Plaston Group: Internationalisierung ist Chance und Risiko zugleich

Gemischte Entwicklungen bei den operativen Einheiten

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Gemäss dem Motto, dass Unternehmen am besten florieren, wenn sie nah an den Kunden sind, hat auch die Plaston Group in Tschechien, China und den USA ihre Marktpräsenz auf- und ausgebaut. Traditionell stellt Plaston Koffer für Werkzeug-Sets im Auftrag namhafter Hersteller her. Mit der Tochter Boneco erfolgte der Einstieg in das Geschäft mit Luftbehandlungsgeräten. Zuletzt kam neu das Ventilatorengeschäft dazu. Im Mai 2019 stärkte Boneco seine Stellung in den USA durch die Übernahme der US-amerikanischen Envion.

In einem Brief an die Aktionäre informiert die Gesellschaft über den Geschäftsverlauf im ersten Geschäftshalbjahr per 30. September 2019. Die Aktien der Plaston Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt.

Umsatz gehalten

Kursentwicklung der auf OTC-X gehandelten Plaston-Aktie. Quelle: money-net.ch

Durch die Akquisition und Konsolidierung von Envion blieb der Bruttoumsatz der Plaston Group im ersten Halbjahr bei 37.3 Mio. CHF nahezu unverändert. Envion wurde bei der Tochter Boneco eingegliedert, die so ihren Umsatz um 38,7% auf rund 8 Mio. CHF steigerte. Der organische Umsatzzuwachs belief sich auf 5,4%. Akquisitionsbereinigt lag der Boneco-Umsatz damit bei 6.1 Mio. CHF. Plaston weist im Halbjahresbericht darauf hin, dass das Geschäft mit Luftbehandlungsgeräten einen starken saisonalen Charakter aufweist, wobei der Schwerpunkt im Winterhalbjahr liegt.

Abgeschwächte Nachfrage in Europa

Im Bereich Koffer setzte sich die schon im vorigen Geschäftsjahr schwächere Tendenz bei der Nachfrage in Europa fort. Der Halbjahresumsatz lag um 7,2% respektive 2.3 Mio. CHF tiefer bei 29.3 Mio. CHF. Während der in China erzielte Umsatz um 4,8% höher als im Vorjahreszeitraum ausfiel, verzeichnete Europa einen um 11,4% tieferen Umsatz.

Da der Betriebsaufwand geringfügig auf 1.5 Mio. CHF zunahm, fielen EBITDA und EBIT kräftig um jeweils 1.2 Mio. CHF. Während das EBIT mit 0.8 Mio. CHF im positiven Bereich blieb, stürzte das EBIT auf negative 1.2 Mio. CHF. Abschreibungen und Amortisationen blieben fast unverändert bei nahe 2 Mio. CHF, das Nettoergebnis fiel um 1.3 Mio. CHF auf negative 1.4 Mio. CHF. Die Wechselkursentwicklungen im ersten Halbjahr verliefen zwar negativ, blieben jedoch ohne nennenswerten Effekt.

Mehr Kunden in China

Die beiden europäischen Werke von Plaston leiden unter der anhaltend verhaltenen Nachfrage der grössten Kofferkunden. In China dagegen konnte das Geschäft mit neuen Kunden so stark gesteigert werden, dass die Umsatzrückgänge mit dem grössten Einzelkunden sogar überkompensiert werden konnten. Fortgesetzte Anstrengungen zur Steigerung der Profitabilität fruchten in China und Tschechien, während die Schweiz noch hinterherhinkt. Plaston arbeitet an neuen Koffer-Generationen, die in der Schweiz und Tschechien bei mehreren Grosskunden 2020 eingeführt werden sollen. Damit soll die Rückkehr des Bereiches in die Gewinnzone gelingen.

Integration von Envion

Die Akquisition von Envion in den USA erweitert die Produktpalette und die geografische Verbreitung. Dies schlug sich schon in einer starken Geschäftsentwicklung nieder. Daneben werden auch Kostensenkungen durchgeführt. So wurden die Unternehmenssitze in Los Angeles zusammengelegt, bisher war Boneco in Chicago zuhause. Dadurch wurde auch der Personalstand reduziert, was die Profitabilität steigern soll. Plaston berichtet, dass die Zusammenführung der beiden Unternehmen gut gelungen ist. Zu den Synergien zählt, dass die Ventilatoren über das Vertriebsnetz in Europa angeboten werden, was den Geschäftsgang beflügelte.

Mehr Konkurrenz in China

Während sich bei Boneco die europäischen und amerikanischen Märkte im ersten Geschäftshalbjahr erfreulich entwickelten, schwächelte die Nachfrage beim bisherigen Hoffnungsträger China. Der Wettbewerb habe sich intensiviert, zudem migriere der Handel immer stärker vom stationären Handel zu Online-Kanälen. Mit organisatorischen Änderungen will die Gesellschaft den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen.

Ausblick

Die Geschäftsleitung blickt verhalten optimistisch nach vorne, weist jedoch auch auf den Wetter-Faktor hin, der in den Endmärkten helfen soll, die gesetzten Ziele zu erreichen. Die Gesellschaft braucht einen strengen Winter, der die Nachfrage ankurbelt. Fällt die Witterung dagegen milde wie in den meisten Jahren der jüngeren Vergangenheit aus, wird der Geschäftsgang wohl unbefriedigend ausfallen. Mit einer Eigenkapitalquote von über 60% ist Plaston jedoch relativ witterungsfest.

Die Aktien von Plaston werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 4150 CHF für eine Aktie gezahlt. Damit werden die Titel mit einem Abschlag von rund 20% auf den Buchwert von 5’206 CHF (per Ende 2018) gehandelt. Eine gleichbleibende Dividende von 100 CHF vorausgesetzt, rentiert der Titel mit 2.4%.

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