SL Gürbetal: Kostenmanagement zeigt Wirkung

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Das nach dem Fluss Gürbe benannte Gürbetal bezeichnet eine Region zwischen Bern und Thun westlich der Aare. Wie viele andere Regionen im Kanton Bern hat auch das Gürbetal eine eigene Bank mit langer Tradition. Die bereits 1926 gegründete Spar+Leihkasse Gürbetal AG hat ihren Hauptsitz in Mühlethurnen und betreibt daneben Geschäftsstellen in Seftigen, Kaufdorf und Gerzensee. Das Grundkapital in Höhe von CHF 2 Mio. ist in nur 4.000 Aktien à CHF 500 eingeteilt. Die Bank hat ein breit abgestütztes Aktionariat mit überwiegend lokalen Aktionären. 

Die in der Region verwurzelte Bank zeigt in ihrem Geschäftsgang eine gerade unter Banken angesichts der vielfältigen Herausforderungen – nicht nur in den letzten Jahren – bemerkenswerte Kontinuität: Die Bilanzsumme kletterte von CHF 724.000 (1927) auf zuletzt CHF 329 Mio. (2012) und die Reserven entwickelten sich von CHF 12.000 (1930) auf CHF 22.2 Mio. (2012). Im gleichen Zeitraum erhöhte sich das Aktienkapital lediglich um den Faktor 13.3. Die Reserven und auch die Bilanzsumme konnten in jedem Jahr seit 1970 – erst seit diesem Jahr liegen dem Verfasser jährliche Daten vor – gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Bei den Kundeneinlagen gab es nur in zwei von 43 Jahren (1994 und 2000) einen leichten Rückgang, der aber schon im Folgejahr wieder aufgeholt werden konnte. Die reguläre Dividende wurde seit 1927 von 4% vom Nominal (CHF 500/Aktie) kontinuierlich auf 21% vom Nominal erhöht. Aktuell liegt die Dividendenrendite (brutto) um 2.2%. Das Niveau von 21% vom Nominal ist seit 2007 konstant. Damit ist die Spar+Leihkasse Gürbetal AG auch aus ihrer Historie ein sehr zuverlässiger Dividendenzahler mit gut planbaren, mit hoher Wahrscheinlichkeit gegenüber dem Vorjahr mindestens konstanten Rückflüssen.

Auch im 1. Halbjahr 2013 (30.06.2013) hat die Bank dem anhaltenden Tiefzinsumfeld getrotzt und dank eines konsequenten Kostenmanagements ein erfreuliches und deutlich gegenüber dem Vorjahr erhöhtes Ergebnis erwirtschaftet. Seit dem Jahresende 2012 hat sich die Bilanzsumme um weitere 2.33% auf CHF 336.6 Mio. erhöht. Die Hypothekarausleihungen konnten um 4.7% auf CHF 290.1 Mio. gesteigert werden, wobei der Trend zu Festhypotheken bei Neuabschlüssen oder der Verlängerung fällig werdender Festhypotheken aufgrund der aktuellen Zinssituation weiter anhielt. Die Kundengelder stagnierten im 1. Semester 2013 bei CHF 238.4 Mio. In der Erfolgsrechnung liegt der Zinserfolg aufgrund der Marktentwicklungen nochmals leicht mit CHF 9.000 unter dem Vorjahreswert. Allerdings konnte das bisher „eher unbedeutende“ (S+L Gürbetal AG) Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit einem Mehrertrag von CHF 37.000 den Rückgang beim Zinserfolg überkompensieren.

Durch eingeleitete Kostensenkungsmassnahmen auf allen Stufen ist es der Bank gelungen, den Geschäftsaufwand gegenüber Vorjahr um CHF 248.000 zu senken. Unter dem Strich resultierte ein um CHF 294.000 auf CHF 1.1 Mio. gestiegener Bruttogewinn zum Ende des ersten Halbjahres 2013. Der ausgewiesene Halbjahresgewinn liegt mit CHF 758.000 oder CHF 190 je Aktie ebenfalls deutlich über Vorjahr. Zum Vergleich: der ausgewiesene Jahresgewinn 2012, der aufgrund der konservativen Bilanzierung wohl auch hätte höher ausfallen können, lag bei gut CHF 1 Mio. Aus heutiger Sicht spricht angesichts der eingeleiteten Massnahmen und der bereits teilweise eingefahrenen „Ernte“ einiges dafür, dass die Spar+Leihkasse Gürbetal AG im Jahr 2013 das Geschäftsergebnis des Vorjahres übertreffen wird. Dies unter der Voraussetzung, dass in den verbleibenden 4 Monaten grössere Verwerfungen ausbleiben.

Alleine das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital der Bank – ohne Berücksichtigung allfälliger stiller Reserven – liegt zum 30. Juni 2013 bei gut CHF 33.5 Mio. oder etwa CHF 8.400 je Aktie, so dass die Aktie bei einem Börsenkurs unter CHF 5.000 aus einer fundamentalen Perspektive (deutlich) unterbewertet erscheinen muss. Doch auch beim Blick auf künftige Herausforderungen des Bankgeschäfts – Stichwort Basel III – schneidet die Spar+Leihkasse Gürbetal AG gut ab und dürfte hinsichtlich ihrer bilanziellen Solidität anderen Banken, insbesondere grösseren Banken, den Rang ablaufen. Die Spar+Leihkasse Gürbetal AG weist schon heute darauf hin, dass sie die nach „Basel III“ verschärften und ab 2018 gültigen, strengeren regulatorischen Richtlinien zur Eigenkapitalunterlegung schon heute „problemlos um mehr als das Doppelte“ (!) erfüllt. Vor diesem Hintergrund und angesichts des soliden Geschäftsgangs würde ausreichend Spielraum bestehen, um die Dividende in den nächsten Jahren – auch deutlich – ohne Auswirkungen auf das operative Geschäft erhöhen zu können und so auch die Aktionäre am guten Geschäftsgang der letzten Jahre sowie an der sehr komfortablen Bilanzsituation teilhaben zu lassen. An der herausragenden Kapitalisierung der Spar+Leihkasse Gürbetal AG würde selbst eine markante Erhöhung der Dividende nichts ändern und die Bank könnte sich eine solche „aktionärsfreundliche Massnahme“ problemlos leisten.

Angesichts der konservativen Geschäftspolitik und der auch in den letzten Jahren zurückhaltenden Ausschüttungspolitik mit einem Faible für Ausschüttungskontinuität auch über längere Zeiträume erscheint es allerdings naheliegend, dass eine etwaige Erhöhung – die nach 6 Jahren Kontinuität angesichts des mittlerweile Erreichten durchaus angezeigt sein könnte – eher moderat ausfällt und sich im Bereich weniger Prozentpunkte (vom Nominal) bewegt. Somit dürfte sich die Substanz der Bank in den nächsten Jahren schrittweise und weitgehend geräuschlos weiter erhöhen, wie eigentlich immer in den letzten 87 Jahren seit Gründung der Spar+Leihkasse Gürbetal AG.

17. August 2013            Thorsten Grimm, Grisonia Consult GmbH, Meggen.


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