Die Schweizer Bergbahnen können sich über das letzte Geschäftsjahr nicht beklagen. In der Zentralschweiz profitierte auch die Rigi Bahnen AG von einem aussergewöhnlichen Jahr. CEO Stefan Otz präsentierte an der Jahresmedienkonferenz ein weiteres Jahr in Folge Rekordzahlen. 2018 erhöhten sich die Frequenzen um 11,4% auf 1,94 Mio. (Vorjahr: 1,69 Mio.). Konkret bedeutet dies, dass im vergangenen Jahr rund 970’000 Besucher die Zahnradbahnen von Vitznau oder Arth, die Luftseilbahnen von Weggis nach Rigi-Kaltbad oder die Luftseilbahn von Kräbel auf Rigi-Scheidegg genutzt haben. «An 21 Tagen wurden mehr als 10’000 Frequenzen verzeichnet», berichtete Otz stolz. Spitzentag sei mit 18’000 Frequenzen der 8. Juli gewesen, an dem das Schwingfest stattgefunden habe.
Knapp an der 30-Millionen-Umsatzgrenze vorbei
Der Nettoertrag kletterte daher auch um 8% auf 29.3 Mio. CHF und verfehlte nur knapp die 30-Mio.-CHF-Grenze. Seit 2014 haben die Nettoerträge des Tourismusunternehmens von 18.2 Mio. CHF um mehr als 10 Mio. CHF zugelegt. Treiber ist einmal mehr der Ertrag aus dem Reiseverkehr mit einem Plus von 8,3% auf 22.9 Mio. CHF. Weiter zulegen konnten aber auch der Handelsertrag mit plus 8,6% auf 1.57 Mio. sowie die Erträge aus der Gastronomie, die 2.37 Mio. CHF (+ 7,6%) betrugen. Seit 2017 betreibt die Rigi Bahn AG die Restaurants Bärggnuss und Rigi Pic in Eigenregie. Mit 724’000 CHF lagen die Abgeltungen der öffentlichen Hand etwa auf Vorjahresniveau.
Gewinnsituation verbessert sich deutlich
Die gute Ertragsentwicklung spiegelt sich auch in der Erfolgsrechnung wider. Obwohl der Betriebsaufwand gesamthaft um 7,6% auf 21.6 Mio. CHF zunahm, erreichte der operative Betriebsgewinn (EBITDA) mit 7.7 Mio. CHF (+ 9,3%) ebenfalls einen neuen Rekordwert. Positiv ist anzumerken, dass auch die EBITDA-Marge leicht auf 26,3% stieg. Dank nur leicht höherer Abschreibungen von 3.6 Mio. CHF erreicht das EBIT 3.2 Mio. CHF (+ 23,7%). Mit dem verbesserten EBIT konnten die Rigi Bahnen Rückstellungen für die Pensionskasse in Höhe von 310’000 CHF bilden. Dennoch fiel der Jahresgewinn mit 2.7 Mio. CHF um 7,9% höher als im Vorjahr aus.
Die Aktionäre erhalten wieder eine Dividende in Höhe von 12 Rappen je Aktie. Alternativ können sie auch beim Besitz von 200 Aktien eine Tageskarte im Wert von 36 CHF wählen. «Aufgrund der anstehenden Investitionen ist eine höhere Dividende nicht möglich», erklärte Finanzchef Marcel Waldis an der Medienkonferenz. Auch Stefan Otz und Verwaltungsratspräsident Karl Bucher betonten in ihren Ausführungen, wie wichtig die gute Ertragskraft der Rigi Bahnen AG für die Finanzierung der Zukunftsprojekte sei.
In Vitznau entsteht ein Dienstleistungszentrum für 6 Mio. CHF
An Investitionsprojekten mangelt es auf der Rigi nicht. Um einen Überblick über die zahlreichen Projekte zu erhalten, werden die Rigi Bahnen ab Mitte April die Website www.rigi-projekte.ch aufschalten. Als erstes steht die Realisierung eines Dienstleistungszentrums in Vitznau (DLZV) auf dem Plan. Ab Herbst 2019 soll rund um das heutige Verwaltungsgebäude der Rigi Bahnen ein Zentrum entstehen, das Ticketing für Bahn und Schiff, Shopping und touristische Informationen aus einer Hand bietet. Zusätzlich wird der Bahnhofsplatz neu gestaltet und mit einem Dach versehen. Ausserdem entsteht an der Schiffsstation ein neues Seebistro. Das Gelände gehört schon heute der Rigi Bahnen AG. Die Investitionen in das gesamte Projekt werden nun auf 6 Mio. CHF geschätzt. Dies sind 3 Mio. CHF mehr als bisher angenommen. Der Bezug des DLZV ist für Mai 2020 geplant.
