Die Zürcher Oberland Medien AG (ZOM) konnte im Geschäftsjahr 2015 wie bereits im Vorjahr ein akquisitionsbedingtes Umsatzplus erzielen. Nachdem im 2014 der Glatttaler zu einem Anstieg der Einnahmen führte, zeichnete im Jahr 2015 die Übernahme des Winterthurer Stadtanzeigers verantwortlich für den Zuwachs der Umsätze um 8.7% auf 30.7 Mio. CHF. Damit gelang es erstmals, die seit 2001 nicht mehr erreichte Umsatzschwelle von 30 Mio. CHF auf Gruppenebene zu erreichen, wie dem neuesten Geschäftsbericht entnommen werden kann. Bei den beiden Verkaufsobjekten trat jeweils die Tamedia AG, mit 37.6% die grösste Einzelaktionärin der ZOM (siehe Geschäftsbericht S. 106), als Verkäuferin auf. Die ZOM zahlte dem Grossaktionär ebenfalls für beide Akquisitionen einen Goodwill, der jeweils direkt zulasten der Erfolgsrechnung der Holding der ZOM respektive zulasten des Eigenkapitals der Konzernrechnung abgeschrieben wurde. Nach einem Abschreiber von 3.35 Mio. CHF im 2014 für den Glatttaler wurden im letzten Jahr 1.5 Mio. CHF auf den Winterthurer Stadtanzeiger abgeschrieben. Dem bezahlten Goodwill für den Winterthurer Stadtanzeiger steht ein Umsatz von 2.03 Mio. CHF im 2015 gegenüber, was gemäss Angaben des Geschäftsberichts der ZOM einem Anteil von 10.5% an den gesamten Inserateeinnahmen entspricht. Zumindest im Berichtsjahr überstiegen die Kosten des Gratisblatts das Budget um 0.5 Mio. CHF, was zu einem Verlust von 326’000 CHF führte. Begründet werden die höheren Aufwendungen mit der Neuorganisation der Verkaufsleitung im Zusammenhang mit der Übernahme. Massnahmen zur Ergebnisverbesserung seien Anfang 2016 eingeleitet worden.
Geringe Performance der Finanzanlagen
Wie wir bereits im letzten Jahr in einem Blog-Beitrag berichteten, entschied sich die ZOM dazu, die Mittel, welche sie aus dem Verkauf der nicht mehr benötigten Liegenschaften erhielt, nicht an die Aktionäre auszuschütten, sondern stattdessen das Geld von zwei Vermögensverwaltern im Mandatsverhältnis betreuen zu lassen. Gemäss den Darstellungen des Geschäftsberichts betrug der Wert der Finanzanlagen per Jahresende 2015 gesamthaft 11.7 Mio. CHF nach 7.6 Mio. CHF. Hiervon entfallen wie im Vorjahr 1.6 Mio. CHF auf Arbeitgeberbeitragsreserven. Ausgebaut wurde der Bestand an Wertschriften, der von 6 Mio. CHF per Jahresende 2014 durch die Zuweisung weiterer Mittel in Höhe von 4.1 Mio. CHF auf 10.1 Mio. CHF anstieg. Gemäss den Angaben des Geschäftsberichts resultierte aus den Finanzanlagen ein Finanzerfolg von 98’000 CHF für das Gesamtjahr 2015. Den realisierten Finanzerträgen von 210’000 CHF und Kursgewinnen von 343’000 CHF stehen Kursverluste von 355’000 CHF, Vermögensverwaltungskosten von 56’000 CHF und Gebühren, Spesen von 44’000 CHF gegenüber. Als positiv anzusehen sind die tiefer als noch an der letztjährigen GV benannten Kosten der Verwaltung der Wertschriften von 70’000 CHF. Die Performance des Portfolios von plus 98’000 CHF bei einem Wert von 10.1 Mio. CHF liegt unter 1%. Augenfällig hierbei ist, dass die Summe der Gebühren und Vermögensverwaltungskosten von 100’000 CHF nahezu gleich hoch ausfällt wie das Gesamtergebnis. Nicht ausgeschlossen werden kann allerdings ein weiterer Wertzuwachs, der nicht ausgewiesen wurde. Nähere Informationen hierzu dürften an der GV, die am 20. Mai stattfinden wird, bekannt werden.
