schweizeraktien.net Favoriten 2014: Mehr als 7% Gesamtperformance – Thurella führt mit 36.3%

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Anfang 2014 hatte das Team vom schweizeraktien.net eine Auswahl von acht auf OTC-X gehandelten Aktien besprochen, die wir in unsere Favoritenliste aufgenommen haben. Rückblickend müssen wir sagen, dass sich nicht alle Titel wie gewünscht entwickelt haben, obwohl die Aussichten bei den Firmen nach wie vor intakt sind. Dies zeigt, dass Investoren im ausserbörslichen Markt immer etwas mehr Geduld mitbringen, da in diesem Marktsegment keine grossen Kurssprünge an der Tagesordnung sind. Mit einer Gesamtperformance von über 7% ist die Entwicklung unseres Portfolios aber sehr erfreulich und liegt über dem OTC-X-AllShare-Index und (6.4%) und OTC-X-Top50-Index (5.4%).

In den folgenden Beiträgen nehmen wir die einzelnen Titel nochmals unter die Lupe und passen unsere Einschätzungen an, sofern dies notwendig ist. Anfang Januar 2015 stellen wir dann ein neues Musterportfolio zusammen.

Thurella AG

Neu im Programm: die Veggies von Biotta. Quelle: www.biotta.ch

Überdurchschnittlich erfolgreich hat sich die Aktie der Thurella AG als einer unserer „Favoriten 2014“ im abgelaufenen Jahr 2014 mit einer Performance von über 35% auf Basis der zuletzt bezahlten OTC-X-Kurse seit Anfang Jahr entwickelt. Der vollzogene Turnaround bestätigte sich mit den im Frühjahr 2014 vorgelegten Geschäftszahlen 2013 eindrucksvoll und die finanziell, personell und organisatorisch runderneuerte Gesellschaft schüttete erstmals seit dem Jahr 2008 – damals für das Geschäftsjahr 2007 – wieder eine Dividende an ihre Aktionäre in Höhe von 2 CHF aus. Die im Mai 2007 begebene Wandelanleihe wurde im Sommer 2014 von der Gesellschaft mit ihrem Restbetrag von 16.9 Mio. CHF überwiegend aus vorhandenen Eigenmitteln zurückbezahlt, so dass sich die schon zuletzt wieder soliden Bilanzrelationen zum Geschäftsjahresende 2014 nochmals verbessern werden.

Seit Juli 2014 wird die vormals an der BX Berne Exchange gelistete Gesellschaft nach dem Börsenrückzug wieder auf OTC-X im ausserbörslichen Markt der Berner Kantonalbank gehandelt.

Die strategische Neupositionierung der Thurella AG mit dem Fokus auf die Revitalisierung der starken Marke Biotta und – an zweiter Stelle – der Etablierung von Traktor trägt nunmehr, um im Bild der Unternehmung zu bleiben, Früchte, von denen die Aktionäre direkt profitieren. Die Modernisierung von Biotta dauert an, wie sich an verschiedenen Produktinnovationen zeigt, die im laufenden Geschäftsjahr 2014 erstmals schweizweit – flankiert von einer sympathischen Werbekampagne (vgl. Abbildung 1) – den Weg in die Kühlregale führender Retailer (Coop, Manor Food, Volg, Globus) gefunden haben. Mit den Biotta Veggies  als ersten Frucht-Gemüse-Smoothies der Schweiz ist Biotta seit der 1. Jahreshälfte 2014 mit den kleinen 0.25l-PET-Flaschen „in der Frische“ angekommen.

Abbildung 1: „Himbeere ♥ Rüebli“, Biotta Veggies-Kampagne 2014, aufgenommen am Bahnhof Luzern, Mai 2014. Quelle schweizeraktien.net.

Zuletzt hat Biotta mit dem Kale & Apfel erstmals auch einen sogenannten „Green Smoothie“ auf 100%-biologischer Basis lanciert. Vorteilhaft dürfte hier auch sein, dass Biotta als Nischenplayer mit der vollzogenen Integration von Traktor über eine flexible Produktion verfügt, um vergleichsweise schnell auf Marktentwicklungen reagieren zu können.

