binnen Jahresfrist ist der Kurs von 180 CHF auf zuletzt 160 CHF zurückgegangen. Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Titel mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 8.6 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 1 gehandelt. Die Dividendenrendite beträgt 4%. Auch künftig ist nach Aussagen des Unternehmens mit einer Dividende von mindestens 5 CHF je Aktie zu rechnen, was einer Rendite von 3.2% entsprechen würde. Gemessen an diesen Kennzahlen und den Zukunftsaussichten scheinen die Aktien, auch im Vergleich mit börsenkotierten Titeln wie BKW, günstig. Positiv zu werten ist zudem, dass Repower fast ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzt und auch in puncto ESG-Berichterstattung hohe Massstäbe erfüllt.

Branchentalk Industrie 27. Mai 2025: Globale Herausforderungen der Schweizer KMU im Fokus

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Am 27. Mai findet in Zürich der Branchentalk Industrie zum 2. Mal statt.

Ukrainekrieg, Energiekrise, Regierungswechsel in Deutschland – und nun auch der Zollstreit, den US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochen hat: Die Perspektiven für Schweizer KMU waren schon besser.

schweizeraktien.net und die Helvetische Bank laden bereits zum 2. Mal zum Branchentalk Industrie ein. An der Konferenz treffen Investoren auf CEO und CFO der börsenkotierten und nichtkotierten Unternehmen Auto AG, Ascom, Bystronic, Klingelnberg, Mikron, Wolffkran und R&S Group. Die Referentinnen und Referenten stellen dabei nicht nur ihr Unternehmen und ihr Geschäftsmodell vor, sondern zeigen auch auf, wie sie auf die aktuellen geopolitischen Entwicklungen reagieren und sich in diesem herausfordernden Umfeld positionieren.

Den Abschluss bildet ein Panelgespräch mit Domenico Iacovelli (CEO Bystronic), Philipp Kannengiesser (CEO Klingelnberg), Marc Desrayaud (CEO Mikron) und Remo Rosenau, Head Research bei der Helvetischen Bank.

Wir laden Sie herzlich ein, an der Investorenkonferenz teilzunehmen. Diese findet statt am

Dienstag, 27. Mai 2025
von 12:15 – 18:00 Uhr
im SIX ConventionPoint, Zürich

Das  komplette Programm mit weiteren Details sowie der Anmeldung finden Sie unter Branchentalk Industrie 27. Mai 2025 – schweizeraktien.net.

Saanen Bank: Adrian Di Camillo soll 2027 auf CEO Jürg von Allmen folgen

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Jürg von Allmen (l.) und VRP Victor Steimle (r.) mit dem designierten CEO Adrian Di Camillo (mitte). Bild: zvg
Jürg von Allmen (l.) und VRP Victor Steimle (r.) mit dem designierten CEO Adrian Di Camillo (Mitte). Bild: zvg

Anlässlich der Generalversammlung der Saanen Bank gab der Verwaltungsrat bekannt, dass Adrian Di Camillo zum designierten Nachfolger vom derzeitigen CEO Jürg von Allmen nominiert wird. Dieser habe dem Verwaltungsrat bereits vor einigen Jahren mitgeteilt, dass er im Juli 2027 in Pension gehen werde. Von Allmen hat die Bank mehr als 20 Jahr als Vorsitzender der Geschäftsleitung geleitet.

Der 39-jährige Adrian Di Camillo ist derzeit stellvertretender CEO der im Berner Oberland tätigen Regionalbank und seit 2020 für das Finanzinstitut tätig. Zuvor war er Leiter Finanzen bei den Bergbahnen Gstaad und Geschäftsstellenleiter einer Filiale der Valiant Bank. Die frühzeitige Bekanntgabe der Nachfolge gebe der Bank die Möglichkeit, während gut zwei Jahren den CEO-Wechsel vorzubereiten und das Credo der Kontinuität zu leben, schreibt die Saanen Bank in einer Medienmitteilung.

An der GV berichteten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 mit einem Jahresgewinn von 3.184 Mio. CHF. Sie stimmten auch der Ausschüttung einer Dividende von 54 CHF je Aktie zu.

