Wenn der Jahresbericht und die Jahresrechnung ohne jede Gegenstimme der anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre angenommen wird, wenn selbst beim unabhängigen Stimmenzähler kein einziges ablehnendes Votum eingegangen ist, dann erlebt der Besucher eine Generalversammlung, die vom Respekt vor den Leistungen des Unternehmens getragen wird.
Er selbst habe nicht mit einem Rekordergebnis gerechnet, eröffnete Walter Huber, VR-Präsident der Auto AG, die 106. Generalversammlung in der Chärnshalle in Rothenburg. Hoch erfreut zeigte er sich über die totale Zustimmung des Aktionariats. So sei es «easy», vor das Publikum in der gut gefüllten Halle zu treten.
Robust aufgestellt
Für die Besuchenden der GV hatte das Team um CEO Marc Ziegler vor der Halle Trucks, Busse und Transporter auffahren lassen. Ein beeindruckendes Arsenal von Fahrzeugen, das den richtigen Rahmen setzen sollte.
Drinnen sprach Walter Huber davon, dass die Auto AG robust aufgestellt sei und auch in Zukunft gute Ergebnisse abliefern werde. Die Fokussierung auf alternative Antriebe zahle sich aus, auch sei es begrüssenswert, dass das Unternehmen nicht nur auf die Wasserstofftechnologie, sondern immer stärker auch auf Elektromobilität setze.
Mit BYD in die Elektrozukunft
Ziegler hob die strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Hersteller von Elektrofahrzeugen, BYD, hervor. Das sei über den Import von Medium- und Heavy-Trucks hinaus für die Auto AG von besonderer Bedeutung, weil BYD auch ein innovativer Batteriehersteller ist. Erste BYD-Testfahrten sollen interessierten Käufern schon im Mai angeboten werden.
Hervorgehoben wurde auch die Aufnahme der neuen Marken Opel, Peugeot und Citroen in die Angebotspalette der Auto AG.
Umsatz- und Gewinnrekord
Das Umsatzwachstum von 13,5% auf den Rekordwert von 130.1 Mio. CHF kam in erster Linie durch den Fahrzeughandel zustande. Dieser sei etwas weniger rentabel als das Werkstattgeschäft, so Ziegler. Dennoch stieg auch der Gewinn mit 4.9 Mio. CHF (+7,1%) auf nie gesehene Höhen, gleichzeitig ging die Umsatzrendite wegen des überproportionalen Umsatzwachstums leicht von 4% auf 3,7% zurück.
Die durch Corona verursachten Lieferengpässe sind Geschichte. Das ist einerseits für die Auto AG erfreulich, stehen doch jetzt genug Fahrzeuge im Lager, die der Käufer harren. Andererseits reduzierte sich die Eigenkapitalquote wegen der Zunahme des Fahrzeuglagers von 44% auf 37,5%. Aber: Wie erfolgreich die Auto AG in den letzten 15 Jahren gewirtschaftet hat, zeigt sich an der Höhe des absoluten Eigenkapitals, das sich seit 2008 von 20.9 Mio. auf 67.7 Mio. CHF mehr als verdreifacht hat und auch im Geschäftsjahr 2023 noch einmal um 3.7 Mio. CHF zunahm. Ende 2024 soll die Eigenkapitalquote wieder auf über 40% steigen, versprach Ziegler den Aktionären.
So viele Fahrgäste wie noch nie im ÖV
Aber damit war noch nicht Schluss mit den good news: Die Sparte öffentlicher Verkehr überzeugte sowohl bei den Ticket- als auch bei den Werbemehreinnahmen, die beide über Budget lagen. Obwohl das Angebot in Kurskilometern praktisch gleich blieb, wuchs die Zahl der Einsteiger um 9,2% auf 7.2 Mio. Fahrgäste. Damit liegt die Frequenz mit +4,8% sogar noch über den Zahlen vor Corona im Jahr 2019. Dass dennoch ein knapp negatives Resultat unter dem Strich resultierte, liege an den Kosten, insbesondere beim Personal, sowie am Umstand, dass im öffentlichen Verkehr immer mit einer ausgeglichenen Rechnung budgetiert wird, so Ziegler.
Importgesellschaft gegründet
Walter Huber hatte schon zu Beginn der GV die guten Zukunftsaussichten für die Auto AG skizziert. Ziegler untermalte das mit Blick auf die Importgesellschaft, die in diesen Tagen gegründet worden sei. Man werde sich vom Retailer jetzt auch zum Importeur entwickeln, was ganz neue Renditeaussichten schaffe.
Ein Konzept zur Elektrifizierung der Busflotte liegt auf dem Tisch. «Man kann einen Bus an die Steckdose anschliessen, kein Problem, aber eine ganze Flotte über Nacht gleichzeitig zu laden, das ist eine total andere und grössere Herausforderung», so Ziegler. Er geht von Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe für die entsprechende Ladeinfrastruktur in der Bushalle aus, um in Zukunft die Transformation weg von fossilen Verbrennern zu elektrischen Bussen stemmen zu können.
Leader für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antriebsarten
Die Festigung der Position als Leader für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antriebsarten steht auch weiterhin im Fokus der Auto AG. Hier hat sich allerdings ein leichter Shift ergeben. Gerade mit BYD und der Elektrifizierung der Busflotte steht der Elektroantrieb noch stärker im Vordergrund, womit der Wasserstoffantrieb, der im Verbrauch immer noch vergleichsweise teuer ist, etwas in den Hintergrund gerät. Dennoch steht z.B. der Wasserstoffgenerator H2 Genset kurz vor dem Markteintritt, den die Auto AG in der Konstruktionsphase massgeblich mitentwickelt hat.
Dividende von 14 Franken
Als nach 90 Minuten die GV endet, freuen sich die Aktionärinnen und Aktionäre nach einem Apéro auf ein gediegenes Znacht mit Geschnetzeltem und Nudeln. Und sie freuen sich über die Dividende, die wie im Vorjahr bei 14 CHF liegt.