Regiobank Solothurn AG: „Wir werden 2013 besser als im Vorjahr abschliessen“

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Markus Boss, CEO Regiobank Solothurn
Markus Boss, CEO Regiobank Solothurn. Bild: zvg

Die Regiobank Solothurn gehört mit einer Bilanzsumme von knapp 2.3 Mrd. CHF zu den mittelgrossen Schweizer Regionalbanken. Im Gespräch berichtet CEO Markus Boss, dass die Bank im laufenden Geschäftsjahr besser als im Vorjahr und auch besser als budgetiert abschliessen wird. Im Steuerstreit mit den USA hat sich die regional tätige Bank zur Teilnahme an dem Programm entschieden und wird sich für die Kategorie 4 anmelden.

Die Regiobank Solothurn hat im 1. Semester den Bruttogewinn um 4% steigern können. Wie hat sich das 2. Semester entwickelt?

Das 2. Semester hat sich ebenfalls gut entwickelt. Wir liegen mit dem Bruttogewinn in der zweiten Jahreshälfte sogar über den Zahlen des Vorjahres. Gesamthaft werden wir das Geschäftsjahr 2013 wohl besser als im Vorjahr und auch besser als budgetiert abschliessen.

Woher kommt diese positive Entwicklung? Anfang Jahr sah es angesichts der rekordtiefen Zinsen ja nicht so gut aus.

Die Börse ist tipptopp gelaufen, so dass der Treiber für die gute Entwicklung in diesem Jahr sicherlich das zinsindifferente Geschäft war.

Wie stark ist die Regiobank im Hypothekargeschäft gewachsen?

Das Wachstum der hypothekarisch besicherten Ausleihungen liegt bei 4.5%. Wir hätten aber deutlich stärker wachsen können, wenn wir das gewollt hätten. Allerdings haben wir aus Risikoüberlegungen hier so stark auf der Bremse gestanden wie nie zuvor.

Der Immobilienmarkt gilt in weiten Teilen der Schweiz als überhitzt. Wie ist die Preisentwicklung in der Region Solothurn und im Wirtschaftsraum Ihrer Bank?

In der Stadt Solothurn und im gesamten Espace Mittelland haben wir keine Probleme mit stark steigenden Preisen. Von einer Immobilienblase sehen wir daher nichts. Es gibt sogar Gegenden in unserem Wirtschaftsraum, wo die Preise für Einfamilienhäuser immer noch auf einem Niveau von vor 15  Jahren sind. Allerdings wird auch bei uns viel gebaut, und es kommen viele Neubauten auf den Markt. Einzig im Bereich der Mehrfamilienhäuser sehen wir, dass deutlich höhere Preise gezahlt werden. Dies liegt aber auch daran, dass die Käufer derzeit mit einem Zinsfuss von nur noch 5% oder weniger kapitalisieren, was natürlich zu höheren Preisen führt.

Also fühlen Sie sich mit dem Blick auf das Hypothekenportfolio der Regiobank wohl?

Ja, wir haben hier ein sehr gutes Gefühl. Betreffend Tragbarkeit kalkulieren wir auch bei Neubauten immer noch mit einem Zinssatz von 6%. Wer nicht in der Lage ist, einen solchen Zins zu finanzieren, muss mehr Eigenkapital mitbringen. Diese vorsichtige Kreditpolitik zeigt sich dann eben in unserem moderaten Wachstum bei den Ausleihungen. Auch im kommerziellen Geschäft rechnen wir übrigens mit weniger Wertberichtigungen als im Vorjahr.

Sie haben angekündigt, dass Sie Wachstumspotenzial für die Regiobank Solothurn im Bereich der Vermögensverwaltung und im Ausbau des Esprit-Netzwerkes sehen. Welche konkreten Schritte haben Sie geplant?

In der Vermögensverwaltung ging es vor allen Dingen darum, die bestehenden Kanäle zu optimieren und die bestehenden Kunden noch besser zu pflegen. Der Zuwachs an Nettoneugeldern zeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Wir konnten hier vor allen Dingen von Empfehlungen bestehender Kunden profitieren, die vor Ort von ihren Kundenberatern betreut werden möchten. Bei den Grossbanken gibt es in der Vermögensverwaltung den Trend zur Zentralisierung. Dass heisst, dass Kunden ab einem bestimmten Vermögen nicht mehr vor Ort von einem Spezialistenteam betreut werden. Einige Kunden möchten dies nicht und kommen lieber zu uns.

Wie sieht es beim Esprit-Netzwerk aus?

Hier können Sie nicht mit dem grossen Wurf rechnen. Es ist vielmehr ein laufender Prozess, in dem es immer wieder Gespräche gibt. Letztendlich zeigt die günstige Kostenstruktur unserer Banken, dass wir richtig liegen. Dies wird mittelfristig auch weitere Banken überzeugen, unserem Verbund beizutreten.

Letztes Jahr haben Sie die Leasinggesellschaft IG Leasing gekauft und führen diese seit Jahresbeginn in einem Joint-Venture mit der WIR Bank. Entwickelt sich die IG Leasing nach Plan?