Die Aktien der Saanen Bank werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5’070 CHF für eine Aktie bezahlt.

Bad Schinznach: Hohe Wertberichtigungen auf sistierte Projekte führen zu Verlust

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Die Besucherzahlen in den Thermalbädern in Schinznach Bad erreichten 2024 das Vorjahresniveau. Bild: ©D.Golob/Bad Schinznach
Die Besucherzahlen in den Thermalbädern in Schinznach Bad erreichten 2024 das Vorjahresniveau. Bild: ©D.Golob/Bad Schinznach

Das Klinik- und Bäderunternehmen Bad Schinznach AG sah sich im Geschäftsjahr 2024 mit zwei grossen Herausforderungen konfrontiert: höheren Kosten und Wertberichtigungen auf Projekte.

Obwohl sich der konsolidierte Umsatz mit 56.8 Mio. CHF auf Vorjahresniveau bewegte, führten deutlich höhere Kosten für Personal, Energie und Unterhalt zu einem kräftigen Rückgang beim Betriebsgewinn. Zusätzlich belastet wird das Ergebnis durch Wertberichtigungen vor allem auf das geplante Hotel- und Infrastrukturprojekt in Bad Schinznach. Dies führte unter dem Strich zu einem Verlust von 3.6 Mio. CHF. Das Bauprojekt wurde allerdings nicht eingestellt, sondern soll voraussichtlich 2027 in geänderter Form im Angriff genommen werden.

Klinik Meissenberg mit weniger Pflegetagen

Dabei verlief das Geschäftsjahr 2024 insgesamt in fast allen Geschäftsbereichen stabil. Lediglich bei den Klinik- und Hotelbetrieben kam es zu einem Umsatzrückgang um 1,5% auf 41.1 Mio. CHF. Als Grund nennt CEO Daniel Bieri die Sanierung von Zimmern in zwei Abteilungen in der Klinik Meissenberg in Zug im Juni vergangenen Jahres. Diese habe zu einem Rückgang von knapp 1’000 auf 24’814 Pflegetage geführt. Anders hingegen in der Privat-Klinik im Park: Hier stieg die Anzahl Pflegetage auf 19’888, nachdem im Vorjahr ebenfalls Zimmer saniert wurden. Das Kurhotel im Park zählte im Vergleich zum Vorjahr mit 10’692 Logiernächten etwas weniger Übernachtungen als 2023.

Bäder entwickeln sich erfreulich

Mit 314’732 Eintritten lagen die zwei Thermalbäder «Aquarena fun» und «Thermi spa» nur ganz leicht unter der Anzahl Vorjahreseintritte (314’852). Deutlich besser als in den Vorjahren entwickelte sich der Saunabereich mit 51’804 (50’330). Aufgrund einer leichten Anpassung der Eintrittspreise steigen die Nettoerlöse in den Bäderbetrieben gegenüber dem Vorjahr um 4,7% auf 12.0 Mio. CHF. Für Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Hans-Rudolf Wyss ist diese Entwicklung auch erfreulich, weil ein erwarteter Besucher- und Umsatzrückgang aufgrund des Ende 2021 in Baden eröffneten Thermalbads «Fourtyseven» nicht eingetreten ist. Im Gegenteil: «Die Eintrittszahlen in unserem Thermi spa steigen», so Wyss an der Bilanzorientierung.

Stabil entwickelten sich auch die Miet- und Pachtzinseinnahmen mit 2.1 Mio. CHF, wovon der grösste Teil auf die Wohnüberbauung Meisenpark in Zug entfällt. Die Nettoerlöse kamen so insgesamt auf 56.8 Mio. CHF. Mit 72,3% ist der Anteil der Klinikbetriebe und des Hotels nach wie vor der grösste Ertragspfeiler.

