Rigi Bahnen: Kapitalerhöhung soll bis zu 5 Mio. CHF einbringen – Gutes operatives Geschäft im 1. Semester

Bezugspreis liegt bei 7.50 CHF pro Aktie. Vorzugskonditionen für bestehende Aktionäre.

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Rigi Bahnen
Abendstimmung über dem Vierwaldstättersee mit Blick Richtung Luzern. Bild: Rigi Bahnen www.rigi.ch

Die Rigi Bahnen AG will in den nächsten Jahren bis zu 60 Mio. CHF in die Erneuerung des Rollmaterials und den Bau eines neuen Dienstleistungszentrums auf Rigi-Kulm investieren. Um diese Vorhaben stemmen zu können, sollen die Aktionäre im Rahmen einer Kapitalerhöhung, die am 19. Oktober startet, bis zu 5 Mio. CHF in ihr Unternehmen investieren. Bereits vor Jahresfrist hat das Unternehmen eine erste Kapitalerhöhung mit einer Zeichnung von 510’000 Aktien erfolgreich abgeschlossen (vgl. schweizeraktien.net vom 10. Oktober 2016). Diese Kapitalerhöhung folgte dem Beschluss der Generalversammlung vom 19. Mai 2016. Dabei wurde der Verwaltungsrat von den Aktionären ermächtigt, das Aktienkapital bis zum 18. Mai 2018 um nominal bis zu 6 Mio. CHF durch die Ausgabe von höchstens 1.2 Mio. Namenaktien im Nennwert von je CHF 5 zu erhöhen („genehmigtes Kapital“).

Kapitalerhöhung läuft vom 19. Oktober bis 7. Dezember

Ab dem heutigen Tag startet nun die 2. Runde der Kapitalerhöhung. Am 28. September 2017 hat der Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG beschlossen, das Aktienkapital der Gesellschaft durch Ausgabe von weiteren maximal 690’000 neuen Namenaktien im Nennwert von je 5 CHF im Rahmen der von der GV vom 19. Mai 2016 beschlossenen Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital um maximal weitere 3.45 Mio. CHF zu erhöhen. Das Bezugsrecht der bestehenden Aktionäre bleibt dabei gewahrt, und die bestehenden Rigi-„Altaktionäre“ werden im Rahmen ihres Bezugsrechts Aktien zu Vorzugskonditionen gegenüber der freien Zeichnung beziehen können. Vier bisherige Namenaktien berechtigen zum Bezug von einer angebotenen Aktie à CHF 5 nominal zum Vorzugspreis von 7.20 CHF je Aktie (Bezugsverhältnis 4:1). Bezugsberechtigt sind gemäss Emissionsprospekt jene Aktionäre, die per 20. Oktober 2017 im Aktienregister eingetragen sind. In den Genuss des Vorzugspreises kommen ausschliesslich die bestehenden Aktionäre der Gesellschaft im Rahmen ihres Bezugsrechts. Für neue Aktionäre in der freien Zeichnung sowie Zeichnungen über das eingeräumte Bezugsrecht hinaus beträgt der Ausgabepreis einheitlich 7.50 CHF pro Aktie. Der Emissionsprospekt sieht dabei eine Mindestzeichnungsgrösse von 20 Aktien in der Kapitalerhöhung vor. Hintergrund dürfte sein, dass sich mit dieser Mindeststückzahl eine weitere Zersplitterung des bereits heute ungewöhnlich breit abgestützten Aktionariats mit mehreren tausend Anteilseignern (> 5’100 Aktionäre, Emissionsprospekt S. 19) vermeiden lässt und auch der administrative Aufwand sowie die damit einhergehenden Kosten von Kleinstaktionären mit nur einstelligen Stückzahlen nicht weiter ansteigt.

Genehmigtes Kapital ausgeschöpft

Unter der Annahme, dass alle der 690’000 neuen Rigi-Aktien von bestehenden Aktionären im Rahmen ihres Bezugsrechts gezeichnet würden, läge der Mittelzufluss aus der 2. Tranche der Kapitalerhöhung so bei knapp 5 Mio. CHF, und das „genehmigte Kapital“ wäre aufgezehrt. Jede weitere Kapitalerhöhung würde damit eines neuen GV-Beschlusses in der Zukunft bedürfen. Im Fall einer Platzierung der Kapitalerhöhung über die freie Zeichnung würde der Mittelzufluss bei den Rigi Bahnen wegen des um 0.30 CHF höheren anteiligen Bezugspreises entsprechend moderat höher ausfallen. Plangemäss findet kein Bezugsrechtshandel statt. Nicht ausgeübte Bezugsrechte verfallen mit Ende der Bezugsfrist entschädigungslos.

