In diesen Tagen wird in vielen Publikationen an den zumindest in der «älteren Generation» bekannten Entertainer und Schlagerbarde Rudi Carrell erinnert. Carrell stellte bereits 1975 in einem Lied über Wetterkapriolen die Frage, die aktuell nicht nur die Touristiker im Land, sondern auch die Urlauber umtreibt: «Wann wirds mal wieder richtig Sommer?»
Für die Tourismusbranche kommt die aktuelle meteorologische Situation mit dem Dauerregen der letzten Wochen und dem Hochwasser mitten im kalendarischen Sommer und in der Hauptreisezeit zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Nach dem gerade erst stufenweise beendeten Corona-Lockdown folgte jetzt der «Wetter-Lockdown», obwohl die Schweiz beim aktuellen Hochwasser in einer relativen Perspektive mit Blick etwa nach Deutschland bisher noch vergleichsweise glimpflich davongekommen ist.
Und dennoch: Als Folge des Hochwassers wurde die Schifffahrt auf den bei Touristen beliebten Seen wie dem Vierwaldstättersee, Thuner- und Brienzersee sowie auf weiteren Seen in der vergangenen Woche aus Sicherheitsgründen eingestellt. Die SGV-Flotte auf dem Vierwaldstättersee hat kommuniziert, dass der Betrieb bis mindestens Mittwochabend, 21. Juli 2021 eingestellt bleibt.
Bisher ist das Sommergeschäft – sprichwörtlich – ins Wasser gefallen. Auch die vielen Bergbahnbetriebe, die schon im zweiten Jahr in Folge stark auf Inlandgäste sowie Gäste aus den benachbarten europäischen Märkten angewiesen sind, verdienen ihr Geld – wie etwa die Rigi Bahnen – zu einem Grossteil im Sommer und im Herbst. Entsprechend abhängig sind diese Betriebe vom Wetter, da diese Gäste – anders als Gäste aus den Fernmärkten – besonders «wettersensitiv» sind. Regnet es Bindfäden, fahren Herr und Frau Schweizer kaum auf den Berg.
Wie Rigi-Bahnen-CEO Frédéric Füssenich im Interview mit schweizeraktien.net erklärt hat, werden die nächsten Monate entscheiden, inwiefern die Rigi Bahnen im Jubiläumsjahr 2021 die gesteckten Ziele erreichen können. Dabei wird das Wetter einen grossen Einfluss auf das Ergebnis haben. Angesichts der vielen Unsicherheiten nach Corona und rund um den Wettereinfluss auf das Buchungsverhalten erstaunt es nicht, dass Füssenich das laufende Jahr 2021 als «Übergangsjahr» bezeichnet und erst 2023 wieder eine Ertragslage wie vor der Pandemie erwartet. Mit dieser Einschätzung eines «Übergangsjahres 2021» – in der Managementsprache oft ein Euphemismus für ein eigentlich «verlorenes Jahr» – dürfte Füssenich in der Branche nicht alleine dastehen.
Wir wären nicht überrascht, wenn das diesjährige Sommergeschäft an vielen Orten im Tourismus hinter dem «Corona-Ausnahmejahr» 2020 zurückbleibt und sich die gerade begonnene Markterholung zumindest um ein weiteres Jahr verzögert, was einerseits die Planungssicherheit – auch im Bereich von Investitionen in die Infrastruktur – erschwert und andererseits zumindest die kurzfristigen Perspektiven für Aktionäre etwas eintrübt.