Betriebsaufwand steigt um rund 10%

Dass es trotz der stabilen Umsatzentwicklung zu einem Einbruch beim operativen Ergebnis auf Stufe EBITDA um 25,4% auf nur noch 6.2 Mio. CHF gekommen ist, liegt an einem deutlichen Anstieg nahezu aller Aufwandpositionen. Der Personalaufwand lag mit 35.3 Mio. CHF (+3,3%) um mehr als 1.1 Mio. CHF über dem Vorjahreswert. Zugenommen haben auch die Kosten für Verwaltung und Informatik (+16,8%), Energie (+14,7%) sowie Unterhalt (+9,6%). Insgesamt lag der Betriebsaufwand daher mit knapp 9 Mio. CHF um rund 10% über dem Vorjahreswert. Der Anstieg im Bereich der Informatik sei auch auf den Umstieg auf eine Cloudlösung zurückzuführen, so Daniel Bieri. Im Bereich der Energie sei es der höhere Strompreis gewesen, der den Anstieg der Kosten verursacht habe.

Bieri machte allerdings deutlich, dass man mit der Entwicklung auf der Kostenseite «nicht zufrieden» sei und bereits Massnahmen ergriffen habe, um die Kosten wieder zu reduzieren. So konnten im Energiebereich längerfristige Stromlieferverträge abgeschlossen werden, was schon 2025 zu einer Entlastung führen soll. Auch habe sich die Lage im Personalbereich entschärft, sodass weniger Temporärkräfte eingesetzt werden müssten.

Abschreibungen und höhere Zinsen belasten

Dass nicht nur Personal- und Betriebsaufwand deutlich angestiegen sind, sondern auch die Abschreibungen um fast 7% oder 417’000 CHF zugenommen haben, hängt mit der Umstellung der Wasseraufbereitung von Brom und Ozon auf Chlor zusammen. Neben den ordentlichen Abschreibungen in Höhe von 4.7 Mio. CHF auf den Immobilienbestand der Gesellschaft führte dies zu einer zusätzlichen Belastung. Daher rutschte die Bad Schinznach AG bereits auf Stufe EBIT mit minus 174’000 CHF in die roten Zahlen.

Um knapp 100’000 CHF höher fiel aufgrund der gestiegenen Zinsen auch der Finanzaufwand der Bad-Schinznach-Gruppe aus. In der Bilanz stehen langfristige Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 45.3 Mio. CHF, davon 35.1 Mio. CHF mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Zudem wurde die Beteiligung an der Wäscherei Schwob AG im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 35’000 CHF (Vorjahr: 310’000 CHF) aufgewertet, was insgesamt zu einem negativen Finanzergebnis auf 991’000 CHF führte.

Wertberichtigungen auf geplante Projekte in Schinznach und Zug

Noch stärker belastet wurde die Erfolgsrechnung im Jahr 2024 allerdings durch die ausserordentlichen Wertberichtigungen auf das Neubauprojekt in Schinznach Bad sowie ein Planungsprojekt in Zug. Hans-Rudolf Wyss begründet den Entscheid damit, dass angesichts der schwierigen Ertrags- und Kostensituation im vergangenen Geschäftsjahr eine Auslegeordnung für den Hotel- und Infrastrukturneubau in Schinznach vorgenommen wurde, in der man zum Schluss kam, Alternativen zu prüfen. Daher wurden 2 Mio. CHF der bereits aufgelaufenen Planungskosten wertberichtigt. Daniel Bieri betont, dass die Planungskosten bei der Umsetzung des Projekts zu einem späteren Zeitpunkt nicht verloren sind. Ende 2026 oder Anfang 2027 könnte das Projekt in geänderter Form dennoch realisiert werden.

Auch auf ein geplantes Projekt in Zug, für das ein rechtskräftiger Bebauungsplan für einen neuen Klinikteil vorliegt, wurden 300’000 CHF wertberichtigt. Dies, weil kein Baustart absehbar ist und einzelne Elemente der Planung keinen Zusatznutzen mehr haben. Hans-Rudolf Wyss räumte aber auch ein, dass die Bad-Schinznach-Gruppe derzeit nicht in der Lage sei, zeitgleich zwei Grossprojekte zu stemmen.

