Jolanda Stadelmann und Felix Remmers, zCapital: «Nicht schöne Nachhaltigkeitsberichte, sondern Taten sind entscheidend»

Nachhaltigkeit der Unternehmen im Zentrum

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Der zCapital Swiss ESG Fund stellt die Nachhaltigkeit der Unternehmen ins Zentrum und integriert dazu verstärkt Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte (ESG) in die fundamentale Finanzanalyse. Der Fonds investiert in börsenkotierte Schweizer Unternehmen, die nachhaltiges Handeln in ihrer Kultur verankert haben und dadurch einen Mehrwert für alle Anspruchsgruppen schaffen.

Jolanda Stadelmann ist Gründungspartnerin und seit 2021 Co-Fondsmanagerin des zCapital Swiss ESG Fund. Felix Remmers ist seit 2017 als Partner bei zCapital tätig und verwaltet als Fondsmanager den zCapital Swiss ESG Fund. Bild: schweizeraktien.net

Mit Jolanda Stadelmann und Felix Remmers sprach schweizeraktien.net über die gegenwärtige, schwierige Situation an den Börsen, über die Auswahl der nachhaltigen Titel im Fonds und warum jetzt in Nicaragua ein zCapital-Wald entsteht.

Frau Stadelmann, Herr Remmers, wir kommen in diesen Zeiten nicht darum herum, zunächst über die weltpolitische Situation zu sprechen. Welche Befürchtungen haben Sie, und welche Hoffnungen hegen Sie bezüglich der Finanzmärkte und des Krieges in der Ukraine?

Remmers: Wir befürchten, dass dieser Krieg weitreichendere, noch nicht in vollem Ausmass abschätzbare Folgen hat. Auch wenn der Konflikt im besten Fall bald gelöst werden könnte, werden uns die Auswirkungen in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft noch länger beschäftigen. Knappheiten, die heute schon in vielen Lieferketten bestehen, nehmen zu. Sie haben Hoffnung angesprochen: Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist vielen Leuten in den letzten Wochen bewusst geworden. Es wird ein Umdenken stattfinden, das sich positiv auf die Klimapolitik auswirkt. Wir werden schneller auf erneuerbare Energien umsteigen.

Inwiefern antizipieren Sie in Ihrem Fonds eine Zinserhöhung in der Schweiz in diesem Jahr?

Remmers: Die Schweizer Nationalbank ist nach wie vor im Schlepptau der EZB. Aus unserer Sicht wird die Schweiz die Leizinsen erst erhöhen, wenn Europa den ersten Schritt gemacht hat. Aufgrund der hohen Inflation erwarten wir global steigende Leitzinsen. Höhere Zinsen werden einen Einfluss auf die Bewertungen der Unternehmen haben und weiteren Druck auf sehr teure Wachstumstitel ausüben.

Sie haben Ihren zCapital Swiss ESG Fund vor gut einem Jahr aufgelegt. Was hat Sie dazu bewogen, mitten in der Pandemie diesen Fonds auf den Markt zu bringen?

Stadelmann: zCapital berücksichtig beim Investieren seit der Gründung Nachhaltigkeitskriterien. Waren dies zu Beginn vorwiegend Governance-Themen, sind zunehmend auch die Faktoren Umwelt und Soziales hinzugekommen. Die Integration von ESG im Investmentprozess ist also nichts Neues für uns. Mit der Lancierung des zCapital Swiss ESG Fund gehen wir einen Schritt weiter und stellen die Nachhaltigkeit ins Zentrum. Wir investieren ausschliesslich in Firmen, bei denen wir überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit ein Teil der Strategie und in der Firmenkultur verankert ist. Nicht schöne Nachhaltigkeitsberichte, sondern Taten sind entscheidend, um Mehrwert für Aktionäre und weitere Anspruchsgruppen zu schaffen.

ESG ist in aller Munde. Gleichzeitig wird auch die Kritik am «Greenwashing» vieler Unternehmen lauter. Sie schreiben im Fondsporträt: «Nebst der ESG-Integration werden Ausschlüsse von Unternehmen getätigt, die gegen soziale und ökologische Kriterien verstossen.» Woran machen Sie die Auswahl Ihrer Investments fest?

Stadelmann: Wir machen uns ein eigenes Bild zur Nachhaltigkeit von Unternehmen und stützen uns nicht auf externe Ratings. Zu den Fundamentaldaten, die wir uns anschauen, gehören CO2-Emissionen, Ratings zur Governance, ein Kontroversen-Monitoring und die Nachhaltigkeitsberichte der Firmen. Dies ist die Basis der Analyse. Im Austausch mit den Unternehmen, durch Konkurrenzanalysen und Gespräche mit Kunden hinterfragen wir die Daten und können so beurteilen, ob die Firmen wirklich Verbesserungen der Nachhaltigkeit anstreben.

