Auto AG Group: Nutzfahrzeughändler bringt BYD-Trucks in die Schweiz

Partnerschaft an Nutzfahrzeugmesse in Bern unterzeichnet

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Freuen sich auf die Zusammenarbeit: Baris Akyalcin, Key Account Manager BYD Europe, Marc Ziegler, CEO Auto AG, Isabrand Ho, General Manager Commercial Vehicle Business, BYD Europe (v.l.n.r.) Bild: schweizeraktien.net

Der Auto AG Truck, eine Tochter der Auto AG Group aus Rothenburg, hat an der Nutzfahrzeugmesse transport-CH in Bern jüngst Verträge mit dem chinesischen Hersteller BYD als exklusiver Importeur von mittelgrossen und schweren Nutzfahrzeugen unterzeichnet. Ausserdem wird die Auto AG an ihren 8 Standorten den After-Sales-Service für die e-Fahrzeuge übernehmen.

BYD hat Schweizer Nutzfahrzeug-Markt im Visier

Die Auto AG baut bereits seit 2018 ihr Angebot im Bereich der alternativen Antriebe für Nutzfahrzeuge aus. Dazu gehören Kooperationen mit verschiedenen Herstellern im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge und ein Wasserstoff-Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem koreanischen Hersteller Hyundai. Nun kommt die Partnerschaft mit BYD hinzu. BYD steht für «Build your dreams» und ist ein chinesischer börsenkotierter Technologiekonzern, der vor allem im Bereich von emissionsfreien Mobilitäts- und Energielösungen in über 70 Ländern tätig ist. Wie Isbrand Ho, Europachef Nutzfahrzeuge von BYD anlässlich einer gemeinsamen Medienkonferenz mit der Auto AG in Bern sagte, sei BYD auch der weltweit grösste Hersteller von Batterie. Gemeinsam mit der Auto AG Group wolle BYD nun in den Schweizer Markt für elektrische Nutzfahrzeuge eintreten. Konkrete Ziele zur Partnerschaft mochte Ho zwar keine nennen. Er machte jedoch deutlich, dass die Transformation von dieselbetriebenen hin zu Fahrzeugen mit Elektroantrieb nicht aufzuhalten sei.

Potenzial für e-Nutzfahrzeuge gross

Auf das Potenzial für den Schweizer Markt ging Marc Ziegler, CEO der Auto AG Group, näher ein. «98% der Anbieter auf der hier stattfindenden Messe zeigen alternative Antriebe, während auf der Strasse noch 98% der Nutzfahrzeuge mit Diesel unterwegs sind», bemerkte Ziegler. Von Januar bis September 2023 seien 1’403 leichte elektrische Nutzfahrzeuge in der Schweiz immatrikuliert worden, was einem Marktanteil von 7,2% entspreche. Im mittleren Segment wurden keine elektrischen Fahrzeuge zugelassen, bei den schweren Nutzfahrzeugen sind es nach Angaben von Ziegler 4,9% gewesen. «Dies zeigt, dass der Anteil an elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen noch klein ist und entwickelt werden muss», so der CEO weiter.

Starten wird die Auto AG Truck daher mit zwei Fahrzeugen, dem ETM6 mit einer Nutzlast bis 3,8 Tonnen und einer Reichweite von 200 km sowie dem ETH8. Dieser bietet eine Nutzlast von knapp 11 Tonnen und eine Reichweite von 250 km. Mit Nettopreisen von 125’000 CHF für den ETM6 und 234’000 CHF für den ETH8 sollen die Fahrzeuge des chinesischen Herstellers vergleichsweise günstig sein.

Lücke im Angebot schliessen

Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen verfüge das Unternehmen bereits über ein breites Angebot an Elektrofahrzeugen, erläutert Ziegler, während es im mittleren und schweren Segment bisher gefehlt habe. «Diese Lücke schliessen wir jetzt mit dem BYD-Import. BYD hat weltweit bereits Millionen von Elektrofahrzeugen verkauft. Von dieser starken Marke ist in Zukunft noch viel technologische Innovation zu erwarten». Parallel zum Verkauf der BYD-Fahrzeuge stellt die Auto AG den Kunden von BYD ihr Werkstattnetz zur Verfügung. Ausserdem verfügt sie über ein Netz mit 23 eigenen Ladestationen an den 8 Standorten. Ziegler betont jedoch, dass die Kunden ihre Fahrzeuge in der Regel selbst laden würden.

Fazit

Der Klimawandel treibt die Transformation in der Mobilität voran. Insbesondere für Unternehmen wird es angesichts der zunehmenden ESG-Reportingpflichten immer wichtiger, dass sie ihre Flotten auf alternative Antriebe umstellen, um so ihre CO2-Emissionen zu senken. Zusätzlich forciert wird diese Entwicklung durch die Roadmap Elektromobilität 2025, die sich zum Ziel gesetzt hat, dass bis 2025 mindestens 50% der neu zugelassenen Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden.

Die Auto AG Group könnte dank der vorausschauenden Kooperationen mit BYD und anderen Herstellern von diesem Trend beim Verkauf neuer Nutzfahrzeuge profitieren. Chancen könnten sich auch im Busbereich ergeben, wo die Gruppe mit der Tochter Auto AG Bus selbst ÖV-Linien im Kanton Luzern betreibt. Durch die Kooperation mit BYD im After-Sales-Service könnte auch das Servicegeschäft gewinnen. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass Elektrofahrzeuge weniger wartungsintensiv sind, was sich negativ auf die Umsätze auswirken könnte.

Nach Publikation der 2022er Zahlen erholte sich der Kurs der Auto AG-Aktien. Seither der Titel wieder etwas verloren. Chart: otc-x.ch

Insgesamt scheint die Auto AG Group in Sachen Transformation den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Die Aktien sind dennoch in den letzten Monaten unter Druck geraten. Zuletzt wurden sie auf OTC-X zu 435 CHF gehandelt. Dies entspricht auf der Basis der 2022er Zahlen einem niedrigen KGV von 8 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 0.6. Ein Teil des Anlagevermögens besteht aus Liegenschaften an den 8 Standorten, die nicht nur für eigene Zwecke genutzt, sondern auch vermietet werden und so für konstante Cashflows sorgen. Selbst wenn sich die Ertragslage in diesem Jahr konjunkturbedingt eintrüben sollte, so sind die Aktien der Auto AG Holding nach wie vor attraktiv bewertet.

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