Bergbahnen Wildhaus: Gutes Wetter lässt Kassen klingeln – Kein Ende des «Toggenburger Kriegs» in Sicht

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Das neue Bergrestaurant Oberdorf erweist sich als Gästemagnet. Quelle. Wildhaus Bergbahnen AG

Die Bergbahnen Wildhaus AG (BWH) konnte im Geschäftsjahr 2018/19, das am 31. Mai 2019 endete, von idealen Witterungsbedingungen profitieren. Nach einem – wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt – Bergsommer wie im Bilderbuch folgte ein schneereicher Winter. Dieser forderte die Gesellschaft indessen. So konnte der Betrieb über die Festtage wegen des kurz zuvor erfolgten Wärmeeinbruchs mit viel Regen nur dank der Beschneiungsanlage aufrechterhalten werden. Im Januar fielen dann grosse Mengen an Naturschnee, die gepaart mit Winterstürmen einen hohen Aufwand für die Bahnen mit sich brachten. Zum Start der Hauptferienzeit im Februar stellte sich eine lang anhaltende Schönwetterperiode ein, die den Gästen perfekte Verhältnisse bot. Per Saldo konnte der Jahresgewinn auf knapp 250’000 CHF gesteigert werden, was einem Plus von 132% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Kein Friede in Sicht

Die Hoffnungen, den «Krieg» im Toggenburg im Sinne einer allen Partnern dienenden Lösung zu beenden, schwinden zusehends. Mit dem Ende der Sommersaison 2019 läuft die Tarifvereinbarung zwischen den Toggenburg Bergbahnen und den Bergbahnen Wildhaus aus. Offenbar sind die Toggenburg Bergbahnen nicht zu Verhandlungsgesprächen bereit. Dies gilt zumindest für die Zeit bis im September 2019, dem Ende des Übernahmeangebots für die Wildhaus Bergbahnen. Wie wir in unserem Blog vor Jahresfrist berichteten, wurde eine Kaufofferte für die Aktien der Wildhaus Bergbahnen abgegeben, die massiv tiefer als der Buchwert und auch die im ausserbörslichen Handel bezahlten Preise von letztmalig 180 CHF liegt. Der Verwaltungsrat der Wildhaus Bergbahnen taxiert das Angebot zwar als feindlich, signalisiert aber im Geschäftsbericht gleichzeitig auch Verhandlungsbereitschaft im Tarifstreit.

Zumindest bis zum aktuellen Zeitpunkt erscheint ein gemeinsames Ticket für die beiden verfeindeten Unternehmen im Winter 2019/20 in weite Ferne gerückt. Die Verantwortlichen der Bergbahnen Wildhaus haben bereits die Tarife des kommenden Winters auf ihrer Homepage publiziert. Dabei fällt auf, dass der Skipass neu auch im Gebiet Grüsch-Danusa gültig ist, während er bei den verfeindeten Toggenburg Bergbahnen nicht mehr gültig ist. Weiterhin erhältlich sein wird auch der Skipass Meilenwies, der 48 Gebiete in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Liechtenstein umfasst. Dort finden sich indessen nur die Angebote und Preise für die vergangene Saison, ebenso wie bei den Toggenburg Bergbahnen. Letztere setzen jedoch auch auf eine Kooperation: Ab dem kommenden Winter ist der Skipass der Toggenburg Bergbahnen auch im Gamplüt-Gebiet gültig. Wie unsere Kollegen vom St. Galler Tagblatt in einem Artikel vom Juli vermelden, sind sämtliche Abonnements der Toggenburg Bergbahnen sowohl im Winter 2019/20 als auch im Sommer 2020 auch auf Gamplüt gültig.

Sommerumsatz steigt auf knapp 1 Mio. CHF

Im Sommer 2018 konnte die BWH mit Gesamterträgen von 960’000 CHF fast die Schallmauer von 1 Mio. CHF knacken. Der Grossteil der Einnahmen stammt hierbei aus dem Restaurationsgeschäft, dessen Zahlen im Geschäftsbericht nicht zwischen der Winter- und der Sommersaison getrennt ausgewiesen werden. Aus dem Transportgeschäft stammten 365’000 CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 8,7% entspricht. Somit gehen auf das Konto der Gastronomieerträge im Sommer über 600’000 CHF. Bereits im Vorjahr warnte indessen die BWH im Geschäftsbericht, dass deutliche Umsatzsteigerungen im Sommer grösserer Investitionen bedürfen.

