Das Anlageziel des Schroder (CH) Swiss Small & Mid Cap Fund besteht hauptsächlich darin, einen langfristigen Kapitalzuwachs des investierten Vermögens zu erreichen. Der Anlagefonds mit einem Volumen von 321 Mio. CHF orientiert sich an der Performance des Swiss Performance Index Extra Total Return (SPIEX) und strebt an, den SPIEX als Benchmark zu übertreffen. Es wird eine angemessene Diversifikation angestrebt, indem in verschiedene Unternehmen und in verschiedene Sektoren investiert wird.
Herr Lenz, das Gespenst „Inflation“ ist ja keine Schimäre mehr, sondern eine Realität, in der wir leben und mit der wir umzugehen haben. Explodierende Energiepreise und steigende Kosten wegen Lieferengpässen machen der Wirtschaft weltweit zu schaffen. Wie gehen Sie als Portfoliomanager mit dieser Situation um?
Wir gehen davon aus, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten wieder abschwächen wird, da sich bald ein Basiseffekt bemerkbar machen wird und sich Teile der angespannten globalen Wertschöpfungsketten erholen sollten. Trotzdem sind wir überzeugt, dass die Inflation auch mittelfristig auf einem deutlich höheren Niveau liegen wird, als wir bis Anfang dieses Jahrs gesehen haben.
Für Investoren deutet dies auf eine herausfordernde Zeit mit hoher Volatilität hin. Wir sind dabei, in einen neuen Investitionszyklus einzutreten. Das Regime der ultra-niedrigen Zinssätze wird zu einem Ende kommen. Die monetären Stimuli werden zurückgehen müssen. Fiskalmassnahmen bleiben bestehen; allerdings ist das schiere Ausmass der Wirtschaftsunterstützung während der Covid-Krise natürlich nicht nachhaltig. Wir erwarten, dass sich die Aktienmärkte bezüglich Stil- und Sektorführerschaft an dieses neue Umfeld anpassen werden. Diese Stilrotation wird zwar nicht auf einen Schlag erfolgen, wir sind aber überzeugt, dass unser Portfolio mit einem starken Fokus auf Qualität, Bewertung und Nachhaltigkeit gut positioniert ist, um von dieser Entwicklung zu profitieren.
Sie haben über 50 Titel in Ihrem Portfolio, was im Vergleich zu anderen Fonds eine relativ hohe Anzahl darstellt. Das bedeutet auch, dass Sie sich mit vielen Unternehmen auseinandersetzen müssen. Wie können Sie die Qualität der Analyse der einzelnen Gesellschaften bei dieser Menge aufrechterhalten?
Wir halten im Schroder (CH) Swiss Small & Mid Cap Fund durchschnittlich 40-50 Titel. Wir erachten eine gute Diversifikation als ein wichtiges Element für den langfristigen Erfolg eines Small & Mid Cap Funds. Betrachtet man das Anlageuniversum in der Schweiz, so betrachten wir gut 100 Small & Mid Caps aus groben Qualitätskriterien als investierbar. Diese Aktien unterziehen wir mit unserem fünfköpfigen Team einer tiefgehenden Analyse, welche Bewertung, Qualität und Nachhaltigkeit einer Firma umfasst. Die gemäss unseren Kriterien attraktivsten Aktien nehmen wir in unser Portfolio auf und halten diese durchschnittlich drei bis fünf Jahre.
Schon bei unserem vorletzten Gespräch vor zwei Jahren outeten Sie sich als Fan von Versicherungsaktien. Mit Baloise und Helvetia haben Sie gleich zwei Werte davon in Ihren Top Ten. Was sind die Gründe dafür, dass Sie den Financial-Sektor weiterhin gegenüber der Benchmark übergewichten?
