Regionalbanken im Berner Oberland: Tiefe Zinsen lassen die Zinsmargen unter Druck geraten

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Schweizerische Regionalbanken sind stark auf das Zinsdifferenzgeschäft fokussiert – nicht wenige von ihnen erzielen 80% und mehr ihrer Gesamterträge aus der Differenz zwischen Verzinsung von Kundengeldern und den Ausleihungen an Kreditnehmer. Angesichts stetig fallender Markt- und Leitzinsen ist es kein Wunder, dass auch die im Berner Oberland gelegene SB Saanen Bank AG in einem Mediencommuniqué zum Jahresabschluss 2014 in der Einleitung schreibt, dass sich die Banken seit mehreren Jahren mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert sehen. Mit einer Bilanzsumme von 1.3 Mrd. CHF gehört die Saanen Bank zu den grösseren Regionalbanken. Immerhin verbuchte das Bankhaus im letzten Jahr eine Steigerung bei den Ausleihungen um 2.8% auf 974.1 Mio. CHF und ein Wachstum bei den Kundengeldern um 3% auf 947.6 Mio. CHF.

Wegen der geringeren Margen ging der Zinserfolg jedoch trotz gestiegener Ausleihungen um 2.1% auf 12.5 Mio. CHF zurück. Ebenfalls Federn lassen musste die Saanen Bank beim zweitwichtigsten Ertragspfeiler, dem Kommissionsgeschäft. Hier betrug das Minus 3.2% auf 2.5 Mio. CHF. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete hingegen das Handelsgeschäft, das um 36.5% auf knapp 900’000 CHF zulegen konnte. Gesamthaft sanken die Erträge der Bank um 2.1% auf 16.1 Mio. CHF. Da die Kosten wegen getätigter Investitionen auf der anderen Seite um 1.3% höher ausfielen, gab es beim Bruttogewinn einen Rückgang um 7% auf 7.4 Mio. CHF. Entsprechend verschlechterte sich auch die Cost-Income-Ratio von 51.8% auf 53.9%. Unter dem Strich ergab sich  beim Reingewinn dennoch ein Anstieg um 0.9% auf 2.3 Mio. CHF. Wegen des stabilen Ergebnisses sollen die Aktionäre mit 22 CHF eine Dividende auf Vorjahresniveau erhalten.

Verbesserte Kosten-Ertrags-Relation bei Spar- und Leihkasse Frutigen

Besser läuft es allerdings bei der ebenfalls im Berner Oberland beheimateten Spar- und Leihkasse Frutigen AG (SLF). Das Institut konnte trotz des schwierigen Marktumfeldes im vergangenen Jahr den Erfolg im Zinsdifferenzgeschäft um 3.2% auf knapp 14.4 Mio. CHF ausbauen. Als Gründe für den Anstieg führt die Gesellschaft Volumenwachstum an. Immerhin konnte die SLF die Ausleihungen in 2014 um 4.3% auf 1.1 Mrd. CHF steigern und bei den Kundengelder um 3.8% auf 972.2 Mio. CHF zulegen. Im Bereich des zinsindifferenten Geschäfts verzeichnete der Kommissions- und Dienstleistungsbereich ein leichtes Plus von rund 60’000 CHF, dem ein Rückgang in ähnlichem Umfang aus dem Handelsgeschäft gegenübersteht. Deutlich zuzulegen konnte die SLF dagegen beim übrigen Erfolg. Dank eines ausserordentlichen Beteiligungsertrags legte dieser um 225’000 CHF auf fast 500’000 CHF zu. Gesamthaft stiegen die Einkünfte um fast 4.2% auf 17 Mio. CHF. Gleichzeitig gelang es, die Aufwendungen um 1.4% auf 9.3 Mio. CHF zu senken. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Bruttogewinns um 11.8% auf 7.7 Mio. CHF. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich dadurch von 58% auf 54.9%. Allerdings darf nicht unbeachtet bleiben, dass die Verbesserung der Kennzahlen auch durch den Wegfall von Sonderaufwendungen im Zusammenhang mit dem neuen Firmenlogo, welches noch im 2013 die Rechnung belastet hatte, entstand. Unter dem Strich resultierte ein Plus des Reingewinns um 1% auf gut 3.3 Mio. CHF. Den Aktionären wird eine unveränderte Dividende von 40 CHF in Aussicht gestellt.