Die Bezugsfrist für bestehende Aktionäre („Bezugsrecht“) sowie für neue Aktionäre und „Aufstocker“ in der freien Zeichnung dauert vom 19. Oktober 2017 bis zum 17. November 2017. Die Nachfrist zur freien Platzierung nicht bezogener Aktien endet voraussichtlich am 7. Dezember 2017. Die neuen Aktien sind ab dem Geschäftsjahr 2017 voll dividenden- und stimmberechtigt und den bisherigen Namenaktien damit gleichgestellt. Pro 200 Aktien sieht die Dividendenpolitik der Rigi Bahnen AG dabei eine längerfristig gültige Tageskarte vor oder alternativ den Bezug einer Bar-Dividende (Wahldividende).

Erfolgreicher Geschäftsgang im ersten Semester 2017

Operativ sind die Rigi-Bahnen auf Kurs. Die Zahlen zum 1. Halbjahr 2017 zeigen ein erfreuliches Bild und signalisieren im Peer-Group-Vergleich insgesamt eine moderate Bewertung. Der Ertrag aus dem Reiseverkehr verbesserte sich in den ersten 6 Monaten des Jahres 2017 um fast 23% auf knapp 9.3 Mio. CHF. Der Nettoertrag kletterte sogar um fast 29% auf 11.9 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis EBITDA verbesserte sich von 1.25 Mio. CHF im Vorjahr um 88% auf 2.36 Mio. CHF. Unter dem Strich resultierte nach 6 Monaten im 2017 ein Reingewinn von knapp 0.3 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von gut 0.3 Mio. CHF. Traditionsgemäss ist bei den Rigi Bahnen das zweite Halbjahr stärker als das erste Halbjahr. Die sehr schönen Herbsttage in den vergangenen Wochen dürften zusätzlich einen positiven Einfluss auf das Geschäftsergebnis haben.

Frisches Geld für Erhöhung des Gästekomforts

Wie die Rigi Bahnen in einer Medienmitteilung zur Kapitalerhöhung schreiben, sollen die Emissionserträge vorrangig gezielt in den „Gästekomfort und in die Gästeankunft“ investiert werden. Der Gästezugang soll durch eine „nachhaltige Weiterentwicklung der Angebote am Berg“ optimiert werden. Insgesamt stehen in den nächsten Jahren nach dem Strategie-Plan u.a. „Erneuerungen bei der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad, ein Teilersatz des Rollmaterials, eine Modernisierung des Stationsgebäudes Vitznau sowie der Neubau eines Dienstleistungszentrums auf Rigi Kulm“ an. Nachdem bereits in den Vorjahren hohe Millioneninvestitionen in die Infrastruktur am und neben dem Berg getätigt wurden, sieht der Entwicklungsplan auch künftig hohe Investitionen vor (vgl. „Projekte“, Emissionsprospekt, S. 12/13).

Aktionärsinteressen nicht vernachlässigen

Hierfür werden die Rigi Bahnen viel Kapital benötigen, weshalb ein zielgerichtetes, priorisierendes und auch von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen geleitetes Vorgehen mit Blick auf die Interessen aller „Rigi-Stakeholder“ – und dazu zählen insbesondere auch die das Risiko der Unternehmung tragenden Aktionäre – notwendig ist. So wichtig der Blick durch die „Gäste-Brille“ immer auch ist: Bei allen Überlegungen im Hinblick auf „Gästekomfort“ dürfen auch die wirtschaftlichen Interessen der alten wie neuen Aktionäre im Hinblick auf eine nachhaltige, stabile und weiterhin positive operative Geschäftsentwicklung nicht aus den Augen verloren werden. Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die anstehende Kapitalerhöhung und mögliche weitere Kapitalmassnahmen in der Zukunft. Die Zeiten eines „Mäzenatentums“ dürften auch bei den Aktionären der Rigi Bahnen – gerade mit Blick auf die anstehenden Grossinvestitionen und den schon heute am Horizont erkennbaren Finanzbedarf – zunehmend der Vergangenheit angehören.

