Zur Rose Group: Guter Start ins 2016, EBITDA steigt auf 7.8 Mio. CHF – Investitionsphase angekündigt

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Seit dem 8. August ist Zur Rose auch "off-line" mit einem Flagship-Store in Bern vertreten. Bild: zvg
Seit dem 8. August ist Zur Rose auch „offline“ mit einem Flagship-Store in Bern vertreten. Bild: zvg

Die Onlineapotheke Zur Rose Group hat im ersten Semester 2016 zurück auf den Wachstumspfad gefunden. Wie das Unternehmen heute mitteilte, kletterte der Nettoumsatz der Zur Rose Group AG in den ersten 6 Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 5.5% auf 434.3 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 7.8 Mio. CHF, was einem Plus von 54.9% entspricht. Auch die EBITDA-Marge kletterte wieder auf 1.8%. Obwohl auch das EBIT um 45.3% auf 3.3 Mio. CHF stieg, erreichte das Unternehmensergebnis mit 154’000 CHF gerade einmal eine „schwarze Null“. In der vergleichbaren Vorjahresperiode hatte der Verlust allerdings noch 2 Mio. CHF betragen. „Insgesamt setzte die Unternehmensgruppe damit die positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung des zweiten Halbjahres 2015 fort“, schreibt Zur Rose in der Mitteilung.

Schweizer Markt und DocMorris wachsen

Nach Angaben der Gesellschaft gelang es, die Marktanteile im Schweizer Ärztegeschäft weiter auszubauen. Auch das Versandgeschäft an Privatkunden habe sich erfreulich entwickelt, obwohl sich die Umsätze aufgrund der weggefallenen Verkäufe von rezeptfreien Medikamenten um rund 2 Mio. CHF geschmälert hätten. Der Verkauf der rezeptfreien Medikamente über eine Versandapotheke war im September 2015 durch ein Bundesgerichtsurteil untersagt worden. Zur Rose hat darauf mit der Eröffnung einer stationären Apotheke am 8. August am Berner Hauptbahnhof reagiert und testet auf diesem Weg ein Omni-Chanel-Konzept.

Auch bei der im deutschen Markt tätigen Internetapotheke DocMorris sei der Umsatz im ersten Halbjahr deutlich gestiegen, so zur Rose in der Medienmitteilung. Im Onlinegeschäft mit den rezeptpflichtigen Medikamenten hätten sich die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um fast 40% erhöht. Grosse Hoffnungen ruhen nun auf einem Entscheid des Europäischen Gerichtshofes zur Gültigkeit der deutschen Arzneimittelpreisverordnung für EU-ausländische Versandapotheken (siehe auch Interview mit Zur Rose-CEO Walter Oberhänsli vom 27. Juni).

Zwei Jahre andauernde Investitionsphase

Nach der am 1. September stattfindenden Generalversammlung wird sich die Beteiligungsgesellschaft Corisol Holding mit rund 20% an der Zur Rose-Gruppe beteiligen (siehe Blog-Beitrag vom 17. Juni). Durch die zufliessenden Mittel sollen die „geplanten Wachstumsinitiativen“ finanziert werden. „Als europäisch führende Versandapotheken-Gruppe müssen wir jetzt die Chancen nutzen, die uns die Märkte bieten“, lässt sich Walter Oberhänsli in der Mitteilung zitieren. Er kündigt eine rund zwei Jahre dauernde Investitionsphase an, in der nicht das Unternehmensergebnis, sondern das forcierte Wachstum im Fokus stehe. Mit einem deutlich erhöhten Marketingeffort lege man die Basis auf nachhaltig profitables Wachstum, so Oberhänsli.

Die vorliegenden Zahlen der Zur Rose-Gruppe fallen auf den ersten Blick erfreulich aus. Immerhin ist es gelungen, auf einen moderaten Wachstumskurs zurückzukehren und schwarze Zahlen zu schreiben. Auch die EBITDA-Marge stimmt mit 1.8% wieder, ist aber noch etwas von der Zielmarge von 2 bis 2.5% entfernt. Mit dem frischen Kapital aus der Kapitalerhöhung dürfte es zudem gelingen, den angekündigten „nächsten Wachstumsschub“ auszulösen. Jedoch bedarf es dafür, wie die Gesellschaft in ihrer Medienmitteilung ankündigte, einer längeren Investitionsphase. Für den Aktionär bedeutet dies, dass er in dieser Zeit keine grossen Sprünge bei den Gewinnzahlen erwarten darf. Auch eine Dividendenzahlung macht in einer solchen Phase eigentlich keinen Sinn, da das Kapital besser im Unternehmen investiert ist. Nach dem starken Anstieg des Aktienkurses im Juni, der eine Reaktion auf die Ankündigung des Einstiegs von Corisol war, ist die Zur Rose-Gruppe nun fair bewertet. Wer an den langfristigen Erfolg von Zur Rose glaubt, sollte die derzeit unter dem angekündigten Bezugspreis für die Kapitalerhöhung von 40 CHF liegenden Kurse nutzen, um eine Verwässerung seines Investments zu vermeiden. Für Aktionäre, die keine längere Investmentperspektive mitbringen, bieten die zuletzt auf OTC-X bezahlten Kurse von 35 CHF eine faire Ausstiegsmöglichkeit. Es würde allerdings auch nicht überraschen, wenn der neue Ankeraktionär Kurse unter 40 CHF nutzt, um seinem Anteil sukzessive aufzustocken.

Auszug aus der Erfolgsrechnung für das 1. Halbjahr 2016. Quelle: Zur Rose Group AG

Weitere Informationen zum europäischen Online-Apothekenmarkt und der Marktposition von Zur Rose finden Sie in unserem 3-teiligen Beitrag „Der europäische Online-Apothekenmarkt“.

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