Erfreulich entwickelten sich zuletzt auch die Exportmärkte, insbesondere in Nordamerika und Asien. Dagegen schwächte sich Russland bereits im 1. Halbjahr 2014 ab und dieser Trend dürfte sich im 2. Halbjahr 2014 aufgrund der anhaltend schwierigen politischen Situation und der kräftigen Rubel-Abwertung nochmals verstärkt haben, so dass von Russland im laufenden Geschäftsjahr 2014 realistischerweise keine Absatzdynamik zu erwarten ist.

Die deutsche Gemüsesaft-Tochter GESA konnte im ersten Semester 2014 erneut zweistellig zulegen. Dort wurden mit der Erweiterung von Tankkapazitäten auch gezielt weitere Wachstumsinvestitionen vorgenommen, die sich in den Folgejahren auszahlen sollten. Für die GESA rechnen wir mit einem anhaltend positiven Geschäftsverlauf.

Umsatz und Erträge können im laufenden Geschäftsjahr 2014 aufgrund des per Ende 2013 abgegebenen Obst-Halbfabrikategeschäfts auf unbereinigter Basis nicht mit dem Vorjahr 2013 verglichen werden. Der um diesen Effekt bereinigte Halbjahresumsatz lag zur Jahresmitte 2014 um 7.4% höher als im Vorjahr.

Die Aussichten für die mittlerweile solide geführte Thurella AG mit ihren Marken Biotta und Traktor bleiben intakt und langfristig ausgerichtete Anleger mit einem Faible für Unternehmen in Sondersituationen dürften trotz der zwischenzeitlichen Kursavancen weiterhin Freude an der Aktie haben, wenn es der „kleinen“ Biotta auch künftig gelingt, mit Produktinnovationen und „Bio-Swissness“ gegen ungleich grössere Wettbewerber wie Coca Cola (Innocent) oder Pepsi Cola (Tropicana) beim Konsumenten zu punkten. Wir rechnen auch 2015 für das Geschäftsjahr 2014 mit einer Dividendenzahlung an die Aktionäre mindestens auf Vorjahreshöhe, die erneut steuerfrei ausbezahlt werden dürfte.

AG für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ)

Firmensitz der NZZ Mediengruppe: die Falkenstrasse 11 in Zürich. Bild: NZZ

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.
„Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.“

Diese Redewendung der alten Lateiner gilt 2014 in besonderem Masse auch für die NZZ.

In diesen Tagen ist die NZZ einmal mehr in aller Munde. Als wir zum Jahresbeginn 2014 unseren Favoriten-Bericht zur NZZ-Aktie geschrieben hatten, gingen wir ehrlicherweise nicht davon aus, dass ein derart turbulentes Jahr vor der AG für die Neue Zürcher Zeitung liegen könnte.

Konsultativabstimmung im Aktionariat über die künftige Vinkulierungspraxis, Dividendenkürzung um 50%, hitzige Debatten auf der Generalversammlung über den künftigen Kurs der Zeitung, der Spagat zwischen Print und Digital, der „Kampf“ zwischen Bewahrung und Erneuerung, die Schliessung der NZZ-Druckerei in Schlieren sowie der damit verbundene, vordergründige „Schulterschluss“ mit einem Konkurrenten – und last but not least auch noch ein von vielen Spekulationen umrankter Rücktritt von Markus Spillmann nach 8 Jahren als NZZ-Chefredaktor…

2014 wird sicherlich als ein besonderes Jahr in die traditionsreiche Unternehmensgeschichte eingehen, als Jahr der Erneuerung, als ein Jahr des Neuanfangs und der strategischen Weichenstellungen. Vielleicht später im Rückblick sogar als ein Jahr der Zäsur. Im etwas übertragenen Sinne blieb in den altehrwürdigen NZZ-Gemäuern 2014 kaum ein Stein auf dem anderen: Tabula Rasa an der Falkenstrasse

