Griesser Holding: Umsatz geht in 2016 leicht auf 282.5 Mio. CHF zurück, Gewinn kräftig gesteigert – Auslandgeschäft floriert

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Storen und Markisen von Griesser sind in der Schweiz und auch im Ausland sehr gefragt. Bild: www.griesser.ch

Der Storenhersteller Griesser Holding AG verzeichnete im Jahr 2016 einen leichten Rückgang der Gesamteinnahmen um 0.9% auf 282.5 Mio. CHF. Gleichzeitig gelang es dem Unternehmen, den Reingewinn von 0.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 2.4 Mio. CHF zu steigern. Wie dem neuesten Geschäftsbericht entnommen werden kann, hat sich das wirtschaftliche Umfeld für Griesser in der Schweiz nicht verbessert. So habe sich die Konkurrenzsituation weiter verschärft. Das Management befasste sich neben der Fortsetzung der intensiven Marktbearbeitung mit Kostenreduktionen und Produktivitätssteigerungen. Der schwachen Entwicklung im Inland steht der gute Geschäftsgang im Ausland gegenüber. So haben alle Auslandsgesellschaften der Marke Griesser sowohl bei den Verkaufszahlen als auch bei den Resultaten zulegen können. Sehr erfreulich entwickelte sich der französische Markt, wo die Budgetvorgaben übertroffen wurden. Die deutsche Tochtergesellschaft Weinor, an der Griesser 74% hält, hat sich in Deutschland positiv weiterentwickelt. Die Mehrverkäufe bei den Markisen führten dazu, dass die beiden Produktionsstätten in Köln und noch stärker diejenige in Möckern wiederholt an die Kapazitätsgrenzen gestossen sind. Detaillierte Zahlen zu den einzelnen Ländern publiziert Griesser nicht. Indessen teilt das Unternehmen seinen Anteilseignern mit, dass die Marke Weinor ein wechselkursbereinigtes Umsatzplus von 7.1% erzielte, während die Marke Griesser ein Minus von 5% erlitt.

Neue Softwarelösung belastet Erfolgsrechnung weiterhin 

Die ERP-Softwarelösung, mit der Griesser alle Gruppengesellschaften ausstatten will, wurde im 2016 weiter vorangetrieben. Nach der Systemeinführung in der Schweiz im 2015 folgte Italien im letzten Jahr. Per Jahresanfang 2017 wurde das System erfolgreich in Frankreich implementiert. Bis zur Jahresmitte soll Österreich folgen, womit alle Gesellschaften der Marke Griesser auf einer einheitlichen Plattform tätig sind. Aus der neuen Softwarelösung erhofft sich das Unternehmen neue Möglichkeiten bei der Digitalisierung und Effizienzsteigerungen. Bevor diese erzielt werden können, muss indessen erst die laufende Konsolidierungsphase beendet werden. Noch im 2016 wurden der Erfolgsrechnung Kosten für das neue System in Höhe von 1.8 Mio. CHF belastet.

Deutliches Gewinnplus dank tieferen Abschreibungen

Der Hauptteil der Umsätze entfiel bei Griesser auch im 2016 auf die drei Länder Deutschland, Österreich und Schweiz. Diese drei Ländergesellschaften steigerten die Einnahmen um 3.2% auf 215.3 Mio. CHF. Im übrigen Europa verharrten die Umsätze auf dem Vorjahresniveau von 68.7 Mio. CHF. Ausserhalb Europas wurden 0.7 Mio. CHF (Vorjahr: 0.4 Mio. CHF) erwirtschaftet. Zusätzlich konnte Griesser im Berichtsjahr Einnahmen aus der Abfallverwertung und Lizenzen von 4 Mio. CHF (Vorjahr: 3.4 Mio. CHF) erzielen. Auf der Kostenseite gingen die Materialausgaben um 1.2% auf 97.1 Mio. CHF zurück. Ebenfalls leicht tiefer waren die Lohnaufwendungen, die um 0.9% auf 122.5 Mio. CHF fielen. Zeitgleich sank die Anzahl der Mitarbeiter in der Schweiz um 20 auf 761 Vollzeitstellen. Bei den übrigen Betriebskosten, welche die Administrativ-, Vertriebs- und übrigen Betriebsaufwendungen enthalten, verzeichnete Griesser einen Anstieg um 3.2% auf 50.2 Mio. CHF. So resultierte ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 8.2% auf 17 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen fielen um 1.8 Mio. CHF tiefer aus als im Vorjahr und erreichten die Summe von 11.2 Mio. CHF. Dies führte zu einem Plus des EBIT um 5.8% auf 5.9 Mio. CHF. Positiv auf den Reingewinn wirkten sich die um 2.3 Mio. CHF auf 2.1 Mio. CHF massiv gesunkenen Finanzaufwendungen aus. Der Rückgang basiert nahezu vollumfänglich auf den um 2.1 Mio. CHF tieferen Währungsverlusten, die im 2016 noch 0.7 Mio. CHF erreichten. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 2.4 Mio. CHF (Vorjahr: 0.4 Mio. CHF). Die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 15 CHF je Aktie erhalten.

