Schweizer Zucker AG: Anbaubereitschaft der Rüben-Bauern lässt zu wünschen übrig

Dividende bis auf Weiteres nicht in Sicht

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Die mangelnde Bereitschaft der Bauern, Zuckerrüben anzubauen, ist das Hauptproblem der Schweizer Zucker AG. Bild: schweizerbauer.ch

Die Schweizer Zucker AG (SZU) konnte 2018 eine gegenüber den witterungsbedingt schwachen Vorjahren durchschnittliche Zuckermenge von 271’200 Tonnen produzieren, was einem Plus von 22% entspricht. Trotz der höheren Menge darf die weiter rückläufige Anbaubereitschaft dabei nicht übersehen werden. Diese stellt denn auch, wie VR-Präsident Andreas Blank an der GV in Aarberg erklärte, das Hauptproblem der Gesellschaft dar. So konnte die Zielgrösse einer Anbaufläche von 20’000 Hektar nicht ganz erreicht werden, informierte CEO Guido Stäger.

Matchentscheidende Faktoren

In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der SZU und den Pflanzerverbänden wurden verschiedene Massnahmen erarbeitet. Diese beinhalten eine Ausdehnung des Bio-Anbaus, ein vergünstigtes Saatgut für die Pflanzer, aber auch eine politische Einflussnahme zur Gewährung eines «vernünftigen Pflanzenschutzes». Flankiert werden diese Massnahmen durch neue moderne Werbespots. Allerdings ist die SZU «machtlos» gegenüber dem Wetter und dem Klima, die matchentscheidenden Faktoren für die Zuckerproduktion, die ausschliesslich aus Zuckerrüben erfolgt.

Etwas entspannter stellt sich indessen die finanzielle Situation dar. Dank des vom Bundesrat genehmigten Massnahmenpakets sollte der Zielpreis für die Rüben in der Schweiz in den nächsten drei Jahren einigermassen stabil gehalten werden können. Bedingung für die Gewährung der Unterstützung ist es allerdings, dass die SZU Reserven auflöst. Eine Zusammenfassung der Details kann der Medienmitteilung des Schweizerischen Bauernverbandes und der Interprofession Zucker entnommen werden.

Positiv wirkt sich auch die Erholung des Zuckerpreises an den Weltmärkten aus. Nach dem absoluten Tiefstpreis im August 2018 haben sich die Preise mittlerweile in Europa um rund 30% erholt. In der Europäischen Union stieg allerdings mit dem Ende der Zuckermarktordnung die Produktionsmenge stark an, was den Preiszerfall beschleunigte. Erst vor Monatsfrist entschied sich deshalb die Deutsche Südzucker AG zur Schliessung von Produktionsstandorten wegen der anhaltenden Tiefpreise. In diesem schwierigen Umfeld setzt die SZU bewusst auf tiefe Investitionen, um nicht unnötig Geld zu verbrennen.

Hohe Zuckermenge lässt Kosten ansteigen

Die Konzerneinnahmen der SZU übertrafen im Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Betrag von 260 Mio. CHF die Vorjahreswerte von 239.9 Mio. CHF um 20.1 Mio. CHF respektive 8,4%. Wegen der höheren Produktionsmenge ist der Rübenaufwand deutlich von 76 Mio. CHF im Vorjahr auf 97.6 Mio. CHF angestiegen. Ein markantes Plus verzeichnete die Gesellschaft aus den gleichen Gründen auch bei den Kosten für Fracht und Energie, die um 6.2 Mio. CHF auf 46 Mio. CHF anschwollen. Wegen der geringeren Menge an Zuckerimporten aus dem Ausland gingen die sonstigen Waren- und Materialkosten um 5.8 Mio. CHF auf 26 Mio. CHF zurück.