Der Wandel von einem reinen Transportunternehmen zu einem kundenorientierten Tourismusunternehmen – wie von der Gesellschaft angestrebt – birgt längerfristig nicht nur Risiken, sondern eröffnet der Rigi – bei richtiger Umsetzung – als Destination und ebenfalls der ganzen Region auch Chancen. Dies nicht nur wirtschaftlich. Als ideales Beispiel für eine derartige Entwicklung kann etwa die Entwicklung bei den Pilatus-Bahnen angesehen werden. Mit gezielten Investitionen hat sich das Unternehmen in eine sehr gute Position gebracht. Bei den Rigi Bahnen besteht die Chance, die Rigi als Berg mit der Vernetzung vieler kleinerer und grösserer Angebotswelten inmitten einer wunderbaren Natur zu positionieren. Hierbei ist es wichtig, die Chancen im nationalen und internationalen Wettbewerb zu nutzen. Möglich ist dies nur mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation aller Interessensgruppen. Dass dies notwendig ist, zeigt gerade die über die lokalen Medien ausgetragene Diskussion der letzten Tage über den Masterplan der Rigi Bahnen.

Die Rigi als ein kulturell sehr vielschichtiger Mikrokosmos hat im Vergleich zu anderen Bergen viele Vorteile – insbesondere auch im Hinblick auf die fast schon grenzenlose Vielseitigkeit. Die Rigi bietet eine sehr vielfältige Angebotspalette mit dem touristischen Hotspot Rigi-Kulm, aber gleichzeitig auch zahlreichen ruhigen Orten, an denen der Erholungssuchende abseits vom Rummel der Massen auftanken kann. Wichtig ist, den Erholungssuchenden – der zumeist aus der näheren Umgebung der Rigi kommt – auf der einen und den Ausflugstouristen auf der anderen Seite zufriedenzustellen. Gelingt dieser Spagat, bleiben die Rigi Bahnen weiterhin stark lokal verankert und können gleichzeitig vom stetig zunehmenden Ausflugsverkehr profitieren.

Die Chancen, dass diese Zielsetzung gelingt, sind vorhanden. In jedem Fall ist die Geschäftsleitung gefordert, die verschiedenen Interessen der oftmals internationalen Gäste und der Rigi-Anrainer unter einen Hut zu bringen. Die Entwicklung der Geschäftszahlen in den letzten Jahren zeigt einen klaren Aufwärtstrend. Zur Fortführung dieser Entwicklung setzt das Unternehmen in einer Vorwärtsstrategie auf hohe Investitionen. Während diese – wie etwa die Erneuerung der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad – infolge des Alters der Bahn notwendig ist, dient die geplante Erneuerung des Rollmaterials der Komfortsteigerung. Mit dem neuen Dienstleistungszentrum soll zudem die Angebotspalette ausgebaut werden. Auch für den Fall, dass nicht alle Pläne der Gesellschaft umgesetzt werden können, sind die Chancen auf eine erfolgreiche Weiterentwicklung intakt.

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 7.60 CHF pro Aktie liegen die Papiere auf dem Niveau des Buchwerts per 30. Juni 2017. Als eher bescheiden angesehen werden muss die Dividendenrendite, die unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung von 0.10 CHF nur 1.3% beträgt. Wenig zielführend erscheint nicht zuletzt wegen der hohen Sachabschreibungen eine Bewertung der Titel über das KGV. In Frage kommt indessen das Verhältnis des Unternehmenswerts (Enterprise Value) zum EBITDA. Dieses signalisiert mit einem Wert von knapp 6 für 2016 keinesfalls eine Überbewertung. Unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme der Fortführung der positiven Geschäftsentwicklung bis zum Jahresende 2017 dürfte das Verhältnis des Unternehmenswert zum EBITDA für das laufende Jahr beim aktuellen Kurs bei rund 5 liegen. Dies erscheint nicht nur im Vergleich zu den wenigen anderen profitablen Bahnen (Pilatus, Jungfrau, Titlis, Zermatt Bergbahnen, Davos Klosters Bergbahnen), die gemeinsam mit den Rigi Bahnen in der Top-Liga der Bergbahnen spielen, als günstig. Bei der Kapitalerhöhung können die Aktionäre im Rahmen ihres Bezugsrechts die Titel nochmals günstiger erwerben. Auch wenn angesichts der weiteren geplanten Investitionen erneute Kapitalerhöhungen keinesfalls ausgeschlossen werden können, erscheinen die angebotenen Titel bei einem Preis von 7.20 CHF nicht zu teuer. Allerdings ist das Potenzial für deutliche Kursavancen zumindest bis zum Ende der Investitionsphase begrenzt. Grösste Risiken für den Aktionär bleiben ein Abflauen des Wachstums durch weniger Touristen aus Übersee sowie mögliche Verzögerungen bei der Umsetzung der Investitionspläne.

Hinweis in eigener Sache: Am 31. Oktober 2017 findet ab 13.30 Uhr zum 3. Mal der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net statt. Weitere Infos und Anmeldungen unter Branchentalk Tourismus 2017.


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