Auto AG Group: Gutes Ergebnis mit Wermutstropfen

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Die Auto AG Gruppe ist stark im Thema Wasserstoff unterwegs. Sie wartet die Flotte von 47 mit Wasserstoff betriebenen Lastwagen der Firma Hyundai in der Schweiz und baut selbst Kapazitäten im Bereich H2 auf. Bild: autoag.ch

Das Engagement der Auto AG Gruppe im öffentlichen Verkehr, in dem das Unternehmen aus Rothenburg 2,4 Mio. Kurskilometer pro Jahr anbietet, hat verhindert, dass 2021 zu einem Rekordjahr in der 103-jährigen Geschichte des Unternehmens wurde. Denn während das ÖV-Angebot der Auto AG praktisch unverändert gegenüber den Vorjahren aufrechterhalten wurde, ist die Nachfrage in den Corona-Jahren 2020 und 2021 deutlich gesunken. Um 1.6 Mio. CHF sei man in diesem Bereich unter Budget geblieben, so CFO Walter Odermatt. Statt 6,9 Mio. wie im Vor-Corona-Jahr 2019 konnten im letzten Jahr nur 5,6 Mio. Passgiere befördert werden. Der Verlust werde vollumfänglich durch die Reserven der Auto AG getragen, erst wenn diese aufgebraucht seien, springe der Staat in die Bresche.

Happy trotz Wermutstropfen

«Wir sind happy, trotz des Wermutstropfens ÖV», sagt VR-Präsident Walter Huber anlässlich der Bilanzmedienkonferenz. Untermauert wird das Glücksgefühl des Verwaltungsrats und der operativen Spitze der Auto AG durch einen Rekordverkauf an Nutzfahrzeugen, der auf 1648 Fahrzeuge kletterte; 2020 wurden noch 1447 Stück abgesetzt. Auch der Umsatz im Bereich Werkstätten zog leicht an. Und nicht zuletzt konnte bei der Auto Bus AG, die 2018 ihre Tätigkeit aufgenommen hat, ein Wachstum von 50% verzeichnet werden. Die Auto AG Bus transportiert mit gut 80 Fahrzeugen knapp 800 Schülerinnen und Schüler täglich. Um das Wachstum zu bewältigen, wurden 30 neue Stellen geschaffen.

Engagement in Wasserstoff

Von zentraler Bedeutung für die ganze Auto AG Gruppe wird immer mehr das Thema Wasserstoff. Mittlerweile sind 47 Wasserstoff-Lastwagen von Hyundai auf den Schweizer Strassen unterwegs, die zusammen knapp drei Millionen Kilometer zurückgelegt haben. Die Auto AG ist insbesondere für die technische Wartung dieser Fahrzeuge zuständig. Aber dabei soll es nicht bleiben. Ab Ende 2022 soll eine eigene Wasserstoffproduktion in Rothenburg in Betrieb gehen. Bis zu einer Million Franken werde in die Wasserstoffproduktion-Anlage investiert werden, so Marc Ziegler, CEO der Auto AG, gegenüber schweizeraktien.net. «Wir sehen in diesem Bereich ein enormes Potenzial und verfolgen unsere Innovationsprojekte mit voller Kraft weiter», lässt sich Ziegler in einer Pressemitteilung zitieren.

Ein weiteres Innovationsprojekt verfolg die Auto AG mit einem Wasserstoff-Stromgenerator, der derzeit in Österreich getestet wird und schon bald auch hierzulande zum Einsatz kommen soll. Der Generator mit einer Ausgangsleistung von 5 KW werde etwa 95’000 CHF kosten und damit etwas mehr als ein vergleichbarer Dieselgenerator, so Marc Ziegler.

Vermietungsquote im «A2 Gewerbepark» entspricht Erwartungen

Zufrieden ist man in Rothenburg auch mit der Vermietungsquote des «A2 Gewerbeparks». Der Neubau entwickle sich wie geplant, 56% der Flächen seien bereits vermietet. Trotz steigender Rohstoffkosten und Lieferverzögerungen hätten Termine und Budgetvorgaben eingehalten werden können, der auf September 2022 geplante Inbetriebnahme der 10’000 m2 Mietfläche stehe nichts im Wege, so das Unternehmen. Insgesamt werden 24 Mio. CHF in den Gewerbepark investiert.