Zu Ihren grössten Investments gehören Roche und ABB. Inwieweit sind diese Engagements ESG-konform?

Remmers: Als Hersteller von Medikamenten trägt Roche positiv zur Gesundheit von Menschen und damit auch zur Nachhaltigkeit bei. Vor allem gefällt uns, dass Roche in den letzten Jahren im Gegensatz zu Konkurrenten wie Novartis kaum in Kontroversen verstrickt war. ABB wird stark vom Trend zur Elektrifizierung profitieren. Der neue CEO hat die Nachhaltigkeitsanstrengungen im Unternehmen stark intensiviert. Beispielsweise konnten die CO2-Emissionen seit 2019 um 39% reduziert werden. Beide Firmen sind attraktive Anlagen mit gutem Wachstums- und Performancepotenzial.

In welche Unternehmen würden Sie zurzeit wegen fehlender ESG-Kriterien nicht investieren?

Stadelmann: Viele kleinere Firmen publizieren noch keine oder nur wenige ESG-Daten. Dies ist aber kein Grund für uns, nicht in diese zu investieren. Als Spezialisten für Schweizer Aktien kennen wir die Unternehmen sehr gut, haben Zugang zum Management und können uns daher ein eigenes Bild zur Nachhaltigkeit machen. Ein Beispiel dazu ist der Elektronikkomponentenhersteller LEM. Das Unternehmen hat zwar noch keinen Nachhaltigkeitsbericht publiziert, trägt mit seinen Produkten aber zur Elektrifizierung bei und lässt in seinen Investitionsprojekten stets Nachhaltigkeitsüberlegungen einfliessen.

Versorger-Titel machen in Ihrem Fonds mit gerade 2% einen nur sehr geringen Anteil am gesamten Fondsvermögen aus. Müssten Energie-Titel in einem ESG-Fonds nicht ein viel höheres Gewicht haben? Schliesslich hängt es hauptsächlich von ihnen ab, ob Klimaziele erreicht werden können.

Remmers: Zu den Klimazielen müssen nicht nur Versorger, sondern alle Unternehmen beitragen. Energietitel sind durchaus prädestiniert für einen Nachhaltigkeitsfonds. Wir schliessen aber Hersteller von Atom- und Kohlestrom aus, beispielsweise BKW. Im Weiteren muss uns auch die finanzielle Analyse und das Performancepotenzial der Aktie überzeugen. Hier fällt beispielsweise Meyer Burger, als Hersteller von Solarmodulen eigentlich auch ein «Energietitel», durch.

zCapital pflanzt für jede Million Fondsvermögen 100 Bäume. Das heisst, bisher ist bei einem Fondsvermögen von 22 Mio. CHF ein kleiner Wald von 2’200 Bäumen entstanden. Wo werden diese Bäume gepflanzt?

Stadelmann: Wir unterstützen ein kommunales Wiederaufforstungsprojekt in Nicaragua. In Zusammenarbeit mit myclimate wird sichergestellt, dass die Bäume auch langfristig gepflegt werden, damit man auch wirklich von Nachhaltigkeit sprechen kann. Das Projekt verbindet Natur- und Klimaschutz mit der Schaffung neuer Einkommensquellen für Kleinbauern.

Welche Titel in Ihrem Portfolio möchten Sie aufgrund ihrer Performance besonders hervorheben?

Remmers: Eines der erfolgreichsten Investments seit der Lancierung des Fonds ist der Hörgerätehersteller Sonova. Die Firma ist ein klarer Markt- und Innovationsführer und mit einem starken Wachstum und Marktanteilsgewinnen aus der Corona-Krise herausgekommen. Sonova hat schon lange ein überzeugendes Nachhaltigkeitsprofil und ist in seinen eigenen Betrieben CO2-neutral. Sonova bleibt eine Kernposition im zCapital Swiss ESG Fund.

Kursverlauf der Sonova-Aktie seit Anfang 2021. Quelle: six-group.com

Ihr Fonds ist jung und relativ klein. Wo wollen Sie mit ihm am Ende des Jahres 2022 stehen?

Remmers: Wir haben keine Wachstums- oder Grössenziele mit dem Fonds. Mit dem zCapital Swiss ESG Fund verfolgen wir einen glaubhaften Nachhaltigkeits- und Anlageansatz. Daraus ergibt sich eine äusserst spannende Portfoliozusammensetzung mit dem Potenzial für eine solide langfristige Performance.

Frau Stadelmann, Herr Remmers, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

 

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