Bleiben wir beim Thema «Tourismus» – in Kombination mit dem Hype-Thema «Spac», über das wir wiederholt berichtet haben. In der vergangenen Woche wurde konkret, was die Spatzen schon zuvor von den Dächern gepfiffen hatten. HomeToGo, ein Onlinemarktplatz für Ferienhäuser, wählt den erst im Februar in Frankfurt an die Börse gegangenen Lakestar-Spac für ihren Börsengang in Milliardenhöhe, der für das dritte Quartal 2021 geplant ist. Hinter Lakestar steckt der deutsch-schweizerische Investor Klaus Hommels mit Sitz in Zürich. Hommels gilt als einer der erfolgreichsten VC-Investoren der Schweiz und hat früh – mit traumhaften Renditen – in digitale Weltkonzerne wie Skype, Facebook, Airbnb oder Spotify investiert.
Lakestar ist der erste Technologie-Spac Europas, der erste in Frankfurt gelistete Spac und wird – nicht zuletzt von Klaus Hommels selbst – als ein «Testlauf für den Finanz- und Innovationsstandort Deutschland» gesehen. Bemerkenswertes Detail an der Transaktion: HomeToGo stammt aus dem eigenen Portfolio von Klaus Hommels, der 2018 mit seinen Lakestar Fonds – neben anderen Investoren – in HomeToGo investiert hat. Da ein Spac-IPO keinen Prospekt für die zu übernehmende Gesellschaft vorsieht, ist derzeit noch offen, wie es um die «Bewertungstransparenz» steht.
Mit etwas Glück könnte der verloren gegangene Sommer nach den Prognosen in dieser Woche einen neuen Anlauf nehmen. Es wäre der zuletzt hart getroffenen Tourismusbranche zu wünschen, dass der «verlorene Sommer» doch noch nachgeholt werden kann, und sei es mit einem «Goldenen Herbst» bis zum Beginn des Wintergeschäfts.
In der kommenden Woche berichten wir über den Jahresabschluss der Arosa Bergbahnen und sprechen mit dem CEO der Raurica Wald AG über das laufende Geschäftsjahr und die Situation am Holzmarkt.
Abschliessend ein Hinweis in eigener Sache: Unser wöchentlicher Newsletter geht in die Sommerpause. Die nächste Ausgabe erscheint am 9. August 2021.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die Woche und, wenn die Ferienzeit auch bei Ihnen noch bevorsteht, erholsame Ferientage sowie hoffentlich gutes Wetter.
Nach dem «Corona-Lockdown» der «Wetter-Lockdown»: Wie hier am Vierwaldstättersee in Luzern musste auch auf anderen Schweizer Seen die Schifffahrt in den letzten Tagen eingestellt werden. Bild: schweizeraktien.net
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
Börsengänge Schweiz/International: Globaler IPO-Boom – jetzt mit Schweiz
Der globale Boom an den Primärmärkten setzte sich auch im 2. Quartal 2021 fort. Insgesamt 589 Unternehmen gingen an die Börse, das ist eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahresquartal, schreibt unser Autor Karim Serrar in seiner neusten Analyse. Nach fünf Quartalen ohne IPO öffneten sich nun gleich drei Unternehmen an den Schweizer Börsen dem Anlegerpublikum…
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Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen: «90% der Gäste kommen jetzt aus der Schweiz»
Die Schweizer Bergbahnen haben es derzeit nicht leicht. Noch müssen sie sich mit den Folgen der Corona-Pandemie auseinandersetzen. Nun kommt der verregnete Sommer hinzu. Frédéric Füssenich, CEO der Rigi Bahnen AG, rechnet erst im Jahr 2023 wieder mit einer Ertragslage wie vor der Pandemie, sagt er im Interview mit uns. Auch setzt Füssenich weiterhin auf die Erhöhung des Ertrags pro Gast…
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Immobilienmarkt schlägt sich wacker in Corona-Zeiten
