Reishauer: Gewinn steigt 2014 auf 30.1 Mio. CHF – Dividende unverändert bei 830 CHF

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Die Maschinen von Reishauer werden weltweit eingesetzt. Quelle: Reishauer-Gruppe
Die Maschinen von Reishauer werden weltweit eingesetzt. Quelle: Reishauer-Gruppe

Die in Wallisellen im Kanton Zürich domizilierte Reishauer-Gruppe musste im Geschäftsjahr 2014 einen Rückgang der Gesamterträge um 10.6% auf 374.4 Mio. CHF hinnehmen. Das Unternehmen hat sich auf Schleifmaschinen spezialisiert, die zur Herstellung von Zahnrädern benötigt werden, und verfügt in dieser Branche über eine starke internationale Stellung. Neben dem Hauptsitz in Wallisellen besitzt die Gesellschaft zahlreiche internationale Niederlassungen auf dem gesamten Kontinent. Zusätzlich zu den Maschinen bietet die Gruppe eine Palette an Diamant- und CBN-Werkzeugen an. Zum Einsatz kommen die Produkte vor allem in der Automobilindustrie. Das nach Unternehmensangaben weltweit aktive Vertreternetz erlaubt es, dank der grossen Kundennähe am „Puls des Geschehens“ zu bleiben. Zu den bekannten Kunden der Reishauer-Gruppe gehört der Getriebehersteller ZF.

Deutlich höhere Finanzerträge in 2014

Nachdem die Reishauer im 2013 von zwei Grossprojekten profitieren konnte, musste das Unternehmen im Jahr 2014 einen Umsatzrückgang aus Lieferungen und Leistungen um 14.2% auf 357.2 Mio. CHF hinnehmen. Aus dem nicht näher bezeichneten sonstigen Betriebsertrag erzielte Reishauer 7.6 Mio. CHF nach 6.3 Mio. CHF im Vorjahr. Deutlich höher als im Vorjahr fielen die Finanzerträge mit 11.4 Mio. CHF nach einem Vorjahreswert von 7.3 Mio. CHF aus. Hierin dürften unter anderem Beteiligungserträge aus den Tochterfirmen enthalten sein. Gesamthaft resultierte bei den markant tieferen Abzügen für Halb- und Fertigfabrikate von 1.8 Mio. CHF nach 12.6 Mio. CHF im Vorjahr ein Rückgang der Einkünfte um 10.6%. Bei den Aufwendungen konnte Reishauer deutliche Einsparungen bei den Materialkosten erzielen. Diese gingen gegenüber dem Vorjahr um 20% respektive um 41.1 Mio. CHF auf 165.4 Mio. CHF zurück. Die Personalkosten zogen leicht um 1.4 Mio. CHF an, entsprechend einem Plus von 1.3%, auf 104.6 Mio. CHF. Der sonstige, nicht näher bezeichnete Betriebsaufwand fiel um 3 Mio. CHF auf 53.3 Mio. CHF. Im Ergebnis resultierte ein Rückgang des EBITDA exklusive der Finanzerträge von 44.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 39.8 Mio. CHF im Berichtsjahr. Nach den um 730’000 CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein EBIT von 22 Mio. CHF nach 27.4 Mio. CHF im Vorjahr. Die Finanzaufwendungen waren für 2014 um fast 1.9 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr, so dass unter dem Strich ein leichter Anstieg des Reingewinns um knapp 700’000 CHF respektive plus 2.3% auf 30.1 Mio. CHF resultierte. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 830 CHF pro Aktie.

Kostensenkungen wegen Wechselkursentwicklungen

Für das laufende Jahr zeichnet sich offenbar eine weitere Abschwächung der Ergebnisse ab. Wie die Privatbank Lienhardt & Partner in einem Newsletter schreibt, sieht sich Reishauer wegen der Wechselkursentwicklungen zu weiteren Kostensenkungen gezwungen. Ein grösserer Stellenabbau sei nicht geplant. Analysten einer anderen Privatbank gehen für das laufende Geschäftsjahr bei gleichbleibenden Umsätzen von einem leichten Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um knapp 6% auf 37.7 Mio. CHF aus. Der Reingewinn soll laut der Berechnungen des Analysten nur noch 25.7 Mio. CHF (- 14.6%) betragen.