Die IG Leasing konnte im laufenden Geschäftsjahr wachsen, obwohl der frühere Eigentümer Siemens weniger Geschäfte beigesteuert hat. Das ist sehr erfreulich. Ertragsmässig läuft es allerdings noch nicht wie geplant. Daher wird 2013 ein Übergangsjahr werden. Bei unseren Kunden und den Kunden der WIR Bank kommt das Angebot allerdings sehr gut an.

Am Montag mussten die Schweizer Banken der Finma mitteilen, in welcher Kategorie sie am US-Programm zur Bereinigung des Steuerstreits teilnehmen werden. Zu welchem Schluss ist die Regiobank Solothurn gelangt?

Auch wir werden an diesem Programm teilnehmen. Allerdings haben wir uns für die Kategorie 4 angemeldet. Bei der Prüfung unserer Geschäftsbeziehungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass nur 1.9% unserer Kunden nicht aus der Schweiz und dem EU-Raum stammen. Daher können wir nachweisen, dass 98% unserer Kunden Schweizer oder EU-Bürger sind.

Wie sieht es im Esprit-Verbund aus?

Die Esprit-Banken haben zwar ein gemeinsames Projekt durchgeführt, bei dem es um das Aufarbeiten der Daten ging. Dabei handelte es sich allerdings hauptsächlich um ein technisches Projekt, da die Aufarbeitung sehr komplex war. Den Entscheid, ob eine Bank an dem Programm teilnehmen möchte und in welcher Kategorie sie teilnehmen wird, muss allerdings jede Bank selbst treffen. Nach meinen Informationen dürften die meisten Institute entweder gar nicht teilnehmen oder auch die Kategorie 4 gewählt haben.

Der Aktienkurs entwickelte sich in 2013 relativ stabil, während die Kurse anderer Regional- und Kantonalbanken stark verloren haben. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Es ist auch sehr erfreulich, dass das Handelsvolumen nicht viel tiefer als im Vorjahr war. Insgesamt haben wir offenbar aufgrund der stabilen Gewinnentwicklung und der konstanten Dividendenpolitik ein gutes Renommee bei den Kunden und Aktionären. Hinzu kommt, dass unsere Dividende steuerfrei ausgeschüttet wird. Dass unser Kurs in diesem Jahr im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen der Aktienkurs immer zugelegt hat, sogar etwas zurückgekommen ist, hängt sicherlich mit den vielen Unsicherheiten im Bankensektor zusammen.

Welchen Ausblick haben Sie für das Geschäftsjahr 2014?

Wir haben gerade unser Budget verabschiedet. Ich kann Ihnen daher sagen, dass wir mit einer leicht besseren Entwicklung als 2013 rechnen. Einerseits erwarten wir mangels Anlagealternativen weiterhin ein positives Börsenumfeld, was zu höheren Erträgen im indifferenten Geschäft führen sollte. Im Zinsgeschäft können wir zudem von leicht höheren Aktivzinsen bei gleichbleibenden Passivzinsen profitieren. Dies stimmt uns insgesamt zuversichtlich.

Das Geschäft der Regiobank Solothurn entwickelt sich erfreulich stabil. Abseits der Diskussionen um Milliardenverluste im Investment Banking, Boni-Exzesse und Steuerskandale erzielt die regionale Bank mit dem klassischen Bankgeschäft Jahr für Jahr gute Erträge. Auch vor etwaigen Folgen von Preisexzessen im Immobilienmarkt muss sich das Institut nicht fürchten. Selbst in der aktuellen Tiefzinsphase gelingt es der Regiobank Solothurn offenbar, den Bruttogewinn weiter zu steigern. Bei Aktienkursen um die 3’100 CHF notiert der Titel um rund 10% unter dem ausgewiesenen Buchwert. Sofern die Dividende von 66 CHF gleich bleibt, wovon wir derzeit ausgehen, rentiert die Aktie mit 2.1%. Damit liegt sie zwar unter den Dividendenrenditen von börsenkotierten Regional- und Kantonalbanken. Allerdings dürfte die Aktie aufgrund der erwarteten positiven Entwicklung in 2014 auch künftig eine geringere Volatilität aufweisen, so dass sie sich gut als Obligationenersatz eignet.

1 Kommentar

  1. Unser Interview mit Markus Boss hat für grosse Aufmerksamkeit in den Schweizer Medien gesorgt. Seine Aussage, dass sich die Bank im US-Steuerstreit für die Kategorie 4 angemeldet habe, wurde in zahlreichen Medien mit Angabe der Quelle zitiert. Das freut uns sehr. Nachfolgend eine Auswahl:
    Finews:
    http://www.finews.ch/news/banken/13945-erste-bekannte-bank-in-der-kategorie-4
    Cash (sda): http://www.cash.ch/news/alle/drei_weitere_banken_stossen_zur_kategorie_2-3152517-448
    NZZ (sda):
    http://www.nzz.ch/wirtschaft/newsticker/tagesueberblick-wirtschaft-1.18202742
    Solothurner Zeitung (sda):
    http://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/regiobank-solothurn-waehlt-als-erste-bank-kategorie-4-127469688#
    Blick (sda):
    http://www.blick.ch/news/wirtschaft/drei-weitere-banken-stossen-zur-kategorie-2-id2570403.html
    sowie in Le Temps, Agefi und weiteren Print- und Onlinemedien.

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