Weiterhin positives Auslandsgeschäft erwartet

Griesser rechnet infolge der positiven Konjunkturprognosen für Europa und den eigenen Marktanstrengungen damit, im Auslandgeschäft weiter zulegen zu können. Es gebe indessen auch gewichtige Risiken wie den Brexit, die Wahlen in Frankreich und Deutschland, die zu einer empfindlichen Belastung des Geschäftsgangs führen könnten. Auch in der Schweiz sei das Wirtschaftsumfeld grundsätzlich positiv. Allerdings werde die für Griesser wichtige Baukonjunktur massgeblich durch den tiefen Eurokurs relativiert. So wird eine Fortsetzung des Preiskampfs zwischen den Anbietern erwartet. Gesamthaft strebt die Griesser Holding für 2017 eine Verbesserung des Ergebnisses an.

Die Geschäftszahlen von Griesser vermögen nur teilweise zu überzeugen. Dem Unternehmen ist es offenbar besonders im Ausland gelungen, gute Margen zu erzielen. Wie hoch diese ausfallen, kann allerdings wegen des Fehlens detaillierter Zahlen zu den einzelnen Ländern respektive Sparten nicht abschliessend bestimmt werden. Keinesfalls zu überzeugen vermag der Rückgang des EBITDA auf Konzernebene, und auch das EBIT fällt unbefriedigend aus. Beim EBIT hält Griesser im Geschäftsbericht fest, dass die strategische Zielsetzung klar verfehlt wurde. Auch das erhoffte Ende von Aufwendungen für die neue ERP-Software ist bislang nicht eingetreten. Sofern man die benannte Summe von 1.8 Mio. CHF zum Gewinn für 2016 hinzurechnet, sieht die Geschäftsentwicklung etwas besser aus. Keinesfalls übersehen werden darf aber auch, dass der Grossteil des Gewinns zugunsten der Minderheitsanteile ausgefallen ist. Vom ausgewiesenen Reingewinn von 2.4 Mio. CHF entfallen 1.5 Mio. CHF auf diese Anteile, während die Griesser-Aktionäre lediglich einen Gewinn von 0.9 Mio. CHF für sich in Anspruch nehmen können. Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz des Unternehmens mit einer Eigenmittelquote von 59.1% inklusive Minderheitsanteile respektive 56.7% exklusive der Minderheitsanteile.

Die Aktien der Griesser Holding werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 700 CHF weisen die Titel einen deutlichen Abschlag von 47% zum ausgewiesenen Buchwert inklusive Minderheitsanteile von rund 1’320 CHF per Jahresende 2016 auf. Exklusive der Minderheitsanteile beträgt der Buchwert 1’265 CHF, was ebenfalls einen hohen Discount von 45% ergibt. Als zumindest auf dem aktuellen Tiefzinsniveau durchschnittlich angesehen werden kann die Dividendenrendite von 2.1%. Auch bei einer weiteren Gewinnsteigerung im 2017 erscheint eine höhere Ausschüttung unwahrscheinlich. Für eine Bewertung der Titel auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung kommt ausschliesslich das EBITDA in Betracht. Allerdings muss auch hier beachtet werden, dass die negativen Währungseinflüsse, unter denen Griesser leidet, nicht berücksichtigt sind. Nicht übersehen werden sollten auch die Kosten für die ERP-Software, welche der Erfolgsrechnung belastet wurden. Gleichzeitig wird indessen die Software gemäss den Bilanzierungsregeln, die Griesser anwendet, aktiviert und über 10 Jahre abgeschrieben. Es erscheint somit als wahrscheinlich, dass das wirtschaftlich dem Unternehmen zurechenbare EBITDA den ausgewiesenen Wert übersteigt. Das wirtschaftliche EBITDA kann allerdings nur geschätzt werden und dürfte in der Grössenordnung von 19 Mio. CHF liegen, was einem Wert von rund 235 CHF pro Aktie entspricht. Hieraus lässt sich ein sehr tiefes Kurs/EBITDA-Verhältnis von 3 ermitteln. Allerdings ist dieser Wert mit einer hohen Unsicherheit behaftet. Somit eignen sich die Aktien trotz der günstigen Bewertung nur für diejenigen Anleger zur Investition, die eng mit dem Unternehmen verbunden sind. Allenfalls bei einer deutlich transparenteren Kommunikation oder einer Anhebung der Ausschüttung wären Kursavancen denkbar. Beides ist derzeit aber nicht zu erwarten. Ebenfalls nicht zu erwarten ist eine Übernahme der Gesellschaft durch Dritte zu deutlich höheren Kursen, da die Mehrheit der Papiere fest in den Händen der im Verwaltungsrat vertretenen Gründer und ihnen nahestehender Personen liegt. Diese haben keine Verkaufsabsichten.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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