Weiterhin zuversichtlich

Trotz der Verzögerungen bei den Immobilienprojekten zeigt sich Wyss zuversichtlich. Denn in Zug zeichnet sich ab, dass gemäss einem im Januar 2025 vom Stadtrat genehmigten Richtplan ein Teil einer Landreserve hinter der Überbauung Meisenpark von Landwirtschaftszone in ein Areal für preisgünstiges Wohnen überführt wird. Ob und wie das Areal eines Tages überbaut wird, ist noch offen. Auch läuft der politische Prozess noch bis 2026, mit einer Volksabstimmung ist dann voraussichtlich im Frühling 2027 zu rechnen.

Im operativen Geschäft will CEO Daniel Bieri im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Umsatz liege zwar leicht unter dem Budget. Allerdings habe man die Kosten nun im Griff, was sich bisher deutlich positiv auf das Betriebsergebnis auswirke.

Der Verwaltungsrat der Bad Schinznach AG hat sich daher entschlossen, trotz des Verlusts von 3.6 Mio. CHF eine auf 20 CHF reduziert Dividende auszuschütten. «In Anbetracht der enormen Bewertungsreserven können wir diese Dividende auszahlen», begründet VR-Präsident Wyss den Schritt.

Fazit

Für die Klinik- und Bädergruppe Bad Schinznach AG war 2024 kein einfaches Jahr. Die deutlichen Kostensteigerungen gleich in mehreren Bereichen haben dazu geführt, dass die Abschreibungen nicht mehr verdient werden konnten. Oberste Priorität muss daher nun auf dem Kostenmanagement liegen, was angesichts des herausfordernden Umfelds keine einfache Aufgabe ist. Kommt hinzu, dass das Unternehmen im Klinikbereich an die Tarife und Vorgaben im Gesundheitswesen gebunden ist, was die unternehmerische Flexibilität einschränkt. Und der Klinikbereich steuert mehr als zwei Drittel zu den Erlösen bei.

Gelingt es dem Unternehmen in diesem Jahr, die Kostensituation zu verbessern, dürfte auch eine Rückkehr zu früheren operativen Ergebnissen möglich sein. Wenn die ausserordentlichen Abschreibungen und Wertberichtigungen nicht mehr anfallen, wird das Unternehmen auch wieder ein positives Jahresergebnis ausweisen.

Angesichts des umfangreichen Bestandes an Immobilien und Grundstücken in Schinznach Bad und in Zug stellt sich die Frage, welche Schwerpunkte die Bad-Schinznach-Gruppe künftig setzen wird. Bisher präsentiert sich das Unternehmen vor allem als Gesundheitsunternehmen. Ein grosser Teil der Immobilien wird betrieblich genutzt. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Allerdings zeigt sich schon heute, dass der umfangreiche Immobilienbesitz auch Potenzial für weitere Entwicklungen bietet.

Der Aktienkurs der Bad Schinznach AG hat binnen Jahresfrist knapp 10% eingebüsst. Chart: otc-x.ch

Anleger sollten daher nicht nur das operative Geschäft, sondern auch das Entwicklungspotenzial der Liegenschaften in ihren Investmententscheid mit einbeziehen. Denn bei Kursen um die 1’890 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurden, ist die Aktie gemessen an den Kennzahlen wie Dividendenrendite (1,1%) und Kurs/Gewinn-Verhältnis (neg.) sowie Kurs/Buchwert (1.3) weniger interessant. Allerdings dürfte der Unternehmenswert (EV) mit knapp 95 Mio. CHF weit unter dem Marktwert der Immobilien liegen. Allein der Brandversicherungswert der Gebäude wird in der Bilanz per Ende 2024 mit 197 Mio. CHF. angegeben. Auch bei den Grundstücken dürfte es erhebliche Bewertungsreserven geben.

Börsengänge Schweiz / International: IPO-Märkte zwischen Hoffen und Bangen

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BioVersys Börsengang SIX
BioVersys: Seng Chin Mah, VRP; Marc Gitzinger, CEO (von links) beim Börsengang an der SIX. Bildquelle: six-group.com

Die Börsen waren zunächst gut ins neue Jahr gestartet, was auch die IPO-Märkte beflügelte. In Europa fanden im ersten Quartal 2025 immerhin 24 Börsengänge mit einem Emissionsertrag von 3.8 Mrd. Euro statt, in Nordamerika sogar 82 mit einem Ertrag von 11.6 Mrd. Euro, so die ZKB in ihrem aktuellen IPO-Newsletter für das 1. Quartal 2025. Mit BioVersys kann auch die SIX einen gelungenen Börsengang verzeichnen.

