Das regionale Versorgungsunternehmen Energie Zürichsee Linth AG (EZL) blickt auf ein ereignisreiches Geschäftsjahr 2015/16 zurück. Im Herbst 2016 verkaufte die Stadt Jona-Rapperswil zwei Drittel ihrer Anteile an der vormals als Erdgas Obersee AG firmierten Gesellschaft an die Anlagestiftung Energie-Infrastruktur der Credit Suisse (CSA). Diese wurde mit einem Anteil von 30% neue Ankeraktionärin. Weitere 30% der Aktien wurden im breiten Publikum platziert (sie auch Blog-Beitrag vom 8.11.16). Aktuell zählen mehr als 700 Personen, die überwiegend aus dem Versorgungsgebiet stammen, zu den Aktionären. Der Name der Gesellschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um ein Gasversorgungsunternehmen und nicht um einen Stromversorger handelt. Die Entwicklung des Hauptgeschäfts ist weitgehend unabhängig von der Konjunktur und vor allem durch die Witterungseinflüsse geprägt, da Gas vorwiegend zu Heizzwecken eingesetzt wird. Hieran ändert auch der Betrieb der sieben Erdgastankstellen nichts. Einen nicht unbedeutenden Anteil an den Konzerneinnahmen hat hingegen das Installationsgeschäft. Die EZL publiziert einen konsolidierten Jahresabschluss, der auf den Zahlen der drei Gesellschaften Erdgas Obersee-Linth Transport AG (EOL), der Lampert Heizungen AG und der MZ Sanität + Heizung AG basiert. An der EOL besitzt die EZL nur 72.46%, was zu einem Ausweis eines Minderheitsanteils führt.
Sonderfaktoren lassen Gewinn sinken
Im per 30. September 2016 beendeten Geschäftsjahr 2015/16 erhöhte die EZL die Gasverkaufsmenge um 0.4% auf 537.4 GWh. Profitieren konnte die Gesellschaft von 92 Neukunden, welche die Anzahl der mit Gas belieferten Liegenschaften auf 4’605 anschwellen liess. Beim Umsatz auf Frankenbasis spürte die EZL indessen die tieferen Gaspreise, die zu einem Minus der Verkaufseinnahmen um 10.8% respektive minus 3.8 Mio. CHF auf 31.2 Mio. CHF führten. Deutlich positiv entwickelte sich das Geschäft mit Dienstleistungen und sonstigen Erträgen. Dazu gehört auch das Installationsgeschäft, das um 2.4 Mio. CHF (+ 13.5%) auf 19.9 Mio. CHF zulegen konnte. Weiterhin erzielte die EZL im Berichtsjahr erstmalig nicht näher spezifizierte übrige Umsätze von 0.3 Mio. CHF. So wurden inklusive Eigenleistungen von 0.1 Mio. CHF Konzernerträge von 51.5 Mio. CHF nach 52.5 Mio. CHF im Vorjahr erzielt. Auf der Kostenseite gingen die Ausgaben für Material und Vorleistungen Dritter um 2.2 Mio. CHF (- 5.9%) auf 34.5 Mio. CHF zurück, während die Personalkosten um 1.2 Mio. CHF auf 6.3 Mio. CHF anstiegen. Nach einem leicht höheren Betriebsaufwand von 3.4 Mio. CHF resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 7.3 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 0.3 Mio. CHF respektive 3.3% entspricht. Die Sachabschreibungen stiegen um 0.3 Mio. CHF auf 2.5 Mio. CHF an, so dass ein Minus des EBIT um 0.6 Mio. CHF auf 4.8 Mio. CHF resultierte. Auf den Reingewinn negativ wirkte sich eine Sonderzahlung an die Stadt Rapperswil-Jona im Umfang von 1.4 Mio. CHF aus, mit der sich die EZL von sämtlichen möglichen Altlasten im Zusammenhang mit der Nutzung des ehemaligen Gasareals freikaufte. Dank der deutlich tieferen Steuern von 0.6 Mio. CHF (Vorjahr: 1.1 Mio. CHF) resultierte unter dem Strich ein Gewinn von 2.9 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Minus von 1.4 Mio. CHF entspricht. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 37.50 CHF pro Aktie erhalten.
Positiver Start ins neue Geschäftsjahr
Das Geschäftsjahr 2016/17 begann für die EZL erfreulich. Dank des kühlen Herbstes, dem tiefe Temperaturen im Dezember und Januar folgten, wird ein deutlich höherer Energieabsatz erwartet. Weiterhin konnte der Kundenbestand erneut ausgebaut werden. Per Ende Januar beträgt der Energiebedarf der neu ans firmeneigene Gasnetz angeschlossenen Kunden über 1’000 KW. CEO Ernst Uhler zeigt sich in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss überzeugt davon, auch weiterhin Mehrwert für Kunden und Aktionäre bieten zu können.
Die Geschäftszahlen der EZL fallen akzeptabel aus. Insbesondere die EBITDA-Marge, welche die betriebliche Ertragskraft abbildet, ist als eher unterdurchschnittlich anzusehen. Auch wenn die Gesellschaft durch verschiedene Umstrukturierungen einen nicht vernachlässigbaren Kostenblock aufweisen dürfte, kann die Ertragsmarge von 14.2% noch nicht überzeugen. So erreicht etwa das Westschweizer Unternehmen Holdigaz eine Marge von knapp 30%, die weder mit den Kosten der neuen Struktur noch mit der geringeren Grösse des Unternehmens im Vergleich (Holdigaz erzielt Umsätze von gut 230 Mio. CHF) komplett erklärt werden können. Hier dürfte zumindest nicht unerheblicher Raum für eine Verbesserung vorhanden sein. Eine Rolle spielen hierbei könnte auch die Führung der Firmen. Während Holdigaz seit längerem privatwirtschaftlich geführt wird, war dies bei der EZL bislang nicht der Fall. Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz der EZL mit einer Eigenmittelquote von 69% der Bilanzsumme.
Die Aktien der EZL werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’950 CHF weisen die Titel eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Rendite von 1.9% auf. Keine Unterbewertung signalisiert auch das deutliche Agio des aktuellen Marktwerts gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert von gut 1’000 CHF pro Aktie. Die Gesellschaft verfügt über keinen nennenswerten Bestand an Rückstellungen mit Eigenmittelcharakter, der einen hohen Aufschlag auf den hohen Buchwert rechtfertigen würde. Nicht unberücksichtigt bleiben darf indessen der Substanzwert, der zwar bei den bilanzierten Sachanlagen wenig stille Reserven beinhalten dürfte, da diese nur zu einem geringen Teil abgeschrieben sind. Allerdings sind die Versorgungsnetze nicht bilanziert, was zumindest nicht unerhebliche Reserven vermuten lässt. Diese dürften den aktuellen Kurs gepaart mit der Rendite zumindest partiell rechtfertigen. Grössere Kursverluste erscheinen daher wenig wahrscheinlich, wohingegen das Potenzial für Avancen sehr begrenzt erscheint. Die Titel eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Bezug zum Unternehmen als Ersatz für aktuell kaum rentierende Obligationen.