Ein stabiler Verlauf. Bei der auf OTC-X gehandelten Aktie von Patiswiss AG gab es in den letzten Jahren keine wirklich grossen Kursausschläge. Die Notierung lief seit 2013 meist im Bereich von 300 bis 340 CHF. Aber auch das operative Geschäft macht keine grossen Sprünge. Im vergangenen Jahr steigerte der Confiseurzulieferer seinen Umsatz um 4.1% auf 15.7 Mio. CHF. Der Produkt-Absatz in Kilogramm lag mit einem Plus von 3.5% auf 1’551 Tonnen leicht dahinter, was auf entsprechende Preissteigerungen oder höherpreisige Produkte hindeutet.
Patiswiss produziert vor allem Halbfertigerzeugnisse wie Mandel- oder Pralinémasse, Marzipane oder Granulate, verkauft aber auch Handelsware wie Eis oder Waffeln von Partnern wie Fabbri, Danaeg oder Valrhona. Die Patiswiss-Kunden sind mit Umsatzanteilen von 40.6% und 40.4% überwiegend in Gewerbe und Industrie zu finden.
Umsatzsteigerungen mit Industrie und Gewerbe
Immerhin verbuchte das Unternehmen aus Gunzgen im vergangenen Jahr mit diesen zwei wichtigen Zielgruppen jeweils Umsatzsteigerungen von 5.4%; im Grosshandel, an den 9.4% der Umsätze gehen, gab es sogar ein Plus von 6.5%. Weniger gut lief es in der Gastronomie mit einem Absatzminus von 6.9% und im Export mit einem Rückgang um 10.9%. Allerdings spielen diese beiden Absatzkanäle mit Umsatzanteilen von 5.1% und 4.5% nur eine untergeordnete Rolle für das Unternehmen.
Umsatzsteigernd wirkte sich neben dem Ausbau des Industrie- und Gewerbesegments im vergangenen Jahr die Erweiterung der Palette an Halbfertigfabrikaten aus dem Premiumbereich wie Bio, Fairtrade und palmölfreie Erzeugnisse aus. Patiswiss erzielt in diesem Segment der selbst gefertigten Produkte immerhin 65.3% der Umsätze. 30.1% entfallen auf Handelsware, die restlichen 4.6% auf Rohwarenhandel.
Gute Auslastung – Herstellkosten sinken
Auf der Kostenseite legte der grösste Posten – Warenaufwand – um 6.5% auf 9.7 Mio. CHF zu. Grund waren deutliche Preissteigerungen bei den Rohstoffen, insbesondere bei Haselnüssen und Mandeln. Da insbesondere die nächstgrössten Kostenblöcke Personal und Abschreibungen um 1.6% auf 3.4 Mio. CHF und um 16.5% auf 682’940 CHF zurückgingen, kletterten die Kosten insgesamt jedoch nur unterproportional zum Umsatz um 3.3% auf 15.1 Mio. CHF. Immerhin waren die Anlagen im vergangenen Jahr gut ausgelastet, und so gingen die Herstellkosten pro Kilogramm in den letzten zwei Jahren um 10% zurück.
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg damit deutlich um 26.8% auf 589’953 CHF. Ein Rückgang der ausserordentlichen Erträge um rund 120’000 CHF brachte dann allerdings nur noch ein Plus im Ergebnis vor Steuern von 0.5%, und der Anstieg der Steuerquote von 18.4% auf 20.4% sorgte dann letztendlich für einen Rückgang beim Jahresüberschuss um 2.0% auf 440’152 CHF. Der Gewinn je Aktie fiel dadurch von 14.03 auf 13.75 CHF. Dennoch wird die Dividende deutlich von 6.25 auf 7.50 CHF je Aktie erhöht.
Die grossen Aufholmöglichkeiten im Export werden von Patiswiss derzeit nach wie vor kaum bearbeitet. Die tiefe Exportquote dürfte sich angesichts der Frankenstärke natürlich als Vorteil erweisen, da entsprechend geringe Umsätze im Ausland erzielt werden und das Unternehmen dadurch, wenn überhaupt, nur indirekte Folgen der Frankenstärke spüren dürfte. Andererseits könnte Patiswiss im Einkauf profitieren – die Rohstoffe, Mandeln, Pistazien, Vanille und Haselnüsse werden insbesondere aus USA, Italien, Spanien und der Türkei bezogen. Gegenüber dem Euro und der Türkischen Lira konnte der Franken in diesem Jahr aber jeweils um rund 20% zulegen. Allerdings wirkt diesem Währungsvorteil die angespannte Marktsituation bei den Rohwaren mit teils starken Preissteigerungen entgegen. Witterungsbedingte Ernteausfälle, aber auch erhöhte Nachfrage aus Schwellenländern brachten im vergangenen Jahr beispielsweise bei Haselnüssen Knappheit und eine Verdreifachung im Preis.
Hinsichtlich Wachstum setzt Firmenchef Karl Zeller auch auf Export. Der Manager will die bereits eingeschlagene Strategie der verstärkten Kooperation in Vertrieb und Logistik fortsetzen und so neue Absatzkanäle in zukunftsträchtigen Exportmärkten erschliessen. Positive Impulse erwartet der Patiswiss-CEO auch vom Abschluss von Freihandelsabkommen beispielsweise mit China.
Da der Confiseurzulieferer über eine erfreuliche Umsatzentwicklung in den ersten Monaten 2015 berichtet, auch in diesem Jahr neue Industriekunden gewinnen und die Produktpalette im Halbfabrikate-Bereich erweitern will, sind zumindest Umsatz- und Ergebniswerte auf Vorjahresniveau zu erwarten. Ein Gewinn je Aktie zwischen 14 und 15 CHF könnte drin sein. Mit einem 23er-KGV ist Patiswiss angesichts des niedrigen Wachstums aber nicht sonderlich günstig, und auch die Dividende – Rendite von 2.2% – ist nicht rekordverdächtig. Lediglich die Substanz könnte für ein Investment sprechen. Immerhin liegen die Brandversicherungswerte der Sachanlagen mit 24.4 Mio. CHF – rund 750 CHF je Aktie – weit über dem Börsenwert des Unternehmens von rund 10 Mio. CHF.