Gesamthaft stiegen die Sachaufwendungen um 22.8 Mio. CHF auf 186.3 Mio. CHF an, die Personalausgaben um 0.9 Mio. CHF auf 35.9 Mio. CHF. Erheblich stärker legten die Betriebskosten mit einem Plus von 3.9 Mio. CHF auf 21.1 Mio. CHF zu. Das Plus geht auf das Konto des Starts der Pektinproduktion. Dabei wird aus den bei der Pressung entstehenden Schnitzeln ein Rohstoff zur Viehfütterung gewonnen.

In der Summe führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 30,8% respektive minus 7.5 Mio. CHF auf 16.7 Mio. CHF. Trotz der um 1 Mio. CHF auf 17 Mio. CHF gesunkenen Abschreibungen musste ein Betriebsverlust von 0.3 Mio. CHF nach einem positiven EBIT von 6.3 Mio. CHF im Vorjahr verbucht werden. Nur dank der Auflösung von Rückstellungen im Umfang von per Saldo 4.6 Mio. CHF konnte unter dem Strich ein Reingewinn von 3.9 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 1.8 Mio. CHF ausgewiesen werden.

Tiefe Erntemenge

Im laufenden Geschäftsjahr 2018/19 ist die Anbaufläche erneut tiefer als im Vorjahr und betrug noch 19’000 Hektar. Die schwierigen Witterungsbedingungen im letzten Jahr führten zu einem hohen Krankheitsbefall der Zuckerrüben, der sich in einer sehr kleinen Ernte von nur 220’000 Tonnen Zucker niederschlug.

Zudem war die Erntezeit von Transportproblemen begleitet. So musste ein neuer privater Transportpartner gefunden werden, was zu Logistik- und Informatikproblemen führte. Fortgeführt wird der Bau des Holzheizkraftwerks in Aarberg. Aktuell werden die technischen Anlagen installiert. Die Inbetriebnahme ist für das Jahresende 2020 geplant.

Fazit

Die SZU befindet sich weiterhin in einer schwierigen Lage. Die Kennzahlen des Berichtsjahres reflektieren die ungünstigen Marktbedingungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Hierzu gehört insbesondere auch die weiter abnehmende Anbaubereitschaft der Rübenpflanzer, die im laufenden Geschäftsjahr, gepaart mit der witterungsbedingt sehr tiefen Ernte, keine Rückkehr in die Gewinnzone ohne Auflösung von Rückstellungen erwarten lässt. Eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen kann somit als ausgeschlossen angesehen.

Die Aktien der Schweizer Zucker AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. In den letzten Monaten sank das Interesse an den Titeln wieder etwas, nachdem der Kurs bis auf über 32 CHF angestiegen war. Die letztbezahlten Preise lagen bei 27 CHF. Dies liegt um mehr als die Hälfte tiefer als der ausgewiesene Buchwert nach dem Abzug der Minderheiten von rund 62 CHF pro Aktie.

Damit erscheint das Papier auf den ersten Blick als attraktiv bewertet. Was auch immer wieder Finanzinvestoren anlockt, die auf eine Höherbewertung der Aktie setzen oder gar auf eine Übernahmeofferte hoffen. Die Risiken der Gesellschaft dürfen jedoch keinesfalls übersehen werden. Als Warnsignal kann unter anderem die fehlende Bereitschaft der Rübenpflanzer, Rüben anzubauen, angesehen werden.

Auch dürfte eine Wiederaufnahme der Ausschüttung zumindest mittelfristig nicht zu erwarten sein. Investoren sollten sich zudem über die Sandwichposition, in welcher sich die Gesellschaft befindet, bewusst sein. Den Zuckerrübenpflanzern respektive deren Verbände gehören 50% der Aktien der Gesellschaft. Diese sind vor allem an einem ansehnlichen Rübenpreis interessiert, was zulasten der Rentabilität der Gesellschaft geht. Wegen der hohen Risiken, die sich aus dieser Konstellation gepaart mit dem schwierigen Marktumfeld ergeben, eignen sich die Titel trotz des optisch günstigen Preises nur bedingt zur Anlage.

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