Gleichwohl: für die Aktionäre der NZZ war 2014 unter dem Strich bis zum heutigen Tage kein schlechtes Jahr, wie man es angesichts der Negativberichterstattung an vielen Stellen hätte erwarten können. Seit dem Jahresende 2013 hat die NZZ-Aktie auf Basis effektiv bezahlter Marktpreise einschliesslich der (halbierten) Brutto-Dividende von 100 CHF bis zum 19. Dezember 2014 um knapp 14% zulegen können. Damit schneidet die NZZ-Aktie sogar besser als der SMI-Index, der seit Anfang Jahr „nur“ gut 9.5% zulegen konnte – als Kursindex allerdings ohne Berücksichtigung der Dividenden. Der SPI Extra Total Return Index (inkl. Dividenden) liegt aktuell knapp 11% (19.12.2014) im Plus – und damit immer noch hinter der NZZ-Aktie.

Die vom Verwaltungsrat und dem neuen Management vorsichtig angestossene, aber noch in einem Frühstadium befindliche „Frischzellenkur der Alten Tante“ könnte – da die NZZ von einem starken bilanziellen Fundament aus operiert – längerfristig auch weitere Kurspotentiale für Aktionäre eröffnen, wenn diese Modernisierung gelingt und sich die NZZ neu erfindet, ohne dabei ihren alten Markenkern zu verlieren. Ein schwieriger Spagat und keine leichte Aufgabe.

Bei Kursen um 5’500 CHF waren die Risiken der NZZ-Aktie angesichts der hohen Substanz nach unserer Einschätzung überzeichnet, was seinerzeit auch ein Grund dafür gewesen ist, die NZZ-Aktie zu den Favoriten 2014 zu zählen.

Nach dem kräftigen Kursanstieg der letzten Wochen bis auf fast 6’200 CHF rechnen wir kurzfristig – in Abhängigkeit vom weiteren „Newsflow“ – eher mit einer Konsolidierung des Kurses und einer Zunahme der Volatilität. Mittel- bis langfristig bleiben die Perspektiven in Abhängigkeit des weiteren Konzernumbaus und der dort erzielten Erfolge aber intakt. Die im OTC-X-Handel vergleichsweise liquide NZZ-Aktie dürfte bis auf Weiteres sehr sensibel auf Nachrichten und Stimmungen reagieren. Zur Ungeduld neigende Anleger, die zu deutlich tieferen Kursen eingestiegen sind (oder vom eingeschlagenen Kurs von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat nicht überzeugt sind), können auf dem erreichten Niveau über eine (Teil-)Realisation ihrer zwischenzeitlichen Gewinne nachdenken, da auch das Marktumfeld erwartungsgemäss anspruchsvoll bleibt. Alle anderen können investiert bleiben und an eine bessere NZZ-Zukunft auf der Basis eines starken Fundaments „glauben“.

 

Konkordia AG

Letztlich hinter unseren Erwartungen blieb bisher die Aktie der kleinen, aber feinen Luzerner Immobiliengesellschaft Konkordia AG zurück, die wir Anfang Jahr ebenfalls auf den Favoriten-Schild gehoben hatten. Einschliesslich der zwischenzeitlich ausbezahlten Dividende von 50 CHF (brutto) ergibt sich auf Basis der zuletzt bezahlten Preise von 3’400 CHF (Kurs vom 9.12.2014) eine nur moderate Rendite von etwa 3%. Im Vergleich zum zuletzt bezahlten Kurs des Jahres 2013 (3’400 CHF) beträgt der Zuwachs 1.5% – entsprechend der Höhe der Dividende.

Zum Geschäftsjahr 2013 hatten wir uns in einem eigenständigen Blog-Beitrag im April 2014 geäussert.

