Favoriten 2014: Thurella AG

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Thurella biotta
Biotta-Produkte, aufgenommen in einem Luzerner Supermarkt.
Bild: (c) Grisonia Consult GmbH, 2013.

Die Wurzeln der an der Berner Börse kotierten Thurella AG reichen zurück bis zu der im Jahr 1900 gegründeten Mostereigenossenschaft Egnach. Die heute mit gut 28 Mio. CHF kapitalisierte Gesellschaft mit Sitz im thurgauischen Egnach und Tägerwilen (Produktion) gehört zu den kleineren kotierten Gesellschaften im Nebenwerte-Segment.

Aus dem „Saftladen“ früherer Tage ist mit einem einschneidenden Sanierungs- und Turnaround-Kurs eine veritable KMU-Saftmanufaktur geworden, deren Produkte heute unter den Marken „Biotta“ (Gemüse- und Fruchtsäfte), „Traktor“ (Bio-Frucht-Smoothies) oder auch als Handelsmarken von Partnern wie etwa Coop schweizweit und auch im Ausland vertrieben werden. Der Internationalisierungskurs der Thurella AG/Biotta AG steht heute ungeachtet einiger vielversprechender Ansätze und Vertrieb der Biotta-Säfte in über 35 Ländern noch eher am Anfang. Thurella alias Biotta bezeichnet sich heute selbst als „führender Schweizer Bio-Pionier„.

Seit dem Jahresanfang 2014 arbeitet Biotta in Werbung und Kommunikation nach jüngsten Medieninformationen neu mit der Zürcher Agentur metzgerlehner zusammen, die ein renommiertes Kundenportfeuille vorweisen kann und dabei in ein internationales Netzwerk eingebunden ist. Neue und innovative Kommunikationswege dürften die Internationalisierung, „Digitalisierung“ und weitere Profililierung der Marke Biotta auf verschiedenen Kanälen unterstützen. In diesem Zusammenhang heisst es bei der Werbewoche – Zeitung für Marketing, Werbung und Medien am 7.1.2014 über Biotta, dass  „die Traditionsmarke (…)“ künftig „mit neuem Schwung von sich reden machen“ machen möchte.

Die börsenkotierte Thurella AG ist spätestens mit der Übergabe der Geschäftsaktivitäten mit Obstsaft-Halbfabrikaten zum 1. Januar 2014 an die Mosterei Möhl AG nur noch als Dachholding der zwei operativ tätigen Tochtergesellschaften Biotta AG und der deutschen Gesa Gemüsesaft GmbH tätig. In die Biotta AG wurden nach Kauf auch die Traktor-Smoothies integriert.

(Vgl. hierzu auch Online-Ausgabe St. Galler Tagblatt vom 30.12.2013 „Von Thurella bleibt nur die Holding“ mit einem ergänzenden Interview mit Biotta AG/Thurella AG-Geschäftsführer Clemens Rüttimann)

Die Früchte der strategischen Fokussierung auf Biotta/Traktor dürften ab 2014 und in den Folgejahren zunehmend sichtbar werden.

Vor dem Hintergrund dieser Fokussierung halten wir zumindest auf mittlere Sicht auch einen Namenswechsel der börsenkotierten Thurella AG in „Biotta AG“ für denkbar und naheliegend. In jedem Fall wäre ein solcher Schritt angesichts der erfolgreichen Transformation der Gesellschaft in den letzten Jahren konsequent. Mit einem Namenswechsel könnte auch in der Optik gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Aktionären mit der nicht immer rühmlichen Vergangenheit abgeschlossen und ein neues Erfolgskapitel in der Firmengeschichte aufgeschlagen werden.

Die seit vielen Jahren erfolgreich im Nebenwerte-Markt tätige Schweizer Beteiligungsgesellschaft Nebag AG hat ihren Anteil an der Thurella AG über die letzten Jahre sukzessive auf zuletzt bekannte 26.70% (Abfrage vom 3.1.2014) ausgebaut. Damit ist die Nebag AG mit Abstand grösster Aktionär und hält im Aktionariat die Zügel in der Hand.

Im Juli 2014 wird eine im Mai 2007 begebene Wandelanleihe zur Rückzahlung fällig. Bei einem Wandelpreis von 680 (!) CHF je Aktie – noch ein Relikt aus „alten, glanzvollen Zeiten“ – ist kaum mit einer Wandlung in Aktien seitens der Obligationäre zu rechnen. Vom ursprünglichen Emissionsvolumen über 24.5 Mio. CHF waren per 31.12.2012 nach diversen Rückkäufen noch gut 18 Mio. CHF ausstehend. Wir sind aus heutiger Sicht zuversichtlich, dass der restrukturierten Thurella AG angesichts der Rückkehr auf den operativen Pfad der Tugend nach den „Investitions-Exzessen“ der Vergangenheit auch die Rückzahlung bzw. eine etwaige Anschlussfinanzierung gelingen wird. Die Neuordnung der Finanzierung nach Fälligkeit der Wandelanleihe zur Jahresmitte 2014 könnte nach einem erfolgreichen Abschluss auch ein Impuls für die Aktie sein, weil dann weitere Unsicherheit aus dem Titel entweichen würde.

Im abgelaufenen Jahr 2013 konnte die Aktie der Thurella AG um 15.5% zulegen. Über die Zweijahresperiode seit Anfang 2012 lag der Wertzuwachs im Sog der sich abzeichnenden (erfolgreichen) Sanierung der Gesellschaft bei beachtlichen 90%.

