Zürcher Oberland Medien: Strategische Ziele nicht erreicht – CEO muss gehen

Umsatz des Medienunternehmens seit Jahren rückläufig

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Dani Sigel, seit 10 Jahren CEO der Zürcher Oberland Medien AG, muss gehen. Bild: zo-medien.ch

Der Strukturwandel in der Medienbranche macht besonders kleineren Medienhäusern zu schaffen. Das zeigt sich auch bei der Zürcher Oberland Medien AG. Binnen zehn Jahren hat das Unternehmen rund 10 Mio. CHF an Umsatz verloren. Nur dank eines Liegenschaftsverkaufs konnte 2022 ein Gewinn von knapp 1.75 Mio. CHF ausgewiesen werden. Auch der Start ins laufende Geschäftsjahr verlief schleppend. Nun hat der Verwaltungsrat offenbar die Notbremse gezogen: Der seit zehn Jahren amtierende CEO Dani Sigel gibt per sofort seine Funktion an Ralph Brechlin ab, der das Unternehmen neu führen wird.

Nachfolger wird Ralph Brechlin. Er war langjähriger CEO des Medienunternehmens Argus Data Insights. Zuletzt war Ralph Brechlin CEO von Asmiq, einer im Bereich Medien tätigen Konzerngesellschaft der Schweizerischen Post. Bild: zvg

Strategische Ziele konnten nicht erreicht werden

In der Mitteilung der Zürcher Oberland Medien heisst es, dass man sich in zentralen Fragen der Umsetzung der Strategie nicht mehr einig gewesen sei. Doch der Verwaltungsrat wird noch deutlicher: «In der strategischen mittel- bis langfristigen Sicht konnten die Ziele bis jetzt nicht erreicht werden.» Das regional tätige Medienhaus mit Hauptsitz in Wetzikon gibt die Tageszeitungen Zürcher Oberländer und Anzeiger vom Uster heraus, druckt Wochenzeitungen für die Region und ist im Bereich der digitalen Medien u.a. mit dem Portal Zueriost.ch unterwegs.

Den grössten Teil zum Nettoerlös von 19.6 Mio. CHF im Jahr 2022 steuerten mit 15.9 Mio. CHF (- 8,1%) die Tageszeitungen bei. Die Umsatzeinbusse zeige sich vor allem im Abo-Bereich, schreibt das Unternehmen im Geschäftsbericht. Mit Abonnementen verdiente die ZOM 2022 nur noch 8.6 Mio. CHF, nach 9.1 Mio. CHF im Vorjahr. Der Inserateumsatz konnte hingegen gegenüber dem Vorjahr auf 9.9 Mio. CHF (+ 4,6%) gesteigert werden. Im Bereich der Digitalen Medien rapportierte die ZOM für 2022 einen negativen Deckungsbeitrag von 668’000 CHF. Im Vorjahr waren es «nur» CHF 423’000 CHF gewesen.

Grundstücks-Verkauf bringt 2022 rund 2 Mio. CHF

Unter dem Strich erzielte die ZOM 2022 ein EBIT von gerade einmal 35’000 CHF. Nur der Verkauf eines Parkplatz-Grundstücks am Hauptsitz in Wetzikon brachte einen Erlös von rund 2 Mio. CHF, sodass dank des ausserordentlichen Ertrags ein Gewinn von knapp 1.8 Mio. CHF ausgewiesen werden konnte. Diesem ausserordentlichen Erlös war es auch zu verdanken, dass die Aktionäre für 2022 noch eine Dividende von 40 CHF erhalten haben. Begründet wird das schwache Abschneiden in 2022 mit den höheren Papier- und Energiepreisen, verursacht durch den Ukraine-Krieg.

Umsatz und operativer Gewinn erodieren 2023 weiter

Doch auch der Start ins 2023 verlief gemäss dem publizierten Quartalsbericht harzig. So erodierte der Umsatz um weitere 5,6% auf 4.7 Mio. CHF. Bereits der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) war mit 29’000 CHF negativ. Es wurde ein Quartalsverlust von 143’000 CHF ausgewiesen. Details zum weiteren Geschäftsverlauf sind nicht bekannt. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich der negative Trend fortgesetzt hat, sodass der Verwaltungsrat zum Handeln gezwungen war.

Fazit

Der Strukturwandel macht allen Medienunternehmen zu schaffen. Gerade für regional tätige Medienhäuser ist und bleibt er eine Herausforderung. Mit den hohen Energie- und Papierpreisen hat jedoch die gesamte Branche zu kämpfen. Mittlerweile trennt sich die Spreu vom Weizen: So hat die AG für die Neue Zürcher Zeitung, die sich frühzeitig vom Druck verabschiedete und auf bezahlte Online-Inhalte setzte, 2022 ein Rekordergebnis ausgewiesen. Auch regionale Medienhäuser wie die Galledia Group spüren den Druck, haben es aber mit Kostendisziplin und einer gezielten Akquisitionsstrategie zu weiterem profitablem Wachstum geschafft. Bei der Zürcher Oberland Medien AG, an der die Tamedia AG mit 37,6% beteiligt ist, hat man offenbar zu zögerlich auf die Veränderungen reagiert. Vielleicht war man auch zu bequem, weil das Unternehmen über ausreichend Immobilienbesitz verfügt. Bis Ende 2023 soll ein neues Wohn- und Verlagshaus in Wetzikon fertiggestellt sein, das neben vermieteten Büro- und Gewerbeflächen auch 60 Wohnungen umfassen wird.

Mittelfristig könnten die Mieterlöse somit eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Zürcher Oberland Medien AG werden und einen ansehnlichen Gewinnbeitrag liefern. Dass die Mieteinnahmen allerdings den Medienbetrieb quersubventionieren, dürfte nicht im Interesse der Aktionäre sein. Denkbar ist auch, dass sich die zur börsenkotierten TX Group gehörende Tamedia dem Mediengeschäft der Zürcher Oberländer stärker annehmen wird. Am Ende wäre die Zürcher Oberland Medien AG dann nur noch eine reine Immobiliengesellschaft mit einer attraktiven Liegenschaft an bester Lage in Wetzikon.

Nicht nur der Umsatz, auch der Aktienkurs erodierte in den letzten Jahren. Chart: www.otc-x.ch

Die Aktien der Zürcher Oberland Medien AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 660 CHF für eine Aktie bezahlt. Dies entspricht einem Abschlag von rund 20% auf den ausgewiesenen Buchwert per Ende 2022 von 835 CHF je Aktie. Auf Basis des letztbezahlten Kurses liegt die Marktkapitalisierung bei 11.9 Mio. CHF.

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