Rheintal Medien: Umsatz ging 2016 um 3.3% zurück, Dividende auf 22 CHF erhöht – Galledia forciert digitale Geschäfte

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Die Rheintal Medien AG steigerte 2016 ihren Gewinn; der Umsatz ging jedoch zurück. Bild: schweizeraktien.net

Der neue Verwaltungsratspräsident Urs Schneider trat an der diesjährigen Generalversammlung der Rheintal Medien AG mit guten Nachrichten vor die 195 Aktionäre. Zwar ging der konsolidierte Umsatz des Unternehmens in 2016 um 3.3% auf 47.6 Mio. CHF zurück. Jedoch gelang es der Gesellschaft, den Gewinn gegenüber dem Vorjahr auf knapp 3 Mio. CHF zu steigern. Auch die Dividende wurde von 20 auf 22 CHF je Aktie erhöht. Doch Schneider zeigte den Aktionären auch die negativen Tendenzen im Mediengeschäft auf: rückläufige Erträge im Werbemarkt, Verluste von Printlesern zugunsten von Onlineangeboten, zurückgehende Erträge im Druckgeschäft und dauernder Margendruck. Diese Situation erfordere auch Investitionen ins Ungewisse, so Schneider.

Fokus auf Nischen

Am Beispiel der grossen Schweizer Medienhäuser Ringier und Tamedia machte er deutlich, dass diese ihre zurückgehenden Umsätze im klassischen Mediengeschäft durch neue Geschäftsfelder im digitalen Bereich ergänzt hätten. «Offensichtlich haben sich diese Investitionen ins Ungewisse gelohnt», resümierte Schneider. Er erklärte aber auch, dass die Rheintal Medien-Gruppe als mittleres Medienhaus im Gegensatz zu den grossen Spielern wie NZZ, Ringier und Tamedia nicht auf das Massengeschäft, sondern auf die Nische setzte. Mit den Regionalzeitungen Rheintaler und Rheintalische Volkszeitung sowie den 25 Fachzeitschriften der Tochter Galledia bewege sich das Unternehmen in Nischenmärkten, so Schneider. Doch die Transformation mache auch vor der Nische nicht halt. „Wir müssen sehen, wie wir in der Nische in Zukunft unser Geld verdienen“, skizzierte Schneider die künftigen Herausforderungen. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die Trennung von Galledia-CEO Pascal Schwarz, der das Unternehmen Ende März 2017 aufgrund unterschiedlicher strategischer Auffassungen verlassen hat. Der künftige Fokus von Galledia soll auf digitalen Geschäften und nicht mehr auf der Konsolidierung von Druckereien liegen. „Wir müssen jetzt neue Geschäftsfelder im Spannungsfeld von Print und Digital entwickeln“, umschrieb der neue Verwaltungsratspräsident vor seinen Aktionären die künftigen Aufgaben (siehe auch Beitrag im Rheintaler vom 13.5.).

Starke Verluste im Anzeigengeschäft

Das Mutterhaus Rheintal Medien AG erzielte mit dem Tageszeitungsgeschäft (9.7 Mio. CHF) sowie Mietzinseinnahmen und internen Dienstleistungen (1.4 Mio. CHF) einen 2016-Gesamtumsatz von 11.0 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr aufgrund höherer Mietzinseinnahmen einer leichten Steigerung entspricht. Der Umsatz im Tageszeitungsbereich war hingegen mit 2.4% rückläufig. Ins Gewicht gefallen sind hier insbesondere die niedrigeren Anzeigenerträge. Während sich die regionalen Anzeigen mit einem Minus von 2.3% noch relativ gut halten konnten, brach der Umsatz mit den überregionalen Anzeigen im sogenannten Mantelteil der Zeitungen um 10% ein. Mittlerweile steuere der lokale Markt 80% zu den Anzeigenerträgen bei, berichtete Schneider. Auch die bezahlten Abonnemente sind weiterhin rückläufig. Hingegen steigen die Nutzerzahlen der regionalen Online-Portale auf mittlerweile über 8‘000 Sitzungen pro Tag. Das Betriebsergebnis (EBIT) bewegte sich mit knapp 2.4 Mio. CHF leicht unter Vorjahresniveau. Dank eines besseren Finanzergebnisses – hier fliessen die Dividenden der Tochterfirmen Galledia und Copydruck mit ein – und geringer Abschreibungen fiel das Jahresergebnis des Stammhauses mit 2.9 Mio. CHF (+ 36.5%) wesentlich besser aus als im Vorjahr. Massgeblich dazu beitragen hat auch der Wegfall eines ausserordentlichen Aufwands von 700‘000 CHF, der im Vorjahr im Zusammenhang mit einem Digitalisierungsprojekt angefallen war.