Für das laufende Jahr rechnet die Geschäftsleitung der SLF mit einer weiterhin positiven Entwicklung. Die Ausleihungen und die Kundengelder sollen „ansprechend wachsen“. Bei den Erträgen wird eine stabile Entwicklung erwartet. Allerdings werde die zukünftige Zinsentwicklung einen starken Einfluss auf die Einnahmen haben, schreibt das Unternehmen in einem Aktionärsbrief. Das Zwischenergebnis und der Gewinn werden voraussichtlich tiefer als im Vorjahr ausfallen.

Die Geschäftsentwicklungen der beiden ähnlich grossen Banken, die zudem beide in einer Bergregion tätig sind, weisen deutliche Unterschiede auf. Während die Saanen Bank den Anstieg der Kundenausleihungen nicht zu höheren Erträgen nutzen konnte, gelang es der SLF, die Erträge aus dem Zinsgeschäft annähernd so stark zu steigern wie die Ausleihungen. Trotz der Verbesserung der Kennzahlen kann die SLF bei der Rentabilität die Saanen Bank allerdings noch nicht erreichen. Die Cost-Income-Ratio ist auch nach der Verbesserung um einen Prozentpunkt schlechter als bei der Saanen Bank. Auch der Vergleich des Zinserfolgs der beiden Häuser zeigt eine höhere Rentabilität der Saanen Bank auf. Deren Zinserfolg erreichte im Berichtsjahr 1.28% der Ausleihungen, während die SLF etwas tiefere 1.25% erzielte. Vergleicht man die Vorjahreswerte, wo die Saanen Bank noch einen Wert von 1.35% ausweisen konnte, wird deutlich, wie sehr die Saanen Bank unter dem Margendruck leidet. Bei SLF dagegen lag der Wert 2013 mit 1.26% fast genau so hoch wie im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die unterschiedliche Entwicklung dürfte vor allem auf die starke Expansion der SLF in den Vorjahren etwa mit einer neuen Agentur in Adelboden zurückgehen. Bei der Saanen Bank sind hingegen vor allem langfristige Hypotheken, die noch zu deutlich höheren Zinsen und entsprechend höheren Margen abgeschlossen wurden, abgelaufen. In der Zukunft dürften diese Unterschiede bedeutend weniger augenfällig ausfallen und die Entwicklungen der beiden Häuser eher parallel verlaufen.

Die Aktien der beiden Banken werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Papiere der SLF wurden letztmalig zu Kursen von 2’125 CHF umgesetzt. Auf dieser Basis lässt sich eine Ausschüttungsrendite von knapp 1.9% errechnen. Für die Saanen Bank, deren Papiere letztmalig zu Kursen von 2’325 CHF notierten, fällt die Dividendenrendite mit knapp 1% deutlich tiefer aus. Eine Bewertung der Papiere mittels KGV ist aktuell mangels Vorliegen der detaillierten Abschlüsse, aus denen die Dotierung der Reserven ersichtlich wird, wenig sinnvoll. Herangezogen werden kann indessen der Wert der anrechenbaren Eigenmittel, der von den beiden Häusern per Jahresende 2014 bereits ausgewiesen wird. Dieser beträgt bei der Saanen Bank 85.7 Mio. CHF, was einem Betrag von 3’570 CHF pro Aktie entspricht. Bei der SLF beträgt die Summe der anrechenbaren Eigenmittel 101.0 Mio. CHF, woraus sich ein Betrag von 3’160 CHF pro Anteilsschein errechnen lässt. Zumindest auf Basis dieser Daten scheinen die Titel nicht zu hoch bewertet.

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