HBB Holding AG: Operativ auf dem Weg der Genesung – angespannte Liquiditätslage

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Bildquelle: HBB Holding AG
Der HBB-Firmensitz in Walzenhausen. Bild: HBB Holding AG

Die HBB Holding AG befindet sich in einer finanziell sehr angespannten Lage. Der Jahresabschluss für das Jahr 2013, über den wir vor wenigen Wochen berichteten (siehe unseren Beitrag hier), fiel katastrophal aus. Die HBB besteht aus der Dachholding, welche 100% der beiden operativ tätigen Tochtergesellschaften Rondom Biegetechnik in Görlitz (Deutschland) und der HBB Biegetechnik in Walzenhausen (Appenzell Ausserrhoden) besitzt. Am Firmensitz in Walzenhausen werden sämtliche Entwicklungsarbeiten durchgeführt und aufwendige Einzelaufträge respektive Kleinserien produziert. Der neue Firmenstandort in Görlitz ist verantwortlich für die Grossserien. Dazu zählen an erster Stelle die Metallsitzgestelle für Autositze des renommierten Herstellers Recaro. Für dessen Produktionsstätte in Polen (in der Nähe von Görlitz) hat Recaro ausschliesslich HBB respektive Rondom Biegetechnik als Lieferanten ausgewählt. Insgesamt liefert Rondom in diesem Jahr 15’000 Sitzgestelle an Recaro nach rund 7’000 im letzten Jahr. Die entsprechenden Aufträge liegen bereits vor. Rondom erzielt rund 75% der Erlöse mit Recaro, was für eine sehr hohe Abhängigkeit mit diesem Kunden sorgt. Im Gegenzug ist auch Recaro von Rondom abhängig. Dank Recaro sowie weiterer kleinerer Aufträge konnte Rondom in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres Erlöse von 622’000 EUR generieren. Für das Gesamtjahr sind Umsätze von knapp 1.3 Mio. EUR budgetiert nach 818’000 EUR im Vorjahr. Auf der Kostenseite soll die bis Mai 2014 gelungene Reduktion des Materialaufwands im Verhältnis zum Umsatz von 32% im Vorjahr auf 28% fortgesetzt werden können. Bei gleichen Personalkosten und Betriebskosten wird ein positives Betriebsergebnis nach Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von knapp 70’000 EUR erwartet. Unter dem Strich wird nochmals ein Verlust von 125’000 EUR erwartet. Trotz eines positiven Cashflows von 100’000 EUR in den ersten fünf Monaten ist die Liquiditätssituation bei Rondom Biegetechnik nach wie vor sehr angespannt.

Noch besser entwickelt sich das operative Geschäft bei der HBB Biegetechnik in Walzenhausen. Bis Ende Mai wurden Umsätze von 2.8 Mio. CHF erwirtschaftet. Für das Gesamtjahr sind 6.6 Mio. CHF budgetiert. Auch in Walzenhausen sollen die Materialaufwendungen im Verhältnis zum Umsatz gesenkt werden. Nach einem Vorjahreswert von 31% wurden bis Mai 2014 beachtliche 27% erreicht. Für das Gesamtjahr sollen die Ausgaben bei 28% der Erlöse liegen. Unter dem Strich ist ein Reingewinn von knapp 600’000 CHF geplant. Bereits in den ersten fünf Monaten 2014 wurden deutlich schwarze Zahlen erzielt. Auch die Liquiditätssituation konnte dank des positiven Geschäftsverlaufs deutlich verbessert werden.

Diese Verbesserung der Zahlen wurde möglich durch eine klare Geschäftsführung über Zielvorgaben einschliesslich der zu erzielenden Margen beim Abschluss von Geschäften, erfuhren die Aktionäre anlässlich der Generalversammlung (GV) der Gesellschaft. Es gelang, die Kapazitätsauslastung zu erhöhen, ohne das Personal aufzustocken. Eine Optimierung des Verkaufs, eine bessere Planung der Geschäftsaktivitäten und ein günstiger Verlauf bei den Reparaturarbeiten an fertigen Produkten wirkten sich positiv aus.

