Bank Linth: Steigender Gewinn 2018 und Ernüchterung bei Fintech-Projekten

Neuer Standort Frauenfeld erfolgreich etabliert

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David Sarasin, CEO der Bank Linth, erläutert die Strategie des regional tätigen Finanzinstitutes. Bild: schweizeraktien.net

Es war selbst für David Sarasin, den CEO der Bank Linth, etwas überraschend, als er im Rahmen der Medienkonferenz zur Präsentation der Geschäftszahlen für 2018 erklärte, dass der neue Beratungsstandort in Frauenfeld «die grösste Innovation der Bank in den letzten Jahren» gewesen sei. Erst im Mai 2018 wurde die Geschäftsstelle mit lediglich zwei Mitarbeitenden eröffnet. Und schon 2018 soll der neue Standort auch einen guten Beitrag zum Wachstum der regional tätigen Bank geleistet haben.

Insgesamt stieg der Geschäftsertrag im abgelaufenen Geschäftsjahr um 3,5% auf 99,5 Mio. CHF. Dazu beigetragen hat vor allem der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft, der um 4,8% auf 71.4 Mio. CHF anstieg. Hier war insbesondere das Wachstum von 4,0% bei den Hypotheken verantwortlich. Diese wurde eben nicht nur in der Kernregion am oberen Zürichsee und im Linthgebiet vergeben, sondern auch an den neuen Standorten in Winterthur und in Frauenfeld. Der Geschäftserfolg fiel mit fast 40 Mio. CHF (+ 29,1%) ebenso wie der Reingewinn mit 25 Mio. CHF (+ 10,4%) wesentlich besser als noch im Vorjahr aus. Für Winterthur bezifferte Sarasin das Geschäftsvolumen auf rund 1 Mrd. CHF, das seit der Eröffnung der Geschäftsstelle dort generiert worden sei.

Persönliche Beratung statt digitaler Experimente

Die Geschäftsleitung der Bank sieht sich somit bestätigt in ihrer Strategie, mit reinen Beratungsstandorten näher an den Kunden heranzukommen. Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren auch die meisten bestehenden Standorte vom klassischen Schalter zum «Ort der Begegnung» umgebaut – mit entsprechendem Fokus auf Kundenberatung. Denn diese hat für die Bank Linth weiterhin, trotz der vielen neuen Angebote von Fintech-Firmen, oberste Priorität.

Doch sind Neueröffnungen von Standorten und der Umbau von Schalterhallen zu Beratungszonen wirklich Innovationen im Banking? Für David Sarasin jedenfalls haben die Themen wie Digitalisierung und Disruption im Banking nicht an Bedeutung, sondern an Dynamik verloren. Dies zeigt sich auch bei dem Innovationslabor, das als Projekt vor zwei Jahren gestartet wurde. Heute spricht die Bank Linth mehr von einem «Innovationsprozess», der in der Bank gelebt wird. Von der Idee, die von einem Kunden, Mitarbeitern oder dem Innovations- und Trend-Radar stammt, geht dieser über die Pilotierung mit Testphasen beim Kunden und schliesslich bis zum Markteintritt, wenn er einen Kundennutzen stiftet. Doch die Bilanz des Innovationslabors fällt eher etwas ernüchternd aus.

Einziges aktuell pilotiertes Innovationsprojekt ist die Kollaboration mit der Hypothekenbörse «Credit Exchange», über die die Bank Linth ihren Kunden auch Hypotheken von Drittparteien anbieten möchte. «Unser Ziel ist es, weg vom Eigenprodukt hin zur Beraterbank zu kommen», so beschreibt Roland Greber, zuständig für Innovationsmanagement, das Projekt. Allerdings sind sich die Geschäftsleitungsmitglieder rückblickend auch einig, dass es bei vielen Fintech- und Digitalisierungsprojekten zu einer gewissen Ernüchterung gekommen ist. Die Kontoeröffnung via Videochat hat die Bank Linth wieder abgeschafft, weil sie schlichtweg nicht genutzt wurde. Die Bezahllösung Twint ist bei der regionalen Bank auch nur wenig gefragt. Stattdessen setzte die Bank Linth schon 2016 auf Apple Pay.

