Die Aluminium Laufen AG rutschte im Geschäftsjahr 2015 mit einem Verlust von 8.2 Mio. CHF tief in die roten Zahlen. Massgeblich für die schwachen Zahlen war die Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank per 15. Januar 2015. Wie bereits im März 2015 angekündigt wurde, hält die Gesellschaft an der Produktion in der Schweiz fest. Allerdings erforderte die schwierige Situation den Abbau von Personal, der von einem Sozialplan begleitet wurde. Im Verlauf des Geschäftsjahres 2015 sank der Bestand an Vollzeitstellen von 289 am Jahresanfang auf noch 237 per 31.12.2015. Wie dem Geschäftsbericht für 2015 entnommen werden kann, leidet die gesamte Branche der Strangpressprodukte unter einem anhaltenden Margendruck. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die weltweite Abschwächung der Wirtschaft und der schwachen Nachfrage nach Ausbauten der Strominfrastrukturanlagen infolge der tiefen Strompreise. Ein weiterer belastender Faktor ist die steigende Importquote aus Asien. Für die Schweizer Hersteller präsentiert sich die Lage wegen der teuren inländischen Produktion nochmals schwieriger. Zahlreiche Hersteller verlagern ihre Herstellung in das günstigere Ausland. Auch der Export leidet erheblich. Insgesamt ging das Marktvolumen im schweizerischen Strangpressmarkt im 2015 daher um 8.1% zurück bei einem gleichzeitigen Sinken des Marktanteils der inländischen Produzenten von 25% auf 18.5%. Nur marginal besser stellt sich die Situation bei den Leichtmetallgussprodukten dar, die in der Schweiz ebenfalls einen Rückgang von 7.9% verzeichneten.
Umsatzminus führt zu tiefroten Zahlen
Die Umsätze des Geschäftsjahres 2015 erreichten 93.2 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 12.4% respektive um 13.2 Mio. CHF entspricht. Den tieferen Einnahmen stehen die um 6.2 Mio. CHF auf 53.9 Mio. CHF gesunkenen Materialkosten gegenüber. Auch bei den Personalkosten gelangen deutliche Einsparungen von 4.1 Mio. CHF auf 23.4 Mio. CHF. Diese wurden allerdings grossteils erst im zweiten Halbjahr möglich, da sich der Personalbestand wegen der Kündigungsfristen und der deutlich stärker als erwarteten Rückgänge der Bestellungen erst im Lauf des Geschäftsjahres abzeichnete. Interne betriebliche Optimierungen erlaubten es zudem, die betrieblichen Aufwendungen um 2.6 Mio. CHF auf 13.8 Mio. CHF zu senken. Im Ergebnis resultierte beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) eine schwarze Null nach einem Vorjahresgewinn von 4.3 Mio. CHF. Trotz des tiefen operativen Ergebnisses führte die Gesellschaft die betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen wie bis anhin durch. So wurden insgesamt 7.4 Mio. CHF nach 7.3 Mio. CHF abgeschrieben. Es resultierte ein Betriebsverlust (EBIT) von 7.5 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 3 Mio. CHF. Negativ auf das Ergebnis wirkte sich auch der Wegfall ausserordentlicher Erträge, die im 2014 einen Betrag von 3.5 Mio. CHF erreichten, aus. Für das Vorjahr erhielt die Gesellschaft Versicherungsleistungen aus einem Schadenfall in Höhe von 2.2 Mio. CHF und konnte Rückstellungen für die Pensionskasse auflösen. Im 2015 hingegen fielen ausserordentliche Aufwendungen in Höhe von knapp 0.6 Mio. CHF für den Sozialplan und die Wertberichtigung von Lagerbeständen, die nicht mehr genutzt werden konnten, an. So resultierte unter dem Strich ein Verlust von 8.2 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 0.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten wie im Vorjahr keine Dividende.
