HBB: Sanierung schreitet voran, Altlasten in 2015 beseitigt – Schwarze Zahlen im operativen Geschäft

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Im deutschen Görlitz steht die Betriebsstätte der rondom Biegetechnik. Quelle: rondom Biegetechnik GmbH
Im deutschen Görlitz steht die Betriebsstätte der rondom Biegetechnik. Quelle: rondom Biegetechnik GmbH

Die Aktien der HBB Holding AG führten im Jahr 2015 die Liste der Gewinnertitel mit einem Plus von 337.5% mit Abstand an. Die Gesellschaft befand sich lange Zeit in einer nahezu ausweglosen Lage und konnte der Insolvenz nur knapp entgehen (siehe auch Blog-Beitrag vom 29.4.2015). Die sich im Jahresverlauf abzeichnende erfolgreiche Weiterführung der Sanierungsmassnahmen bestätigt sich nun in den für 2015 vorgelegten Jahreszahlen. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht mitteilt, gelang es im Lauf des Jahres 2015, die noch bestehenden Altlasten der HBB Biegetechnik, einer 100%igen Tochtergesellschaft der HBB Holding, aus eigener Kraft zu bereinigen. Bei der HBB ist die Gesellschaftsstruktur zu beachten. Die Holding selbst ist operativ nicht tätig. Sie ist ausschliesslich von den Ergebnissen der beiden 100%igen Tochtergesellschaften HBB Biegetechnik in Walzenhausen und der rondom Biegetechnik in Görlitz abhängig. Trotz des sehr schwierigen Umfeldes, mit dem die Gesellschaft konfrontiert ist, konnten die Ziele des Jahres 2015 erreicht werden. Beide Tochtergesellschaften schrieben im vergangenen Jahr schwarze Zahlen. Dank der positiven Geschäftsentwicklung musste die Walzenhausener Biegetechnik seit Frühjahr 2015 die Kontokorrent-Limite nicht mehr beanspruchen und hat per Jahresende 2015 genügend Liquidität aufgebaut, um beruhigt in das Jahr 2016 starten zu können.

Holding-Bilanz verbessert dank guter Ergebnisse der Tochtergesellschaften

Die HBB Holding weist auch für das Jahr 2015 noch ein negatives Eigenkapital aus. Dieses konnte allerdings gegenüber dem Vorjahr markant von minus 1.2 Mio. CHF auf noch knapp minus 0.7 Mio. CHF reduziert werden. Hierfür verantwortlich ist vor allem die Umwandlung eines Darlehens in Höhe von 0.5 Mio. CHF in Eigenkapital im Verlauf des Jahres 2015. Diese Umwandlung erfolgte im Rahmen einer Erhöhung des Aktienkapitals um 0.25 Mio. CHF, bei welcher ein Agio von ebenfalls rund 0.25 Mio. CHF zugunsten der Eigenmittel vereinnahmt wurde. Die Erfolgsrechnung der Holding weist einen gegenüber dem Vorjahr deutlich reduzierten Verlust von 11’000 CHF aus. Die Einnahmen bestehen ausschliesslich aus Finanzerträgen in Höhe von knapp 100’000 CHF nach gut 160’000 CHF im Vorjahr. Demgegenüber standen im 2015 Finanzaufwendungen von nahezu 140’000 CHF nach knapp 100’000 CHF im Vorjahr. Im 2014 musste die Holding allerdings noch Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen in Höhe von 120’000 CHF machen, die im 2015 nicht mehr anfielen. Ebenfalls positiv auf die Zahlen des Jahres 2015 wirkte sich die erfolgswirksame Veränderung der Abgrenzung einer Bürgschaft in Höhe von 36’500 CHF aus.

