Detlef Brose, CEO Stadtcasino Baden: «jackpots.ch und casino777.ch deutlich über Budget»

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Nach Einführung des neuen Geldspielgesetzes ist im Juli das Grand Casino Baden als erstes legales Schweizer Online-Casino mit jackpots.ch online gegangen. Seit September bietet auch das zur Stadtcasino Baden gehörende Casino Davos als viertes Schweizer Unternehmen nach den Casinos Luzern und Pfäffikon (SZ) mit casino777.ch Online-Geldspiele in der Schweiz an.

Detlef Brose ist Casinochef des Grand Casino Baden und Fussballspieler. Teamgeist und Siegeswillen holt sich der gross gewachsene CEO beim Training auf dem Fussballplatz, früher im Mittelfeld, heute in der Abwehr.

Teamgeist, Siegeswille und Taktik waren auch gefragt, als Brose in kurzer Zeit Baden und Davos als Online-Player und Early Mover in unbekanntem Terrain etablieren musste.

Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich Brose zu den ersten Erfahrungen mit den beiden Online-Casinos, zu den regulatorischen Rahmenbedingungen sowie zur Frage, wann Online-Poker auch in der Schweiz angeboten wird. Und er zeigt sich zufrieden mit dem Offline-Geschäft des Grand Casino Baden und des Casinos Davos.

Der CEO der Stadcasino Baden AG, Detlef Brose, neben der Galionsfigur von jackpots.ch. Bild: schweizeraktien.net

Herr Brose, ausländische Seiten von Glücksspielanbietern sind seit Juli 2019 gesperrt. Sind Sie mit der Durchsetzung der politischen Massnahmen zufrieden?

Es fehlt die Ausgewogenheit. Nach wie vor tummeln sich unzählige, illegale Casinos in der Schweiz sowie im klassischen als auch im Online-Bereich. Damit fliessen auch nach dem neuen Geldspielgesetz hunderte von Millionen Franken jährlich in illegale Kanäle ab. Wir erwarten, dass Politik und Exekutive nun endlich viel stringenter gegen diese Kriminellen vorgehen. Zudem bin ich der Meinung, dass die darauf bezogenen Strafbestimmungen im jetzigen Glücksspielgesetz viel härter hätten sein müssen.

Sie fühlen sich also trotz dem neuen Geldspielgesetz weiterhin im Nachteil gegenüber ausländischen Anbietern?

Im Online-Bereich könnte man natürlich am besten mit einem attraktiven, legalen hiesigen Spielangebot gegensteuern. Aber hier sind wir im Moment klar im Nachteil gegenüber ausländischen Anbietern. Zum einen sind die Spielbankabgaben hierzulande extrem hoch im internationalen Vergleich, zum anderen sind die regulatorischen Rahmenbedingungen in der Schweiz viel strenger. So war die Lancierung eines konkurrenzfähigen Angebotes in unseren beiden Internet-Casinos bislang nicht möglich. Dies liegt an den besonderen gesetzlichen Schweizer Auflagen für die Spieleanbieter und einem langwierigen wie auch komplizierten Genehmigungsprozess.

Am 5. Juli ging mit Jackpots.ch das erste Online-Casino der Schweiz ins Netz. Was sind Ihre Erfahrungen nach 3 Monaten online?

Insgesamt sind unsere Erfahrungen sehr positiv, und wir sind hoch zufrieden mit unserem Start. Wir haben es geschafft, als erstes Schweizer Casino die regulatorischen Hürden zu nehmen, und zudem ist unsere Plattform kundenorientiert. Das Spielangebot, und das gilt sicher für alle vier Schweizer Online-Casinos, ist allerdings aus den oben aufgeführten Gründen klar ausbaufähig.

Bereits nach drei Monaten liegen wir im Grand Casino Baden deutlich über dem Budget. Auch in Davos haben wir, wenn auch in geringerem Masse, unsere Planungsvorgaben bislang übertroffen. Davos war von den vier Online-Casinos das letzte, das ins Netz ging; insofern erklärt das auch, dass wir dort noch Aufholpotenzial haben.

Welche Investitionen mussten Sie für jackpots.ch stemmen?

Wir haben erst Ende letzten Jahres die strategische Entscheidung getroffen, für das Badener Online-Casino eine völlig neue Plattform, das Herzstück eines jeden Online-Casinos, mit der Gamanza AG zu entwickeln. Aus diesem Grund haben wir uns an dem internationalen Online-Game-Entwickler substanziell mit 50% beteiligt und den Sitz der Firma inzwischen in die Schweiz verlegt.