Festigt sich der in den letzten beiden Jahren vollzogene Turnaround weiter und kann Thurella/Biotta die letztjährigen Ergebnisse auch 2013 und in den Folgejahren bestätigen bzw. durch Marktanteilsgewinne, erfolgreiche Produktinnovationen und die strategische Fokussierung sogar steigern, bietet die weithin unbekannte Thurella/Biotta-Aktie auf der aktuellen Basis interessante Perspektiven.

Die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2013 im April 2014 wird weitere Informationen zum aktuellen Geschäftsgang und zu den weiteren Aussichten der auf vielen Ebenen erneuerten Gesellschaft liefern.

Das Aktienkapital der Thurella AG ist aktuell in 407’356 Namenaktien eingeteilt und im überwiegend regionalen Ostschweizer Publikum breit gestreut. Zum Geschäftsjahresende 2012 gab es nach Angaben im Geschäftsbericht 959 Aktionäre. 951 Aktionäre hielten jeweils weniger als 1% der Aktien.

Die Aktie eignet sich aufgrund der für einen kotierten Titel relativ niedrigen Handelsliquidität nur für langfristig orientierte und geduldige Anleger, die gleichzeitig ein Faible für Unternehmen in Sondersituationen – hier ist es die strategische Neupositionierung nach dem vollzogenen Turnaround – mitbringen.

Transparenzhinweis: Dem Verfasser nahestehende Personen sind Aktionäre der Gesellschaft.

3 Kommentare

  1. Thurella konnte zwar durch geschickte Rückkäufe „unter pari“ die ausstehende Anleihe auf ca. 18 Mio. drücken, jedoch stelle ich mir eine Anschlussfinanzierung schwierig vor, da die flüssigen Mittel bei gerade mal CHF 7,5 Mio. (vgl. GB 2012, S.15) liegen und die zugesagte Kreditlinie der Thurgauer KB bei CHF 8 Mio (vgl. GB 2012, S.42). Der 2013er GB wird sicherlich auch die Thurgauer KB interessieren bzw. wird man im Juli sehen was die Kreditzusage tatsächlich wert ist. In Anbetracht dessen bleibt die Thurella für mich ein spekulativer Wert auch wenn die nebag in den vergangen Jahren massiv zugekauft hat.

  2. Die Liquidität betrug bereits per Mitte Jahr 9.9 Mio. Fr. und kann sich mit dem laufenden Cash Flow und dem angekündigten Ausstieg aus dem Obst-Halbfabrikategeschäft noch deutlich erhöhen.

  3. http://www.tagblatt.ch/aktuell/wirtschaft/tb-wo/Wohnen-statt-mosten-auf-Thurella-Areal;art123834,3697567

    Tagblatt Online, 10. Februar 2014, 02:34 Uhr
    Wohnen statt mosten auf Thurella-Areal

    Das Thurella-Areal in Egnach soll keine Industriebrache bleiben. (Bild: Donato Caspari)
    Die Neuausrichtung der Thurella ist fast abgeschlossen. Noch schleppt die Thurella aber eine Wandelanleihe in Höhe von knapp 17 Millionen Franken mit, die im Juli fällig wird. In Egnach strebt Thurella gemeinsam mit der Gemeinde ein neues Dorfzentrum an.

    STEFAN BORKERT

    EGNACH. Mit der Abgabe des Mostereigeschäftes in Egnach an die Gebrüder Möhl hat sich Thurella aus der Mostobstbranche ganz zurückgezogen. Der Saftbereich ist gänzlich bei der Tägerwiler Tochter Biotta untergebracht. Die Sanierung und der Totalumbau der Thurella ist so gut wie abgeschlossen.

    Bonität wiederhergestellt

    Obwohl die Zahlen, dank Biotta, wieder positiv sind und die Umsätze aufgrund der neuen Marktstrategie nach oben zeigen, hat die Thurella noch eine Herkulesaufgabe vor sich: Im Juli wird eine Wandelanleihe in Höhe von fast 17 Millionen Franken fällig. CEO Clemens Rüttimann ist zuversichtlich, dass auch diese Aufgabe gestemmt wird. Nähere Angaben mochte er noch nicht machen. Fest steht, dass die Bonität der Thurella bei der Hausbank gestiegen ist und man seitens der Bank wieder Vertrauen in die Unternehmung und die Ausrichtung des Geschäftes hat. Zu dieser Ausrichtung gehört auch ein Projekt, das morgen der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Dabei geht es um die künftige Gestaltung des Thurella-Areals in Egnach. Man wolle der Bevölkerung nicht einfach eine Industriebrache hinterlassen und das Areal verkaufen, sagt Rüttimann. Zusammen mit der Gemeinde Egnach und dem kantonalen Denkmalschutz wurde ein Projekt angedacht, das eine Wohnüberbauung mit ruhigem Gewerbe vorsieht. Mit dem Projekt von der Thurella AG beauftragt worden ist das Architekturbüro Bereuter, Rorschach.

    Win-win-Situation

    Das Mostereigebäude und das Gasthaus Sternen sollen dabei erhalten bleiben. Rüttimann spricht von einer eigentlichen Win-win-Situation. Die Bevölkerung werde frühzeitig mit einbezogen, Egnach erhalte mit dem neugestalteten Dorfkern eine Aufwertung und die Thurella trenne die Immobilien vom Bio-Saftgeschäft, auf das man sich nun voll konzentrieren wolle.

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