Damit die Gesellschaft von dieser positiven Entwicklung profitieren kann, muss das Liquiditätsproblem gelöst werden. Zudem sind bereits Betreibungen eingeleitet worden. Gegen die HBB Holding belaufen sich diese auf 470’000 CHF zuzüglich Zinsen eines Kunden. Bei der HBB Biegetechnik betreffen dies in erster Linie ein Darlehen von 1.26 Mio. CHF der Erbengemeinschaft Byland (Hans Byland war der Firmengründer der HBB Biegetechnik), sowie weitere Forderungen ehemaliger Mitarbeiter im Gesamtbetrag von rund 145’000 CHF zuzüglich Zinsen. Seitens der Erbengemeinschaft, deren Vertreterin Frau Byland auf der GV anwesend war und seitens der St. Galler Kantonalbank, deren Vertreter ebenfalls an der GV teilnahm, wurde die Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert. Analog stellt sich die Situation bei den ehemaligen Mitarbeitern dar, die ihre Verhandlungsbereitschaft indessen an eine Schuldanerkennung der Gesellschaft, welche die Forderungen bestreitet, binden. Noch nicht genau bestimmt sind auch die Rückstellungen, die zulasten des Jahresergebnisses 2013 gebildet wurden. Nur wenige Tage vor der GV, die am 23. Juni 2014 stattfand, teilte die Revisionsgesellschaft PricewaterhouseCoopers der Gesellschaft mit, dass im Jahresabschluss der HBB Holding nicht alle Bürgschaften erfasst seien. Eine nicht erfasste Bürgschaft zugunsten der Rondom im Betrag von 120’000 EUR veranlasste die Revisionsgesellschaft dazu, das Prüfungsurteil zurückzuziehen. Es bestehe, so die Revisionsgesellschaft, das Risiko, dass die Rückstellungen der HBB Holding AG um rund 148’000 CHF zu tief ausgewiesen werden. Diesen Sachverhalt habe PWC jedoch nicht prüfen können, da vom Verwaltungsrat keine aktuelle Beurteilung über die Fortführungsfähigkeit der Rondom Biegetechnik vorliegt. Trotz des fehlenden Revisionsurteils wurde die Jahresrechnung der Gesellschaft von den Aktionären in der vorab vorgelegten Form ohne die zusätzlichen Rückstellungen gutgeheissen. Zur Klärung der Situation soll ein prüfungsfähiger Zwischenabschluss per 30. Juni 2014 erstellt werden, der dann von PWC geprüft werden soll. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im August will die Gesellschaft ihre Aktionäre über den aktuellen Stand informieren. Zudem soll bis zu diesem Zeitpunkt auch die Neubesetzung des Verwaltungsrats aufgegleist werden. Derzeit verfügt die Gesellschaft nur über einen beschränkt handlungsfähigen Verwaltungsrat, der sein Amt gerne aufgeben möchte, sofern geeignete Personen gefunden werden.

Der juristische Vertreter Frauenknechts benannte einen Verkauf der Gesellschaft als mögliche Option. Dies bedinge indessen, dass ein möglicher Käufer mindestens zwei Drittel aller Anteile erhält, um damit zumindest der Gefahr der Sperrminorität bei Entscheidungen nicht ausgesetzt zu sein. Hans Frauenknecht strebe einen Verkauf seiner Anteile an der Gesellschaft an. Gleichzeitig sei er aber gegen einen Verkauf einzelner Tochtergesellschaften. Frauenknecht war aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage an der GV teilzunehmen.

Die weitere Entwicklung bei der HBB-Gruppe ist aktuell vollkommen offen. Eine Einigung mit den Gläubigern ist notwendig, damit die Gesellschaft nicht in den Konkurs gerät. Als positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass die Hauptgläubiger, die St. Gallische Kantonalbank und die Erbengemeinschaft Byland, mit eigenen Vertretern persönlich an der GV teilgenommen haben. Den Aussagen, dass eine Stillhaltevereinbarung denkbar sei, haben diese Vertreter nicht widersprochen, was zumindest als Anzeichen einer (stillen) Zustimmung gewertet werden kann. Selbst wenn diese Einigung gelingt, ist die Liquiditätslage nach wie vor sehr angespannt. So drängt sich auch nach einer Vereinbarung eine finanzielle Sanierung der Gesellschaft auf. Nur so kann ein Weiterführen des Geschäfts in ordentlichen Bahnen erfolgen. Ebenfalls gewährleistet werden muss die Neubesetzung des Verwaltungsrats mit kompetenten Personen, die in der Lage sind, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen.

Die Aktien wurden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank letztmals zu Kursen von 15 CHF gehandelt. Dies liegt zwar über dem absoluten Tiefstkurs von 10 CHF, kann aber keinesfalls als Trend zu steigenden Kursen interpretiert werden. Für die Aktionäre erscheint ein Verkauf der Papiere auf dem aktuellen Niveau wenig sinnvoll. Bei kleineren Positionen könnten die Verkaufsspesen die Verkaufserlöse übersteigen und für grössere Pakete dürfte sich kaum ein Käufer finden lassen. Die Titel gleichen einer Option mit der Möglichkeit einer Kursvervielfachung im Fall, dass die Sanierung gelingt. Im gegenteiligen Fall droht ein Totalverlust. Nicht übersehen werden darf der hohe Finanzbedarf der Gesellschaft, der kaum ohne eine Erhöhung des Aktienkapitals gedeckt werden kann. Inwieweit hier möglicherweise die bestehenden Aktionäre zur Kasse gebeten werden, ist ebenso wenig abzusehen wie eine mögliche Umwandlung der Verbindlichkeiten in Eigenkapital. Den Aktionären droht daher auch bei einer erfolgreichen Sanierung eine Verwässerung ihres Anteils an der Gesellschaft. Während sie bei der Ausgabe neuer Aktien durch deren Erwerb ihren Anteil am Unternehmen behalten können, wird dies bei der Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital nicht möglich sein. Solange die Zukunft der Gesellschaft so offen ist, sollte von einem Kauf der Papiere Abstand genommen werden.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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