Leicht zurückgehende Eigenkapital-Quote

Die Investitionen in den Gewerbepark haben Auswirkungen auf die Bilanz des Unternehmens. So steigt auf der Aktiv-Seite das Sach-Anlagevermögen um 10 Mio. CHF auf 78.4 Mio. CHF. Bei den Passiven erhöhen sich die langfristigen Finanzverbindlichkeiten von 29.3 auf 42.5 Mio. CHF. Der Eigenkapital-Anteil geht gegenüber 2020 leicht auf 46,8% zurück. Damit sei man gut finanziert, befindet CFO Walter Odermatt.

Ergebnis erreicht Vor-Corona-Werte

2021 konnte die Auto AG den Umsatz leicht um 0.3 Mio. CHF auf 113.5 Mio. CHF steigern. Das EBITDA zog mit +35% stark auf 8.4 Mio. CHF an. Unter dem Strich bleibt ein Jahresergebnis von 2.5 Mio. CHF (2020: 0.6 Mio. CHF). Damit erreicht das Unternehmen wieder Ergebnisse wie vor Corona, wie aus dem Geschäftsbericht 2021 hervorgeht.

Entwicklung des EBITDA in den letzten fünf Jahren. Quelle: autoag.ch
Ausblick

Das Unternehmen gibt sich optimistisch, was den Ausblick auf das Jahr 2022 betrifft. So habe sich gemäss VR-Präsident Walter Huber der ÖV im Februar und März gut erholt gezeigt und hätte die Erwartungen der Auto AG sogar übertroffen. Leider werde aber auch das laufende Jahr von externen Ereignissen überschattet. Nach der Knappheit an Chips käme jetzt durch den Krieg in der Ukraine ein Mangel an Kabelsträngen, die hauptsächlich in der Ukraine produziert werden, auf die Autoindustrie zu. «Die ohnehin schon geschwächten Lieferketten werden durch den Krieg in der Ukraine weiter belastet», sagt Huber. Gleichzeitig sieht er aber eine gute Entwicklung im Nutzfahrzeugbereich für 2022. Die Auto AG werde ihre Position als Marktführer für alternative Antriebe weiter ausbauen.

Fazit

Die Auto AG, die vom Nutzfahrzeugverkauf über Wartung und entsprechende Werkstätten bis hin zum Transport im Bereich ÖV und Schulen aufgestellt ist, die zusätzlich aktiv ihre Immobilien entwickelt und bewirtschaftet, hat mit der Diversifikation den Vorteil, das Ergebnis schwächelnder Geschäftsfelder ausgleichen zu können. Wie in den letzten beiden Jahren durch den starken Rückgang im von Corona durchgeschüttelten Bereich ÖV geschehen. Sollte jetzt der ÖV wieder anziehen – und die ersten Monate des Jahres 2022 deuten darauf hin –, liessen sich auf der anderen Seite Rückgänge im Fahrzeugverkauf durch Lieferengpässe kompensieren.

Die Diversifikation der Auto AG Holding. Quelle: autoag.ch

Zusätzlich scheint das Unternehmen eine kohärente Strategie beim Auf- und Ausbau der erneuerbaren Energien, und hier vor allem Wasserstoff, zu verfolgen. Investitionen in eigene erste Schritte zur Herstellung von Wasserstoff, wenngleich noch in kleinen Mengen, sind ein gutes erstes Anzeichen.

Der VR wird der GV für 2021 eine Dividende von 9 CHF beantragen, womit sich eine Dividendenrendite von 1,8% errechnet. Die GV am 11. Mai wird erstmals wieder nach den beiden Corona-Ausfällen 2019 und 2020 mit der physischen Anwesenheit der Aktionäre und Aktionärinnen stattfinden, was VR und Management sehr begrüssen.

Entwicklung des Buchwerts (rot) und des Aktienkurses (blau) der Auto AG. Quelle: autoag.ch

Auffallend ist, dass der Buchwert den Kurswert der Aktie deutlich übersteigt. Die Aktie hat durchaus noch Potenzial einer längerfristigen Aufwärtsbewegung, beträgt das Delta zwischen Buch- und Kurswert doch 37%. Zur Zeit wird die Aktie der Auto AG auf OTC-X der BEKB zu 460 CHF gehandelt.

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