Positives Eigenkapital im 2017 erwartet

Die HBB erwartet für die in Walzenhausen domizilierte HBB Biegetechnik ein ausserordentlich anspruchsvolles Jahr 2016. Trotz der Herausforderungen ist die Gesellschaft zuversichtlich, da in den letzten Jahren die Kosten gesenkt und Reserven gebildet werden konnten. Die Entwicklung ist von den eingehenden Projekten abhängig. Bei allen wichtigen Projekten des Jahres 2015 bestehen weiterlaufende Optionen. Neben einem für Rolls-Royce entwickelten Prototyp ist hier vor allem ein Grossprojekt für Bombardier zu nennen. Wie stark das Know-how von HBB gefragt ist, zeigt sich in der Verdoppelung der Offertanfragen, deren Volumen im 2015 bei 30 Mio. CHF lag. Trotz eines harzigen Starts in das Jahr 2016 wird damit gerechnet, das konservative Budget erreichen zu können. Bei der rondom Biegetechnik setzt sich die positive Entwicklung der Vorjahre auch im 2016 fort. Es wird ein Umsatzplus von 5% erwartet. Der Sitzhersteller Recaro hat eine jährliche Abnahmebestätigung für einen Rückenlehnen-Typ während der nächsten zehn Jahre unterzeichnet. Die Serienproduktion soll im Frühjahr starten. Bei diesem Auftrag, bei dem die schnellstmögliche Optimierung der Produktion im Vordergrund steht, handelt es sich um das grösste je erhaltene Projekt der HBB-Gruppe. Bei der rondom besteht nicht das Problem der fehlenden Aufträge, sondern dasjenige der Abarbeitung. Dies wegen der Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Dank der positiven Entwicklung der beiden Gesellschaften soll der Verlustvortrag der Holding weiter reduziert werden. Für 2017 seien die Aussichten nach Firmenangaben gut, dass ein positives Eigenkapital ausgewiesen werden könne.

Die Geschäftszahlen der HBB sind, da nur ein Holdingabschluss publiziert wird, wenig aussagekräftig. Allerdings konnten im 2015 sämtliche Altlasten, die fast zu einer Insolvenz führten, bereinigt werden. Auch wenn diese erreichte Verbesserung nur sehr rudimentär in den vorgelegten Zahlen zu erkennen ist, befindet sich das Unternehmen auf dem richtigen Pfad. Trotz der Überschuldung der Holding und dem negativen Eigenkapital stellt sich die Situation deutlich besser als noch vor Jahresfrist dar. Nachdem die Forderungen gegenüber der Holding durch eine Umwandlung in Eigenkapital aufgelöst werden konnten, gelang es nun auch, die Verpflichtungen der operativ tätigen Tochterfirmen zu eliminieren. Somit ist die Gefahr einer Insolvenz nicht mehr gegeben, zumal die operativ tätigen Tochterunternehmungen über genügend liquide Mittel verfügen, um ihre Geschäftstätigkeit zu finanzieren. Allerdings befindet sich die HBB nach wie vor in einer schwierigen Lage und besitzt nur ein dünnes Finanzpolster.

Die Aktien der HBB sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. Die Valoren wurden letztmalig zu Kursen von 39 CHF gehandelt. Die Titel werden zu Geldkursen von 30 CHF gesucht und zu Briefkursen von 40 CHF offeriert. Der grosse Spread zwischen den beiden Werten reflektiert die ungewisse Situation, in der sich die Gesellschaft befindet. Sofern es gelingt, die Sanierung weiter voranzutreiben und eine deutliche Verbesserung der Eigenkapitalausstattung zu erreichen, sind weitere Kursavancen wahrscheinlich. Sollte dies hingegen nicht gelingen, sind deutliche Kursverluste zu erwarten. Auch wenn die Insolvenz vorderhand abgewendet werden konnte, verfügt die Gesellschaft nur über geringe Reserven. Wenn es allerdings gelingt, in den beiden Tochtergesellschaften weiterhin schwarze Zahlen zu schreiben, besteht wenig Anlass zur Sorge. Die entsprechenden Anzeichen stehen zwar gut. Vorläufig ist eine abschliessende Einschätzung der Aktien jedoch nicht möglich. Wir verzichten daher vorläufig auf eine Anlageempfehlung zu den Titeln und verweisen ausdrücklich auf den nach wie vor spekulativen Charakter der Aktien.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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