Bis zum Start von jackpots.ch im Juli hatten wir nur ein halbes Jahr Zeit, um die Software der Plattform zu programmieren und auf den durchaus komplizierten Echtgeldbetrieb mit u.a. Einhaltung der regulatorischen Auflagen, Zahlungsabwicklung oder Spieleintegration vorzubereiten. So benötigte Gamanza z.B. eine ISO 27001 Zertifizierung, womit wir mit unserem Internet-Casino die höchsten Ansprüche an Persönlichkeits- und Datenschutz erfüllen.

War die Eigenentwicklung einer Plattform im Rückblick die richtige Entscheidung?

Der durchaus mutige Schritt, auf eine Eigenentwicklung zu setzten, hat sich als richtig erwiesen. Damit konnten wir auf hohem Niveau absichern, die zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen auf der neuen Plattform 1:1 umsetzen zu können.

Zudem sind sind wir nun viel flexibler bei der Implementierung von neuen Spielanbietern und bei Weiterentwicklungen als bei einer fremden, geleasten Lösung. Dazu werden wir unsere Plattform auch auf dem nationalen wie internationalen Markt anbieten.

Zu guter Letzt entwickeln wir mit Gamanza auch eigene Spiele, die wir inzwischen bereits auf jackpots.ch integrieren konnten. Es ist auch ein mittelfristiges Ziel, eine wesentlich grössere Anzahl von Spielen bzw. Spielangeboten zu produzieren und diese auf dem Schweizer wie auch auf dem internationalen Markt anzubieten.

Die Investitionen, die wir bislang getätigt haben, beziehen sich daher vor allem auf den Aktienerwerb bei der Gamanza AG.

War es von Vorteil, dass Sie bereits vor dem Start von jackpots.ch ein Social-Casino online betrieben haben, wo man zwar spielen konnte, aber nicht um Geld?

Wir haben unser Social-Casino zwei Jahre mit einem Partner aus Belgien betrieben. Aus regulatorischen Gründen, die Details des neuen Geldspielgesetzes waren ja erst 2018 bekannt, konnten wir uns dann aber nicht auf eine Weiterführung bzw. Umsetzung in ein Cash-Casino einigen. Selbstverständlich war es von Vorteil, dass wir die bereits registrierten Spieler des Social-Casinos für jackpots.ch übernehmen konnten. Ein wichtiger Punkt war aber auch, dass wir mit dem vorgängigen Betrieb weiterreichende operative Erfahrungen sammeln konnten.

Wie viele Online-Spiele bieten Sie derzeit an?

Nach dem Start mit 50 Spielen werden auf jackptos.ch bis Ende Oktober ca. 140 Spiele zur Verfügung stehen. Im Casino Davos sind es derzeit lediglich ca. 60 Spiele, was auch an der schwierigen Integration innerhalb der externen Plattform liegt. Langfristig möchten wir in beiden Online-Casinos über 500 Spiele anbieten. Um dies so bald wie möglich zu erreichen, benötigen wir aber einen speditiven und moderateren Genehmigungsprozess. Nur so können die Schweizer Casinos möglichst viel von den hunderten von Millionen Franken, die nach wie vor an illegale Online-Anbieter aus der Schweiz abfliessen, hierzulande erwirtschaften.

Warum behindert Sie der Genehmigungsprozess?

Das Einbinden neuer Spiele ist zurzeit vor allem ein komplexer regulatorischer Prozess, denn jedes Spiel, das neu auf den Markt kommt, muss nicht nur technisch an den Plattformen angebunden werden, sondern durchläuft einen Genehmigungsprozess der Eidgenössischen Spielbankenkommission. Das ist ein zu langwieriger und kostenintensiver Vorgang, denn jedes Spiel benötigt zudem eine spezielle Schweizer Zertifizierung und ist oft schon wieder vom Markt, bevor es in der Schweiz überhaupt angeboten werden kann. Ist das Spiel aber erfolgreich, werden die ausländischen Casinos immer einen gewissen zeitlichen Vorsprung haben.

Wie sieht es mit Live-Spielen aus? Also mit Poker, Live-Roulette oder -Blackjack?

Wir sind dabei, mit einem namhaften internationalen Anbieter das Online-Poker für Davos zu lancieren. Aber auch hier ist der Genehmigungsprozess zäh. Wir hoffen, dass wir zumindest in Davos bis Ende des Jahres mit dem Live-Poker starten können. Auch für das Grand Casino Baden planen wir mittelfristig mit einem Pokerangebot.