«Fan» ist vielleicht das falsche Wort. Aber es stimmt, wir halten Helvetia und Baloise schon lange im Portfolio, daneben haben wir im Finanzsektor aber auch grössere Positionen in der VZ Holding, Julius Baer, St. Galler Kantonalbank und Swissquote. Der Hauptgrund für diese Positionierung ist die Bewertung. Anders als Aktien aus dem Wachstumssegment haben die meisten Finanztitel über die letzten Jahre keine Ausweitung der Multiples erfahren. Die Dividendenrendite von Baloise liegt beispielsweise bei fast 5%, das KGV bei 11x. Zudem werden Aktien aus dem Finanzsektor von steigenden Zinsen profitieren, was zu unserem mittelfristigen Ausblick passt. Konsequenterweise halten wir auf der anderen Seite den Immobiliensektor deutlich untergewichtet.
Ein weiterer Favorit von Ihnen war lange Zeit Logitech. Allerdings haben Sie diesen Titel seit Jahresbeginn deutlich reduziert und mittlerweile ganz verkauft. Der Kurs der Aktie ist auf das Niveau von vor einem Jahr zurückgefallen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die unterdurchschnittliche Performance von Logitech?
Teil unserer Anlagepolitik ist die aktive Steuerung der Positionsgrösse einzelner Aktien. Daher haben wir schon seit längerem begonnen, Gewinne in Logitech zu realisieren, um zu verhindern, dass die Position zu gross wird. Einen grösseren Schritt haben wir dann getätigt, als bekannt wurde, dass Logitech in den Swiss Market Index (SMI) aufgenommen wird und damit unser Small & Mid Cap Analageuniversum verlässt. Mittlerweile haben wir uns aus diesem Grund ganz von der Position getrennt. Die Hauptgründe für den jüngsten Kursrückgang liegen einerseits in der allgemeinen Korrektur von Technologieaktien, andererseits hat Logitech von der Pandemie stark profitiert, für die nächsten Quartale ist nun aber die Basis für weiteres Umsatz- und Gewinnwachstum sehr hoch. Eine vorübergehende Konsolidierung des Aktienpreises überrascht daher nicht.
Bleiben Sie dabei, dass ein Untergewicht in Healthcare (gegenüber der Benchmark SPIEX) Ihrem Fonds gut bekommt?
Wir haben die jüngste Marktkorrektur ausgenutzt und unsere grössten Positionen im Gesundheitsbereich, Tecan und Sonova, aufgestockt. Insgesamt halten wir den Sektor aber untergewichtet, da die einzelnen Gesundheitswerte im Mid-Cap-Bereich sehr hoch bewertet sind. Wie man jüngst gesehen hat, ist das Rückschlagsrisiko bei einer Marktkorrektur nicht unerheblich.
Sie haben sich mit Polypeptide eingedeckt, allerdings nur in sehr geringem Mass. Bachem sucht man vergeblich bei Ihnen im Portfolio. Auch in Siegfried sind Sie nicht investiert. Warum diese Zurückhaltung bei Titeln, die in diesem Jahr sehr gut performt haben und die auf Zukunftsmärkten unterwegs sind?
Wir haben diesen Frühling am IPO von Polypeptide teilgenommen und halten an dieser Position fest, auch wenn die Aktie seit dem IPO deutlich angestiegen ist und mittlerweile auch sehr teuer bewertet ist. Polypeptide dominiert zusammen mit Bachem den attraktiven Markt für Peptide. Dies ist aber auch in den jeweiligen Aktienkursen reflektiert. Auch Siegfried handelt mittlerweile bei einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38 und einem Kurs zu Buchwertverhältnis von 5, dies bei einer tief einstelligen Free Cashflow Rendite und einer tiefen Kapitalrentabilität. Dies ist aus unserer Sicht trotz guten Endmärkten und einer guten operativen Leistung in den letzten Jahren nicht nachhaltig.
Wie schätzen Sie die Lage bei den Versorgern ein? Sie haben BKW reduziert. Gehen Sie davon aus, dass sich die Ertragssituation aufgrund stark steigender Energiepreise verschlechtern könnte?