Noch im Februar hielten sich die US-Indizes in Rekordnähe, an den europäischen Börsen sorgten die deutschen Sondervermögen und neue EU-Investitionsprogramme noch Anfang März für einen Flug in ungeahnte Höhen. Dann jedoch brachen die Märkte ein. Die US-Indizes verloren über 10%, der Rest der Welt folgte nach. Ähnlich wie bei der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine realisierten die Marktteilnehmer erst mit Zeitverzögerung, dass sich die Marktbedingungen gravierend geändert hatten. Auf eine Welt der eskalierenden Zölle, Exportkontrollen und weiterer Handelshemmnisse waren die Marktteilnehmer offensichtlich nicht ausreichend vorbereitet.

Marktsignale

Aktien, US-Bonds und der USD fielen gleichzeitig – ein seltenes Ereignis und ein klares Marktsignal mit Blick auf die Inflationserwartungen und die unrealistischen Hoffnungen auf mehrere Zinssenkungsschritte in den USA. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA schätzen Ökonomen nun mit 50% ein. Die unkonventionelle Wirtschaftspolitik der Trump Administration scheint nach dem Urteil der Märkte weniger das Ende der Globalisierung als vielmehr das Ende des wirtschaftlichen Populismus herbeizuführen. Die Preise für Importe steigen in den USA schon empfindlich, die Pensionskonten der arbeitenden Bevölkerung sind innert kürzester Zeit um die 10% zusammengeschrumpft.

Einhorn Klarna verschiebt IPO

Die Unsicherheit der Investoren griff schnell auf den sensitiven Primärmarkt über. Angekündigte IPOs wurden serienweise abgesagt oder aufgeschoben. Ein bekannter Börsenkandidat, der den Börsengang angesichts der heraufziehenden Wolken nicht vollzog, ist Klarna. Der schwedische Online-Finanzdienstleister wollte an die Nasdaq und strebte eine Bewertung von 15 Mrd. USD an. Das «Einhorn» sollte ein Eisbrecher werden, denn in den letzten Monaten fehlte es an Mega-IPOs und zugkräftigen innovativen und hochkapitalisierten Tech-Debütanten. Der Online-Ticket-Verkäufer StubHub verschob den Börsengang ebenfalls. Die zunächst gut gelaufenen IPOs CoreWeave und Newsmax fielen um bis zu 20% unter ihre Hochs.

Unspektakuläre Emissionsvolumina

Mit einem Emissionsvolumen von 1.8 Mrd. USD war die Pipeline-Gesellschaft Venture Global das grösste IPO in den USA im ersten Quartal, gefolgt von dem Cloud-Computing Unternehmen CoreWeave mit 1.6 Mrd. USD. In Europa war der Börsengang der schwedischen Asker Healthcare Group an der Börse Stockholm mit umgerechnet 927 Mio. Euro Emissionsvolumen das grösste IPO. Bei BioVersys handelte es sich mit Emissionserlösen von nahe 80 Mio. CHF um ein kleineres IPO. Der Börsengang wurde auf schweizeraktien.net im Februar analysiert. Ende März folgte ein ausführliches Interview mit CEO Marc Gitzinger.

Verteidigungs-Sektor im Fokus

Laut EY verschieben sich die Interessen in den globalen Primärmärkten. Geopolitische Unsicherheiten und wachsende Spannungen haben in allen Regionen zu einer Erhöhung der Budgets für Verteidigung und Sicherheit geführt, insbesondere in den USA, Europa, dem Mittleren Osten sowie Asien inklusive Indien. In den genannten Regionen führe dies zu einer starken Verlagerung der Aktivitäten in den Privat-Sektor. EY ermittelt, dass von den global rund 3400 Verteidigungsunternehmen bereits 300 an der Börse sind. 90 Unternehmen befinden sich in der IPO-Pipeline und 10 davon bereits im Registrierungsprozess. Die meisten Branchenvertreter sind mit Venture Capital finanziert. Die reiferen Unternehmen mit Private Equity-Beteiligung weisen jedoch wesentlich höhere Bewertungen auf. Um das sich abzeichnende Wachstum finanzieren zu können, wird der Sektor verstärkt den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen. Die hohen Bewertungen der Verteidigungsunternehmen an den Börsen stellen ein konstruktives Marktumfeld dar.