Sechs neue Gelenktriebwagen von Stadler Rail
Ein weiteres Projekt ist die Erneuerung der Gondelbahn Weggis – Rigi-Kaltbad. Wenn alles glatt läuft, wird bis Ende 2019 das Plangenehmigungs-Dossier erstellt. 17 Mio. CHF sind für das Projekt vorgesehen. Als «Generationenprojekt» bezeichnete Stefan Otz die Neubeschaffung von Rollmaterial für die aus den 80er Jahren stammenden Triebwagen. Noch im April 2019 sollen die ersten von insgesamt 6 Gelenktriebwagen bei Stadler Rail bestellt werden. Der Einsatz ist ab Mitte 2021 geplant. Stefan Otz machte deutlich, dass 2 bis 3 alte Fahrzeuge weiterhin für Sonderanlässe und historische Fahrten genutzt werden können. «Unser Erbe als älteste Bergbahn Europas werden wir nicht vernachlässigen», so Otz. Die Rollmaterialbeschaffung sei ein Schritt in die Zukunft, aber auch ein Bekenntnis zur Herkunft. Für das neue Rollmaterial veranschlagt die Rigi Bahnen AG nun rund 38 Mio. CHF. Bisher war stets von 25 Mio. CHF die Rede. Allerdings beschaffe die Bahn nun insgesamt 6 statt wie bisher geplant 4 Fahrzeuge, begründet Marcel Waldis die höhere Investitionssumme.
Bisher noch in der Planungsphase sind zwei Immobilienprojekte in Goldau am Bahnhof/dem Hochperron sowie dem Parkplatz an der A4. Für beide Projekte sucht die Bahn allerdings externe Investoren, so dass diese nicht von der Rigi Bahnen AG selber finanziert werden müssen.
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2019 dämpfte Stefan Otz die Erwartungen etwas, obwohl der Februar «der beste Februar aller Zeiten» gewesen sei und auch die Frequenzen von Januar bis März um 10% zugelegt hätten. «Die wirtschaftliche Abkühlung in China und der andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China könnte sich zu einer Herausforderung entwickeln», so Otz. Das Rekordjahr 2018 zu übertreffen, könne daher schwierig werden.
Fazit
Analog der anderen grossen Schweizer Bergbahnen können auch die Rigi Bahnen für 2018 mit Rekordzahlen aufwarten. Erfreulich ist auch Verbesserung der EBITDA-Marge. In den letzten zwölf Monaten kletterte die Aktie der Rigi Bahnen AG auf OTC-X um mehr als 30% und wird derzeit für 11 CHF gehandelt. Der starke Kursanstieg hat bereits die positive Geschäftsentwicklung im 2018 etwas vorweggenommen. Bei Kursen um die 11 CHF werden die Aktien mit einem KGV von knapp 15 bewertet. Damit sind sie auf den ersten Blick nicht mehr ganz günstig. Allerdings liegt das Verhältnis vom Unternehmenswert zum EBITDA (EV/EBITDA) immer noch bei moderaten 6. Dies ist im Vergleich mit anderen Bergbahnaktien eher niedrig. Hingegen ist die Dividendenrendite mit 1,1% etwas mager.
Daran dürfte sich auch künftig wenig ändern. Denn in den kommenden drei Jahren muss die Bahn rund 70 Mio. CHF in neue Projekte investieren. Die dafür benötigten Mittel können nur zum Teil aus dem Cashflow erwirtschaftet werden. Ein grösserer Teil dürfte durch die Aufnahme von Fremdkapital erfolgen. Nach Angaben der Gesellschaft ist die Finanzierung gesichert. Die Eigenkapitalquote betrug Ende 2018 rund 65% und erlaubt daher die Aufnahme von Fremdmitteln. Grösstes Risiko für die Rigi Bahnen bleibt die Marktentwicklung, insbesondere bei den Touristen aus den Fernmärkten resp. Asien. Diese könnte die Rückzahlung der Fremdmittel verzögern oder gar einen Dividendenausfall zur Folge haben. Doch von einer solchen Flaute sind wir derzeit weit entfernt. Daher ist es vonseiten des Unternehmens clever, die gute Tourismuskonjunktur und den finanziellen Rückenwind zu nutzen, um die Generationenprojekte zu finanzieren. Die nachfolgende Generation wird es ihnen danken.
Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom, unter anderen Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.