Trotz der unsicheren Situation Anfang 2020 erlebte der Schweizer Immobilienmarkt keinen nennenswerten Einbruch. Dies spiegelt auch die Resistenz der Wirtschaft wider, schreibt unser Gastautor Michel Benedetti. Mit den Lockerungen der Corona-Massnahmen hat in der Binnenwirtschaft eine kräftige Aufholbewegung eingesetzt…
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Retailbanken Schweiz: Effizienz und Wertschaffung litten 2020
Effizienz und Wertschaffung der Schweizer Retailbanken hatten 2020 mit konstanten Kosten bei sinkendem Ertragsniveau zu kämpfen, wie dem neuesten Sector Report Swiss Banking der Beratungsfirma IFBC zu entnehmen ist. Unser Autor Daniel Eichenberger hat sich den Sector Report genauer angeschaut. Lesen Sie hier seine Zusammenfassung…
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Mr. Green: Kapitalerhöhung soll Recycling-Abo weiteren Schub verleihen
Nicht nur Kunstwerke wie ein Picasso können dank DLT-Gesetz tokenisiert werden. Auch Aktiengesellschaften wählen diese neue Form, um sich Kapital zu beschaffen. Dazu gehört auch die Entsorgungsfirma Mr. Green AG, bei der Privat- und Firmenkunden mit einem Recycling-Abo zwölf verschiedene Wertstoffe in einem Sack, dem Mr. Green Bag, sammeln können. Am 14. Juli 2021 startete die Kapitalerhöhung auf der Plattform von daura AG…
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Art Security Token: Welt-Premiere – das erste Picasso-Werk ist tokenisiert!
Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass Mathias Imbach, CEO der Krypto-Bank Sygnum, in einem Interview mit schweizeraktien.net sagte, dass für ihn persönlich Arts & Collectibles einer der spannendsten Anwendungsbereiche für die Tokenisierung von Assets sei. Jetzt lässt er seinen Worten Taten folgen, indem seine Bank den ersten Picasso digitalisierte…
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Mathias Imbach, CEO Sygnum: «Die Tweets von Musk werden an Relevanz verlieren»
In Wochen, in denen die Kurse von Kryptowährungen stark unter Druck geraten sind, lohnt sich ein längerfristiger Blick auf die Entwicklung von «Digital Assets». Mathias Imbach, CEO der Krypto-Bank Sygnum, erläutert im Interview mit schweizeraktien.net Mitte Juni, warum Regulierungen wie in China nicht das Ende von Bitcoin & Co. sein dürften. Er skizziert auch die Veränderungen, die digitale Vermögenswerte für die Finanzbranche mit sich bringen…
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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
Erster deutscher Spac: HomeToGo-Börsengang: Grosse Chancen, starke Konkurrenz
Anfang des Jahres boomte die Platzierung von Spacs insbesondere in den USA. Mittlerweile ist der Boom etwas abgeflaut. In Deutschland muss nun ein Spac des in der Schweiz ansässigen Investors Klaus Hommels seine Feuerprobe bestehen. Mittels der Börsenhülle soll der Online-Ferienhausvermittler HomeToGo eine Börsennotiz erhalten. Die Bewertung ist mit einer voraussichtlichen Marktkapitalisierung um 1.2 Mrd. Euro ambitioniert, ebenso wie die Wachstumspläne. Derzeit verbrennt das Unternehmen noch Geld. handelsblatt.com beleuchtet nach einem Gespräch mit Klaus Hommels sowie dem HomeToGo-CEO und Gründer Patrick Andrae Chancen und Risiken des Spac-IPO…
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Krypto in der Schweiz: Ein Reality-Check
In der gerne als Crypto-Valley bezeichneten Stadt Zug gibt es rund 50 Unternehmen, die sich mit digitalen Vermögenswerten und Dienstleistungen in diesem Umfeld beschäftigen, schreibt finews.ch mit Verweis auf eine Studie. Allerdings stellen die Autoren auch fest, dass klassische Banken eher zögerlich mit dem Thema umgehen. Auch sei das Potenzial in der Schweiz begrenzt. Der Blick und die Strategien der Anbieter müssen daher über die Schweizer Grenzen hinausgehen. Sonst kommt es zu einer Konsolidierung…
