Clientis Biene Bank im Rheintal: Generationenwechsel abgeschlossen, Fokus auf den Kunden verstärkt – Verhaltene Entwicklung in 2016

2
3295
v.l.n.r.: Urs Handermann (Leiter Services), Adrian Knechtle (Leiter Firmenkunden), René Bognar (Vorsitzender der Geschäftsleitung), Urs Schneider (Leiter Privatkunden)
v.l.n.r.: Urs Handermann (Leiter Services), Adrian Knechtle (Leiter Firmenkunden), René Bognar (Vorsitzender der Geschäftsleitung), Urs Schneider (Leiter Privatkunden)

Gerade für kleine Regionalbanken stellt sich im aktuellen Marktumfeld mit den Herausforderungen aus niedrigen Zinsen, wachsenden regulatorischen Anforderungen und der zunehmenden Digitalisierung im klassischen Bankgeschäft die Frage, wie sich ein Institut in Zukunft aufstellen soll. Mit einer Bilanzsumme von 875 Mio. CHF gehört die 1879 gegründete Biene Bank im Rheintal zur Gruppe der kleineren Regionalbanken. Auch René Bognar, der Vorsitzende der Geschäftsleitung des Geldinstituts, stellte sich daher diese Fragen, als er vor fünf Jahren von einer Schweizer Grossbank an den Hauptsitz der Biene Bank nach Altstätten wechselte. Schnell war für den 52-Jährigen klar, dass das Potenzial der als Genossenschaft organisierten Bank gerade in der lokalen Verankerung und im persönlichen Kontakt zu den Kunden liegt. Ein Zusammenschluss mit einer anderen in der Region tätigen Bank ist weder für den Verwaltungsrat noch die Bankleitung derzeit ein Thema. Durch die Zugehörigkeit zum Clientis-Verbund kann das Finanzinstitut auch ohne Fusion von Synergien profitieren. «Dies ändert allerdings nichts daran, dass wir in unserem Marktgebiet unter einem sehr starken Druck seitens der Raiffeisen- und Kantonalbanken stehen», erklärt René Bognar im Gespräch. Er nutzte daher den anstehenden Generationenwechsel in Geschäftsleitung und Team der 30 Mitarbeiter zählenden Bank als Chance für einen sanften Richtungswechsel. Durch Pensionierung frei gewordene Stellen besetzte die Bank konsequent mit jungen Mitarbeitenden, die wiederum in der Region stark verankert sind. «Es gibt bei uns praktisch keinen Mitarbeiter, der nicht in unserem Marktgebiet durch Aktivitäten in einem Verein oder der regionalen Politik eingebunden ist», so der Bankdirektor. Nähe zum Kunden ist für ihn einer der Erfolgsfaktoren. Gleichzeitig setzt er auch auf konsequente Aus- und Weiterbildung und übergibt den jungen Mitarbeitenden früh Verantwortung. Der Generationenwechsel habe auch zu einer Veränderung der Mentalität beigetragen – Bognar nennt es «Change of mind». Anders ausgedrückt wurden aus Verwaltern von Kundengeldern Berater, die sich aktiv mit den Bedürfnissen und Zielen der Kunden beschäftigen.

Weniger Hypotheken im 1. Semester 2016 vergeben

Allerdings ist der von Bognar angestossene Veränderungsprozess langfristig ausgerichtet. Daher zeigen sich die Resultate auch noch nicht vollumfänglich in den aktuellen Zahlen. Die Ergebnisse der Biene Bank im Rheintal für die letzten Jahre dürfen sich dennoch sehen lassen. Im ersten Semester 2016 gingen die Kundenausleihungen allerdings um 1.1% auf 760.8 Mio. CHF zurück. Bognar begründet dies auch mit der Entwicklung im regionalen Immobilienmarkt. Der Leerwohnungsbestand habe in Altstätten und Umgebung erheblich zugenommen, weiss er zu berichten. Bei der Finanzierung von Mehrfamilienhäusern sei die Biene Bank daher zurückhaltend. Die Hypothekarforderungen gingen um 0.6% auf 718 Mio. CHF zurück. Trotzdem gelang es der Bank, den Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 2.5% auf 5.3 Mio. CHF zu steigern. Zugelegt hat die Biene Bank hingegen im 1. Semester im zinsindifferenten Geschäft, wo der Erfolg um 6.3% auf 793’000 CHF anstieg. René Bognar sieht in diesem Bereich weiteres Wachstumspotenzial. Die von ihm angestossenen Aus- und Weiterbildungsinitiativen sollen dazu beitragen, dass Kunden der Biene Bank, die bisher das Anlage- und Vorsorgegeschäft über andere Institute abgewickelt haben, künftig ein Teil des Vermögens auch der Biene Bank anvertrauen. Dass der Geschäftserfolg mit 2.3 Mio. CHF ebenso wie der Reingewinn mit 2.1 Mio. CHF im ersten Semester 2016 dennoch besser als im Vorjahr ausgefallen ist, führt Bognar auf geringere Kosten, insbesondere beim Personal, zurück. «Im letzten Jahr haben noch Doppelbesetzungen in der Geschäftsleitung zu einem höheren Personalaufwand geführt», erklärt er. Für das Gesamtjahr 2016 ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung zuversichtlich, dieses Ergebnis fortsetzen zu können.