Guter Winter lässt Erträge anschwellen

Die Gesamteinnahmen der BWH im Berichtsjahr erreichten 6.9 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 4,5% entspricht. Als Haupteinnahmequelle fungierten wie in der Vergangenheit die Winterverkehrserträge, die um 2,4% auf 3.5 Mio. CHF anstiegen. Deutlich stärker legten die Gastronomieeinnahmen mit plus 6,2% auf 2.7 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite stiegen die Personalaufwendungen um 3,6% auf gut 3.1 Mio. CHF an. Etwas weniger stark legten mit plus 3,2% auf 1.4 Mio. CHF die betrieblichen Aufwendungen für die Bahn zu, obwohl die grossen Schneemengen einen deutlich höheren Arbeitsaufwand erforderten. Analog der Mehrumsätze entwickelten sich die Kosten der Gastronomie, die um 6,2% auf 1.3 Mio. CHF anstiegen. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 7,1% auf 1.1 Mio. CHF. Wegen der um 50’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen legte das EBIT überproportional um 125’000 CHF respektive plus 55,6% auf 350’000 CHF zu. Unter dem Strich resultierte sogar ein Gewinnplus von 131,7% auf 250’000 CHF. Die Aktionäre erhalten auch weiterhin keine Dividende.

Projekt Wildhaus 2.0 auf Kurs

Das aktuell laufende Projekt Wildhaus 2.0 befindet sich auf Kurs. Die Details des Projekts haben wir ebenfalls vor Jahresfrist vorgestellt. Angaben der BWH zufolge entwickelt sich die noch bis September 2019 laufende Aktienkapitalerhöhung gut. Weiterhin blockiert bleiben allerdings Subventionen im Umfang von 5 Mio. CHF, die erst bei einer Einigung der BWH und der Toggenburg Bergbahnen freigegeben werden.

Fazit

Die Geschäftszahlen der BWH fallen in der Kurzfristbetrachtung gut bis sehr gut aus. Allerdings reicht der erzielte Cashflow von 750’000 CHF bei weitem nicht aus, um die Erneuerung der Sachanlagen aus eigener Kraft zu finanzieren. Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 48 Mio. CHF kann der übliche Erneuerungszyklus von 25 bis 30 Jahren nur durch Fremdmittel finanziert werden. Einen gewissen Einblick liefert das Projekt Wildhaus 2.0, das auf Subventionen angewiesen ist und zudem auch mit einer Aktienkapitalerhöhung finanziert werden muss. Zusätzlich zu den ökonomischen Problemen kommt noch der «Toggenburger Krieg», der bestenfalls für ein mediales Echo und damit eine Steigerung des Bekanntheitsgrads sorgt. Für den aussenstehenden Betrachter ist dieser Kleinkrieg nicht nachvollziehbar. Ausser Zweifel steht, dass bei einer Kooperation der beiden Bahnen und einem allfälligen Zusammenschluss ein deutliches Kostensenkungspotenzial besteht.

Die Aktien der BWH werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Preis der selten gehandelten Titel lag bei 225 CHF, was deutlich unterhalb des ausgewiesenen Buchwerts von 320 CHF pro Aktie liegt. Nicht aussagekräftig ist das hohe KGV auf der Basis des Reingewinns von fast 31 für das Berichtsjahr. Als durchschnittlich angesehen werden kann indessen die Bewertung auf der Basis des Unternehmenswerts im Verhältnis zum EBITDA (Enterprice Value/EBITDA) von 6.4. Hierbei nicht übersehen werden darf allerdings die geringe Finanzkraft der Gesellschaft, die es ihr nur sehr begrenzt erlaubt, Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren. Die Aktionäre erhalten anstelle einer Dividende Aktionärsbons im Umfang von 2% des Nennwerts der Papiere, was 4 CHF pro Aktie im Nennwert von 200 CHF ausmacht. Zudem können die Aktionäre im Anschluss an die GV gratis die Bergbahnen nutzen und erhalten einen Konsumationsgutschein im Umfang von 18 CHF, der am Tag der GV in den Bergrestaurants eingelöst werden kann. Beim Besitz von lediglich einer Aktie lässt sich so zumindest für diejenigen Aktionäre, die an der GV teilnehmen können, eine ansehnliche Rendite von über 10% erzielen. Weitere Vergünstigungen oder Dividenden sind auch zukünftig nicht zu erwarten, weswegen die Papiere ausschliesslich für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und zur Gesellschaft zur Anlage geeignet sind.

Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom Development Holding, auch Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.

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