SPI-Musterdepot: Billig war im Oktober – Jetzt ist die Unterbewertung noch grösser

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Die Produkte von Huber+Suhner sind gefragt – hier die Kabelproduktion in Herisau – und auch die Aktie ist bei Anlegern wieder begehrt. Bild: Huber+Suhner

Anleger haben sich schon daran gewöhnt: Seit fast zwei Jahren, seit Mai 2017, läuft der breite Schweizer Aktienmarkt mit dem Swiss Performance Total Return Index nur noch seitwärts. Und das auch noch in einer relativ engen Handelsspanne zwischen rund 10’000 und 11’000 Indexzählern. Ähnlich ist die Kursentwicklung im SPI-Musterdepot von schweizeraktien.net. Um 6% hat das Portfolio in den letzten vier Wochen verloren und lief damit im Gleichschritt mit dem SPI nach unten. Der Blick auf internationale Indizes zeigt aber: Damit kommen heimische Anleger noch vergleichsweise gut weg.

Denn während der SPI vom Jahres- und Allzeithoch vom Januar nur rund 7% entfernt ist, verlieren andere europäische Börsen teils dreimal so viel. Der deutsche DAX liegt um 20% unter seinen Januar-Rekorden, und der EuroStoxx 50 mit den 50 grössten börsennotierten Unternehmen der Euro-Zone schneidet auch nicht besser ab. Und die Börse Tokio mit dem Nikkei225 hat seit November, seit ihrem höchsten Stand seit 27 Jahren, sogar schon um 10% an Wert verloren. Ähnlich ist übrigens die Entwicklung in den USA. Der Dow Jones ist in den letzten zwei Monaten von seinem Allzeithoch von Anfang Oktober ebenfalls um rund 10% nach unten weggerutscht.

Sanktionen und hohe Kursverluste

Sorgen bereitet Anlegern und Investoren derzeit die Handelsproblematik zwischen USA und China. Nach dem G20 Gipfel in Argentinien schien es für wenige Tage schon fast so, als ob sich US-Präsident Donald Trump und sein Amtskollege Xi Jinping doch noch einig würden. Nun aber brachte die Verhaftung der Finanzchefin des chinesischen Herstellers von Smartphones und Tablets Meng Wanzhou im kanadischen Vancouver erneut enorme Angst auf den Markt. Der Managerin werden von US-Behörden Verstösse gegen Iran-Sanktionen vorgeworfen. Dafür drohen der Frau bis zu 30 Jahre Haft.

Die Vorwürfe zeigen erneut, wie willfährig der Rest der Welt vor den USA zu Boden fällt. Denn egal ob Europas Finanzindustrie oder deutsche Autobauer – alle haben Angst vor dem grossen Bruder jenseits des Atlantiks. Dabei sind die Iran-Vorwürfe alles andere als neu und scheinen nicht selten schon sehr konstruiert. Vor einigen Jahren etwa kam der deutsche Forderungs-Finanzierer Deutsche Forfait deswegen unter die Räder. Sanktionen der USA im Zusammenhang mit Iran-Vorwürfen brachten dem Finanzdienstleister damals mehr oder weniger das geschäftliche Aus, und die Aktionäre verloren so gut wie ihr gesamtes Geld im Unternehmen. Nach einigen Jahren wurden die Sanktionen eingestellt – aber weg ist weg, und inzwischen sitzt auch der neue Chef des Unternehmens im Gefängnis. Allerdings im Iran. Zu vermuten ist eine Revanche für die Kooperation des Unternehmens mit den USA.

Vorlaufende Indikatoren zeigen nach oben

So oder so: Derzeit geht die Angst um an der Börse, die Angst vor einer Eskalation im Handelsstreit. Aber wie es aussieht, läuft der internationale Handel im Moment nicht schlecht, sondern eher richtig rund. So zeigt der gKNi World Trade Indicator von Logindex – der Research- und Datentochter des Logistikriesen Kühne+Nagel – für November mit 143,7 Punkten einen Rekordstand. Dabei legte der vorlaufende Indikator gKNi – in diesen Index fliessen täglich 200 Millionen Daten, unter anderem auch die vom Frachtaufkommen der Schiffe von Kühne+Nagel – im vergangenen Monat im Vergleich zum Oktober um 0,3% zu. Zum Vorjahreszeitraum gab es sogar ein Plus von 6,4%.

Überraschend starke Handelszahlen, die wahrscheinlich seitens der offiziellen Stellen in einigen Wochen gemeldet werden, könnten insbesondere den stark am Export hängenden Titeln in unserem SPI-Musterdepot wieder auf die Sprünge helfen und alle Konjunkturpessimisten widerlegen. Denn zu den Verlierern der letzten vier Wochen zählen insbesondere exportorientierte Titel wie Feintool oder VAT Group.

Feintool und VAT Group – zwei Titel leiden stark unter negativer Stimmung…

Dort dürfte besonders viel Psychologie – konkret derzeit die Angst – im Spiel sein. Denn Feintool etwa berichtete Ende Oktober für das dritte Quartal noch von einem Anstieg der Umsätze um 12,9%. Nach dem Kurszerfall der letzten beiden Monate bekommen Anleger den Spezialisten für Feinschneide-, Umform- oder von gestanzten Elektroblech-Komponenten nun bereits für ein sehr moderates 11er-KGV.