BKW haben wir zu deutlich tieferen Preisen gekauft und nun Gewinne realisiert. Die Aktie bleibt aber Bestandteil unseres Portfolios. Steigende Energiepreise stellen für BKW kein Problem dar, ganz im Gegenteil, höhere Elektrizitätspreise sind sogar positiv. Abstriche müssen wir aber bezüglich Nachhaltigkeit machen, da die Firma eine Beteiligung an einem Kohlekraftwerk in Deutschland hält. Damit hat BKW einen sehr hohen CO2-Fussabdruck. Dies ist sehr schade, produziert BKW doch in der Schweiz mit ihrer Wasserkraft grüne Energie und könnte sich ohne die Kohlekraftwerkbeteiligung als Führer im Bereich Nachhaltigkeit positionieren, ähnlich wie es beispielsweise die Firma Verbund in Österreich geschafft hat.
Bei unserem letzten Gespräch vor einem Jahr haben Sie die vielversprechenden Umsatzprognosen bei ams hervorgehoben. Wie beurteilen Sie ams aus heutiger Sicht?
Nachdem wir lange keine ams hielten, haben wir nach der Kapitalerhöhung im Frühling 2020 eine Position gekauft. Seither haben wir mehrmals Gewinne realisiert und auch wieder dazugekauft. Die operative Leistung von ams ist aber enttäuschend. Anders als anderen Halbleiterfirmen gelingt es ams nicht, nachhaltig Wert zu schaffen. Dazu kommt eine sehr schlechte Kommunikation. Wir erwarten positive Beiträge aus Osram, auf der anderen Seite hat ams Aufträge bei Apple verloren. Die Aktie ist aus unserer Sicht zu günstig bewertet; daher halten wir an unserer Position fest; in Anbetracht des hohen Risikos und der schlechten operativen Leistung allerdings mit einem überschaubaren Gewicht.
Mit Schindler, dem grössten Wert in Ihrem Portfolio, zementieren Sie die Übergewichtung Ihres Fonds in Industrietitel. Was überzeugt Sie bei Schindler? Welche anderen Werte können Sie herausstreichen?
Industriewerte bilden mit gut einem Drittel der grösste Bereich unseres Portfolios. Die bedeutendsten Positionen sind Schindler, Daetwyler, SIG Combibloc, Georg Fischer, SFS, Zehnder und Bystronic. Schindler steht dabei exemplarisch für Eigenschaften, die Schweizer Firmen so erfolgreich machen: Marktführerschaft in attraktiven Endmärkten, ein konservatives Management, das die Firma langfristig entwickelt und nicht kurzfristig optimiert und eine grundsolide Bilanz. Wir halten Schindler seit der Lancierung unserer Schweizer Small & Mid Cap Strategie vor fast 20 Jahren. Und dies hat sich gelohnt, hat sich der Aktienkurs von Schindler doch seither mehr als verzehnfacht. Diese herausragende Performance der Schindler Aktie wird in der Öffentlichkeit selten hervorgehoben, vielmehr stehen oft kurzfristige Probleme im Zentrum, wie aktuell die undurchsichtige Lage im chinesischen Immobilienmarkt. Solche Rückschläge sind in dieser Aktie aus meiner Sicht immer Kaufgelegenheiten. Mittel- bis langfristig sind die Aussichten nämlich hervorragend. Aktuell investiert Schindler viel in die Vernetzung aller Lifte. Dies wird sich zukünftig sehr vorteilhaft auf die operative Effizienz im Servicegeschäft auswirken.
Sie liegen in der Performance 2021 unter der Benchmark SPIEX. Wie wollen Sie bis Jahresende den Rückstand aufholen?
Bis Ende September liegen wir leicht hinter dem SPIEX, dies aber nach einem sehr guten 2020. Wir denken jedoch nicht in Kalenderjahren. Unser Ziel ist es, über einen Investitionszyklus besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden und positionieren unser Portfolio für den langfristigen Erfolg. Wir stehen momentan an einer spannenden Stelle, die Dominanz der Wachstumsbereiche, wie wir sie die letzten Jahre beobachten konnten, beginnt mit dem nahenden Ende der «Tiefstzinspolitik» zu wanken. Mit unserem Fokus auf Qualität, Bewertung und Nachhaltigkeit sehen wir der Zukunft positiv entgegen.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr Lenz.