Positives Betriebsergebnis der Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG
Es gibt unter den Schweizer Seilbahnen auch Betriebe, die trotz (oder gerade wegen) Corona eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnen. Dazu gehören auch die Bergbahnen Beckenried-Emmetten. Sie zählten im Geschäftsjahr 2020/21 rund 17% mehr Ersteintritte und konnten den Umsatz sogar um 2% steigern, wie seilbahn.net schreibt. Trotz schwarzer Zahlen am Ende des Geschäftsjahres bleibt die Situation schwierig. Nun verlässt Direktor Roger Joss auch noch die Bahnen und kehrt zu seinem alten Arbeitgeber Rigi Bahnen zurück…
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Bergün Filisur will neue Wege gehen
Die an der sogenannten «Albulalinie» im Albulatal gelegene Destination Bergün Filisur im Kanton Graubünden will in der touristischen Entwicklung neue Wege gehen und hat verschiedene Vorschläge ausgearbeitet, darunter eine Neuordnung der bisher auf mehrere Partner verteilten Tourismus-Organisation. Zum Verbund gehört auch die bis zur Umstellung auf Namenaktien auf OTC-X gelistete SBA Sportbahnen Bergün AG, die im Rahmen der Neuorganisation umbenannt werden soll. Darüber berichtet suedostschweiz.ch…
Preisvorteile ausgenützt – Deshalb dauert der Atomausstieg bei den Jungfraubahnen länger
Jahrelang hat die Jungfraubahn-Gruppe mit dem Strom aus dem eigenen Wasserkraftwerk ein lukratives Arbitragegeschäft betrieben. Den Strom aus Wasserkraft verkaufte man zu höheren Preisen direkt, während die eigenen Betriebe mit günstigem Atomstrom versorgt wurden. Dies geht aus einem Beitrag des Berner Oberländer (Login notwendig) hervor, der sich auf das Internetportal www.stromkennzeichnung.ch beruft. Ab 2021 will die Bahnengruppe nun nur noch Wasserstrom aus der Schweiz einsetzen…
Swiss Banking: Wo die Nachhaltigkeits-Milliarde schlummert
Wenn es um Nachhaltigkeit im Banking geht, steht meistens das Vermögensverwaltungsgeschäft im Fokus. Nach einem Bericht von finews.ch lockt für die Banken auch im Bereich der Anleihen und Kredite ein Milliardenmarkt. Allein um die von der EU bis 2030 angestrebten Emissions-Ziele zu erreichen, wird mit einem Finanzierungsbedarf von jährlich 1’100 Mrd. Euro gerechnet…
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Hitze und Starkregen: In wenigen Minuten können ganze Ortsteile unter Wasser stehen
Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands und den Nachbarländern zeigt ebenso wie die Hitzewellen in den USA und Kanada, dass die Wetter-Extremereignisse immer mehr zunehmen. Langfristig werden wohl nur massive Investitionen in den Klimaschutz solche Ereignisse verhindern können. Kurzfristig sind die Kosten für die Klimaanpassungen in Deutschland schon jetzt hoch, wie faz.net in einem Beitrag schreibt…
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Die teuersten Schuhe der Welt
Es ist jedem Menschen überlassen, sein Geld zu investieren, wo und wie er möchte. Aktien, Rohstoffe oder Immobilien sind die Klassiker unter den Anlagen. Kunst, Oldtimer oder Wein etwas für Sammlerkreise. Doch auch limitierte Schuhe, Schuhe aus einer Label-Kooperation oder Schuhe mit einer Geschichte können sich als echte «alternative Assets» entpuppen. In einer Top Ten-Liste von finanzen.net findet man die teuersten Exemplare – auf Platz zehn stehen die Sneaker Air Jordan 12 OVO. Sie wurden für die Rekordsumme von 100’000 US-Dollar auf eBay versteigert. Doch das ist noch nichts gegen die Nummer eins in dieser Liste…