VAT Group litt zwar im dritten Quartal unter fallenden Umsätzen. Die Erträge gingen im Vorjahresvergleich um 2,5% zurück. Aber das war vom Management erwartet worden, und in den ersten neun Monaten gab es ein Umsatzplus von 11,4% auf 549.3 Mio. CHF. Im Gesamtjahr sollen die Erträge bereinigt um Wechselkurseffekte zumindest auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Da die Finanzaufwendungen deutlich sinken sollen, wird ein Gewinn deutlich über dem 2017er Ergebnis angekündigt. Das Ergebnis dürfte damit bei geschätzt über 5.0 CHF je Aktie liegen. Im vergangenen Jahr waren es 3.86 EUR je Anteil. Damals notierte VAT allerdings um 50% höher als heute.

dabei steigen sogar die Margen an

Aber das ist nur die kurze Sicht, und VAT hält nach wie vor an seinen Margenzielen fest. In 2020 soll die Gewinnspanne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 33% liegen. In diesem Jahr ist mit rund 31% zu rechnen. Gewinnsteigernd dürfte sich auch die Halbierung der Sachinvestitionen auf etwa 4% vom Umsatz in den nächsten Jahren auswirken.

Das Ergebnis könnte dadurch bezogen auf das erwartete 2018er Niveau in den nächsten ein bis drei Jahren nochmals um einen Drittel oder mehr zulegen. Schon in 2020 könnte VAT damit im Bereich eines günstigen 12er KGVs notieren. Anleger sollten bei VAT die aktuell schlechte Stimmung zum Einstieg nutzen.

Hochdorf – im nächsten Jahr dürfte der Gewinn wieder deutlich steigen

Die Aktie von Hochdorf kollabiert. Grund ist die erneute Kappung der Prognosen. Nachdem die Umsatz- und Margenziele bereits im Sommer gesenkt wurden, schiebt das Management des Nahrungsmittelkonzerns jetzt die nächste Kürzung nach. Anstatt des bisher prognostizierten Umsatzes zwischen 570 und 600 Mio. CHF in diesem Jahr und einer operativen Marge von 5,8% bis 6,5% sollen die Erträge nun nur noch zwischen 540 und 570 Mio. CHF liegen. Die Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern soll dabei auf 3,5% bis 4,0% fallen. 2017 lag die Marge noch bei 7,1%.

Wie schon im Sommer – etwa mit Verlusten aus dem Verkauf des Milchwerks in Litauen – sind jetzt erneut negative Sondereffekte wie etwa Absatzverschiebungen und gefallene Butterpreise in Europa für die Senkung des Ausblicks verantwortlich. Aber das alles wird sich auch wieder normalisieren, und betrachtet man die durchschnittlichen Gewinne der letzten Jahre, so ist bei Hochdorf in 2019 oder 2020 auf dem massiv ernmässigten Niveau der Aktie nach der katastrophalen Kursentwicklung sogar ein einstelliges KGV drin. Risikofreudige steigen jetzt ein.

Schweiter – die psychologische Marke könnte bald wieder drin sein

Ähnliche Erholungschancen wie bei Hochdorf sehen risikobereite Anleger auch bei der Aktie von Schweiter. Ohne nennenswerte fundamentale Begründung rutschte die Aktie des Spezialisten für Verbundwerkstoffe in den letzten vier Wochen um 20% nach unten.

Die Aktie notiert nun zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren wieder unter der psychologisch wichtigen Marke von 1’000 CHF.

Huber+Suhner – trotz miesem Börsenumfeld geht die Aktie stark nach oben

Zwar hielten sich im Musterdepot in den letzten Wochen trotz der Talfahrt an den Aktienmärkten mehrere Titel wie etwa Mobilezone oder Bellevue Group ziemlich stabil, doch ein wirklicher Lichtblick im Portfolio ist Huber+Suhner. Die Aktie des Anbieters von Systemen und Komponenten für Anwendungen in der Hoch- und Niederfrequenz sowie der Fiberoptik kletterte in den letzten vier Wochen um 4,8%.

War der Kurszerfall in 2017 um einen Drittel schwer begründbar, so ist das auch der aktuelle Kursaufschwung in einer mehr oder weniger meldungsfreien Zeit. Das zeigt eben erneut, wie viel Psychologie in Aktien stecken kann. Erst kann es Anleger bei einem Titel nicht weit genug nach unten gehen, möglicherweise aber schon bald danach sehen sie auf dem Weg nach oben keine Grenzen mehr. Letzteres trifft für Huber+Suhner jetzt zwar noch nicht zu. Der Kursanstieg in der aktuell ganz miesen Börsenphase lässt in einem wieder freundlicheren Börsenumfeld dennoch deutliche Kursgewinne erwarten.

Musterdepot SPI “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 105,80 135,00 135 14.283,00 28,2%
1811647 Hochdorf 179,00 125,20 239,50 80 10.016,00 -30,1%
3038073 Leonteq 62,50 42,38 98,50 275 11.654,50 -32,2%
2553602 Feintool 106,10 82,40 140,00 125 10.300,00 -22,3%
367144 Rieter 161,50 129,60 250,00 62 8.035,20 -19,8%
2620586 Ypsomed 128,10 121,70 175,00 100 12.170,00 -5,0%
1226836 Mobilezone 12,50 11,10 16,50 1250 13.875,00 -11,2%
1075492 Schweiter 826,50 907,00 1350,00 10 9.070,00 9,7%
3038073 Huber + Suhner 67,65 66,90 85,00 200 13.380,00 -1,1%
2842210 Bellevue Group 24,00 20,60 29,50 650 13.390,00 -14,2%
31186490 VAT Group 130,20 94,75 168,50 120 11.370,00 -27,2%
  Cash         603,64  
  Performance gesamt         128.147,34 28,1%
  SPI 8975,70 10220,83     13,9%
  Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 7.12.18          

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