Operatives Geschäft auf Kurs
Noch vor Jahresfrist wurden die Aktionäre an der GV über einen schwachen Jahresauftakt 2015 unterrichtet. Gleichzeitig aber hielt die Geschäftsleitung am Ziel einer Steigerung des Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 18% bei einer Marge von 6.9% fest. Mit einem Plus des EBIT um 27.1% auf 2.2 Mio. CHF bei einer Marge von 7.1% wurden die prognostizierten Werte erreicht. Allerdings ist hierin die zulasten des Eigenkapitals erfolgte Abschreibung des Goodwills auf den Winterthurer Stadtanzeiger in Höhe von 1.5 Mio. CHF nicht enthalten. Unter Berücksichtigung dieser Wertberichtigung lässt sich ein EBIT von 0.7 Mio. CHF ermitteln. Das Plus der Einkünfte um 8.7% auf 30.7 Mio. CHF respektive plus 2.5 Mio. CHF geht vor allem auf das Konto des Winterthurer Stadtanzeigers, der 2 Mio. CHF zu den Einnahmen beitrug. Erfreulich ist die leichte Zunahme der Abonnementseinkünfte um 0.1 Mio. CHF auf 10.3. Mio. CHF. Diese für die ZOM zweitwichtigste Einnahmequelle fiel dank eines um 4.8% höheren Preises für die Abonnemente – trotz Auflagenrückgang um 3.7% – leicht besser als im Vorjahr aus. Deutlich zulegen konnte das Anzeigengeschäft mit einem Plus von 2.3 Mio. CHF auf 19.3 Mio. CHF. Auch hier ist ein erfreuliches Plus der akquisitionsbereinigten Ergebnisse von 0.3 Mio. CHF in einem insgesamt stagnierenden Markt zu verzeichnen. Den Mehreinnahmen stehen auf der Kostenseite die um 10.6% respektive 1.3 Mio. CHF auf 13 Mio. CHF angestiegenen Ausgaben für Fremdleistungen, die massgeblich aus den Druck- und Vertriebskosten bestehen, gegenüber. Auch die Personalkosten legten um 5.6% respektive knapp 0.7 Mio. CHF auf 12.3 Mio. CHF zu. So resultierte ein EBITDA von 2.6 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus um 16.6% respektive plus 0.4 Mio. CHF auf 2.6 Mio. CHF entspricht. Die Sachabschreibungen gingen um 0.1 Mio. CHF auf 0.4 Mio. CHF zurück. Das aus den Wertschriften resultierende Finanzergebnis sank von 0.2 Mio. CHF auf 0.1 Mio. CHF. Wegen des Wegfalls der Devestitionsgewinne in Höhe von 4.4 Mio. CHF stand unter dem Strich ein Rückgang des Gewinns um über 61% auf 2.1 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 65 CHF pro Aktie nach 68 CHF im Vorjahr erhalten. Im Vorjahr war neben der ordentlichen Dividende von 50 CHF noch eine zusätzliche Ausschüttung in Höhe von 18 CHF wegen der Erträge aus dem Liegenschaftsverkauf ausgeschüttet worden.
Die operativen Geschäftszahlen der ZOM fallen deutlich positiv aus. Es darf allerdings nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft einen Abschreiber des Goodwills auf den Winterthurer Stadtanzeiger in Höhe von 1.5 Mio. CHF machte, der nicht in der Konzernerfolgsrechnung verbucht wurde. Die Verrechnung mit den Eigenmitteln ist gemäss den von der ZOM angewendeten Rechnungslegungsvorschriften Swiss GAAP Fer zwar zulässig, verdeckt aber zumindest teilweise die wirtschaftlichen Kennzahlen. Besonders stossend hierbei ist, dass der Goodwill an den Grossaktionär Tamedia bezahlt wurde, der von der Transaktion zulasten der freien Aktionäre der ZOM profitierte. Zudem ist es als stossend zu bewerten, dass für eine Gesellschaft ein Goodwill bezahlt werden musste, die zumindest im Berichtsjahr einen nicht unerheblichen Verlust erlitt. Ohne diese belastenden Einflüsse würde sich das Jahresergebnis noch deutlich besser präsentieren. Es bleibt zu hoffen, dass die deutliche Verbesserung des operativen Geschäfts nicht nur ein Einmaleffekt war, sondern weiterhin anhalten wird. Nähere Informationen zu den Aussichten und dem Start des laufenden Geschäftsjahres dürfte die GV bringen, über deren Resultate wir berichten werden.
Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen der ZOM. Das Unternehmen ist frei von echten Finanzverbindlichkeiten und verzeichnet unter den Fremdmitteln lediglich die für alle Medienhäuser üblichen Abonnementsvorauszahlungen sowie Verpflichtungen aus Lieferungen und Leistungen. Allerdings gingen im Berichtsjahr die Eigenmittel um 0.7 Mio. CHF auf knapp 13.5 Mio. CHF zurück. Dies ist die Folge der Verrechnung des Goodwills mit den Eigenmitteln auf der einen und dem Jahresgewinn auf der anderen Seite. Infolge der Reduktion der Bilanzsumme sank die Eigenmittelquote nur von 58.4% im Vorjahr auf 56.7%.
Die Aktien der ZOM werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’060 CHF weisen die Titel ein hohes Agio von über 40% zum ausgewiesenen Buchwert von knapp 750 CHF pro Titel auf. Auf der Basis des nicht um die Abschreibungen auf den Goodwill bereinigten Jahresgewinns beträgt das KGV für 2015 nicht überteuerte 9.3. Zur Ermittlung des fairen Werts eher in Betracht kommt indessen eine Bewertung der Papiere auf der Basis des EBITDA, welches aktuell 7.3 beträgt. Als sehr attraktiv angesehen werden kann auch die hohe Dividendenrendite von 6.1%. Ob die Höhe der Ausschüttungen in Zukunft gehalten werden kann, ist offen und wird vor allem vom operativen Geschäftsverlauf abhängig sein. Unserer Ansicht nach auch weiterhin nicht zu erwarten ist eine ansehnliche Performance aus den Finanzanlagen, die zur Sicherung der Ausschüttungen beitragen würde. Es bleibt den freien Aktionären vielmehr nur die Hoffnung, dass deren Wert trotz der Gebühren gehalten werden kann. Ebenfalls nur hoffen können die freien Aktionäre darauf, dass die Mittel nicht zu überteuerten Akquisitionen eingesetzt werden. Ohne diese negativen Faktoren würden die Titel (hohe Dividendenrendite, solide Bilanz, gute operative Kennzahlen) eine positive Einschätzung ohne Einschränkungen erlauben. Aber angesichts der Unsicherheit des Verbleibs der hohen Anlagebestände, die rund 75% der Eigenmittel ausmachen, besteht ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die freien Aktionäre, mit ihrem Engagement Geld zu verlieren.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.
Super Bericht, sehr gut analysiert und hervorragend kommentiert! Besten Dank, bitte weiter so!