Auch in Bezug auf die vielen Fintech-Start-ups in der Schweiz, die vom Geschäftsleitungsteam genau beobachtet werden, ist man zunehmend zurückhaltender. «Einige Firmen haben noch kein funktionierendes Geschäftsmodell», resümiert Luc Schuurmans, Leiter Private Banking. Zudem sei der Schweizer Markt für einigen Lösungen zu klein. Nur die wenigsten Fintechs würden daher mittelfristig überleben können.

Negativ-Performance der Märkte kostet Geld

Dennoch steht die Bank Linth nicht abseits und schaut nur zu. Im Anlagegeschäft wurde schon früh auf die Kombination von persönlicher Beratung und Unterstützung von Informationstechnologien – dem sogenannten Robo Advisor – gesetzt. «Hybride Anlage- und Vermögensverwaltung» nennt sich das. Der Kunde kann seit Anfang 2019 nun aus vier Beratungsmodellen sein individuelles Modell auswählen. Offenbar kommen diese Lösungen bei den Kunden gut an. 2018 jedenfalls flossen der Bank netto rund 294 Mio. CHF an Neugeldern zu. Dass sich die gute Resonanz auf den hybriden Beratungsansatz nicht auch in der Erfolgsrechnung wiederspiegelt, ist auf die negative Performance der Aktienmärkte zurückzuführen.

Die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft gingen 2018 um 2,6% auf 19.5 Mio. CHF zurück. Rund 740’000 CHF weniger nahm die Bank ein, weil sie ihren Kunden als eine der wenigen Schweizer Banken in der Vermögensverwaltung ein performance-abhängiges Preismodell anbietet. Dies kommt bei den Kunden offenbar gut an, auch wenn es für die Bank besonders in Jahren mit einer schwachen Kapitalmarktperformance weniger gut ist. Luc Schuurmans berichtet, dass mittlerweile 25% der Kunden auf performance-abhängige Preise setzen.

Fazit

In den letzten fünf Jahren konnte die Bank Linth ihr Ergebnis trotz der Investitionen in den Umbau der Geschäftsstellen und der zurückgehenden Margen im Zinsengeschäft kontinuierlich steigern. Zwischenzeitlich hat sich die Zinsmarge stabilisiert. Es zeigt sich, dass sich die Investitionen der Vergangenheit und die Strategie mit Fokus auf Beratung bisher ausgezahlt haben. Dass trotz des guten Ergebnisses auf eine Erhöhung der Dividende verzichtet wird, wird mit einer Stärkung der Eigenmittel begründet. Damit will die Bank für mögliche schwierigere Zeiten gewappnet sein. Bei Kursen um die 460 CHF, welche derzeit für die an der SIX Swiss Exchange kotierten Aktien gezahlt werden, beträgt die Dividendenrendite allerdings nur magere 2%. Im Vergleich mit anderen kotierten Regionalbanken wie der Hypi Lenzburg (2,5%) oder Valiant (3,9%) bzw. den meisten Kantonalbanken befindet sich diese am unteren Ende der Brandbreite. Sollte sich das Geschäft in 2019 allerdings konstant entwickeln und auch die Abschreibungen nochmals geringer ausfallen, dürfte der Ruf nach einer Erhöhung der Dividende lauter werden. Schliesslich würde auch der Hauptaktionär, die LLB-Gruppe (74,2%), davon profitieren.

Dank der Kosteneffizienz – der Geschäftsaufwand lag mit 60.6 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert – und dem gestiegenen Geschäftsertrag sank die Cost/Income-Ratio auf 63,2%. Damit ist die CIR immer noch etwas höher als bei anderen Regionalbanken. Ebenso verbesserten sich der Eigenmitteldeckungsgrad auf 155,1% und die Tier-1-Ratio auf 14,0%. Sie liegen noch etwas unter dem Niveau von vergleichbaren Unternehmen. Das KGV liegt bei 15. Insgesamt erscheint die Aktie bei Kursen um die 460 CHF fair bewertet. Aufwärtspotenzial besteht nur, sofern das aktuelle Wachstum beibehalten werden kann und sich diese Verbesserungen auch in höheren Ausschüttungen zeigen. Die Aktie ist besonders bei Kunden der Bank beliebt, die auch aus der Region stammen.

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