Die Regiobank Solothurn hat im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder zurück auf den Wachstumspfad gefunden. Nach drei Jahren des überproportionalen Wachstums in den Jahren 2011 bis 2013 habe die Bank in 2014 das Wachstum bewusst gedrosselt, erklärte Markus Boss, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, an der Medienorientierung zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015. Der Entscheid, wieder etwas stärker zu wachsen, sei auf die gute Verbesserung der Eigenmittelsituation der Bank zurückzuführen, so Boss. Insgesamt wuchsen die Forderungen gegenüber den Kunden im Vergleich zum Vorjahr um 2.9% auf 2’126 Mio. CHF. Die Kundengelder legten sogar noch deutlich stärker um 4.8% auf 1’893 Mio. CHF zu, so dass die neuen Ausleihungen vollständig durch Kundengelder gedeckt werden konnten. Der Deckungsgrad der Ausleihungen durch Kundengelder erhöhte sich so auf 89.1%. Durch das starke Wachstum überstieg die Bilanzsumme erstmals in der Geschichte des Instituts die 2.5 Mrd.-CHF-Grenze. Allerdings musste das Institut bei den Depotwerten einen Rückgang um 3.3% auf 1’373 Mrd. CHF hinnehmen, da zwei institutionelle Kunden einen Teil ihres Vermögens abgezogen hätten.
Zinserfolg über Vorjahr – indifferentes Geschäft leicht schwächer
Nicht nur mit der Bilanz, auch mit der Erfolgsrechnung ist die Regiobank Solothurn zufrieden. Zwar lag der Ertrag aus dem Zinsengeschäft mit 28.6 Mio. CHF nur um 0.5% über den Vorjahreswerten. „Sehr positiv ist, dass wir den Erfolg aus dem Zinsengeschäft trotz der anspruchsvollen Situation an der Zinsenfront leicht erhöhen konnten“, erklärte Markus Boss. Er wies darauf hin, dass aufgrund der seit Anfang 2016 geltenden neuen Rechnungslegungsvorschriften für Banken (RVB) im Zinsengeschäft neu die Zuweisung der Wertberichtigungen direkt verrechnet worden sei. „Wir mussten 2015 keine neuen Wertberichtigungen bilden“, so Boss. Im zinsindifferenten Geschäft mit Wertschriften gingen die Kommissionserträge leicht um 1.6% auf 5.3 Mio. CHF zurück. Auch das Handelsgeschäft brachte mit knapp 1.4 Mio. CHF (- 24.6%) weniger Erträge als im Vorjahr. Positiv entwickelte sich hingegen der übrige ordentliche Erfolg, zu dem auch die Dividenden der 50%-Tochter IG Leasing sowie Dienstleistungserträge aus dem Esprit-Netzwerk gehören. Dieser stieg um 5.8% auf fast 5 Mio. CHF an. Insgesamt erzielte die Regiobank Solothurn 28.8% und damit fast einen Drittel des Betriebsertrages von 40.2 Mio. CHF ausserhalb des Zinsengeschäfts.
Höhere Geschäftsaufwendungen wegen Jubiläumsfeier
Während der Personalaufwand mit 15.4 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich blieb, stiegen die Sachaufwendungen um 10.8% auf 6.7 Mio. CHF an. Boss begründete die höheren Kosten mit einigen Sonderposten, welche rund um die Jubiläumsaktivitäten „150 Jahre Regiobank“ und durch den neuen Marketingauftritt der Bank entstanden seien. Dabei handle es sich allerdings um Einmalaufwendungen, welche im laufenden Jahr nicht mehr in dieser Höhe anfallen würden. Durch diese höheren Kosten stieg die Cost-/Income-Ratio von 53.2% im Vorjahr auf 55.0%. Aufgrund deutlich tieferer Wertberichtigungen und Abschreibungen (- 36.2% auf 2.7 Mio. CHF) sowie Rückstellungen lag der Geschäftserfolg, welcher nach den neuen RVB den Bruttogewinn ersetzt, mit 15.3 Mio. CHF um 6.2% über dem Vorjahresniveau. Den Aktionären wird an der Generalversammlung am 19. Mai die Zahlung einer (für private Anleger) steuerfreien Dividende aus den Reserven für Kapitaleinlagen in Höhe von 66 CHF beantragt werden. Wie Verwaltungsratspräsident Felix Leuenberger an der Medienorientierung berichtete, sei die Anzahl Aktionäre in 2015 auf 5’822 (Vorjahr: 5’718) gestiegen.
Positive Entwicklung für das Geschäftsjahr 2016 erwartet
Leuenberger erklärte auch, dass die Bank für 2016 trotz der schwierigen Rahmenbedingungen insbesondere mit den Negativzinsen und dem starken Franken eine erneute gute Entwicklung erwarte. 2015 habe die Regiobank auf ihre Bestände bei der Nationalbank keine Negativzinsen bezahlen müssen. Auch die Kunden mussten 2015 keine Negativzinsen zahlen. Neben dem Bau eines hochmodernen Filialgebäudes in Zuchwil kündigte Leuenberger den Verkauf aller Aktien der Seilbahn Weissenstein AG (SWAG), welche von Solothurn auf den gleichnamigen Hausberg führt, an. Nach dem erfolgreichen Verkauf des Kurhauses Weissenstein im letzten Jahr wolle die Bank mit dem Verkauf der Aktien nun das Engagement auf dem Berg abschliessen. Insgesamt hält die Regiobank Solothurn rund 14% an der SWAG. „Bisher haben zwei potenzielle Interessenten Kontakt mit uns aufgenommen“, so Leuenberger.
Der Jahresabschluss der Regiobank Solothurn AG präsentiert sich, wie in den Vorjahren, solide. Dies insbesondere aufgrund der schwierigen Situation im Zinsengeschäft und dem anhaltenden Druck auf der Zinsmarge. Mit einer Kapitalquote gemäss FINMA-Anforderungen von 14.66% – die von der FINMA geforderte Quote liegt bei 11.2% – erscheint auch die Eigenkapitalausstattung der Bank ausreichend. In den letzten zwei Jahren ist der Aktienkurs der auf OTC-X gehandelten Regiobank-Aktien kräftig auf zuletzt 3’850 CHF gestiegen. In 2015 bewegte er sich in einem engen Band zwischen 3’675 und 3’850 CHF. Damit notiert die Aktie auf dem Niveau des ausgewiesenen Buchwertes pro Aktie von 3’835 CHF. Gemessen am Gewinn pro Aktie von 145.08 CHF ist der Titel mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 26 bewertet. Addiert man zu dem Gewinn allerdings noch die Zuweisung zu den Reserven für allgemeine Bankrisiken hinzu, würde das KGV auf 15.6 sinken. Mit einer Dividendenrendite von 1.7% rentiert der Titel nur noch durchschnittlich. Angesichts der nach wie vor schwierigen Lage für Banken dürfte die Regiobank-Solothurn-Aktie derzeit über kein grosses Potenzial mehr nach oben verfügen. Auf diesem Niveau ist der Titel vor allem für Investoren interessant, die einen Bezug zur Region und zur Bank haben.