KI und Primärmarkt

Ein Trend, der sich weiter akzentuiert, ist die Adoption von Künstlicher Intelligenz (KI) durch die Unternehmen. Das schlägt auch auf die IPO-Märkte durch. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Integration von KI zu höherer Effizienz und auch Resilienz führt, beispielsweise in der Logistik, im Lieferkettenmanagement oder durch frühere und bessere Diagnosen. Investoren suchen gezielt disruptive Technologien mit grossem Marktpotenzial. Das haben auch die Emittenten verstanden und ihre Narrative in der Equity Story entsprechend gestaltet. EY untersuchte den Zeitraum von Anfang 2024 bis zum ersten Quartal 2025 daraufhin, wie viele der Börsendebütanten in ihren Prospekten und IPO-Filings Referenzen zu KI aufweisen. In den Sektoren Technologie, Medien, Entertainment und Telekom haben 49% der Unternehmen KI-Affinität bewiesen. Im Sektor Healthcare und Life Sciences waren es 45%, im Sektor Financials 41%. Unter 30% blieben Konsum, Industrie, Energie, Bau und Real Estate.

EY Report
Prozentsatz der zwischen 2024 und dem 1. Quartal 2025 an die Börse gehenden Unternehmen, die in ihren Unternehmensmeldungen auf KI verweisen, nach Sektor. EY: IPO Trends Report

Blick nach Fernost

Während die Emissionsvolumina und die Anzahl der Börsengänge in Europa und den USA im ersten Quartal unspektakulär, aber nicht schwach waren, zeigten ferne Börsenplätze wie Indien und Südkorea eine dynamische Entwicklung. Neben Technologie reüssierten auch die Sektoren Bau, Hotellerie und Gastronomie sowie Industrie. Weniger gefragt waren Konsum, Energie und Financials. Laut EY bleiben die Emissionsvolumina gedämpft, während die IPO-Pipelines zunehmend anschwellen.

Exit-Stau der PE-Industrie

Bei der immer dominierender werdenden Private Equity Industrie ist sogar ein regelrechter Exit-Stau aufgelaufen. Das zeigt sich u.a. darin, dass quer durch die Branche sogenannte Continuation Funds aufgelegt werden. Deren Aufgabe besteht einzig darin, Beteiligungen aufzunehmen, die aus Fonds, die geschlossen werden sollen, ausgekehrt werden. Typische PE-Fonds haben Laufzeiten von 5 bis 8 Jahren. Die Laufzeit kann aber auch verlängert werden. Wenn Beteiligungen nicht zu akzeptablen Preisen veräussert werden können, kommen sie in die Continuation Fonds, und die regulären Fonds können zum Ende ihrer maximalen Laufzeit liquidiert werden.

Anzahl IPOs an der SIX seit 2001. Quelle: ZKB, IPO-Newsletter Q1 2025

Ausblick

Die Perspektiven an den IPO-Märkten haben sich im April empfindlich verschlechtert. Steigende Inflationsraten durch die US-Zollpolitik dämpfen die Zinssenkungsfantasie. Die Verwerfungen an allen Finanzmärkten sorgen für Verunsicherung, ebenso die wachsenden Kriegsgefahren für das um Einigkeit ringende Europa. Die Börsen in Indien, Japan, Südkorea und den ASEAN-Ländern florieren trotzdem. Ein Grund ist die starke Performance der Börsenneulinge. In Europa herrscht kein Mangel an angekündigten oder vermuteten IPOs. Die ZKB nennt unter Berufung auf Schweizer Fachmedien u.a. Acrotec und Ammega als mögliche IPO-Kandidaten an der SIX.