Geschäftsstellenstrategie im Fokus

Mittelfristig warten auf die kleine Bank allerdings noch weitere Herausforderungen. Bei der Digitalisierung möchte Bognar die Erfahrungen anderer Banken abwarten und diese dann, wenn sie erfolgreich sind, auch nutzen. «Wir sind hier aufgrund der finanziellen Möglichkeiten eher am Ende der Kette», begründet Bognar seine defensive Haltung. Über den Clientis-Verbund kann die Biene Bank hier allerdings auf eine Vielzahl an Erfahrungen und Angeboten zurückgreifen und davon profitieren. Ebenso viel Aufmerksamkeit muss das Institut künftig auf seine Geschäftsstellenstrategie richten. «Wir müssen uns gut überlegen, wie und wo wir unsere Kunden künftig betreuen», so Bognar. Insgesamt ist die Geschäftsleitung der Bank aber zuversichtlich, die kommenden Herausforderungen erfolgreich meistern zu können.

Mit ihren rund 5’200 Genossenschaftern, die zum grössten Teil aus dem Rheintal stammen, ist die Clientis Biene Bank sehr stark regional verankert. Im letzten Jahr konnte daher auch eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von 50’000 Anteilsscheinen erfolgreich platziert werden. Die Anteilsscheine der Bank werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt gingen die Papiere zu Preisen von 225 CHF um. Mit einem Cost/Income-Ratio von 64.8 ist die Bank eher im oberen Feld angesiedelt. Allerdings dürften Anstrengungen zur Erhöhung der Erträge bei einer gleichzeitigen Reduktion der Kosten im laufenden Geschäftsjahr zu einer Verbesserung dieses Wertes führen. Auch wenn der Anteilsschein mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 20 optisch teuer erscheint, so lohnt sich der Kauf der Papiere – eine gleichbleibende Ausschüttung von 6.50 CHF vorausgesetzt – wegen der Ausschüttungsrendite von 2.8%. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld erscheint dies attraktiv. Für regional ansässige Anleger kommt der Besuch der Generalversammlung als Naturaldividende hinzu, der in der Region Altstätten jedes Jahr ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis ist.

2 Kommentare

  1. Ich verstehe nicht ganz wieso sich ein Kauf eines Wertpapieres in der Bankbranche mit einer P/E Ratio von über 20 und einem Cost Income Ratio von über 60 lohnen soll. Vor allem in einer Branche in der aufgrund Ueberregulierung kaum noch Wachstumschancen bestehen und einer Branche die zudem von neuen Playern wie Fintech, Robotics in luktrativen Segmenten stark bedrängt werden. Leider haben die Schweizer Banken vor Jahren den Zahlungsverkehr als zu wenig lukrativ angesehen und dieses Geschäftssegment beinahe kampflos an neu in den Markt penetrierende, digital Riesen abgegeben. Die Gefahr wurde von den Banken zu spät erkannt. Primär sind diese digitalen Riesen ja auch nicht am Zahlungsverkehr sondern an den Daten interessiert. Big Data is everything ! Die Digitalisierung wird den als Dinosaurier aufgestellten Banken beim nächsten Generationenwechsel noch den Rest geben. Da die Slogans aus Liebe zum Heimatland und aus Liebe zu Ihrer Regionalbank nicht mehr erhört werden. Ich meine fein go znachten kann ich mit meinen Freunden selber. Das Zeitalter von sogenannten Fressaktien ist eben auch vorbei.

    • Lieber Herr Schreiber

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Natürlich stehen auch die Regionalbanken vor grossen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Digitalisierung. Darauf haben wir in unserem Beitrag auch hingewiesen. Allerdings haben gerade die ausschliesslich regional fokussierten Banken die Chance, ihre Nähe als Trumpf gegenüber den Grossbanken auszuspielen. Nicht jeder Kunde möchte online seine Hypotheken abschliessen oder die Verwaltung seines Vermögens einem Roboter anvertrauen. Wenn kleine Banken es schaffen, durch gute Beratung und eine enge Beziehung zum Kunden hier zu punkten, dann haben sie auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung. Natürlich werden auch sie sich anpassen müssen, was Investitionen erfordert. Die Ausschüttungsrendite ist mit 2.8% – verglichen mit den Papieren anderer ausserbörslich gehandelter Regionalbanken – attraktiv und für regionale Anleger, die gleichzeitig auch Genossenschafter sind, eine im aktuellen Marktumfeld gut Verzinsung. Ob es sich bei diesem Chance/Risikoprofil lohnt, den Anteilsschein zu kaufen, muss aber schlussendlich jeder Anleger selbst entscheiden.

Kommentar verfassen