Höhepunkt des Konkordia-Geschäftsjahres 2014 dürfte der Einzug der ersten Mieter in die neu errichteten Mehrfamilienhäuser Wichlern PLUS auf dem vorhandenen Konkordia-Grundstück in Kriens LU gewesen sein. Mieterträge aus diesem Projekt werden 2014 erstmals anteilig in die Erfolgsrechnung einfliessen. Wenige Monate nach dem Bezugstermin sind noch verschiedene Miet-Wohnungen in Haus 5, überwiegend 3.5 Zi.-Wohnungen (Internet-Abfrage vom 19.12.2014: 11 freie Wohnungen von 19 in der Vermietung; siehe auch Mietangebot bei immoscout24.ch für 3.5 Zimmer-Wohnung) frei verfügbar, während Haus 5a mit 17 Wohnungen, ausschliesslich 4.5 und 2.5 Zi.-Wohnungen, mittlerweile vollständig vermietet ist. In Summe sind von den 36 neuen Mietwohnungen mittlerweile 25 vermietet. Ende April 2014 lagen erst für 8 Wohnungen Reservationen vor, insbesondere für die kleinen 2.5 Zi.-Wohnungen.

Abbildung 1: Wichlern PLUS, Kriens. Quelle: www.konkordia-ag.ch

Mit Wirkung zum 1. Januar 2014 hatte die Konkordia AG auch ein neues Objekt in Luzern (Maihofstrasse 63/63a; Wohn-/Geschäftshaus) erworben. Damit ist ein weiterer Zentralschweizer Standort – diesmal sogar in der Stadt Luzern selbst – zum Portfolio hinzugekommen und trägt perspektivisch zu einer weiteren Diversifikation der Erträge bei. Weitere Details zu diesem Objekt werden erst im Jahresbericht 2014 vorgestellt. Auf der Generalversammlung über das Geschäftsjahr 2013 gab es darüber keine weiteren Ausführungen.

Unsere Einschätzung vom Jahresanfang bleibt grundsätzlich intakt. Ein praktisches Problem aus Anlegersicht ist und bleibt die vergleichsweise niedrige Handelsliquidität in der Aktie sowie die teilweise grosse Spanne zwischen Geld und Brief (19.12.2014: Geld 3’100 CHF / Brief 3’550 CHF).

Mittel- bis langfristig könnte die Konkordia AG mit ihrem attraktiven, gepflegten Liegenschaftenportfolio in der Zentralschweiz im Rahmen einer weiter voranschreitenden Branchenkonsolidierung ein Kandidat für eine Übernahme durch ein grösseres Immobilienunternehmen der Branche sein, das in der Agglomeration Luzern durch Zukäufe wachsen möchte. Dann würde auch der „NAV“ für die Bewertung an Bedeutung gewinnen.

Losgelöst von solchen Überlegungen: Solange die Dividende auf dem aktuellen Niveau um 50 CHF verharrt, dürfte der Spielraum für grössere Kursavancen bei der vorhandenen Nettorendite der Liegenschaften trotz der hohen Substanz der Gesellschaft begrenzt sein. Gelingt es aber, die Differenz zwischen Brutto- und Nettorendite in den nächsten Jahren z.B. auch durch einen weiteren Auf- und Ausbau des Liegenschaftenportfolios und eine damit einhergehende Optimierung der Aufwandspositionen in Relation zum Mietertrag deutlich zu verkleinern (oder auch die Mieterträge sukzessive zu steigern), bestehen unverändert Aussichten auf eine Verbesserung der Nettorendite und damit eine höhere Profitabilität der Gesellschaft.

Die Vermietung von Wichlern PLUS „Haus 5“ scheint gerade im Bereich der „mittleren“ 3.5 Zi.-Wohnungen – von der Grösse zwischen den vollständig vermieteten „kleinen“ 2.5 Zi.-Wohnungen und den bis auf zwei freie 4.5 Zi-Wohnungen in Haus 5 fast vollständig vermieteten „grossen“ 4.5 Zi.-Wohnungen angesiedelt – (noch) kein Selbstläufer zu sein, wie die Anzahl der freien 3.5 Zi.-Wohnungen zeigt. Ein definitiver Abschluss von „Wichlern Plus“ auch in der Vermietung dürfte sich in den nächsten Jahren aber positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken und könnte die Ausschüttung höherer Dividenden begünstigen. Für die Aktionäre erscheint es wichtig, die weitere Entwicklung in Kriens und an den anderen Standorten im Blick zu behalten.

Zu den übrigen Titeln folgen in den nächsten Tagen unsere revidierten Einschätzungen.

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