Im Live-Game-Bereich, das sind im Internet mit echten Croupiers abgewickelte Spiele mit z.B. bekannten Dauerbrennern wie Roulette und Black Jack, mussten wir uns im Rahmen beider Konzessionsgesuche Anfang des Jahres für einen Partner entscheiden. Dieser konnte bislang die regulatorischen Auflagen, die allerdings zu dieser Zeit nicht in allen Facetten feststanden, noch nicht erfüllen. Wir hoffen nun, bis Ende des Jahres mit diesem speziellen Spielesegment endlich starten zu können.

Von welchem Umsatz gehen Sie im Bereich Online-Casino aus?

Schätzungen gehen von jährlichen CHF 250 Millionen aus, welche die in der Schweizer illegal operierenden ausländischen Online-Casinos umsetzen. Das Ziel muss natürlich sein, möglichst viel von diesem Abfluss in der Schweiz zu erwirtschaften. Für unsere beiden Online-Casinos in Baden und Davos möchten wir im nächsten Jahr jeweils einen zweistelligen Millionenbetrag an Bruttospielerträgen generieren. Wir glauben, dass dies realistisch ist. Mehr ist erst mittelfristig und mit einem konkurrenzfähigen Spielangebot machbar. Zudem ist es relevant, dass die vom Bund getroffenen Blockingmassnahmen der illegalen internationalen Anbieter greifen.

Mit welchen Marketingmassnahmen machen Sie auf Ihr Angebot aufmerksam?

Wir haben vor allem in Baden vergleichsweise stark in das Marketing investiert. Dies mit organischem Marketing auf Google, Facebook und Instagram sowie mit Investitionen in Internet-Displays. Weiter haben wir sowohl in Baden als auch in Davos TV-Spots, die auf gängigen Sendern wir SRF oder Pro Sieben laufen, produzieren lassen.

Zusätzlich haben wir in Baden natürlich unser Inhouse-Marketing, vor allem mittels unseres Gästeclubs Grandwinners, genutzt. Dieser besteht inzwischen aus über 30‘000 Mitgliedern, von denen sich ja ein Teil bereits im Social-Casino registriert hat. In unseren Newslettern bieten wir den Clubmitgliedern an, auch einmal das Online-Gaming zu testen. Somit können wir natürlich von der Strategie, die wir seit Jahren gefahren sind, ganz gut profitieren.

Welche weiteren Expansionspläne haben Sie mit jackpots.ch?

Kurzfristig möchten wir die Live-Spiele in jackpots.ch integrieren und anderseits das bestehende Angebot mit Slot-Machines und klassischen Spielevarianten von z.B. Roulette oder Black Jack weiter ausbauen.

Dazu kommt, dass wir unsere eigene, von Gamanza entwickelte Plattform „Jackpots“, national und international vermarkten und verkaufen wollen. Ich bin überzeugt, wir sind mit dieser Plattform absolut konkurrenzfähig mit ausländischen Anbietern, auch wenn im Rahmen der Geldspiel-Gesetzesentwicklung in diversen Medien behauptet wurde, dass Schweizer Unternehmen hier nicht konkurrenzfähig seien.

Lassen Sie uns noch kurz über den Geschäftsgang des Offline-Casinos sprechen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Grand Casinos Baden?

Das erste Quartal 2019 war etwas schwächer als der sehr umsatzstarke Vergleichszeitraum 2018. Aber im zweiten und dritten Quartal haben wir die Rückstände wieder aufholen können. Ich gehe davon aus, dass wir 2019 zumindest den Bruttospielertrag (BSE) des Vorjahres halten können. Auf jeden Fall wollen wir unseren Marktanteil in der Schweiz leicht ausbauen.

Auch in Davos sind wir mit der BSE-Entwicklung in diesem Jahr sehr zufrieden, denn dort liegen wir momentan um mehr als 10% über dem Vorjahreswert.

Zum Schluss: Was können Sie als passionierter Fussballspieler vom grünen Rasen auf den grünen Filz des Spieltisches übernehmen?

Siegeswillen, Spielspass und Teamgeist. Beim Fussball werden die Gegner im Gegensatz zu mir immer jünger und schneller. Daher braucht es im Gegenzug gewisse Erfahrung, aber auch ein gesundes Mass an Gelassenheit.

Herr Brose, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Die Aktie der Stadtcasino Baden AG wird auf OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 650 CHF gezahlt.

 

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