Weleda: Erfolgreiche Wachstumsinitiativen prägen Jahresabschluss 2024

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Weleda
Weleda-CEO Tina Müller (li) und Prinzessin Madeleine von Schweden (re) präsentieren die neue gemeinsame Produktelinie minLen. Bild: weleda.ch/Henning Ross

Die nachhaltige Trendwende bei Weleda, der Weltmarktführerin für zertifizierte Naturkosmetik, schlägt sich im Jahresabschluss 2024 in markant gesteigerten Key Performance Indicators nieder. Das operative EBIT konnte sich auf 28.3 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Und im anthroposophischen Arzneimittelgeschäft kam es erstmals seit vielen Jahren wieder zu einer Umsatzsteigerung.

Das Wachstum im Geschäftsjahr 2024 wird von allen Regionen getragen. Der Umsatz nahm um 8,3% auf 456.2 Mio. Euro zu. Im Segment Kosmetik lag die Zuwachsrate bei 8,2%, im Arzneimittelsegment bei 8,7%. Auf Kosmetik entfallen 81% des Geschäftsvolumens und 19% auf Pharmazeutik. In der Schweiz erhöhte sich der Umsatz um 7,4%, in Deutschland um 6,2%. Höhere Wachstumsraten erzielten Spanien mit 14,9% und Italien mit 16%. In Frankreich lag der Zuwachs dagegen nur bei 0,6%. Starke Impulse lieferten die USA mit 11,4% Umsatzzuwachs und Argentinien mit 18,1%. Doch die prozentual höchsten Zuwachsraten wurden in den noch jungen Märkten Südkorea mit 13,6%, Kasachstan mit 22,6%, Russland mit 40,6% und Ukraine mit 68,3% erzielt. Die tiefste Wachstumsrate wird in Australien mit 0,2% verzeichnet.

Blauer Enzian als Bestandteil einer innovativen Produktserie. Bildquelle: weleda.ch

Innovative Produkte und Social Media Marketing

Bemerkenswert ist der Turnaround im Arzneimittel-Segment. Durch die Fokussierung auf die Indikationsgebiete Verdauung, Stress & Schlaf, Augen sowie Mobilität und den Start von Social-Media-Kampagnen ist es offensichtlich gut gelungen, auch jüngere Konsumenten mit digitaler Affinität zu begeistern. Dazu hat ebenso wie im Kosmetik-Bereich der verjüngte und insgesamt gut gelungene Marktauftritt der vor über 100 Jahre gegründeten Weleda wesentlich beigetragen. Das zeigt sich auch am Markterfolg innovativer oder verjüngter Produktserien wie der Gesichtspflegeserie «Blauer Enzian & Edelweiss». Global für einen Nachfrageschub sorgten die enthusiastischen Kommentare einiger Prominenter im digitalen Raum zu der preisgekrönten «Skinfood» Hautpflege.

Zahlenwerk glänzt

Unterstützt durch positive Sondereffekte kletterte der Jahresgewinn um imposante 92,9% auf 19 Mio. Euro. Die Investitionen gingen von dem hohen Niveau des Vorjahres um 38,8% auf 25.2 Mio. Euro zurück. Die Anzahl der Mitarbeitenden sank um 4,6% auf 2214. Weiterhin sind erste Effekte der Restrukturierung spürbar. Diese war 2022/2023 gestartet worden, führte aber auch im Geschäftsjahr 2024 noch zu aktivierten Restrukturierungskosten von 4.2 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es 11.6 Mio. Euro. Die Bilanz wurde gestärkt. Das Eigenkapital erhöhte sich um 10,1% auf 181.8 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote stieg um 1.8 Prozentpunkte auf 46,8%.

Wachstum mit Verantwortung

CEO Tina Müller befindet, dass die Strategie «Wachstum mit Verantwortung» erfolgreich ist, um Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu stärken. Als Wachstumshebel bezeichnet sie Innovation, Premiumisierung, Digitalisierung und Internationalisierung. Das Zahlenwerk für 2024 untermauert, dass das amtierende Management von Weleda genau die richtigen Massnahmen trifft, um die so lange ungehobenen Schätze der traditionsreichen Welt-Marke ans Licht zu bringen.

