Euro und EU – da stimmt´s einfach nicht

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2015 fängt ja gut an! Obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem für Euros ungünstigen Wahlausgang in Griechenland zu Jahresbeginn gesagt hat – „Griechenland kann auch aus dem Euro ausscheiden, das tut uns nicht mehr weh“ – drückt ein möglicher „Grexit“ die Börsenkurse. Gleich Anfang der Woche verlor der DAX 3.0 %.

Es könnte tatsächlich passieren, dass nach der Wahl am 25. Januar eine neue Regierung in Athen sagt: „Jetzt ist Schluss mit Sparen!“ Dabei konnte das Land seinen Schrumpfungskurs endlich verlassen. Im dritten Quartal verbuchte die Wirtschaft ein Plus von 0.7 % und schaffte den dritten Quartalsanstieg in Folge. Anders als Merkel sehen Ökonomen im Austritt  riechenlands kostspielige Folgen für Steuerzahler. Von 70 Milliarden Euro alleine für Deutschland ist die Rede. Wie die Erfahrung lehrt dürfte die wahre Zahl im Fall der Fälle weit höher liegen.

Die jüngste Entwicklung bestätigt die größten Pessimisten und Kritiker des Euro. Sich mit unsoliden Partnern in ein Boot zu setzen kann nur in die Hose gehen. Die Aussage eines Ökonomen, die kürzlich zu lesen war – die Euro-Krise sei so gut wie ausgestanden, weil Irland, Portugal und Griechenland jetzt sparen würden – offenbart den gesamten Euro- Schwindel. Wer sind denn – bitte entschuldigen Sie den Ausdruck – diese läppischen Iren, Portugiesen und Griechen? Die drei Länder repräsentieren 25 Millionen von 320 Millionen Bewohnern der Eurozone. Was für ein Verhältnis! Winzlinge diktieren das Wohl und Wehe der breiten Gemeinschaft und ziehen sogar die Schweiz in den Untergangsstrudel. Negativzinsen und Mindestkurs zum Euro sind doch ein klares Zeichen der Hilflosigkeit.

Irland hat sich als EU-Mitglied seit 1973 in einer Art und Weise an der Gemeinschaft bereichert – das geht auf keine Kuhhaut! Vor 40 Jahren war das Land ein Schwellenland und jetzt ist das Pro-Kopf-Einkommen der Iren trotz 2008er-Pleite und 2011er-Debakel immer noch zehn Prozent höher als im traditionsreichen Industrieland Deutschland in dem wirkliche Werte produziert werden. Oder Griechenland. Mit Einführung des Euro explodierte das Leistungsbilanzdefizit des Landes. War es in den 90er-Jahren meist leicht negativ, so rutschte es ab 2000 zehn bis 20 Prozent im Jahr in Minus. Finanziert mit Schulden!

Vor dem Euro war Griechenland wenig kreditwürdig. Mit der Gemeinschaftswährung bekam das Land aber Zugang zu billigen Krediten. Schon die Logik sagt, da stimmt was nicht. Wie kann ein Land, dessen Hauptwirtschaftsleistung in Oliven, Tourismus und steuerbegünstigten Schifffahrtsflotten besteht, zwischen 2001 und 2007 jährlich mit 4.0 bis 6.0 % wachsen? Kritische Politiker hätten schon damals einschreiten müssen. Aber beim Euro geht es ebenso wenig mit rechten Dingen zu wie in der EU als Ganzem. Billiges Geld und immer wieder heftige Kurseinbrüche – aber auch rasche Erholungsphasen wie gestern – dürften Börsianer noch lange Zeit begleiten.

Georg Pröbstl, 7. Januar 2015

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