Die von Reishauer ausgewiesenen Kennzahlen fallen gut aus. Hierbei darf die geringe Transparenz der Gesellschaft nicht übersehen werden. Zudem wurden in der Vergangenheit seitens des Mehrheitsaktionärs, der Familie Bodmer, verschiedene Transaktionen zum Nachteil der Gesellschaft getätigt. Diese wurden durch Adrian Gasser, VR-Präsident der Lorze AG, die bislang ein Aktienpaket von knapp 47% an der Reishauer besass, im Rahmen eines aufwendigen Gerichtsverfahrens aufgedeckt und führten zu Schadensersatzzahlungen an die Reishauer-Gruppe. Auch wurde dem streitbaren Aktionär jahrelang die Eintragung ins Aktienregister verwehrt und erst durch einen Bundesgerichtsentscheid ermöglicht. Details zu der Fehde zwischen Reishauer und Adrian Gasser können unserem Blog-Beitrag vom letzten Herbst entnommen werden.

Die Reishauer-Gruppe verfügt über eine grundsolide Bilanz mit ausgewiesenen Eigenmitteln von 276.5 Mio. CHF per Jahresende 2014, was einer Eigenmittelquote von 62% der Bilanzsumme entspricht. Zudem verfügt die Gesellschaft über Rückstellungen in Höhe von 107.3 Mio. CHF, die zumindest teilweise Eigenmittelcharakter aufweisen dürfen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Das Aktienkapital der Gesellschaft ist zu gleichen Teilen von je 5’000 Inhaber- und Namenaktien im Nennwert von je 250 CHF aufgeteilt. Beide Aktienkategorien sind ausserbörslich handelbar. Unterschiedliche Rechte bestehen nicht. Von den allgemein nur selten gehandelten Titeln werden die Inhabervaloren öfters umgesetzt. Der letzte Kurs lag bei 60’200 CHF pro Aktie. Auf dieser Basis weisen die Titel eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Dividendenrendite von knapp 1.4% auf. Auch das KGV von 20 für 2014 erscheint nicht günstig. Hierbei darf allerdings nicht übersehen werden, dass der wirtschaftliche Gewinn, der den Aktionären zuzurechnen ist, den ausgewiesenen Reingewinn übersteigen dürfte. Als Näherungswert angenommen werden kann das Verhältnis des Kurses zum EBITDA, das allerdings mit rund 15 ebenfalls nicht günstig ausfällt. Zudem dürfte für das laufende Jahr eine Abschwächung zu erwarten sein. Auch auf der Basis des Buchwerts erscheinen die Titel mit einem Agio von über 100% zum ausgewiesenen Wert teuer. Selbst unter vollständiger Berücksichtigung der Rückstellungen beträgt das Agio über 50%.

Auch wenn der Substanzwert, der bei Reishauer mit sehr grossen Unsicherheiten behaftet ist, den Buchwert übersteigt, dürfte sich dieser kaum je realisieren lassen, wie nicht zuletzt der langjährige Rechtsstreit mit Adrian Gasser aufzeigt. Auf der Basis der vorliegenden Informationen sind die Aktien auf dem aktuellen Niveau überteuert. Eine Revision der Einschätzung könnte sich bei einer deutlich erhöhten Transparenz der Berichterstattung und einer Öffnung des Managements gegenüber neuen Aktionären, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem Abbau der Position der Lorze AG einhergeht, aufdrängen. Die Lorze AG hatte im Herbst 2014 angekündigt, sich von der Beteiligung trennen zu wollen (siehe Blog-Beitrag vom 5. September 2014). Ein Teil der Aktien wurde bereits über die BZ Bank zum Verkauf angeboten.

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