Verlagsgeschäft bei Galledia läuft wieder besser

Positiv entwickelte sich 2016 auch das Geschäft im Druck- und Fachverlagsbereich bei der Tochterfirma Galledia. Bei Galledia ist seit September 2016 auch der neue Geschäftsbereich Digital angesiedelt. Der Umsatz im Galledia-Konzern erreichte 37.3 Mio. CHF (Vorjahr: 38.6 Mio. CHF). Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA stieg von 2.6 auf 3.5 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein positives Konzernergebnis von 687‘000 CHF. Im Fachverlagsbereich erreichte der Umsatz dank der Akquisition des Motorsportmagazins „Töff“ über 14 Mio. CHF (+ 9%).

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Urs Schneider für das Stammhaus Rheintal Medien ein stabiles Ergebnis, obwohl die Umsätze mit den Mantelanzeigen weiterhin rückläufig sind. Auch bei der Galledia AG wird ein Ergebnis auf Vorjahresniveau angestrebt. Schneider machte aber auch deutlich, dass in den Jahren 2020 bis 2022 wieder grössere Investitionen anstehen würden, welche vor allem im Bereich der Druckerei anfielen. Ebenfalls schloss er weitere Zukäufe im Bereich der Fachzeitschriften und im digitalen Bereich nicht aus. Er wies aber auch darauf hin, dass eine Rheintal Medien AG trotz der soliden Bilanz nicht über die gleichen Mittel wie die grossen Medienhäuser verfüge und daher ihre Mittel sehr umsichtig einsetzen müsse.

Die Rheintal Medien AG hat es geschafft, auch in einem schwierigen Umfeld ein gutes Ergebnis zu erzielen. Dies wird in den kommenden Jahren nicht einfacher werden. Wie bereits in unseren letzten Beiträgen erwähnt, verfügt das Unternehmen über eine solide Bilanz und eine gut gefüllte „Kriegskasse“. Dank dieser dürfte es gelingen, auch die anstehenden Herausforderungen der Transformation erfolgreich meistern zu können. Helfen dürften dem Unternehmen dabei die starke Verankerung in der Region und die Fokussierung auf Nischen, die von den anderen Verlagshäusern wenig beachtet oder gar als unattraktiv wahrgenommen werden. Allerdings muss der Verwaltungsrat mögliche Akquisitionen mit Bedacht angehen, um nicht zu viel Lehrgeld zahlen zu müssen. Die 700‘000 CHF in 2015 für das mittlerweile gestoppte Projekt „Hamster“ sollten hier eine Warnung sein. Im Vergleich mit anderen Medienaktien (siehe Tabelle) sind die Titel der Rheintal Medien AG eher günstig bewertet. Insbesondere die Dividende sollte auch in den nächsten Jahren gesichert sein. Jedoch befinden sich die Aktien der Gesellschaft trotz einer breiten Streuung in festen Händen, so dass nur selten Titel die Hand wechseln. In diesem Jahr wurden bisher nur 68 Titel gehandelt. Auf OTC-X werden die Aktien derzeit zu 385 CHF gesucht, ohne dass ein Angebot besteht.

Schweizer Medienaktien im Vergleich

Kurs 26.4. Markt-kap Umsatz 2016 Zuwachs EBITDA EBIT EBITDA-Marge Gewinn/Aktie Buchwert/Aktie Ausschütt- ung KGV KBV Rendite
NZZ 6‘000.- 224 442.67 -5.08% 48.53 27.43 10.96% 595.85 7007 200 10.1 0.86 3.33%
Rheintal Medien 385.- 26.98 47.62 -3.25% 6.51 3.55 13.67% 42.1 307 22 9.1 1.26 5.71%
Tagblatt Medien 2‘500.- 137.02 107.05 -4.87% 11.78 7.62 11.00% 106.52 1243 170 23.5 2.01 6.80%
LZ Medien 1‘480.- 113.1 120.66 -3.71% 15.76 9.04 13.06% 107.85 1173 140 13.7 1.26 9.46%
Zürcher Oberland Medien 1‘000.- 17.1 28.61 -6.77% 1.9 1.33 6.66% 70.5 753 40 14.2 1.33 4%
AZ Medien 1‘285.- 86.94 235.69 -4.37% 29.22 3.88 12.40% 33.36 1218 20 38.5 1.06 1.56%
ZT Medien 10‘700.- 11.52 38.29 -2.02% 2.62 0.45 6.85% 443.5 16724 400 24.1 0.64 3.74%

Transparenzhinweis: Der Autor dieses Beitrags hält Aktien des Unternehmens.

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