Purpose-Unternehmen Weleda

Als zertifizierte B-Corp hat sich Weleda mit dem eigentlichen Zweck des Unternehmens gründlich auseinandergesetzt und die Mission geschärft. Diese Besinnungsleistung hat Weleda zu dem Purpose-Unternehmen gemacht, das nun seinen selbst definierten Zweck in den Bereichen Naturkosmetik und anthroposophische Arzneimittel auf allen Kontinenten und Medienkanälen erfüllt. Die Weichen sind ungeachtet des schwierigen konjunkturellen Umfeldes nichtsdestotrotz auf Wachstum gestellt.

Ambitionierte Nachhaltigkeits-Ziele

Darunter leiden aber die Bemühungen um noch nachhaltigeres Wirtschaften nicht. Auch 2024 wurden die Nachhaltigkeitsparameter weiter verbessert. Der Rezyklatanteil der Verpackungen ist 2024 um 5 Prozentpunkte auf 65% angestiegen. Der Strom aus erneuerbaren Energien macht einen um 1% auf 96% gestiegenen Anteil aus, und der Bio-Anteil pflanzlicher Rohstoffe stieg ebenfalls um 1% auf 82%. Zudem wurden die Klima-Ziele ambitionierter formuliert. Weleda strebt nun an, die Scope 1+2 Emissionen bis 2040 auf Netto-Null zu bringen und die Scope 3 Emissionen bis dahin um 80% zu reduzieren.

Governance-Fragen

So erfreulich die erfolgreiche Neu-Positionierung und das starke Wachstum in allen Regionen sind und so überzeugend die Innovationen und der herausragende Marketing- und Expansions-Drive ausfallen, an der antiquierten Governance ändert sich bislang nichts. Die Hauptaktionäre halten unverändert mit 77,1% der Stimmrechte gesellschaftsrechtlich alle Fäden in der Hand. Der Kapitalanteil der Hauptaktionäre beträgt dagegen lediglich 34,2%. Zudem handelt es sich um vinkulierte Namenaktien, die nur mit Zustimmung der Anthroposophischen Gesellschaft transferiert werden können. Die Aktien werden auch nur selten gehandelt. Die Partizipationsschein-Inhaber haben gar keine Stimmrechte und nur einen Anspruch auf einen Teil der Gewinne. Spätestens wenn sich das Wachstumsmomentum nachhaltig beschleunigt, wird Weleda zur Fortsetzung der Expansion den Kapitalmarkt brauchen.

Börsen-Mathematik

Aktuell beträgt die Kapitalisierung der Weleda-PS 85.5 Mio. CHF, die gesamte Marktkapitalisierung liegt gerade einmal bei rund 120 Mio. CHF. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Birkenstock an der NYSE beträgt rund eineinhalb Jahre nach dem IPO fast 8 Mrd. USD. Der Kurs liegt zwar unter dem Hoch, aber über den ersten Kursen. Der Umsatz hatte noch 2021 bei 1.1 Mrd. USD gelegen und ist bis 2023 auf 1.6 Mrd. USD angestiegen.

Fazit

Der Jahresabschluss 2024 bestätigt den eingeschlagenen Wachstumskurs, nicht nur durch die starken Finanzkennzahlen. Das Tempo der Innovationen, die Markteinführungen und die neuen Partnerschaften eröffnen durch die gekonnte Nutzung der digitalen Kanäle weltweit zahlreiche Wachstumschancen. Die Transformation der Marke, des Marktauftritts und die nun sehr gezielte Kundenansprache lassen auch weiterhin erwarten, dass Weleda auf Erfolgskurs bleibt. Für interessierte Investoren bleiben einstweilen nur zwei Wege offen: der Kauf der Weleda-PS auf OTC-X oder Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft zu werden, um Zugang zu den Aktien zu erhalten.

Chart Weleda Apr 25
Kursentwicklung der Weleda N-PS in den letzten 3 Jahren. Chart: otc-x.ch

Der Weleda PS wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4300 CHF bezahlt. Der Briefkurs liegt allerdings mit 4885 CHF um einiges höher. Bisher wurden im Jahresverlauf 131 Stück gehandelt. Aufgrund der von 70 auf 190 CHF je PS erhöhten Dividende liegt die Dividendenrendite bei 4,4%.