Anhaltend schwieriges Umfeld
Für das laufende Jahr zeichnet sich weiterhin ein schwieriges Umfeld ab. Auch wenn eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses erwartet wird, wie die Geschäftsleitung an der Generalversammlung in Laufen mitteilte, ist es für eine Entwarnung deutlich zu früh. Die Durststrecke wird weiterhin anhalten und die Gesellschaft alles daran setzen, die Margen zu stabilisieren. Die Geschäftsleitung zeigt sich überzeugt, durch die Qualität der Produkte und der Servicedienstleistungen wieder auf den Erfolgspfad zurückfinden und zumindest mittelfristig wieder einen Geschäftsgang mit deutlich positiven Zahlen erreichen zu können. Auch die Wiedererlangung der Dividendenfähigkeit, d.h. die Möglichkeit, Dividenden aus dem ordentlichen Geschäftsergebnis zahlen zu können, wird erwartet. Bis es soweit sein wird, wird allerdings noch einige Zeit vergehen.
Die Geschäftszahlen der Alu Laufen reflektieren das schwierige wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Gesellschaft befindet. Nach einer genaueren Betrachtung der Zahlen wird deutlich, dass die Lage nicht so schlimm ist, wie es der hohe Verlustausweis befürchten lässt. So gelang es trotz der sehr schwierigen Lage, vor Abschreibungen eine schwarze Null beim operativen Ergebnis zu erreichen. Für das laufende Jahr dürfte eine nicht unerhebliche Verbesserung der Zahlen zu erwarten sein. Vor allem der Effekt des Personalabbaus wird erst ab 2016 vollumfänglich zum Tragen kommen. Ob es allerdings gelingt, genügend Cashflow zu generieren, um die betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen aus dem operativen Geschäft tätigen zu können, ist unklar. Es erscheint kaum wahrscheinlich, dass dies vollständig gelingt.
Die Alu Laufen verfügt über eine grundsolide Bilanz und hat infolge der in den letzten Jahren getätigten grossen Erneuerungen, die unter anderem den Erwerb einer neuen Presse beinhalteten, keine grösseren Investitionen zu tätigen. Somit sind zumindest keine Geldabflüsse zu erwarten, so dass die Gesellschaft auch eine längere Durststrecke problemlos überstehen kann. Ein Indiz liefert etwa die Angabe im Geschäftsbericht, wonach die bereinigte Eigenkapitalquote bei über 80% liegt. Dieser Aussage steht die ausgewiesene Eigenmittelquote von nur 29.5% gegenüber. Selbst unter Berücksichtigung sämtlicher, d.h. der kurz- und langfristigen Rückstellungen lässt sich nur eine Eigenmittelquote von gut 60% errechnen. Dies belegt die Vermutung, dass die Gesellschaft über nicht unerhebliche stille Reserven verfügt.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Wegen des Verlustausweises und der fehlenden Ausschüttung können die Papiere nicht auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung bewertet werden. Auch das nur knapp positive EBITDA erlaubt es nicht, einen fairen Wert der Titel zu bestimmen. In Frage kommt lediglich der Buchwert, der infolge des hohen Jahresverlustes per Jahresende 2015 auf den im Vergleich zum letztbezahlten Kurs von 12’300 CHF tiefen Wert von 2’500 CHF gefallen ist. Auch der Wert unter Berücksichtigung der Rückstellungen beträgt nur 5’100 CHF. Weitere Hinweise auf den unter sehr grosser Wahrscheinlichkeit deutlich höheren Substanzwert lassen sich in der Berichterstattung der Gesellschaft nicht finden. Somit ist lediglich eine grobe Schätzung des Werts ohne jegliche Möglichkeit der Nachprüfung möglich, weswegen wir auf eine Publikation verzichten. Als mögliches Indiz herangezogen werden kann der nach neuen Rechnungslegungsvorschriften nicht mehr publizierte Brandversicherungswert der Sachanlagen. Dieser betrug per Jahresende 2014 über 170 Mio. CHF. Zum Bilanzstichtag 31.12.2015 dürfte dieser kaum tiefer gelegen haben. Der bilanzielle Wert der Sachanlagen liegt indessen bei 12.5 Mio. CHF. Unter der Annahme, dass die Gesellschaft wieder zur alten Ertragsstärke zurückfindet, sind die Papiere auf dem aktuellen Kursniveau nicht überbewertet. Ein Verkauf auf dem aktuellen Kursniveau erscheint daher zumindest für langfristig agierende Anleger nicht angezeigt.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft