Musterdepot 2015: Weiss+Appetito setzt auf höhere Margen

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Ein Saug- und Blasfahrzeug von Weiss+Appetito im EInsatz am Bundesplatz in Bern. Bild: www.weissappetito.ch
Ein Saug- und Blasfahrzeug von Weiss+Appetito im EInsatz am Bundesplatz in Bern. Bild: www.weissappetito.ch

Die Schweizer Bauwirtschaft zeichnete sich während den letzten Jahren durch ein starkes Wachstum aus, von dem auch die im Bau und in baunahen Bereichen tätige Weiss+Appetito Holding AG profitierte. Zum starken Umsatzplus durch organisches Wachstum gesellen sich immer wieder auch Wachstumsimpulse durch Unternehmensübernahmen entlang ihrer Wertschöpfungskette. Insgesamt resultierte so im Geschäftsjahr 2013 ein Umsatzanstieg um 13.5% auf 137.3 Mio. CHF. Die Entwicklung des Aktienkurses spiegelte allerdings das starke Wachstum des Unternehmens nicht wider. Innert Jahresfrist büssten die Anteilsscheine um rund 16% ein. Einen Grund für diese auseinandergehenden Entwicklungen dürfte laut einer von OTC-X Research veröffentlichten Unternehmensstudie die unterproportionale Entwicklung der Margen sein. Die EBITDA-Marge betrug im Geschäftsjahr 2013 nur 5.4%, was klar unter dem vom Unternehmen definierten Ziel von 8% liegt. Gemäss der Studie reagiert Weiss+Appetito allerdings auf diese Entwicklung und legt künftig den Fokus auf die Verbesserung der Margen, was zu einer positiven Entwicklung des Aktienkurses beitragen könnte. Aber auch sonst stimmen uns die Entwicklungen im Unternehmen, wie auch im Branchenumfeld, zuversichtlich.

So wird das Geschäftsjahr 2014 nach Aussagen des Managements deutlich erfolgreicher ausfallen als 2013. Einzig das Telekomgeschäft sollte das Geschäftsjahr weiter belasten. Wie hoch der negative Einfluss auf die Jahresrechnung ist, kann noch nicht beziffert werden, da die Rechnungslegung auf Swiss GAAP FER geändert wird und es dadurch zu einem Restatement per 01.01.2014 kommen wird. Das Geschäftsjahr 2015, für das sich das Management vorsichtig optimistisch gibt, soll aber durch die Telekommunikationssparte nicht mehr beeinträchtigt werden. Im Fokus stehen die Prozessoptimierung und damit die Verbesserung der Gewinnmargen. Ausserdem wird an der Reduktion des über die letzten Jahre stark angewachsenen Umlaufvermögens gearbeitet.

Im Unternehmensumfeld bieten sich kurzfristig nur wenige Wachstumspotenziale, da für die Baubranche 2015/2016 eine Konsolidierung erwartet wird. Mittelfristig soll der Baumarkt dann allerdings wieder wachsen. Dabei dürfte Weiss+Appetito mit seiner Fokussierung auf Sanierungen besonders profitierten, da dem Markt für Umbau und Renovationen ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial attestiert wird. In den anderen Branchen bieten sich für Weiss+Appetito mittelfristig ebenfalls interessante Wachstumschancen.

Auch wenn von einem Investment in Weiss+Appetito keine überproportionalen Kurssprünge erwartet werden dürfen, ergibt sich dennoch ein interessanter Investment Case. Mittelfristig kann von einem moderaten organischen Umsatzwachstum ausgegangen werden. Impulse durch weitere Zukäufe anderer Unternehmen, insbesondere im Rahmen von Unternehmensnachfolgen, sind ebenfalls denkbar. Ausserdem werden, falls die Bestrebungen zur Prozessoptimierung erfolgreich sind, die Margen deutlich ansteigen. Mögliche Übernahmen sollen nach Aussagen von Finanzchef Oliver Schüttel in der Unternehmensstudie aus dem Cashflow heraus finanziert werden. Allerdings steht laut dem Unternehmen eine gleichbleibende Ausschüttung einer Dividende im Vordergrund. Bei einer zum Vorjahr unveränderten Dividende von 11 CHF je „Namenaktie A“ würde die Dividendenrendite bei Kursen um die 323 CHF mindestens 3.4% betragen. Bei einem in der Analyse von OTC-X Research geschätzten Reingewinn von 2.1 Mio. CHF kann ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 10.6 errechnet werden. Das Kurs/Buchwert-Verhältnis beträgt bei einem geschätzten ausgewiesenen Buchwert pro Aktie für 2014 von 351.4 CHF etwa 0.9. Zusammenfassend sehen wir in Weiss+Appetito einen soliden Titel, der eine moderate Bewertung sowie eine nicht unattraktive Dividendenrendite und das Potenzial für Kurssteigerungen in der Höhe von 10 bis 15% des aktuellen Geldkurses von 290 CHF bietet und damit den OTC-Markt in 2015 schlagen sollte. Beachten muss ein Investor allerdings die besondere Aktionärsstruktur: Die acht Partner, d.h. Geschäftsleitungsmitglieder und weitere Kadermitarbeiter, kontrollieren über die „Namenaktien B“ 55.2% der Stimmen.

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